Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Gwenni

Wie ja bekannt ist, halte ich Kanarienvögel und Gwenni ist der jüngste, ein zierlicher hellgelber Harzer Roller, der vermutlich gerade ein Jahr alt geworden ist. Eigentlich hatte ich ja eine kleine Kanariendame kaufen wollen. Aber als das Tierchen, das im Käfig mit "das-sind-garantiert-alles-Weibchen" gewesen war, sein Transportkästchen verließ, sah es sofort das dunkelgelbe Weibchen (Mama!!- Gwenni war noch sehr jung), dann das Grünfutter (so viel - man konnte sich reinsetze), testete kurz den Käfigein- und -ausflug und fing an zu singen. Mit geschlossenem Schnabel wie das nur Harzer Roller können. Wahrscheinlich war er deswegen falsch einsortiert worden.
Klein-Gwenni war der festen Überzeugung, dass er nach dem schrecklichen Intermezzo da im Großhandel nun im Paradies für brave Kanarienvögel lebte. Das hatte seine Mama wohl gesagt: "Kleine Kanris müssen Mama und Papa früh verlassen. Aber wenn du immer lieb bist, dann findest du einen Platz wie hier."
Also war Gwenni immer sehr lieb und beachtete alle Regeln, sobald er sie herausfand.

Er wurde allmählich erwachsen und zu einem kleinen Indiana-Gwenni, der auf abenteuerliche Entdeckungsreisen ging. Er lernte den Flur zu meiden - da wurde man mit so einem schrecklichen Ding wieder eingefangen. Und das Schlafzimmer war ein bisschen dunkel. Aber in der letzten Zeit hatte er entdeckt, dass es Spaß machte, den netten Futtergeber morgens zu holen, wenn der zu lang schlief. Und zwar indem er ein paar fröhlich zwitschernde Runden über dem Bett drehte, wenn einfaches Rufen von der Tür aus nichts nützte.

Genau das hatte er wohl diesen Samstag wieder vor. Er begann den fröhlich zwitschernden Anflug, schaute dabei wohl nicht genau, wohin er flog, und raste gegen eine Kante: schwere Gehirnerschütterung. Anfangs wimmerte er vor Schmerzen, dann zuckte er nur noch. Grausige Krämpfe den ganzen Tag über und bis in die Nacht hinein Lange Zeit hielt ich ihn in den Händen, damit er sich nicht noch schwerer verletzt, zeitweise saß er in einem gut gepolsterten Kästchen. Gegen Abend konnte er dann an die Käfigwand gelehnt sitzen, während die Zuckungen ihn die Wände entlang wandern ließen.
Sonntag schlief er, putzte und putzte sich und wollte nicht mehr angefasst werden. Montagnachmittag aß er endlich ein wenig. Heute wollte er wenigstens etwas höher als der Boden sitzen. Vielleicht überlebt er.

Mein Vater offerierte seit dem Unfall seine übliche Patentlösung: Noch ein Schlag und das Leiden ist beendet.

Die Sache ist nur, wenn der kleine Vogel reden könnte, wäre er anderer Meinung. Er möchte leben. Er braucht nur Schutz und Pflege, um das zu schaffen.

Klar. Nur ein Vogel. - Aber im Grunde sind wir auch gerade in der Diskussion, wie man mit Menschen verfahren soll, die in vergleichbaren Lagen sind. "Sterbehilfe" nennt man das jetzt. Viele meinen inzwischen, die Patentlösung meines Vaters sei die eigentlich humane.
Und ich frage mich, was mit den Menschen passiert ist, die den Lebenswillen nicht mehr haben, den jeder kleine Vogel hat: so lange und so gut wie möglich zu leben, selbst mit Schmerzen, selbst mit Einschränkungen

Montag, 28. Oktober 2013

Abschaffung der Sommerzeit

Gerne mache ich auf diese Petition hier aufmerksam: https://www.openpetition.de/petition/online/beibehaltung-der-normalzeit-abschaffung-der-sommerzeitverordnung

Die Stimmabgabe läuft noch 26 Tage.

