Wir Christen sind oft ganz schön ernsthaft, oft sogar richtig verbissen, wenn es um das eine oder andere geht. Und dann verlieren wir noch vor lauter Eifer für die Wahrheit und den Herrn gelegentlich so ziemlich alles aus dem Auge, was Er uns angelegentlich aufgetragen hat. Ganz besonders das mit der Liebe, das Johannes in seinem Evangelium im Kapitel 15 ausführlich darlegt. Und so war das auch, als die Spanier unter Cortez nach Südamerika kamen. Klar, es lockten Gold und Reichtum, aber Cortez war es auch ein ehrliches Anliegen, die aztekischen Völker zum Christentum zu bekehren.
Die Azteken konnten aber mit dem Gekreuzigten gar nichts anfangen. Menschenopfer kannten sie, die gab es täglich in großen Zahlen. Das war normal, dass Menschen grausam starben. Nicht schön, aber normal. Ein Elend, aber, so dachten sie, ohne das Blut der zahllosen Opfer würde die Sonne am nächsten Tag nicht mehr aufgehen können, also war es nicht ganz sinnlos. Und es war zum einen nicht einsichtig, warum sie nun irgendein Opfer verehren sollten statt Göttern, die zwar grausam aber immerhin mächtig waren. Und dann: Die Spanier behaupteten zwar, ihr Gott wolle Frieden und Liebe, aber was taten sie? Sie brachten dauernd die Indios um und manchmal auch sich gegenseitig. Das war wirklich nicht glaubwürdig. Wozu sollten sie die eine Art von Elend und Grausamkeit durch eine neue Variante ersetzen, die möglicherweise sogar noch schlechter war (und eventuell das Ende der Welt bedeutete, weil die Sonne ohne rituelle Menschenopfer ja nicht mehr aufgehen würde)?
Und da passiert diese völlig unwahrscheinliche kleine Episode. Ein schon angejahrter Indio, Unterschicht, keiner der adligen Führerschaft, der sich – aus welchen Gründen auch immer – doch hat taufen lassen, will zur Kirche seiner Pfarrei gehen und unterwegs begegnet ihm eine junge Frau (den Interpreten des drei Tage später auf rätselhafte Weise entstehenden Bildes nach ca. 14 Jahre alt). Um sie herum Vogelgezwitscher und Blütenduft auf einem eigentlich recht kahlen dornigen Hügel in der kalten Jahreszeit. Sie stellt sich schließlich als Maria vor und dann ein aztekisches Wort über das Uneinigkeit besteht, das aber möglicherweise „Besiegerin der Schlange“ hieß und von den Spaniern später als „Guadalupe“ verstanden wurde. Sie schickt den Indio Juan zum Bischof, weil sie hier eine Kapelle gebaut haben möchte. Der Bischof will einen Beweis. Sie lässt Juan Rosen pflücken, die er in seinem Umhang aus Agavefasern zum Bischof bringt. Durchaus ein Beweis, denn solche Rosen hätte er dort und besonders in dieser Jahreszeit nicht pflücken können. Die große Überraschung kommt dann, als er die Rosen ausleert, auf dem Umhang ist ein ziemlich erstaunliches Bild zu sehen: die junge Frau mit einem Gewand mit goldenem Blütendekor und einem Sternenmantel , vor der Sonne stehend, eine Mondsichel unter den Füßen.
Einmal abgesehen von allen ungewöhnlichen Eigenschaften, die dieses Bild hat und die ich hier nicht ausbreiten will, was hat die Indios an diesem Bild so angesprochen, dass sie plötzlich in Scharen zum Christentum übertraten?
Es gibt drei zentrale Punkte des Handelns Gottes, in denen das Heil, das allen Menschen offen steht, gewirkt wird und die so untrennbar miteinander verbunden sind wie die Offenbarung, dass da nur ein Gott ist und dennoch in drei Personen. Verstehen kann man es nicht, nur staunend betrachten. Von diesen drei zentralen Punkten, die nur eine Wirklichkeit sind, gibt es je ein Bild (das eigentlich kein Bild ist, da es keine wirklichen Farben enthält) auf drei verschiedenen Stoffen, das auf bisher sehr rätselhafte Weise entstanden ist. Es gibt das Grabtuch von Turin (mit dem Ganzkörperabdruck des gekreuzigten und gestorbenen Jesus). Es gibt das Muschelseidentuch in Manoppello (mit dem Gesichtsabdruck des lebenden (auferstandenen) Jesus). Es gibt das Marienbild von Mexiko (mit dem Beginn der Menschwerdung). Also Inkarnation (Menschwerdung), Tod am Kreuz (Erlösung) und Auferstehung.
Hier ist besonders interessant, dass dieses Bild am 12. Dezember entstand, bzw. Anfang Dezember generell. Es gibt etliche Hinweise, dass der Geburtstag Jesu in Wirklichkeit ein Tag Anfang September war. Eine Überlegung, die besonders berücksichtigt, was wohl die drei Weisen, die kurz nach der Geburt anreisten, beobachtet haben könnten, das sie veranlasste, dort hinzureisen, gibt eine gute Argumentation, warum die Sternenkonstellation vom 1. September im Jahr 2 v.Chr., 4 Uhr 30 sehr wahrscheinlich ist. Anfang Dezember ist neun Monate vorher, also um den jahreszeitlichen Zeitpunkt der Beginn der Schwangerschaft Marias.
Denn auf diesem Bild ist Maria als schwanger dargestellt. Nach Paul Badde ist auf ihrem Kleid unter dem Gürtel eine Jasminblüte zu sehen, die sich gerade öffnet und in der man bei starker Vergrößerung Teile eines winzigen Gesichtchens erkennen kann.
