Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Eine Lanze für den Allerseelenablass


(Die sachdienlichen Informationen und Links kommen nach dem persönlichen Vorspann.)
Endlich einmal habe ich in der Sache gründlich recherchiert.  Irgendwie wusste ich schon, dass es noch Ablässe geben muss, da wurde beim Urbi et Orbi immer so etwas gesagt, und das war bei meinen Eltern Pflichtprogramm im Fernsehen an Weihnachten und Ostern; dafür wurde sogar das Essen verschoben und/oder unterbrochen.  Andererseits hörte ich immer nur, das sei völlig überholt und veraltet und irgendwie etwas für abergläubische Leute. Bei mir rangierte daher das Ganze lange unter der Rubrik „suspekt und irrelevant“.

Dann waren da die Erzählungen Einzelner über merkwürdige Praktiken an Allerseelen in der grauen Vergangenheit: rein in die Kirche – kurz gebetet – raus aus der Kirche – eine Runde um die Kirche – im Trab zum Friedhof – ein Gebet und das in ziemlich langer Wiederholungsschleife, möglichst einmal für jeden verstorbenen Verwandten jedes Jahr wieder, obwohl das angeblich ein vollkommener Ablass war. ???????

Seit etwa drei Jahren war ich eigentlich ganz erpicht, einmal selbst die Erfahrung zu machen. Nur, wie das eben so ist, gab es Hindernisse. Zum Beispiel die Sache mit dem Beichttermin.  Der ist auch abhängig vom Terminkalender meines geistlichen Begleiters, und da ich den recht regelmäßig sehe, ist da dann auch nicht soviel, das für eine „Normal-Beichte“ übrig bliebe und sich so verpacken ließe,  dass der eine oder andere Pfarrer es als beichtwürdig erachtet.  (Darüber sollte ich mal einen eigenen Post schreiben. Und meines Wissens musste der Beichttermin möglichst nahe an Allerseelen liegen, aber die Lage ist, wenn das, was ich gefunden habe, stimmt, viel günstiger: Denn der Zeitrahmen ist 20 Tage vor oder nach Allerseelen.