Meine Unbequemlichkeiten durch die Sommerzeit halten sich ja noch in Grenzen.
Besonderes Ungemach bereitet sie u.a. der Milchwirtschaft, die die Kähe zweimal jährlich auf neue Melkzeiten umgewöhnen muss; die Tiere wollen das immer nur schwer einsehen, da sie ein gutes eigenes Zeitgefühl haben.

Samstag, 26. Oktober 2013

Die Dunkelheit über Limburg

Man nehme an, es gebe ein Bistum, das so heißt, weil es da genug Katholiken oder genug Fläche gibt, dass ein Bischof beauftragt ist, dort als oberster Hirte und Seelsorger zu wirken und dafür zu sorgen, dass die Gläubigen dort nicht etwa mangels Außenkontakten und mangels entsprechender theologischer Bildung oder in einigen traurigen Fällen mangels Glauben an Christus seitens ihrer Hirten vor Ort, nicht die Einheit mit allen Gläubigen derselben Kirche weltweit verlieren.
Man nehme an, die Leute, die sich dort Gläubige nennen sind es.
Man nehme auch an, dass sie gute Seelsorger haben, denen die Nachfolge Christi ein echtes Anliegen ist.

Was wird in einem solchen Bistum geschehen, wenn da ein Hirte auftaucht, der leider kein Hirte wäre?
Nun, ein Fallbeispiel kenne ich aus Skandinavien: Ein paar hundert Katholiken, verteilt über ca. 1000 Quadratkilometer, Anreise zur Sonntagsmesse bis zu mehrere Stunden, nächste Pfarreien noch ein paar Stunden weiter entfernt. Und der Pfarrer ist leider ein Schürzenjäger. - Nun, die Gemeinde arrangiert sich. Sie sorgt dafür, dass keine Frau das Pfarrhaus allein betritt und versucht auch sonstige Ausuferungen zu verhindern. Sie geht sogar bei dem Mann beichten. Wie einer der Gläubigen dort sagte: "Vielleicht lernt er dabei ja auch etwas." Man geht jedenfalls nicht zur regionalen Zeitungen, macht einen Aufstand und schreit, dass man aufgrund verspielten Vertrauens diesen Pfarrer nicht mehr ertrage.
Sicher auch keine in allem perfekte Gemeinde, aber eindeutig eine christliche, die es hoch schätzt, sonntags eine Messfeier zu haben, auch wenn der Zelebrant sehr unwürdig ist und die sich um seine Heiligung wenn auch weitgehend erfolglos bemüht und dabei etwas für ihre tut.

Was würde denn, sollte man meinen das Domkapitel eines Bistums tun, wenn der Bischof Fehler gemacht haben sollte? Vor allem, wenn noch nicht einmal geklärt ist, wie groß die Fehler waren und in welchem Zusammenhang sie geschahen. Eine Gruppe von Leuten, die als Priester ihrem jeweiligen Bischof Gehorsam versprochen haben und die noch vor nur noch einem Monat schriftlich versicherten, den Bischof "loyal und aufmerksam begleiten zu wollen". Wobei dieser danach kaum noch Zeit hatte, irgendetwas zu tun, weil kurz darauf eine Treibjagd losbrach, der im Wald kein Hase mehr entkommen wäre und das Amtieren des Bischofs unmöglich machte. (Einmal ganz abgesehen von inzwischen als lügenhaft dokumentierten Anschuldigungen seiner vermeintlichen Mitarbeiter, die er ohne Gegenanklagen hinnahm, wohl im Versuch eine Eskalation zu vermeiden.)