Das ist nämlich der ganz entscheidende Punkt in aller Symbolik. Maria bringt Jesus, auf ihn weist sie hin. Sie tritt vor die Sonne und steht über dem Mond (zwei miteinander streitende mächtige Aztekengötter) in dem Moment, indem sie selbst Mutter wird. An die Stelle des permanenten Tötens und Sterbens wird der Neubeginn der Schöpfung in der Menschwerdung Jesu gesetzt. Blumen und singende Vögel verdeutlichen den Frieden des Paradieses. Und so viel mehr, man kann sich lange darin vertiefen.
Zwar liegt in jedem Moment des Heilsgeschehens eine Mischung von Freude und Schmerz vor. Das Kreuz ist von Anfang an gegenwärtig, aber auch selbst im Kreuz die Auferstehung. Doch die Gewichtung der Elemente verschiebt sich bei der Betrachtung der einzelnen Aspekte. Sie alle können heilend und heilsam sein. Die Passion wie die Hoffnung der Auferstehung. Das Wissen, das Gott unser Leid ganz verstehen kann, genauso wie das Vertrauen, dass das Leid nur der Durchgang zu Freude ist. In dem dargestellten Moment der Menschwerdung aber überwiegt die stille, leise Freude, das Wunder, dass die Ewigkeit die Zeit berührt, der Himmel die Erde. In einem Bild, das jeder verstehen kann, dem einer jungen werdenden Mutter.
Hier konnten die Indios die frohe Botschaft sehen und in den dokumentierten Worten des liebevollen Gesprächs zwischen Juan und der jungen Frau hören und es hat sie im Herzen erreicht und selbst das so Befremdliche des Kreuzes und so Unvorstellbare der Auferstehung begreifen lassen.
Auch ich selbst habe einiges von dieser Freude gefühlt, als ich die Beschreibungen darüber las und als ich versuchte es in Worte zu fassen, was Maria in diesem Bild für uns ist, fand ich „Grund unserer Freude“ , um festzustellen, dass das auch eine Anrufung der Lauretanischen Litanei ist. Und es schien mir, dass uns die Freude so oft fehlt, weil wir verlernt haben, genau dieses Bild (ob nun so wie das mexikanische, das uns geschenkt ist oder wie wir es uns sonst vorstellen können) zu betrachten, dass es da diesen Berührungsmoment von Zeit und Ewigkeit gibt, in dem eine bis dahin unbekannte große Freude in unsere Welt gekommen ist.
Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.
Dominus conservet eum et vivificet eum
et beatum faciat eum in terra et
non tradat eum in animam inimicorum eius.
Mittwoch, 29. September 2010
Vom Grund der christlichen Freude - Causa nostrae laetitae: eine Beobachtung, was uns das mexikanische Marienbild sagt
Samstag, 25. September 2010
Die Seeschlacht von Lepanto und Maria von Guadalupe
Am 7. Oktober wird das Rosenkranzfest begangen, in Erinnerung an die Seeschlacht von Lepanto, die überraschend doch noch von den Verteidigern gegen die angreifenden Osmanen gewonnen wurde. Damals (1571) hatte Papst Pius V die ganze christliche Welt zum Rosenkranzgebet aufgerufen. Die Lage war so verzweifelt, dass sogar einige sonst verfeindete europäische Staaten Allianzen geschlossen hatten. Aber vielleicht ist es interessant, auch ein weiteres Detail über diese Schlacht zu kennen:
Die Schlacht vor Lepanto war schon so gut wie verloren, die Flotte war direkt in eine Falle gesegelt, sie war klar unterlegen und der Wind stand auch noch gegen sie; das Flaggschiff des Oberkommandos war bereits geentert. Da "stürzte Andrea Doria" (der Kommandant der genuesischen Streitkräfte) "unter Deck und warf sich vor einem neuen Gnadenbild Marias nieder. Nur die Königin des Himmels könne ihm jetzt noch helfen, flehte er, wenn nicht alles verloren sein sollte. Wenn ihr die Christenheit noch irgendwie lieb und teuer war. Unter Tränen rief der junge Kondottiere die fremde Jungfrau mit dem Kreuzmedaillon an.
Es war die erste Kopie der Morenita in Europa, es war Maria von Guadalupe. Alonso Montúfar, Mexikos neuer Erzbischof, hatte das Bild ein Jahr zuvor anfertigen und als Geschenk an Spaniens König verschiffen lassen. Philipp II hatte das Bild an Juan de Austria weitergegeben. Der hatte die Madonna auf dem Halbmond dem gleichaltrigen Admiral Andrea Doria als Glück verheißendes "Pallium" anvertraut, als Schutzmantel für den entscheidenden Waffengang.
Als Andrea Doria wieder an Deck kam, hatte sich der Wind gedreht. Ein Sturm war ausgebrochen und fegte die türkischen Formationen auseinander. Plötzlich konnten die Europäer ihre Feuerkraft ausspielen. Spanier enterten das Flaggschiff Ali Paschas und enthaupteten den Eliteadmiral Selims noch an Bord. Furcht ergriff die Türken, Panik machte ihr Manövrieren unmöglich ..." (zitiert aus Paul Badde: Maria von Guadalupe. Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb).
Hier geschah etwas sehr Signifikantes. Durch das Erscheinen dieses Bildes (anders kann man es nicht nennen, da es neben dem Volto Santo von Manopello und dem Turiner Grabtuch eines der drei nicht von Menschenhand geschaffenen Bilder ist, von deren Existenz wir wissen) wurde ganz Mittel- und Südamerika christlich. Nicht etwa durch den Zwang der Eroberer, der hatte nur Widerstand geweckt. Mit dem gekreuzigten Jesus hatten die Indios nichts anfangen können; Menschenopfer waren für sie zu alltäglich. Tod und Blut waren so sehr Alltag, dass sie da nichts erschüttern konnte. Erst die Symbolik jenes Bildes erschloss ihnen die Heilsbotschaft. Und dann kommt die erste Kopie gerade rechtzeitig nach Europa und an Bord eines Schiffes eines der Befehlshaber bei der Seeschlacht von Lepanto.
