Offenbar wird die Problematik aktuell am Umgang der Diözesen Speyer und Augsburg (eigentlich keine Hauptverdächtigen in Bezug auf Verweltlichung und Anpassung an den Zeitgeist) mit der Schwangerenkonfliktberatung von 1000plus.
Allgemein - also nicht in Bezug auf obigen Fall - formuliert ist es so:
Katholische Laien, die nicht in irgendeiner Form ein theologisches Fach mit Abschluss studiert haben, werden generell als unqualifiziert in allen Dingen betrachtet, die über untergeordnete Dienstleistungen hinausgehen. Gleich ob es um geistliches, soziales oder politisches Engagement geht, wie es scheint.
Dahingegen werden klerikalisierte Laien verschiedenster Provenienz (theologische Studien verschiedenster Art, studierte Soziologen im kirchlichen Dienst, auf hohen politischen und kirchlichen Positionen befindliche Laien unabhängig von ihrem religiösen Leben) als kompetent angesehen; ihnen ist höchste Anerkennung zuzollen, auch wenn sie sich klar gegen jeden beliebigen Glaubensinhalt oder im katholischen Glauben begründete moralische Auffassungen wenden.
Kurz gesagt: in Deutschland hat man als Katholik nur was zu melden, wenn man einen Abschluss oder einen sozialen hohen Rang aufzuweisen hat. Die niedere Kaste der theologisch unstudierten bzw. politisch nicht-einflussreichen Laien ist stets vernachlässigbar.
Eigentlich hatten die Bischöfe im zweiten Vaticanum sich das anders gedacht:
Laien - und zwar gerade die nicht theologisch studierten Laien - sind die Fachleute in den meisten Bereichen. Wenn Sie sich dort von ihrem Glauben getragen engagieren, sollten sie seitens der geweihten Personen mit allen Kräften unterstützt und gefördert werden.
Sicher kann so eine Unterstützung und Förderung durchaus auch in Kursen bestehen, bei denen man Abschlüsse erwerben kann. Diese können sogar sehr hilfreich sein. Nur leider ist gerade die deutsche Mentalität wohl extrem in Bezug auf dokumentierte Abschlüsse. Interessant ist nicht, ob jemand etwas kann, sondern ob er ein Zertifikat vorweisen kann. Zertifikat geht immer über Können.
Diese Mentalität scheint sich auch im Fall von 1000 plus zu offenbaren:
Da haben sich - zum Teil sogar studierte (Theologie, Soziologie, Psychologie) - Laien zusammengetan um unter hohem persönlichem Einsatz Frauen zu beraten, die wegen ihrer Schwangerschaft nicht mehr aus noch ein wissen und eigentlich oft nur möchten, dass Ihnen jemand zuhört, um ihre Gedanken und Gefühle ordnen zu können. Und dieser Dienst steht bei 1000 plus auch dann zur Verfügung, wenn die - durchaus gute Arbeit leistenden - Mitarbeiter offizieller Organisationen wie u.a. Caritas und SkF Feierabend und Wochenende und Nachtruhe haben.
Es konnte vielen Frauen geholfen werden. Etwa zwei Drittel haben sich sogar dafür entschieden, ihr Kind zu bekommen, weil ihnen die nötigen finanziellen und anderweitigen Hilfen vermittelt werden konnten.
Aber selbst die engagierteste Arbeit benötigt Geld, Spenden in dem Fall.
Man wandte sich also an die Diözesen - und wurde offenbar von einigen nicht einmal einer Antwort gewürdigt.
Kein Problem. Man bemühte sich, Multiplikatoren zu informieren, die dann zu Veranstaltungen (Info) in Pfarreien einluden. Natürlich bat man da auch um Spenden. Viele Pfarrer und ihre Gemeinden waren sehr angetan von dem, was da geleistet wurde und wollten diese Arbeit unterstützen. Ein ganz natürlicher Prozess.Man informierte sich, prüfte und befand für gut.
Was dann geschah - man kann nur darüber spekulieren. Sahen sich Caritas und SkF kritisiert? Glaubte man der eigenen Organisation gingen Spendengelder verloren? Oder war es nur die so oft in allen möglichen Dingen erfolgende Abklassifizierung, diese Leute könnten doch keine normalen Katholiken sein, wenn sie sich so einsetzen sondern seien deswegen halb unter Sektenverdacht, "evangelikal" und "katholikal" (was auch immer das ist) sollen als abwertende Begriffe (zum Schutz eigener Pfründe? aber welcher genau?) gefallen sein. Als könne man nur katholische Arbeit leisten, wenn diese in kirchlicher Besoldung geschieht.
Tatsache ist doch, dass viele Frauen bei dieser Beratung Hilfe fanden, obwohl es parallel die Angebote von Caritas und SkF in der Diözese gab, nur dass das Angebot von 1000plus, wo vermehrt auf Internetarbeit gesetzt wird, wohl noch niedrigschwelliger angesetzt ist.
Offenbar freute es niemanden, wie vielen dort geholfen wurde.
Die obigen zwei Bistümer verboten den Pfarreien eine weitere Unterstützung - da es sich nicht um einen kirchliche Organisation handle.
Ein durchschnittlicher Laie kann das eigentlich nur noch als Bürokratie einordnen. Da hat man sich die Sache angesehen, selbst der Pfarrer fand es gut und einwandfrei und es machte Freude, das Gute zu unterstützen und die Pfarrei war der natürlich Ort dafür, wenn man katholisch war, aber es darf nicht sein. Verstehen kann man es nicht wirklich. Extrem weltfremd könnte man sagen.
Wer sagt denn eigentlich, dass die katholische Kirche in regionaler Ausprägung sich nicht hinter eine Initiative stellen darf, die in allem ihren Glaubenssätzen entspricht aber nicht von kirchlichen Gremien und Behörden selbst initiiert wurde?
Dieselbe merkwürdige "wenn-es- nicht-von-uns-kommt-kann-es-nicht-gut-sein- und-falls-doch-auch-egal- wir-machen-selbst-was"-Haltung zeigte sich ja auch schon in Bezug auf die Bürgerinitiative Einer-von-uns, die in Deutschland fast gescheitert wäre, hätten sie dann nicht doch noch etliche Bischöfe befürwortet (die Bischofskonferenz lehnte zuvor jede Unterstützung ab).
Danke für diesen wirklich guten Beitrag!
AntwortenLöschenNeulich habe ich "Der blockierte Riese" von Manfred Lütz gelesen. Darin ruft der Autor dazu auf, die katholische Kernaufgabe Caritas nicht ausschließlich einer Organisation zu übertragen sondern sie auch "selbst", z. B. in den Gemeinden wahrzunehmen. So etwas tut 1000plus. Auch deshalb sind die aktuellen Angriffe aus den Organisationen absurd.
AntwortenLöschen1000plus hilft jedes Jahr über 1000 Frauen im Schwangerschaftskonflikt. Keine dieser Frauen wird Caritas, SKF oder Donum Vitae (Die werden von unserer Kirche zumindest aktiv geduldet, und an der Redlichkeit ihrer Bestrebungen zweifle ich nicht) irgendwie "weggenommen."
Man möchte den Beteiligten, vor allem aber den Bischöfen von Augsburg und Speyer zurufen: Fürchtet Euch nicht!