Exzellent! Endlich die Möglichkeit, für andere etwas Gutes tun zu können.
Also, den Allerseelenablass zugunsten der Verstorbenen gibt es ab Allerheiligen 12 Uhr mittags (high noon) und dann täglich bis zum 8. November je einmal am Tag, wenn man innerhalb obiger Frist sakramental beichtet, an dem Tag die heilige Kommunion empfängt, in der Meinung des Papstes betet; in einer öffentlichen Kapelle oder Kirche ein Vaterunser und das Glaubensbekenntnis betet und/oder auf dem Friedhof für den/die Verstorbenen betet. Gut zusammengefasst ist das auf Kathpedia. Allgemeines in großer Ausführlichkeit zu verschiedensten Details bei Ablässen und eine Sammlung von Gebeten für Verstorbene gibt es dann noch hier.
Dazu kommt die übliche Vorbedingung für jeden Ablass, frei von jeder lässlichen Sünde zu sein, wenn man diese Gebete verrichtet. Ein Artikel der Zeit von gestern stellt das auch gar nicht schlecht dar, hält aber gerade das für ein unüberwindliches Hindernis, so dass ja dann doch niemand einen vollkommenen Ablass für sich oder andere gewinnen könne. Ich zitiere aus der letztgenannten Quelle: „Diese Bedingung stellt das eigentliche Problem dar. Wer sich Gott nicht vollends zuwendet, kann auch durch die Kirche keinen Vollablass erhalten. Als lässliche Sünde ist all das aufzufassen, was im Leben das Verhältnis zu Gott und den Mitmenschen stört, das Band der „Taufgnade“ aber nicht vollends zerreißt (also keine „Todsünde“ ist, die bei versäumter Vergebung die Höllenstrafe nach sich ziehen muss) … Auffällig ist zudem eine wunderliche Paradoxie. In den kirchlichen Verlautbarungen wird normalerweise die fundamentale Bedingung für den Straferlass verschwiegen: Der Empfänger der Gnade muss im Augenblick der Zusage frei sein von jeglicher sündhafter Neigung! Mit dieser Kondition – wenn sie denn wirklich ernst gemeint wäre – hätte die katholische Kirche ihr gesamtes Ablasswesen, das sie seit Johannes Paul II. wieder mit verstärkter Intensität betreibt, ad absurdum geführt. Denn dieselbe Kirche lehrt ja, dass niemand frei von Sünde sei. Erst die Gnade Gottes befreie uns. Um die Gnade des vollkommenen Ablasses zu erlangen, müsste der Mensch seine Seele in einer engelsgleichen Reinheit stabilisieren – und selbst von den Engeln wird erzählt, dass sie wider Gott den Aufstand probten.“
Das kann zwar ein Problem werden, für sich selbst einen vollkommenen Ablass zu erhalten, weil man bei bester Intention –zack – doch wieder einmal denselben Mist macht und das dann wieder regeln muss. Aber für den Allerseelenablass zugunsten der anderen ist das nun doch wirklich kein Problem. Lässlich heißt doch, dass ich das nun wirklich nicht will und dann gerate ich doch dummer- und ärgerlicherweise und/oder gedankenlos hinein.  Lässlich heißt auch, dass ich nicht unbedingt die sofortige sakramentale Lossprechung brauche, sondern Gott auch einmal so um Verzeihung bitten kann, um mich von dem Fehler wieder abzuwenden. Klar ist das Gnade Gottes, aber eben doch gar nicht so schwer zu haben – finde ich jedenfalls. Oder kann sich da jemand erst gar nicht vorstellen, dass man tatsächlich die Absicht haben kann, alles Ungute lassen zu wollen?
Fazit: Das mit dem Allerseelenablas eine echte Option. Und selbst wenn es - wider alles Erwarten - nicht für einen vollkommenen Ablass reichen sollte, ein teilweiser wäre doch wohl auch besser als nichts.

Ich werde jedenfalls morgen mein Bestes geben, damit jemand etwas davon hat (muss ja gar nicht Familie sein, ist doch ganz egal, wem von den mir bekannten oder unbekannten Brüdern und Schwestern im Herrn da etwas zufällt; der Herr wird das schon richtig verteilen).

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Ich schreibe wie ...

Nach dem Post bei Materamata musste ich es auch einmal ausprobieren. Wie wer schreibe ich denn? Freud war es bei mir dann doch nicht, aber eine merkwürdige Sammlung:
Peter Handke - einer meiner Posts
Georg Trakl - hier unveröffentlichte Prosa
Sibylle Berg - dito
Joseph Roth - dito
Immanuel Kant - und das ausgerechnet für Wurstelheim! Hat Kant Satire geschrieben?
Und das Unangenehmste bei einem Erzählpost. Nun ja, was hatte ich erwartet. Wenn ich es da schon ganz nonchalant und einfach versuche und völlig ohne schriftstellerische Ambition ... Trotzdem, wenn das dann ausgerechnet klingt wie .... Aaargh! Und ich habe jetzt doch wirklich ein ganz anderes Vokabular und Thema! Also, angeblich war das ein Stil wie Charlotte Roche.
Grausig, grausig, grausig.