Es ist faszinierend, und nicht der einzige Mosaikstein faszinierender Zusammenhänge, den Badde in seinen Büchern über das Muschelseidentuch und das mexikanische Marienbild aufschließt.
Die Schlacht vor Lepanto war schon so gut wie verloren, die Flotte war direkt in eine Falle gesegelt, sie war klar unterlegen und der Wind stand auch noch gegen sie; das Flaggschiff des Oberkommandos war bereits geentert. Da "stürzte Andrea Doria" (der Kommandant der genuesischen Streitkräfte) "unter Deck und warf sich vor einem neuen Gnadenbild Marias nieder. Nur die Königin des Himmels könne ihm jetzt noch helfen, flehte er, wenn nicht alles verloren sein sollte. Wenn ihr die Christenheit noch irgendwie lieb und teuer war. Unter Tränen rief der junge Kondottiere die fremde Jungfrau mit dem Kreuzmedaillon an.
Es war die erste Kopie der Morenita in Europa, es war Maria von Guadalupe. Alonso Montúfar, Mexikos neuer Erzbischof, hatte das Bild ein Jahr zuvor anfertigen und als Geschenk an Spaniens König verschiffen lassen. Philipp II hatte das Bild an Juan de Austria weitergegeben. Der hatte die Madonna auf dem Halbmond dem gleichaltrigen Admiral Andrea Doria als Glück verheißendes "Pallium" anvertraut, als Schutzmantel für den entscheidenden Waffengang.
Als Andrea Doria wieder an Deck kam, hatte sich der Wind gedreht. Ein Sturm war ausgebrochen und fegte die türkischen Formationen auseinander. Plötzlich konnten die Europäer ihre Feuerkraft ausspielen. Spanier enterten das Flaggschiff Ali Paschas und enthaupteten den Eliteadmiral Selims noch an Bord. Furcht ergriff die Türken, Panik machte ihr Manövrieren unmöglich ..." (zitiert aus Paul Badde: Maria von Guadalupe. Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb).
Hier geschah etwas sehr Signifikantes. Durch das Erscheinen dieses Bildes (anders kann man es nicht nennen, da es neben dem Volto Santo von Manopello und dem Turiner Grabtuch eines der drei nicht von Menschenhand geschaffenen Bilder ist, von deren Existenz wir wissen) wurde ganz Mittel- und Südamerika christlich. Nicht etwa durch den Zwang der Eroberer, der hatte nur Widerstand geweckt. Mit dem gekreuzigten Jesus hatten die Indios nichts anfangen können; Menschenopfer waren für sie zu alltäglich. Tod und Blut waren so sehr Alltag, dass sie da nichts erschüttern konnte. Erst die Symbolik jenes Bildes erschloss ihnen die Heilsbotschaft. Und dann kommt die erste Kopie gerade rechtzeitig nach Europa und an Bord eines Schiffes eines der Befehlshaber bei der Seeschlacht von Lepanto.
Es ist faszinierend, und nicht der einzige Mosaikstein faszinierender Zusammenhänge, den Badde in seinen Büchern über das Muschelseidentuch und das mexikanische Marienbild aufschließt.
Sonntag, 19. September 2010
Seligsprechung Kardinal Newman
Anlässlich dieses Ereignisses möchte ich auf kein anderes Thema eingehen. Auf Kardinal Newman bin ich gestoßen, als ich versuchen wollte, herauszufinden, was es mit dem Christsein wirklich auf sich hat. Gar nicht so einfach, Literatur zu finden, wenn man nicht weiß, wen man ansprechen soll. Das muss etwa 1987 gewesen sein. Nun gab es damals in der Stadt noch eine winzige Buchhandlung, die tatsächlich ein Regal mit katholischer Literatur hatte. Nicht etwa die Dombuchhandlung, da gab es so ziemlich alles, nur nicht das was ich brauchte. Nun im Regal jener kleinen Buchhandlung stieß ich unter anderem auf ein Buch über Newman und fand seine Biographie und die Auswahl seiner Texte einfach ansprechend. Mit jemandem, der selbst wohl überlegt hatte, was den Glauben ausmachte, konnte ich mich gut identifizieren.
Vielleicht, aber das war mir damals sicher nicht bewusst, mochte ich auch die Konsequenz, mit der er seinen Weg ging. Etwas als wahr zu erkennen und dafür Ansehen und überhaupt erst einmal alles aufzugeben, das ihm vorher wichtig war, das ist schon sehr beeindruckend. Durchdacht habe ich das damals nicht. Newman war mir nur einfach sympathisch.
Später hörte ich dann, wie er so hervorgehoben wurde, dass er sich zu einer Zeit als das sehr unüblich war, sich für die Verantwortung und stärkere Rolle der Laien in der Kirche eingesetzt habe – und das war mir eher suspekt. Ich lebte ja gerade in einer Zeit, in der sich gerade die gerne als „mündige Laien“, die mehr Verantwortung wollen, bezeichneten, die dann vieles, was mir doch sehr wesentlich am Glauben schien, einfach über Bord werfen wollten. Ich konnte so etwas nicht auf Deckungsgleichheit mit Newman bringen, dessen Glaube ich doch gerade beeindruckt hatte, ging aber deswegen auf vorsichtige Distanz.
Erst jetzt, da es vor der Seligsprechung einige Berichte über Newman gab, verstehe ich, auf was sich obige Aussagen beziehen und das es mit jenen anderen Leuten wirklich rein gar nichts zu tun hat. Für mich ist die Seligsprechung daher Anlass, gewissermaßen eine Freundschaft wieder aufzunehmen, die ich auf Distanz gehalten hatte, also ein guter Tag.
