Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Wissenschaftliches Denken schließt die Ewigkeit nicht aus

Nur gut, dass ich die letzten zwei Wochen nicht viel Zeit hatte und dass mir die Posts über Maria von Guadalupe wichtiger waren, sonst hätte ich mich möglicherweise zu temperamentvollen öffentlichen Kommentaren hinreißen lassen. Anlass war das Interview eines bekannten Bischofs zum Ende der Bischofskonferenz. Aber wie ich dann feststellte, erübrigen sich Kommentare. Auch Nichtkirchenbesucher meinten dazu nämlich kopfschüttelnd, dass es nur geringfügiger Änderungen bedürfe, um aus diesem Interview einen Fastnachtsvortrag zu machen, für den man gleich eine ganze Reihe von Lachsalven ernten würde. Also – völlig umsonst aufgeregt.

Ich frage mich nur, in welcher Wirklichkeit manche Bischöfe leben. Möglicherweise denken sie, es sei eine sehr rational und intellektuell bestimmte, die die einzige sei. Merkwürdig. Ich als Naturwissenschaftler habe keine Mühe zu sehen, dass es neben der von Gott geschaffenen Welt, die sich an die Regeln hält, die er ihr gegeben hat (wenn wir mal von den ebenfalls geschaffenen Ebenbildern Gottes absehen, die ihre Kapazität diese Regeln zu brechen, oft nach Kräften ausschöpfen), also, dass es neben dieser geschaffenen Welt eine darüberstehende Wirklichkeit gibt, die nicht an die Zeit gebunden ist, die so genannte Ewigkeit. Und dass die Berührungspunkte der Zeit mit dieser Ewigkeit Momente sind, in denen Zusammenhänge sichtbar (offenbar) werden, die außerhalb der Ewigkeit bzw. ohne die Berührungspunkte mit ihr nicht möglich oder auch nur vorstellbar wären.
Mir scheint es, dass diese Interventionen aus der Ewigkeit, die ja der Zeit klar überlegen ist, ungeheuer faszinierend für jeden wahren Intellekt sind. Eher unsinnig erscheint es mir, dass manche, wenn sie damit konfrontiert werden, mit großer Aggressivität reagieren und versuchen diese höhere und nur so selten fassbare Wirklichkeit zu leugnen und ihre Spuren zu vernichten. Das ist nun wirklich in keiner Weise wissenschaftlich gedacht.
Völlig abstrus wird es jedoch, wenn ausgerechnet verantwortliche Leiter eines Glaubens, der 100 % auf der Offenbarung Gottes aus der Ewigkeit in die Zeit basiert, meinen, sie müssten alles auf das beschränkte Niveau des wissenschaftlichen Standes ihrer Zeit reduzieren und Offenbarungen auf menschliche Erkenntnishorizonte beschränken.
Die Menschwerdung ist nun einmal nicht wissenschaftlich erklärbar. Der Augenblick der Schöpfung vermutlich auch nicht. Genausowenig das Wirken des Heiligen Geistes in denen, die durch die Taufe zu einem Teil Jesu geworden sind. Und das sind nur die TOP3 der Liste. Weil die Liste aber lang und der Glaubensabfall bei klarer Leugnung der Hauptpunkte eindeutig ist, versucht man sich gewöhnlich mit Punkten von nicht ganz so hohem Rang.
Was anscheinend nicht erkannt wird, ist die klare Inkonsequenz darin. Es ist z.B. rein menschlich argumentiert, wenn immer wieder behauptet wird, nur wenigen Asketen sei es möglich in Keuschheit zu leben. Rein menschlich und zeitlich ist diese Aussage tatsächlich richtig. Aber wir sind nicht mehr rein zeitlich, wenn wir durch die Taufe Leib Christi geworden sind. Mit der Taufe stehen wir am Anfang eines Prozesses, durch den wir immer mehr Teil der Ewigkeit werden können. Dafür steht uns unser Leben zur Verfügung.
Die Lösung z.B. für die Probleme vieler im Umgang mit der Sexualität liegt daher nicht vorrangig in immer wässrigeren Kompromissen, die das Triebhafte zur wahren Gottheit erheben, sondern in einer Förderung der Christusähnlichkeit in jedem Getauften. Aber mal ehrlich, welche praktischen Anleitungen und Hilfen bekommt ein Normalchrist denn hier von seiner Kirche? Das geistliche Leben wurde doch in den letzten Jahrzehnten oft lächerlich gemacht und wird immer noch oft als Frömmelei abgetan. Ermuntert wird meist zu allen Arten von weltlich orientiertem Handeln, oft durchaus positiven Einsätzen, die dem Wohl anderer dienen, aber die den Einzelnen fordern und überfordern, statt ihm zu helfen, sich immer mehr dem Willen Gottes zu überlassen.
Besonders beliebt ist auch die Argumentation, d.h. eigentlich das Totschlagen einer Argumentation durch das Aufzeigen des extremen Gegenteils der gegenwärtigen Situation: also Frömmigkeit auf Kosten der Mitmenschlichkeit, Askese auf Kosten der Caritas. Es ist, als wären vier Dinge nicht mehr bekannt, die einmal die Kardinaltugenden genannt wurden und die den Rahmen aufspannen, in dem geistliches Wachstum möglich ist.
Eine davon heißt nämlich Mäßigung.

1 Kommentar:

  1. "Die Lösung z.B. für die Probleme vieler im Umgang mit der Sexualität liegt daher nicht vorrangig in immer wässrigeren Kompromissen, die das Triebhafte zur wahren Gottheit erheben, sondern in einer Förderung der Christusähnlichkeit in jedem Getauften." AMEN!

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