Dienstag, 26. Oktober 2010

"Immer wenn man meint es könne nicht mehr schlimmer werden, dann tagt die Bischofskonferenz"

Auf den Beitrag von Tobias Weber mit obigem Satz bin ich erst heute gestoßen und möchte ihn meinen Lesern auch nicht vorenthalten. Ich weiß, dass wahrscheinlich viele aus den bei mir verlinkten Blogs ihn kennen (laut Kommentarliste), aber da ich auch noch einen eigenen Leserkreis habe, kommt es hier eben noch einmal. Der Eintrag war vom 24. September und der Link dazu ist: http://musica-in-tempore.blogspot.com/2010/09/immer-wenn-man-meint.html

Es geht in dem Text von Herrn Weber um die wirklich fadenscheinige Begründung, warum die deutsche Bischofskonferenz alles tut, um die schlecht übersetzten (um das festzutstellen braucht man wahrscheinlich nicht einmal das große Latinum - an Stellen ist es so, dass ein Text voller Drama in etwas vollkommen Blutleeres übersetzt wurde, an anderen fehlt Wichtiges; ich bin vor Jahren deswegen schon dazu übergegangen bei vielem zumindest die englische Version daneben zu lesen, die war schon vor der Revision noch um Klassen besser als die deutsche) Missaletexte in der derzeitigen Form beizubehalten. Mit der Begründung, dass sonst die Gläubigen verunsichert würden! Unfassbar. Es hört doch kaum einer bei irgendetwas hin, außer denen von uns, denen vielmehr daran läge, die richtige Übersetzung  zu hören. Die Leute wissen nicht, was das Tagesevangelium war, die Fürbitten werden kaum registriert, die Messtexte sowieso dauernd frei variiert von den Zelebranten und dann so eine Heuchelei - ich weiß wirklich nicht, wie ich das noch anders nennen soll oder sind diese Herren wirklich aller pfarrlichen Wirklichkeit so entfremdet?

Montag, 25. Oktober 2010

Augustinus, Über die Bergpredigt Buch I, Kapitel 9 – 2. Teil Abstufungen des Zorns


Hier geht es erst einmal um Übersetzungsprobleme und wie man sie manchmal löst.  Was dann kommt, fand ich interessant wegen der zwei Worte, die ich in keiner heutigen Übersetzung finden kann, nämlich „ohne Grund“.  Denn mit denen erscheint der Text erst wirklich sinnvoll. Schließlich wurde ja auch Jesus laut Evangelien gelegentlich einmal zornig und zwar mit gutem Grund.  Schön herausgestellt finde ich auch die Steigerung: einfach zornig sein – wütende Geräusche von sich geben – den anderen zur Minna machen. ( sehr frei übersetzt)