Am beeindruckendsten an der Feier der Seligsprechung und der heiligen Messe, die heute vom Fernsehen übertragen wurde, fand ich, dass der Papst an zwei Stellen eine Stille einhalten ließ: nach den Lesungen und der Predigt, um das Wort Gottes zu bedenken und nach der Kommunion, damit auch diese Begegnung mit Jesus nicht in Aktivitäten untergeht. Das hätte ich mir schon sehr oft bei Gottesdiensten gewünscht. Natürlich ist es meistens möglich, die Geschäftigkeit ringsum zu ignorieren. Aber diese gemeinsame Stille war selbst am Fernsehen ein wunderbares Erlebnis.
Vielleicht, aber das war mir damals sicher nicht bewusst, mochte ich auch die Konsequenz, mit der er seinen Weg ging. Etwas als wahr zu erkennen und dafür Ansehen und überhaupt erst einmal alles aufzugeben, das ihm vorher wichtig war, das ist schon sehr beeindruckend. Durchdacht habe ich das damals nicht. Newman war mir nur einfach sympathisch.
Später hörte ich dann, wie er so hervorgehoben wurde, dass er sich zu einer Zeit als das sehr unüblich war, sich für die Verantwortung und stärkere Rolle der Laien in der Kirche eingesetzt habe – und das war mir eher suspekt. Ich lebte ja gerade in einer Zeit, in der sich gerade die gerne als „mündige Laien“, die mehr Verantwortung wollen, bezeichneten, die dann vieles, was mir doch sehr wesentlich am Glauben schien, einfach über Bord werfen wollten. Ich konnte so etwas nicht auf Deckungsgleichheit mit Newman bringen, dessen Glaube ich doch gerade beeindruckt hatte, ging aber deswegen auf vorsichtige Distanz.
Erst jetzt, da es vor der Seligsprechung einige Berichte über Newman gab, verstehe ich, auf was sich obige Aussagen beziehen und das es mit jenen anderen Leuten wirklich rein gar nichts zu tun hat. Für mich ist die Seligsprechung daher Anlass, gewissermaßen eine Freundschaft wieder aufzunehmen, die ich auf Distanz gehalten hatte, also ein guter Tag.
Am beeindruckendsten an der Feier der Seligsprechung und der heiligen Messe, die heute vom Fernsehen übertragen wurde, fand ich, dass der Papst an zwei Stellen eine Stille einhalten ließ: nach den Lesungen und der Predigt, um das Wort Gottes zu bedenken und nach der Kommunion, damit auch diese Begegnung mit Jesus nicht in Aktivitäten untergeht. Das hätte ich mir schon sehr oft bei Gottesdiensten gewünscht. Natürlich ist es meistens möglich, die Geschäftigkeit ringsum zu ignorieren. Aber diese gemeinsame Stille war selbst am Fernsehen ein wunderbares Erlebnis.
Sonntag, 12. September 2010
Der bemitleidenswerte Täter – Zynismus, der sich als Barmherzigkeit tarnt
Die Auswahl für Themen war diese Woche sehr reichhaltig, aber jetzt gebe ich dem den Zuschlag, das in der letzten Woche zuerst in einem Gespräch aufkam. Es setzt auch die Thematik des vorigen Posts fort.
Und um Missverständnissen vorzubeugen: Auch Täter verdienen Barmherzigkeit, unbedingt. Sie brauchen Gebet und Hilfe für einen Neuanfang. Aber eben keine Barmherzigkeit auf Kosten der Opfer.
Also, Anfang dieser Woche sagte ein ernstzunehmend frommer Mensch zu mir mit anderen Worten Folgendes: „Lügen ist gerechtfertigt und wird geradezu provoziert, wenn jemand nur auf diese Weise etwas bekommen kann, was ihm wichtig ist.“ Dieses Zitat ist natürlich nicht wortwörtlich, besagte Person würde so etwas bei klarem Nachdenken auch nie äußern. Aber alle, die jetzt den Kopf schütteln, mögen einmal ihre Reaktion betrachten, wenn sie den Sachverhalt hören, der zugrunde lag:
Es gibt eine katholische Gemeinschaft, ein Säkularinstitut (nein, nicht Opus Dei, für die, die bei Säkularinstitut nur darauf geeicht sind, es gibt wirklich viele Säkularinstitute), die viele Ebenen der Einbindung hat, für Familien, Alleinstehende, Weltpriester, Ordenspriester, Ordensschwestern, Jugendliche, kurzum es gibt für jeden eine Nische dort, aber für zwei dieser Untergruppierungen gibt es eine Zugehörigkeitsbedingung: die beitretende Person muss noch immer jungfräulich sein und zwar nicht nur irgendwie symbolisch und übertragen sondern ganz explizit in dem Sinne, dass sie noch nie einem anderen Menschen Geschlechtsverkehr hatte. – In Ordnung sollte man eigentlich denken, ganz schön strikt, aber wenn es Leute gibt, denen das so wichtig ist, warum nicht. Soweit also bleibt den meisten noch die Logik erhalten. Obwohl einige sich schon hier empören werden, denn allein die Tatsache, dass Keuschheit manchen als sehr hoher Wert gilt, ist für viele andere bereits ein Ärgernis.
Stellen wir uns vor, wir werden mit der obigen Lage der Dinge konfrontiert, wenn es um eine Person geht, die wir kennen oder mit der wir uns auch nur identifizieren können. Da wurde einer jungen Frau oder einem jungen Mann die Mitgliedschaft (in der spezifischen Gruppe, nicht in der Gemeinschaft als solche) verweigert, nur weil die Jungfräulichkeit schon verloren gegangen ist, und die junge Frau bricht in Tränen aus oder der junge Mann ist wie am Boden zerstört, weil er oder sie gerade zu der allerverbindlichsten Gruppe gehören wollte. Unsere erste Reaktion wird, so wie wir nun einmal heutzutage und hierzulande konditioniert sind, sein, uns gegen die Unbarmherzigkeit zu empören. Da hat jemand einen Fehler gemacht, den er bereut und damit soll ihm diese Möglichkeit verschlossen bleiben. Wie grausam!, wollen wir aufschreien.