Nun, es würde, wenn es sich hier um echte Christen und Katholiken handeln würde, nicht sein bereits doppelt gegebenes Versprechen in Bezug auf den Bischof bedenkenlos brechen, um zu erklären, man wolle diesen Bischof sowieso nicht. Wobei sich insbesondere ein Herr in tiefdunkelrotem Pullover und kariertem Hemd hervortat, der wie ein lauerndes Raubtier mit am Tisch saß und angeblich ein Priester und Dekan war. Der Name stimmte ja. Aber das Verhalten und die Worte ließen nur noch zweifeln. Das war übrigens der Domdekan Johannes zu Eltz, der kurz darauf in einem Interview noch nachlegte und meinte, die meisten Bischöfe seien  vermutlich Narzissten und man brauche auch keine Bischöfe. Das sei alles überholt.
(Vor einigen Jahren galt dieser Mann als "konservativ". Zumindest wurde mir das mehrfach erzählt, begegnet bin ich ihm nie. Leute pilgerten zu ihm, die einen Segen von ihm in Sachen Befreiungsgebet wollten. - War es alles nur Farce? Eine Front, um vielleicht Nachfolger des damaligen Bischofs zu werden? Vor etwa 3 Jahren offenbarte er jedenfalls eine Gesinnung, die im Widerspruch zu der ihm zuvor zugesprochenen stand und forderte eine reformatäre Struktur der katholischen Kirche.)
Alle jedoch vermittelten den Eindruck von Kindern, denen man gerade das Lieblingsspielzeuge weggenommen hat und der Grund war, dass ihr Bischof noch nicht abgesetzt worden war.

Einen treffenden Bericht findet man hier.
Und wie schon mehrfach festgestellt wurde, wer gerne eine praktische Umsetzung von unbarmherzig, unpriesterlich, dialogverweigernd und unversöhnlich sehen möchte, der kann sich dieses Video antun, sofern er es noch nicht gesehen hat.

Was auch immer mit dem Bischof sein mag, hier ist die Dokumentation, dass die Probleme wohl kaum von ihm allein ausgehen, sondern möglicherweise von vornherein bei anderen lagen.

Auch sehr bedenklich ist im oben verlinkten Bericht der Welt, dass der Journalist angibt, dass es etliche Limburger Priester gibt, die Positives über ihren Bischof zu sagen wissen, die es aber offensichtlich nicht wagen, es öffentlich zu tun. Im Gegensatz zu seinen Kritikern, die stolz ihre Namen nennen. Wer also übt hier Angst und Schrecken und eine Meinungsdiktatur aus?

Und wer schadet durch seinen offen gelebten Widerspruch zu christlichen Grundeinstellungen der katholischen Kirche am meisten? Und hat eventuell auch die ganze Zeit lang die Presse mit verzerrten und Fehlinformationen gefüttert?






Freitag, 25. Oktober 2013

eine seltsame Konjunktion von Pädophilie und Feminismus -Estrela-Bericht zurückgewiesen

Genaueres ist hier nachzulesen. Im EU-Parlament soll es tumultartige Szenen gegeben habe, als sich auch etliche Abgeordnete der grünen und linken Mehrheit nicht entschließen konnten, ein Dokument durchzuwinken, das pädophilen Erziehern und Lehrern Tor und Tür geöffnet hätte: einen interaktiven Sexualkundeunterricht für 5-11-Jährige wollte man, bei dem die Eltern kein Mitbestimmungsrecht haben sollten.
Wen wundert es, dass einer der Befürworter, der immer-noch-Abgeordnete Cohn-Bendit war, der sich ja auch schon schriftlich solcher Handlungen an einem 4- oder 5-jährigen Mädchen gebrüstet hatte, was er mittlerweile als rein fiktiv hinstellt.