Absatz 22: „Ihr habt gehört“, sagt Er also, dass in den alten Zeiten gesagt wurde, Du sollst nicht töten, und wer tötet, soll in Gefahr sein, gerichtet zu werden. Aber ich sage euch, dass wer ohne Grund zornig auf seinen Bruder ist, in Gefahr sein soll, gerichtet zu werden. Und wer seinen Bruder „raka“ nennt, soll in Gefahr sein, vor den Rat zu kommen, aber wer sagt „Du Narr“, soll in Gefahr sein, ins Feuer der Gehenna zu kommen.“ Was ist der Unterschied zwischen der Gefahr, gerichtet zu werden und der vor den Rat zu kommen? Das letztere klingt sehr gewichtig und erinnert uns, dass verschiedene Stationen passiert wurden von geringfügigeren zu gewichtigeren, bis das Feuer der Gehenna erreicht war. Und daher ist es geringfügiger, in Gefahr sein, gerichtet zu werden als in der vor den Rat zu kommen, und wenn es  geringfügiger ist, vor den Rat zu kommen als in die Gefahr des Feuers der Gehenna, müssen wir begreifen, dass es geringfügiger ist, ohne Grund zornig über einen Bruder zu sein, als „Raka“ zu sagen, und wieder, dass es geringfügiger ist, „Raka“ zu sagen als „Du Narr“. Denn die Gefahr hätte keine Abstufungen, wenn die Sünden nicht abgestuft aufgezählt würden.
Absatz 23. Aber hier hat ein unbekanntes Wort Platz gefunden, den “Raka” ist weder Latein noch Griechisch. Die anderen jedoch sind in unserer Sprache geläufig. Nun, einige wollten die Interpretation dieses Ausdrucks vom Griechischen ableiten, in der Annahme, dass eine zerlumpte Person  „Raka“ genannt wird, weil ein Lumpen Griechisch „rakos“ heißt; doch wenn man fragt, was eine zerlumpte Person auf Griechisch heißt, sagen sie nicht „Raka“; außerdem, ein Lateinübersezter hätte wohl zerlumpt übersetzt, wo er „raka“ wählte und nicht ein Wort gebraucht, das weder im Latein existiert und noch dazu im Griechischen selten ist. Daher ist die Vermutung wahrscheinlicher, die ich von einem Hebräer hörte, den ich dazu fragte; denn er sagte, das Wort heiße gar nichts, sondern drücke nur die Emotion des Zornigseins aus. Grammatiker nennen solche Sprachpartikel, die einem Affekt oder Erregung entstammen Interjektionen; so wie jemand „ach“ sagt, wenn er trauert oder jemand, der zornig ist „Ha!“ In allen Sprachen werden diese Wörter als Eigennamen geschrieben und sind schwer zu übersetzen; und das hat wohl Griechisch- wie Lateinübersetzer dazu gebracht, das Wort selbst zu schreiben, da sie nichts fanden, um es zu übersetzen.
Absatz 24. Hier wird also eine Abstufung der Sünden genannt, zuerst ist man zornig und hält dieses Gefühl im Herzen; doch wenn nun die Emotion einen Ausdruck des Ärgers ohne klare Bedeutung hervorlockt, aber doch dem Gefühl Ausdruck gibt durch diesen Ausbruch, wodurch der, auf den man zornig ist, angegangen wird, dann ist das sicherlich mehr als ein aufkommender Zorn, der in Stille zurückgehalten wird; wenn man jedoch mehr als nur seinen Ärger ausdrückt, sondern auch ein Wort sagt, durch das der, der es ausspricht seine Meinung über den, gegen den es sich richtet, klar zum Ausdruck bringt, wer kann zweifeln, dass das dann mehr ist als ein bloßer Ausruf des Zorns? Daher ist es zuerst nur Zorn, dann gibt es den Zorn und einen Ausruf und als drittes den Zorn und das Wort, das ihn zum Ausdruck bringt und in diesem eine klare Meinung über jemanden. Betrachtet nun die drei Grade, in denen zur Verantwortung gezogen wird: das Gericht, der Rat, das Feuer der Gehenna.  Denn bei einem Gericht gibt es die Möglichkeit, sich zu verteidigen; vor dem Rat, jedoch, obwohl es auch ein Richten gibt (jedoch die Unterscheidung selbst zwingt uns einzugestehen, dass hier ein gewisser Unterschied besteht, dem Rat steht es zu, das Urteil zu fällen, denn hier liegt der Fall des Angeklagten selbst vor, ob er zu verurteilen ist oder nicht, doch die, die richten beraten miteinander, wozu sie ihn verurteilen sollen), steht schon die Verurteilung fest. Das Feuer der Gehenna jedoch fragt nicht mehr nach einer Verurteilung wie das Gericht oder einer Bestrafung des Verurteilten wie der Rat, denn Verurteilung und Strafe, der Verurteilten stehen für die Gehenna schon fest. So gibt es also Abstufungen in der Sünde und in der ausstehenden Strafe; doch wer kann sagen, wie sich das unsichtbar in den Strafen der Seelen zeigt? Wir sollen daher lernen, wie groß der Unterschied ist zwischen der Gerechtigkeit der Pharisäer und der größeren Gerechtigkeit, die in das Himmelreich hineinführt, denn es ist ein schwereres Verbrechen zu töten, als jemandem mit Worten einen Vorwurf zu machen. Im einen Fall liefert das Töten dem Gericht aus, im anderen der Zorn, was die geringste dieser drei Sünden ist. Denn im vorhergehenden Fall wurde die Sünde des Mordes unter Menschen diskutiert, aber im Folgenden geht es um das göttliche Gericht, wo die Verurteilten im Feuer der Gehenna enden. Aber wenn man sagt, dass Mord bei größerer Gerechtigkeit schwerer bestraft wird, wenn schon ein Vorwurf mit dem Feuer der Gehenna bestraft wird, zwingt man uns zu verstehen, dass es verschiedene Gehennas gibt.
Absatz 25. Tatsächlich, in den drei vorliegenden Aussagen müssen wir beachten, dass einige Wörter vorausgesetzt werden. Die erste Aussage enthält alle notwendigen Wörter. „Wer“, sagt Er, „ohne Grund zornig ist auf seinen Bruder, soll in Gefahr sein, gerichtet zu werden.“ Aber bei der  zweiten, wenn Er sagt, „wer zu seinem Bruder „Raka“ sagt“, ist der Ausdruck „ohne Grund“ mit beinhaltet, und so wird geschlossen mit „ist in Gefahr, vor den Rat zu kommen“. In der dritten jetzt, wenn Er sagt, „wer zu ihm sagt: Du Narr!“, zwei Dinge sind mit enthalten, sowohl zu seinem Bruder als auch ohne Grund. Und hier ist es wichtig, das Wort Bruder mitzuhören, da über den Fall eines Feindes danach gesprochen wird und wie dieser unter der größeren Gerechtigkeit zu behandeln ist.