Wenn wir uns aber der Wahrheit stellen ist das nicht grausam. Es ist schmerzhaft, es ist sehr strikt und ein echter Stolperstein für uns alle, aber es ist weder grausam, gemein noch unfair.
Wenn Gott unsere Aufmerksamkeit gewinnen will, muss Er in vielen Fällen Schmerz zulassen. Er wird es nur als letztes Mittel zulassen, um uns vor größerem Unheil zu bewahren, aber er wird es zulassen. Erinnern wir uns an die Bergpredigt? Besser ein Auge verlieren, als mit zweien ins ewige Verderben geraten (Matthäus 5,29ff). Wir wollen es nicht hören, dass wir mit etwas sehr Wertvollem – der Fähigkeit mit Sexualität Beziehungen zu stärken – umgehen wie mit Ramschware. Dass diese Fähigkeit im Grunde für die eine Beziehung gedacht ist, die wir nach gründlicher Prüfung eingehen und an der wir für den Rest des Lebens festzuhalten bereit sind, ob es nun das Gelöbnis an Gott oder einen anderen Menschen ist.
Wir wollen lieber alles ausprobieren können und dazu noch die Garantie haben, das völlig ohne Folgen und bleibende Schmerzen tun zu können. Und wenn das nicht geht, und es geht nicht, dann ist ein anderer schuld. Nicht wir. Wir wollten doch nur alles ohne dafür etwas zu geben.
Aber wir sind noch nicht bei dem letzten Auslöser für die Aussage am Anfang angelangt: Jene Gemeinschaft legt großen Wert auf Freiheit und Vertrauen und statt ihre Mitglieder zu kontrollieren bittet sie sie um Selbstkontrolle. Das heißt z.B. bei der Bitte um Aufnahme in eine Untergruppe, gibt man ehrlich und vollständig Auskunft über sein Leben und tut das auch weiterhin in der sehr privaten Form einer geistlichen Begleitung (ein geistlicher Begleiter bewahrt das ihm Anvertraute wie ein Beichtvater, d.h. niemand sonst erfährt etwas).
Über die Jahrzehnte haben viele das ehrlich und oft (wenn das zur Ablehnung ihres Ersuchens führte) unter Schmerzen getan und haben sich im ungünstigsten Fall mit ihrer Treue zur Wahrheit getröstet. Nur mindestens einer hat massiv gelogen und betrogen, über seine Vergangenheit, sein Leben zu dem Zeitpunkt, in seinem Lebensbericht, gegenüber seinem geistlichen Begleiter. Er hat es u.a. getan, weil ihm eine recht glänzende Karriere bevorstand. Jahrelang hat er weiter gelogen und betrogen und getäuscht – und dann kam es heraus. Zunächst intern. Er hat sich tatsächlich gebessert und das ist Grund zur Freude – aber es kam für noch mehr Menschen sichtbar ans Licht, was geschehen ist.
Der Schaden, der dadurch entstanden ist kaum in Worte zu fassen. Insbesondere die Zerstörung von Vertrauen. Das Vertrauen anderer in seine Integrität. Das Vertrauen an die freiwillige Selbstverpflichtung zur Ehrlichkeit. Das Vertrauen in andere, denn wenn hinter dieser glänzenden Fassade soviel Lüge war, wem soll man dann noch vertrauen. Das Vertrauen der Ehrlichen in ihre Gemeinschaft, die bisher nicht anerkannt hat, was offensichtlich ist: Wer einen Vertrag unter Vorspiegelung falscher Tatsachen schließt, hat keinen gültigen Vertrag.
Ganz ehrlich, hatte dieser Mensch denn wirklich das Recht zu lügen, nur weil er dann nicht bekommen hätte, was er aus verschiedenen Gründen wollte? Ist es richtig, die Gemeinschaft aller von ihm Betrogenen zu beschuldigen, sie sei letztendlich schuld daran, weil sie so eine Regel hat?
Ist das etwa Barmherzigkeit, Caritas, Wahrheit? Können wir Mitgefühl und Verständnis denn nur noch zeigen, indem wir andere, oft Unschuldige und Leidtragende, anklagen müssen.
Es erscheint mir fast wie die in manchen Ländern der Welt leider immer noch üblichen Beschuldigungen gegenüber vergewaltigten Frauen: Das Opfer sei immer selbst schuld, denn auf irgendeine Weise müsse es den Täter doch zu der Tat provoziert haben. Daher sei das Opfer zu bestrafen.
Können wir den Zynismus in einem solchen Verhalten noch erkennen, wenn das Opfer die Kirche oder eine kirchliche Gemeinschaft ist?
Und um Missverständnissen vorzubeugen: Auch Täter verdienen Barmherzigkeit, unbedingt. Sie brauchen Gebet und Hilfe für einen Neuanfang. Aber eben keine Barmherzigkeit auf Kosten der Opfer.