Um das ganz unauffällig passieren zu lassen, wurde es mit einer Vorlage kombiniert, die ein Recht auf Abtreibung forderte (man fragt sich dabei, wann die Gesetzesvorlage für das Recht auf Beseitigung lästiger Nachbarn kommt, die ja sicherlich für viele eine starke Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität darstellen. Nun ist es so, dass in etlichen Ländern ja eine Straffreiheit für Abtreibungen besteht, was darin begründet ist, dass die abtreibenden Frauen sich durch diese Handlung, zu der sie oft durch ihr Umfeld gedrängt werden, ohnehin lebenslang leiden müssen - post abortion syndrome heißt es, denn es betrifft Mütter mit unfreiwilligen Fehlgeburten (abortio) genauso wie diejenigen, die eine solche herbeiführen lassen. Einige wenige verdrängen es sie, dass der psychische Schmerz in Aggression umschlägt, kein unbekanntes psychologisches Phänomen.

Jedenfalls hatte man jetzt eine Forderung für Abtreibung als Recht beabsichtigt. Diese hätte zwar keine bindende Kraft gehabt, da solche Gesetze gar nicht in die Kompetenz der EU fallen. Man hätte jedoch den Erfolg der Bürgerinitiative  1-von-uns neutralisieren können.(Dort kann man übrigens noch bis zum 2. November 2013 unterschreiben.)
Einer-von-uns beantragt zweierlei:
Zum einen, die Finanzierung der embryonalen Stammzellforschung durch die EU zu beenden. Dies betrifft NICHT die Stammzellforschung generell. Es gibt sehr vielversprechende Versuche mit adulten Stammzellen, die vom Erkrankten selbst stammen. Wohingegen embyonale Stammzellen (die letztendlich durch Tötung eines potentiellen Menschen gewonnen wurden) noch Transplantation in den Empfänger zur Entartung (=Krebs) eignen. Auch die starken Immunsuppressiva, durch die das verhindert werden soll, sind keine wirkliche Alternative.
Man muss hier wissen, dass der menschliche Körper nur eigene Zellen in sich toleriert, fremde Zellen werden wie Viren, Bakterien, Parasiten und andere Fremdkörper vom Immunsystem angegriffen. (Das gilt übrigens auch für andere Transplantate.) Damit die körperfremden Gewebe nicht zu schnell zerstört werden, unterdrückt man daher das Immunsystem, mit dem Nebeneffekt dass derjenige Mensch extrem anfällig für Viren, Bakterien und andere Erreger wird und oft mit Antibiotika und Virostatika behandelt werden muss, meist permanent, die wieder zu anderen organischen Schäden führen.
Das zweite Ziel der Bürgerinitiative 1-von-uns ist es, EU-Gelder für Abtreibungen zu stoppen. Wobei man wissen muss, dass Abtreibung in neueren Vorlagen oft nicht als Abtreibung bezeichnet wird sondern sich als "reproduktive Gesundheit" tarnt. Leider führt das immer noch einige in die Irre, die keine Vorstellung haben, dass sich hinter der Forderung nach besserer Gesundheitsversorgung eine Forderung unerwünschtes Leben zu beseitigen verborgen hat.

Mit Annahme des Estrela-Berichtes hätte man die Bürgerinitiative einfach ignorieren können, da man die echten 1,4 Millionen Unterschriften bisher gegen den Willen der doch durch die EU-Parlamentarier vorgeblich Repräsentierten ausgespielt hätte. Dieser Versuch ist jetzt gescheitert.

Und gescheitert ist er durch die Kombination mit Forderung einer offenbar pädophil orientierten Lobby.
So unglaublich es ist, in einigen politischen Kreisen, scheint man pädophile Handlungen immer noch für förderungswürdig zu halten und hat nicht begriffen, dass die Öffentlichkeit in Bezug auf dieses Verbrechen sensibel reagiert.