Augustinus, Über die Bergpredigt Buch I, Kapitel 9 – 1. Teil


Hier ein Auszug aus einer Augustinuspredigt zur Bergpredigt; das ist eine ganz andere Auslegung, als ich sie bisher gehört habe, für die folgenden Stellen und daher sehr interessant. Augustinus hat ja kein Sondergut gepredigt, sondern das, was damals christliche Lehre war. Da seine Predigten immer veröffentlicht wurden, wurden sie auch stets von anderen Bischöfen und Kirchenleuten gelesen und diskutiert, wenn nötig. Mit Hieronymus gab es zum Beispiel einmal einen heftigen Disput; damals nahm niemand ein Blatt vor den Mund, wenn er die Lehre Christi und der Apostel falsch ausgelegt sah.

Interessant ist hier, wie „kleinstes Gebot“ verstanden wird und was daraus für den Rest des Textes folgt.

Absatz 21 „Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen können.“
D.h. wenn ihr nicht mehr als die Mindestvorschriften des Gesetzes (=kleinste Gebote)erfüllt, die den Menschen ausmachen und nicht auch die, die ich hinzufüge, der ich nicht gekommen bin, um das Gesetz zu zerstören, sondern um es zu erfüllen, dann werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Aber ihr sagt zu mir: Wenn Er sagte – als Er über diese kleinsten Gebote sprach -, dass wer auch nur eines davon bricht und andere seiner Übertretung entsprechend lehrt, im Himmelreich der Kleinste genannt wird, aber dass wer danach handelt und so lehrt, groß genannt wird und so schon im Himmelreich ist, weil er groß ist. Wenn das also so ist, wozu braucht es dann die Ergänzungen zu den kleinsten Geboten des Gesetzes, wenn jemand bereits im Himmelreich sein kann, wenn er sie hält und andere so lehrt und dadurch groß ist? Darum ist dieser Satz so zu verstehen: „Wer immer dies erfüllt und andere lehrt, der soll groß genannt werden im Himmelreich“ bezieht sich nicht auf die kleinsten Gebote, sondern auf das, was ich jetzt zitiere. Und was ist das? „Eure Gerechtigkeit“, sagt Er, „kann die der Schriftgelehrten und Pharisäer übertreffen“, denn wenn sie das nicht tut, werdet ihr nicht in das Himmelreich gelangen. Wer also diese geringsten Gebote bricht und andere so lehrt, wird der Kleinste genannte werden; aber wer sie hält und andere so lehrt ist nicht unbedingt groß und geeignet für das Himmelreich, auch wenn er nicht ganz so der Geringste ist, wie der, der sie bricht. Aber damit er groß und für das Himmelreich geeignet ist, sollte er tun und lehren, was Christus jetzt lehrt, damit seine Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer übertrifft. Die Gerechtigkeit der Pharisäer besteht darin, dass sie nicht töten sollen, die Gerechtigkeit derer, die in das Reich Gottes eintreten sollen, dass sie nicht ohne Grund zornig sein sollen. Das kleinste Gebot ist also nicht zu töten und wer das bricht, soll im Himmelreich der Geringste genannt werden, aber wer das Gebot nicht zu töten, erfüllt, wird nicht notwendigerweise groß sein und geeignet für das Himmelreich, wenn er nicht einen weiteren Schritt nach oben macht. Darum wird der, der lehrt, nicht zornig zu sein, nicht das Gebot brechen, nicht zu töten, sondern es vielmehr erfüllen; und so bewahren wir die Unschuld nach außen, indem wir nicht töten und im Herzen, indem wir nicht zornig sind.“