Also, Anfang dieser Woche sagte ein ernstzunehmend frommer Mensch zu mir mit anderen Worten Folgendes: „Lügen ist gerechtfertigt und wird geradezu provoziert, wenn jemand nur auf diese Weise etwas bekommen kann, was ihm wichtig ist.“ Dieses Zitat ist natürlich nicht wortwörtlich, besagte Person würde so etwas bei klarem Nachdenken auch nie äußern. Aber alle, die jetzt den Kopf schütteln, mögen einmal ihre Reaktion betrachten, wenn sie den Sachverhalt hören, der zugrunde lag:
Es gibt eine katholische Gemeinschaft, ein Säkularinstitut (nein, nicht Opus Dei, für die, die bei Säkularinstitut nur darauf geeicht sind, es gibt wirklich viele Säkularinstitute), die viele Ebenen der Einbindung hat, für Familien, Alleinstehende, Weltpriester, Ordenspriester, Ordensschwestern, Jugendliche, kurzum es gibt für jeden eine Nische dort, aber für zwei dieser Untergruppierungen gibt es eine Zugehörigkeitsbedingung: die beitretende Person muss noch immer jungfräulich sein und zwar nicht nur irgendwie symbolisch und übertragen sondern ganz explizit in dem Sinne, dass sie noch nie einem anderen Menschen Geschlechtsverkehr hatte. – In Ordnung sollte man eigentlich denken, ganz schön strikt, aber wenn es Leute gibt, denen das so wichtig ist, warum nicht. Soweit also bleibt den meisten noch die Logik erhalten. Obwohl einige sich schon hier empören werden, denn allein die Tatsache, dass Keuschheit manchen als sehr hoher Wert gilt, ist für viele andere bereits ein Ärgernis.
Stellen wir uns vor, wir werden mit der obigen Lage der Dinge konfrontiert, wenn es um eine Person geht, die wir kennen oder mit der wir uns auch nur identifizieren können. Da wurde einer jungen Frau oder einem jungen Mann die Mitgliedschaft (in der spezifischen Gruppe, nicht in der Gemeinschaft als solche) verweigert, nur weil die Jungfräulichkeit schon verloren gegangen ist, und die junge Frau bricht in Tränen aus oder der junge Mann ist wie am Boden zerstört, weil er oder sie gerade zu der allerverbindlichsten Gruppe gehören wollte. Unsere erste Reaktion wird, so wie wir nun einmal heutzutage und hierzulande konditioniert sind, sein, uns gegen die Unbarmherzigkeit zu empören. Da hat jemand einen Fehler gemacht, den er bereut und damit soll ihm diese Möglichkeit verschlossen bleiben. Wie grausam!, wollen wir aufschreien.
Wenn wir uns aber der Wahrheit stellen ist das nicht grausam. Es ist schmerzhaft, es ist sehr strikt und ein echter Stolperstein für uns alle, aber es ist weder grausam, gemein noch unfair.
Wenn Gott unsere Aufmerksamkeit gewinnen will, muss Er in vielen Fällen Schmerz zulassen. Er wird es nur als letztes Mittel zulassen, um uns vor größerem Unheil zu bewahren, aber er wird es zulassen. Erinnern wir uns an die Bergpredigt? Besser ein Auge verlieren, als mit zweien ins ewige Verderben geraten (Matthäus 5,29ff). Wir wollen es nicht hören, dass wir mit etwas sehr Wertvollem – der Fähigkeit mit Sexualität Beziehungen zu stärken – umgehen wie mit Ramschware. Dass diese Fähigkeit im Grunde für die eine Beziehung gedacht ist, die wir nach gründlicher Prüfung eingehen und an der wir für den Rest des Lebens festzuhalten bereit sind, ob es nun das Gelöbnis an Gott oder einen anderen Menschen ist.
Wir wollen lieber alles ausprobieren können und dazu noch die Garantie haben, das völlig ohne Folgen und bleibende Schmerzen tun zu können. Und wenn das nicht geht, und es geht nicht, dann ist ein anderer schuld. Nicht wir. Wir wollten doch nur alles ohne dafür etwas zu geben.
Aber wir sind noch nicht bei dem letzten Auslöser für die Aussage am Anfang angelangt: Jene Gemeinschaft legt großen Wert auf Freiheit und Vertrauen und statt ihre Mitglieder zu kontrollieren bittet sie sie um Selbstkontrolle. Das heißt z.B. bei der Bitte um Aufnahme in eine Untergruppe, gibt man ehrlich und vollständig Auskunft über sein Leben und tut das auch weiterhin in der sehr privaten Form einer geistlichen Begleitung (ein geistlicher Begleiter bewahrt das ihm Anvertraute wie ein Beichtvater, d.h. niemand sonst erfährt etwas).
Über die Jahrzehnte haben viele das ehrlich und oft (wenn das zur Ablehnung ihres Ersuchens führte) unter Schmerzen getan und haben sich im ungünstigsten Fall mit ihrer Treue zur Wahrheit getröstet. Nur mindestens einer hat massiv gelogen und betrogen, über seine Vergangenheit, sein Leben zu dem Zeitpunkt, in seinem Lebensbericht, gegenüber seinem geistlichen Begleiter. Er hat es u.a. getan, weil ihm eine recht glänzende Karriere bevorstand. Jahrelang hat er weiter gelogen und betrogen und getäuscht – und dann kam es heraus. Zunächst intern. Er hat sich tatsächlich gebessert und das ist Grund zur Freude – aber es kam für noch mehr Menschen sichtbar ans Licht, was geschehen ist.
Der Schaden, der dadurch entstanden ist kaum in Worte zu fassen. Insbesondere die Zerstörung von Vertrauen. Das Vertrauen anderer in seine Integrität. Das Vertrauen an die freiwillige Selbstverpflichtung zur Ehrlichkeit. Das Vertrauen in andere, denn wenn hinter dieser glänzenden Fassade soviel Lüge war, wem soll man dann noch vertrauen. Das Vertrauen der Ehrlichen in ihre Gemeinschaft, die bisher nicht anerkannt hat, was offensichtlich ist: Wer einen Vertrag unter Vorspiegelung falscher Tatsachen schließt, hat keinen gültigen Vertrag.