Befremdet ist generell eine Kombination von pädophilenfreundlichen Forderungen mit vorgeblich frauenfördernden. Allerdings nur auf den ersten Blick. Wer sich wirklich näher mit der Materie befasst, weiß, dass Abtreibungen alles andere als frauenfreundlich sind - sie verursachen millionenfaches Frauenleid. (Auch das von Männern, der Vollständigkeit halber.) Ein alternativer Vorschlag, der eine echte Förderung von Frauen und Müttern zum Ziel hatte, wurde leider schon vor der Abstimmung über den Estrela-Bericht abgelehnt.
Dennoch können wir dankbar sein, dass inzwischen wenigstens geborenen Kindern etwas mehr Schutz angedeihen darf als in den Jahrzehnten vorher.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

ein falscher Mythos: Nikolaus und der Artemistempel von Ephesos/UN will holländisches Sinterklaas verbieten

Auf die Behauptung stieß ich gerade wieder in den Lesermeinungen zu einer absonderlichen Auseinandersetzung einer UN-Expertengruppe und den Niederlanden: das Sinterklaas-Fest sei rassistisch
Und zwar geht es darum, dass dort am Niederrhein der heilige Nikolaus einen schwarzbemalten Begleiter hat, den Piet. Dieser sei, die Meinungen gehen auseinander, ein vom Nikolaus aus Kohleminen befreiter Sklave (darum so schwarz) oder eine Erinnerung an die Maurenkriege (was dann eher nichts mit dem heiligen Nikolaus zu tun hättte, der im 3./4. Jahrhundert lebte).
Jedenfalls fordert die UN-Gruppe die Abschaffung, weil damit die Sklaverei gefördert und verherrlicht werde und das rassistisch sei - und die Holländer sind nicht einsichtig - warum wohl.

Nun, in einer der Lesermeinungen auf einer der Zeitungsseiten, kam zwischen viel Amüsement über die merkwürdigen Verlautbarungen der UN auch jemand zu Worte, der giftete, anders kann man es nicht nennen, dieser brutale Nikolaus gehöre sowieso verboten, weil er ja den Artemistempel von Ephesos, eines der Weltwunder niedergebrannt habe.

Das kommt dabei heraus, wenn nichts von historischen Fakten weiß:

1) Der Artemistempel wurde schon direkt nach seiner Erbauung niedergebrannt, im Jahre 356 vor Christus, von Hersotratos.
2) Der Artemistempel wurde endgültig weitgehend zerstört im Jahre 268 nach Christus von Goten, die damals mehrere griechische Städte niederbrannten. Es soll danach Reparaturen gegeben haben, aber im großen und ganzen scheint die Ruine ab da als Steinbruch für Häuserbau genutzt worden zu sein.
3) Der heilige Nikolaus wurde 280 nach Christus geboren, war also zum Zeitpunkt des Goteneinfalls zarte 12 Jahre alt und wohl kaum beteiligt, denn er gehörte zur überfallenen griechischen Bevölkerung.
4) Nikolaus hat später als Bischof wohl tatsächlich etliche kleinere Artemisheiligtümer in den Küstenstädten entfernen lassen. Es scheint, die dortigen Seeleute gingen auf Nummer sicher und huldigten neben dem christlichen Glauben für Seefahrten auch noch zusätzlich der Artemis.
5) Ganz so böse können die Seefahrer auf Nikolaus nicht gewesen sein, denn während Artemis für diese heute keine Rolle mehr spielt, ist Nikolaus zu deren Schutzpatron geworden und wird schon lange bei Seenot um Hilfe gebeten aber auch generell um sicher über das Meer zu reisen.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Fehlwahrnehmungen sind korrigierbar