Soweit für heute. Es ist länger, als ich dachte. Eigentlich sollte alles auf einmal kommen. Aber das ist schon sensationell für unsere Begriffe: Du sollst nicht töten ist ein „kleines“ Gebot, eine Mindestvorschrift, weil das ja wohl so selbstverständlich ist, dass man es kaum noch als Gebot festlegen muss. Darum ist es nichts Besonderes, wenn man es einhält. Aber nicht zornig zu sein, dass ist ein wahrer Litmustest.

Und da hat der heilige Augustinus doch recht.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Gemeindeleben Wurstelheim: Das Requiem zum Sonntag


(Leider konnte die genaue Beziehung der Pfarrgemeinden Wurstelheim und Krängelheim zueinander immer noch nicht ganz geklärt werden. Wir haben uns daher an das Büro des Dekanates Weinheim-Mitte gewandt, aber noch keine Antwort erhalten. Bis dahin bleiben wir also bei der Bezeichnung Wurzelheim.)

Wieder wenden wir uns der Pfarrgemeinde Wurstelheim zu. Wie wir vor kurzem berichteten, wird dort fieberhaft an der Lösung der Problematik des Gottesdienstbesucherschwundes gearbeitet. Allerdings wird diese wichtige Thematik derzeit weiterhin in den Hintergrund gedrängt durch die Requiemfrage.
In der letzten Ausgabe wiesen wir schon auf die neue Regelung für die Abwesenheitszeiten des Pfarrers hin und dass auswärtige Priester dort in Sachen Trauerfeiern nicht erwünscht sind. Weniger streng als Fremdrequiems sieht man übrigens Fremdeheschließungen (komplett Ortsfremde, denen die romantische Lage der Wurstelheimer Kapelle auffiel) und Asyl-Taufen (Eltern, für die in der Heimatpfarrei kein Tauftermin gefunden werden konnte).  Allerdings könnte es sein, dass solche Sondergenehmigungen nur für Auswärtige gelten und nicht für Gemeindemitglieder. Und auch wenn die Pfarrkirche Fremdrequiems unerbittlich verschlossen bleibt, sie öffnet ihre Pforten gerne für alle Konzertveranstalter, bevorzugt, wenn diese Veranstaltungen Samstagabends direkt im Anschluss an die Vorabendmesse stattfinden. 