Ganz ehrlich, hatte dieser Mensch denn wirklich das Recht zu lügen, nur weil er dann nicht bekommen hätte, was er aus verschiedenen Gründen wollte? Ist es richtig, die Gemeinschaft aller von ihm Betrogenen zu beschuldigen, sie sei letztendlich schuld daran, weil sie so eine Regel hat?
Ist das etwa Barmherzigkeit, Caritas, Wahrheit? Können wir Mitgefühl und Verständnis denn nur noch zeigen, indem wir andere, oft Unschuldige und Leidtragende, anklagen müssen.
Es erscheint mir fast wie die in manchen Ländern der Welt leider immer noch üblichen Beschuldigungen gegenüber vergewaltigten Frauen: Das Opfer sei immer selbst schuld, denn auf irgendeine Weise müsse es den Täter doch zu der Tat provoziert haben. Daher sei das Opfer zu bestrafen.
Können wir den Zynismus in einem solchen Verhalten noch erkennen, wenn das Opfer die Kirche oder eine kirchliche Gemeinschaft ist?
Sonntag, 5. September 2010
Ist Gott zurechnungsfähig?
Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass jeder, der nicht nur an irgendeinen Gott sondern an den Einen Gott glaubt (mit Attributen wie allmächtig, allgütig, allwissend und dergleichen mehr) wohl mit einem klaren Ja antwortet.
Tja, und wenn man dann etwas weiter denkt, kommt man schnell an den Punkt, wo fast jeder von uns das bei irgendetwas in Frage stellt. Meistens dann, wenn etwas ganz anders ist, als wir es gern hätten oder für richtig halten. Manchmal sind es ganz existentielle Bedrohungen (schwere Krankheiten, Verlust Nahestehender, kurz von etwas oder jemandem, der oder das uns lieb und wert ist). Manchmal sind es auch nur Dinge, auf die man sich aus irgendeinem Grund versteift.
Dann beginnen die Brüche mit dem logischen und konsequenten Denken. Eigentlich wissen wir, dass wir in jeder Lage Gott vertrauen sollten, fühlen uns aber mehr nach Misstrauen und Empörung, weil wir das Gefühl haben, wenn Gott das zulässt, sei er grausam oder gemein. Dann aber wäre er nicht der Gott, an den wir glauben und oft glauben wollen. Wir versuchen fromm zu sein und da wir – aus welchem Grund auch immer – uns nicht der Herausforderung stellen, Gott auch in der Schwierigkeit ganz zu vertrauen, brechen wir an einer Stelle mit der Klarheit und Wahrheit.
Das ist sehr gefährlich für unseren Glauben, denn zumindest im Unterbewusstsein wissen wir, dass wir uns für etwas Unwahres entschieden haben. Manchmal ruft es nach einiger Zeit eine große Abneigung gegen die Lüge hervor. Dummerweise halten wir dann oft den Glauben für eine Lüge, statt zu erkennen, dass wir sie in die Welt gesetzt haben.
Da das alles sehr abstrakt ist, nun also ein Beispiel hierzu. Ich nehme dazu ein Beispiel, das nur für Menschen interessant ist, denen Glauben durchaus wichtig ist, aber das auch gut zeigt, wie abstrus unser Denken manchmal verläuft, nämlich: Warum gibt es in der römisch-katholischen Kirche keine Frauen als Priester? Das Thema interessiert nur einige wenige wirklich, wird aber gerne genutzt, um Diskussionen um Zölibat und dergleichen noch einmal richtig gut anzuheizen. Da hier gerne Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen impliziert wird, hofft der Nenner des Reizthemas meist damit Sympathiepunkte zu verbuchen, weil er (oder sie) sich ja damit gegen Unterdrückung und Diskriminierung wendet und damit natürlich Sympathie verdient.
Dann ist für viele dabei die Frage nach der Macht ein Thema. Aber all das will ich jetzt außen vorlassen. Nehmen wir an, ein Mensch, in dem Fall ein weiblicher, sähe die derzeitige Situation der Kirche und die Not, die das zunehmende Schwinden der Gemeinden und das Fehlen an Priestern (sowie die leider auch zahlreichen Verfehlungen von Priestern, und hier sei an Abweichungen von der katholischen Lehre und verschiedene andere Dinge wie man in schwerer Sünde leben kann gedacht, nicht nur das letzthin so heiß diskutierte Thema). Und angesichts der Not und obwohl das Dasein eines Pfarrers nun nicht gerade so attraktiv erscheint, entstünde der Gedanke: „Ich möchte mein Leben hier einsetzen. Ich möchte dieses Zeugnis leben. Ich halte den Zölibat für mich möglich. Ich möchte mein restliches Leben Gott in so einem Dienst schenken, um der Not abzuhelfen.“
An so einem Wunsch ist nichts auszusetzen, im Gegenteil. Nur, er ist nicht verwirklichbar.
Heißt das aber, dass man deswegen anfangen darf zu rebellieren und zu schimpfen, weil „diese Kirche“ die Umsetzung der guten Absichten verhindert? Ganz sicher nicht. Denn dann müsste „diese Kirche“ mal wieder herhalten als Ersatzsündenbock für Gott selbst.
Denn- und eigentlich sollte das klar sein – für Berufungen ist nun einmal der Herr selbst verantwortlich. Und wenn Er den Fehler machen würde (was Er sicher nicht tut), jemandem eine Berufung zu geben, der dieser gar nicht nachkommen kann, wäre das grausam. Wenn Er sich geirrt hätte bei der Person wäre es auch seltsam und jedenfalls nicht ganz zurechnungsfähig.
Wenn wir wirklich logisch vorgingen, müssten wir in einer solchen Situation also in etwa so argumentieren: „Gott weiß genau, was Er tut. Wenn er mich diese Not sehen lässt, mir die Bereitschaft gibt dienen und helfen zu wollen und mich dabei als Frau erschaffen hat, dann wollte Er, dass ich nicht das scheinbar Offensichtliche tue, nämlich Priester zu werden, sondern dass ich dazu zu etwas anderem angespornt werde, das wirklich Seinem Willen entspricht.“ Was dieses Andere ist, muss jeder für sich herausfinden.
