Die Zeiten ändern sich. Heute ist Prüm eine kleine,
unbekannte und recht abgelegene Stadt im Hohes Venn genannten Teil der
Eifel. Vor gut 1200 Jahren jedoch war
die Abtei Prüm bedeutend. Ihre Besitztümer reichten bis in den Taunus , nach
dem heutigen Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Die Abtei war im Jahre 721 von Bertrada der
Älteren, einer Urgroßmutter Karls des Großen gestiftet worden und das
Herrscherhaus der Karolinger blieb damit eng verbunden, große Teile des
karolingischen Adels wurden hier erzogen.
Im Jahr 751 erkannte Papst Zachrias dem bisherigen dem
Karolinger Pippin III , dem Vater Karls des Großen, den fränkischen Königstitel
zu. Damit wurde die bisherige Herrschaft der Merowinger, die sehr an Macht
verloren hatten, beendet. Den Päpsten war sehr an einem starken fränkischen
Herrscher gelegen, da die Hilfe der Franken sehr benötigt wurde, um den
Kirchenstaat gegen den Ansturm der Langobarden zu bewahren. Und genau diesem fränkischen Bündnispartner
schenkte Papst Zacharias 752 eine der bedeutendsten Reliquien, die es in Rom
gab: die Sandalen Christi.
Die kostbare Reliquie wurde der Abtei Prüm übergeben, die
bald zum bedeutendsten Kloster des Frankenreiches wurde.
Nun sind die Sandalen Christi nicht in den Evangelien
erwähnt und mit der Wiederentdeckung des Heiligen Rocks in Trier verlor die
Wallfahrt nach Prüm dadurch schnell an Bedeutung. Die Sandalen gehen wohl nicht auf die berühmten
Ausgrabungen der Kaiserinmutter Helena zurück, sondern waren auf anderen, nicht
mehr nachvollziehbaren Wegen, nach Rom gelangt.
Bedenkt man, wie auch heute Gegenstände aus dem persönlichen
Besitz berühmter und verehrter Menschen aufbewahrt und von Verehrern zu
manchmal erstaunlichen Preisen erstanden werden, kann es kaum verwundern, dass
auch schon vor 2000 Jahren jemand ein altes Paar Sandalen Jesu, das vielleicht
in Bethanien, wo er sich öfters aufgehalten hatte oder in Samarien von seinen
Freunden und Anhängern sorgsam aufbewahrt und weitergegeben wurde. Der Zerstörung Jerusalems durch die Römer
entgingen wohl alle diese Gedenkstücke, denn die Christen hatten die Stadt
schon lange vor derem Untergang verlassen.
Am 6. September 2007 wurden die Prümer Sandalen, die in
ihrer derzeitigen Form reich verzierte karolingische Pantoffel sind, von einem französichen Forschungsteam und zwei Expertinnen des
Ledermuseums in Frankfurt untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass in die
eher königlichen Pantoffeln laut der beiliegenden Beschreibung wohl die
Überreste der ursprünglichen Sandalen eingearbeitet worden waren. Tatsächlich
fanden sich in den entnommenen Gewebeproben Silikatminerale aus Wüstengegenden
und Spuren von Eisen und Titan, eine Erdenzusammensetzung, die es nur im Gebiet
um Jerusalem gibt. Ein Fachkongress dazu soll im April 2013 in Prüm stattfinden.
Belegbar ist also, dass die karolingischen Pantoffeln
Überreste von Materialien aus Jerusalem
enthalten, die im 8. Jahrhundert als Sandalen Christi verehrt wurden.
(Auführlicher dargestellt ist dies in einem Artikel des Vatican-Maganzins vom
März 2012, S. 28-31, dort findet man eine Abbildung der Reliquie.)
Leider wird , wer derzeit unangemeldet nach Prüm wallfahrtet
und hofft die Reliquie verehren zu können, etwas enttäuscht werden. Zwar ist
die Salvatorbasilika geöffnet, aber der Altar mit den Reliquien befindet sich
im vorderen linken Teil des Chorraums, vor dem Hochaltar aber jenseits des Volksaltares und der Zutritt in den Altarraum
wird durch eine rote Kordel verwehrt. Im hinteren Teil des Kirchenschiffs
befindet sich eine Tafel, die die Geschichte der Reliquie erklärt. Ebenfalls
vorhanden ist ein Faltblatt mit einer Übersicht über die Altäre in der
Salvatorbasilika, so dass man zumindest ungefähr weiß, hinter welchem
Seitenaltar sich die Reliquie befindet.
Sicherlich wird man eine geeignetere Art des Zugangs
zumindest zu diesem Altar finden können, sollten sich die Besucherströme vergrößern,
nachdem nun wieder mehr ins Bewusstsein geraten ist, was dort im Hohen Venn zu
finden ist. Interesse besteht, wie bisher einzelne Pilger aus Deutschland und
dem umliegenden Grenzland zeigen.
Leider konnte ich bisher nicht herausfinden, ob es für die
Reliquie auch einen offiziellen Wallfahrtstermin gibt. Vielleicht kann da
jemand in der Kommentarfunktion aushelfen.
Ich hoffe hiermit, die im Internet zugänglichen
Informationen zu diesem Thema etwas erweitert zu haben.
Mittelbar sind die Sandalen durchaus im Evangelium erwähnt, etwa, wenn der Täufer ausspricht: "Ich aber bin es nicht wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen."
AntwortenLöschenZu Ostern, Pfingsten, dem 15.7. (Gedenktag an ein Explosionsunglück, dem ersten Sonntag nach dem 6. August (Verklärung des Herrn)und zu Weihnachten werden die Sandalen gezeigt (lt. Hans-Joachim Kann: Wallfahrtsführer Trier und Umgebung, 56)
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