Wobei es auch hier zunehmend zu einer fragwürdigen Einstellung bei den Gemeindemitgliedern kam.  Viele der Gemeindemitglieder wollen einfach nicht die Toleranz aufbringen, einzusehen, dass Konzertbesucher schließlich nicht in der allerletzten Minute eintreffen können und schon in zwangloser Unterhaltung  während des Hochgebetes ankommen, um rechtzeitig Sitzplätze zu reservieren. Pfarrer Schlau lässt sich aber bisher durch keine Anfragen einschüchtern und ist weiterhin zur Förderung der Kultur entschlossen. Schließlich ist das schon seit Jahrhunderten einer der wichtigsten Aufträge der Kirche.  Er hofft zutiefst, dass irgendwann einmal selbst die Wurstelheimer Querschädel einsehen, dass er zu ihrem Besten handelt.  Immer wieder wird fast direkt nach dem Schlusslied eine weitere Unterhaltung mit Niveau angeboten, doch der Dank bleibt aus. Ja, noch unerfreulicher, zu den letzten Konzerten kamen kaum noch Besucher und das trotz der guten Akustik! Des Weiteren – man sollte es kaum für möglich halten - brach der Gottesdienstbesuch an diesen Samstagabenden noch weiter ein.

Doch jetzt ist zumindest für einige der Samstagabende eine neue Lösung gefunden worden. Zum Abbau des fast schon nicht mehr aufzulösenden Requiemstaus der vergangenen Wochen, wurden nun zwei der noch anstehenden Requiems auf die Vorabendmesse am Samstagabend gelegt.  Das endlich sollte auch einen Durchbruch bei den Anwesendenheitszahlen erbringen. Um den Effekt noch etwas zu erhöhen, wurden den Messintentionen auch noch etliche Seelenämter hinzugefügt. 

Liturgisch eröffnen sich hierbei gewaltige Möglichkeiten.  Wird dies zum Anlass genommen, um gezielt wieder eine Katechese zur Ablasserlangung an Allerseelen (in ca. 1 Woche) vorzubereiten? Wird Hochwürden Schlau direkt Bezug nehmen auf die Totengedenkfeiern des zu Ende gehenden Kirchenjahres und das Thema Ewigkeit, das schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr erwähnt wurde, zur Sprache bringen? Oder zu was wird er greifen, um eine Synthese zwischen Sonntagsmesse und Totengedenkfeier herzustellen?

Samstag, 23. Oktober 2010

Über Himmel und Fegefeuer versus Hölle: Teil 2 - Wie kommt man hin?


Wie es sich so fügt, hatte Anuntiator ein Video gepostet, das das von mir kurz bevor begonnene Thema vertiefte; ich wies diese Woche darauf hin. Die Quelle ist gloria.tv, und der direkte Link für das Video ist dieser http://gloria.tv/?media=32533
Den Text habe ich auch einmal mitgeschrieben und hoffe damit kein Copyright zu verletzen, wenn doch, bitte ich, mich darauf hinzuweisen. Hier ist er:

Billet für die Reise ins Paradies …
Abfahrt zu jeder Stunde; Ankunft, wann Gott will!!!
1.       Klasse (Eilzug): Unschuld oder Martyrium oder Befolgung der evangelischen Räte: Armut, Keuschheit, Gehorsam
2.       Klasse (direkter Zug): Buße, Gottvertrauen und treue Ausübung guter Werke (Beten, Fasten, Almosengeben
3.       Klasse (gewöhnlicher Zug): Haltung der Gebote Gottes und der Kirche und Erfüllung der Standespflichten
4.       Klasse (äußerst selten): Bekehrung auf dem Sterbebett
Bemerkungen:
1.       Retourbillets werden nicht ausgegeben
2.       Vergnügungszüge gehen nicht ab
3.       Kleine Kinder, die noch nicht den Gebrauch der Vernunft erlangt haben, zahlen nichts, wenn sie nur im Schoße der Mutter, der katholischen Kirche sich befinden.
4.       Die Passagiere werden gebeten, kein anderes Gepäck mitzunehmen als gute Werke, wenn sie nicht den Zug versäumen oder auf der vorletzten Station (Fegefeuer, wo jedes Gepäck abgelegt werden muss) einen unliebsamen Aufenthalt haben wollen.
5.       Auf der ganzen Strecke und an jeder Station werden Reisende aufgenommen.
6.       Jedes Billet muss den Stempel der heiligmachenden Gnade tragen.
7.       Jeder Reisende kann während der Fahrt von einer niederen in eine höhere Klasse aufsteigen, hingegen ist das Umsteigen in eine niedere Klasse als durchaus lebensgefährlich verboten.
Gottes Segen und eine glückliche Reise!