Die Argumentation jedoch lässt sich auf jede beliebige andere Situation übertragen. Wenn Gott weiß, was Er tut und zulässt, dann können wir davon ausgehen, dass sich dahinter ein sinnvoller Auftrag an uns verbirgt und dass Er uns helfen wird, diesen zu verwirklichen. Die Herausforderung an uns ist nur, Ihm zu vertrauen.
Tja, und wenn man dann etwas weiter denkt, kommt man schnell an den Punkt, wo fast jeder von uns das bei irgendetwas in Frage stellt. Meistens dann, wenn etwas ganz anders ist, als wir es gern hätten oder für richtig halten. Manchmal sind es ganz existentielle Bedrohungen (schwere Krankheiten, Verlust Nahestehender, kurz von etwas oder jemandem, der oder das uns lieb und wert ist). Manchmal sind es auch nur Dinge, auf die man sich aus irgendeinem Grund versteift.
Dann beginnen die Brüche mit dem logischen und konsequenten Denken. Eigentlich wissen wir, dass wir in jeder Lage Gott vertrauen sollten, fühlen uns aber mehr nach Misstrauen und Empörung, weil wir das Gefühl haben, wenn Gott das zulässt, sei er grausam oder gemein. Dann aber wäre er nicht der Gott, an den wir glauben und oft glauben wollen. Wir versuchen fromm zu sein und da wir – aus welchem Grund auch immer – uns nicht der Herausforderung stellen, Gott auch in der Schwierigkeit ganz zu vertrauen, brechen wir an einer Stelle mit der Klarheit und Wahrheit.
Das ist sehr gefährlich für unseren Glauben, denn zumindest im Unterbewusstsein wissen wir, dass wir uns für etwas Unwahres entschieden haben. Manchmal ruft es nach einiger Zeit eine große Abneigung gegen die Lüge hervor. Dummerweise halten wir dann oft den Glauben für eine Lüge, statt zu erkennen, dass wir sie in die Welt gesetzt haben.
Da das alles sehr abstrakt ist, nun also ein Beispiel hierzu. Ich nehme dazu ein Beispiel, das nur für Menschen interessant ist, denen Glauben durchaus wichtig ist, aber das auch gut zeigt, wie abstrus unser Denken manchmal verläuft, nämlich: Warum gibt es in der römisch-katholischen Kirche keine Frauen als Priester? Das Thema interessiert nur einige wenige wirklich, wird aber gerne genutzt, um Diskussionen um Zölibat und dergleichen noch einmal richtig gut anzuheizen. Da hier gerne Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen impliziert wird, hofft der Nenner des Reizthemas meist damit Sympathiepunkte zu verbuchen, weil er (oder sie) sich ja damit gegen Unterdrückung und Diskriminierung wendet und damit natürlich Sympathie verdient.
Dann ist für viele dabei die Frage nach der Macht ein Thema. Aber all das will ich jetzt außen vorlassen. Nehmen wir an, ein Mensch, in dem Fall ein weiblicher, sähe die derzeitige Situation der Kirche und die Not, die das zunehmende Schwinden der Gemeinden und das Fehlen an Priestern (sowie die leider auch zahlreichen Verfehlungen von Priestern, und hier sei an Abweichungen von der katholischen Lehre und verschiedene andere Dinge wie man in schwerer Sünde leben kann gedacht, nicht nur das letzthin so heiß diskutierte Thema). Und angesichts der Not und obwohl das Dasein eines Pfarrers nun nicht gerade so attraktiv erscheint, entstünde der Gedanke: „Ich möchte mein Leben hier einsetzen. Ich möchte dieses Zeugnis leben. Ich halte den Zölibat für mich möglich. Ich möchte mein restliches Leben Gott in so einem Dienst schenken, um der Not abzuhelfen.“
An so einem Wunsch ist nichts auszusetzen, im Gegenteil. Nur, er ist nicht verwirklichbar.
Heißt das aber, dass man deswegen anfangen darf zu rebellieren und zu schimpfen, weil „diese Kirche“ die Umsetzung der guten Absichten verhindert? Ganz sicher nicht. Denn dann müsste „diese Kirche“ mal wieder herhalten als Ersatzsündenbock für Gott selbst.
Denn- und eigentlich sollte das klar sein – für Berufungen ist nun einmal der Herr selbst verantwortlich. Und wenn Er den Fehler machen würde (was Er sicher nicht tut), jemandem eine Berufung zu geben, der dieser gar nicht nachkommen kann, wäre das grausam. Wenn Er sich geirrt hätte bei der Person wäre es auch seltsam und jedenfalls nicht ganz zurechnungsfähig.
Wenn wir wirklich logisch vorgingen, müssten wir in einer solchen Situation also in etwa so argumentieren: „Gott weiß genau, was Er tut. Wenn er mich diese Not sehen lässt, mir die Bereitschaft gibt dienen und helfen zu wollen und mich dabei als Frau erschaffen hat, dann wollte Er, dass ich nicht das scheinbar Offensichtliche tue, nämlich Priester zu werden, sondern dass ich dazu zu etwas anderem angespornt werde, das wirklich Seinem Willen entspricht.“ Was dieses Andere ist, muss jeder für sich herausfinden.
Die Argumentation jedoch lässt sich auf jede beliebige andere Situation übertragen. Wenn Gott weiß, was Er tut und zulässt, dann können wir davon ausgehen, dass sich dahinter ein sinnvoller Auftrag an uns verbirgt und dass Er uns helfen wird, diesen zu verwirklichen. Die Herausforderung an uns ist nur, Ihm zu vertrauen.
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