Hier lohnt es sich auch gleich, auf die Kommentare einzugehen, die auf der Webseite von gloria.tv dazu gegeben wurden.
a)      Die Bezeichnung „Klasse“ ist nur so zu verstehen, dass es sich hier um die sicherste und schnellste (wenn auch sicherlich nicht bequemste – eher im Gegenteil) Möglichkeit handelt, das Ziel zu erreichen. Die Unschuld zu bewahren oder im Martyrium standhaft zu sein, ist etwas, das von Gott geschenkt werden muss und das nicht einfach erarbeitet werden kann. „Klasse“ ist nicht wertend gemeint, man kann sich weder unterwegs noch am Ziel damit „bessere Plätze“ sichern. Die ewige Seligkeit ist für alle gleich wunderbar, und der Weg dorthin bietet für alle Herausforderungen.
b)      Die Befolgung der evangelischen Räte muss schon sehr perfekt sein, um in die gleiche Kategorie zu gehören wie das Martyrium. In den meisten Fällen gehen auch (oder gerade) die, denen andere schon die Heiligkeit zusprechen möchten, davon aus, dass auch sie noch Läuterung brauchen und bitten daher um Gebet.
Hinzu kommt dann auch die im Video nicht erwähnte Möglichkeit des Ablasses, der ja auch (z.B. an Allerseelen) von Lebenden für Verstorbene erlangt werden kann. Vorbedingung dafür, dass das möglich ist, ist natürlich, dass der Verstorbene nur der Läuterung bedarf und sich nicht auf einen Weg begeben hat, von dem ihn niemand gegen seinen Willen zurückholen kann, so sehr das auch schmerzt.

Hier sollte niemand zu früh verzagen, weil er fürchtet, dass ausgerechnet die geliebte Person so etwas getan habe. Ich will hier nur zwei Beispiele nennen. Die heilige Birgitta von Schweden hatte beim Tod ihres ältesten Sohnes starken Anlass, um sein Seelenheil zu fürchten. Zwar hatte er sich immer wieder auch stark für Kirche und Glauben engagiert, sich aber in der Lebensführung immer wieder und auch kurz vor seinem Tode noch auf schwere Sünden eingelassen und sich mit der Reue schwer getan. Birgitta betete sehr intensiv und vertraute ihn insbesondere der Gottesmutter an und durfte in einer Vision wissen, dass er dem Desaster entgangen war. Ebenso wird von einer Frau berichtet, die bedrückt den Pfarrer von Ars aufsuchte, der festen Überzeugung, ihr Mann sei in schwerer Sünde gestorben. Dieser konnte ihr aber versichern, dass dem nicht so war. Ihm war offenbart worden, dass die Gottlosigkeit des Verstorbenen in erster Linie Fassade gewesen war. Sie musste ihr Anliegen gar nicht vortragen, der Pfarrer rief sie gleich zu sich, als sie kam, und sagte ihr, was er gesehen hatte, so dass sie getröstet nach Hause gehen konnte. Ihre Gebete waren erhört worden.

Das war jetzt aber wieder viel Text und darum zum Schluss wieder einmal C.S. Lewis. Er drückte die Scheidung zwischen Himmel und Hölle ganz einfach aus: „Am Ende wird es nur zwei Arten von Menschen geben. Die, die zu Gott sagen: Dein Wille geschehe. Und die, zu denen Gott sagt: Dein Wille geschehe.“

Wir können es uns also ganz einfach aussuchen.

Im wahrscheinlich nächste Woche kommenden dritten Teil, möchte ich dann noch ein wenig auf die Läuterung und die Verweigerung von Läuterung eingehen.