Nachdem ich schon einmal erzählte, wie mein Vater alle Skandalberichterstattung über den Bischof von Limburg kritiklos übernimmt, weil er nicht begreift, wie tief die Presse während seiner gut siebzig Lebensjahre gesunken ist in ihren Methoden, war dann gestern mein Bruder zu Besuch.
Als Plauderthema kam statt des Wetters gleich Limburg. "Na, wann muss er denn zurücktreten?" Keine Erregung, eher mildes Interesse. "Schließlich hat er ja gelogen." Ich erläuterte die Umstände etwas näher: es geht um kein Interview, sondern um eine Bemerkung, als ein Reporter heimlich mitfilmte, während er sich als Wegelagerer betätigte und die anders gemeint war, wobei man wissen müsse, dass da noch kurz vorher behauptet worden war, der Bischof habe First Class gebucht und bezahlt. Nein, Business class war es gewesen.
"Ach so. Ich dachte, erhätte behauptet economy. Na ja, ob jetzt Business class oder First class", war die gelassene Antwort.
Kurzer Hinweis über die 15.000-Euro-Badewanne, die nur 2500 kostete, die laut Architekt nicht vorhandene teure Adventskranzaufhängung und dass hier ohnehin nur aus der Luft gegriffene Behauptungen zum besten gegeben wurden.
"Ja, aber die Arbeiter haben doch von den vielen baulichen Änderungen erzählt, die er für seine Wohnung wollte."
Nun ja, meinte ich, das soll ja schon des öfteren vorkommen. Mein Bruder erinnerte sich wohl, wie er auf Befehl seiner damaligen Frau den schon gelegten teuren Parkettboden herausreißen und durch einen Teppichboden ersetzen ließ und andere Eskapaden und wechselte lieber das Thema."Ja, das hat ja auch gar nicht wesentlich zu den hohen Kosten beigetragen. Woher kommen die dann?"
Ja, da war zum Beispiel der Wunsch der Stadt Limburg, das Stadtbild bitte nicht durch einen zweistöckigen Bau zu verschandeln, dem das Bistum natürlich um Ärgernis zu vermeiden mit einer Bauplanänderung nachkam. Allerdings musste deswegen unterkellert werden, was man hatte vermeiden wollen, da die Kellerräume dummerweise teuer aus dem Fels herausgefräst werden mussten. Aber was tut man nicht alles, um Streit und Missstimmung zu vermeiden. Tja, und das der Bischof das einmal als Denkmalschutzauflage bezeichnete; er ist ja kein Fachmann und hatte wohl nicht parat, dass das mit dem Stadtbild jetzt kein Denkmalschutz war.
"Hmm. Ja, hört sich plausibel an. ABER, da wurden doch Grundstücke nur zum Nennwert an das Bistum Limburg und das Bistum Mainz verkauft! Das war doch ein riesiger Verlust."
"Nur wenn man nicht sieht, dass man die dann später einmal leichter zurückkaufen kann, wenn man wieder liquide ist und dass das eine günstige Form des Geldausleihens ist."
"Ach, klar. Und dadurch werden die Gebühren niedrig gehalten, die auf solche Transaktionen stehen und sich am Verkaufswert orientieren." (Damit hat er ja selbst so einige Erfahrung.)

Damit, Thema weitgehend geklärt.
Was könnte hier die Kirchenzeitung so exzellente Aufklärungsarbeit leisten. Was könnten hier die teuren deutschen katholischen Medienportale so gut alles richten und einen Widerpart zu den ganzen Lügen und Verleumdungen schaffen.
Aber sie tun es nicht.
Verdient gemacht hat sich hier hauptsächlich kath.net, wo man zuerst die Protokolle des Limburger Vermögensverwaltungsrates auftreiben konnte, um sie zu veröffentlichen und auch sonst so einige Richtigstellungen brachte, indem man z.B. den Architekten zu Wort kommen ließ und Falschmeldungen richtig stellte.
Die meisten Leser hier werden es wissen, aber vielleicht verirren sich andere hierher: kath.net wird von der deutschen katholischen Kirche in keiner Weise unterstützt. Es handelt sich um eine private Initiative, die mit sehr geringen Mitteln auskommen muss und sich auf das Engagement vieler Einzelner stützt. Nach etwas holprigen Anfängen hat man hier inzwischen ein recht gutes Presseniveau erreicht und findet die zuverlässigste kostenfreie Internet-Berichterstattung, was die katholische Kirche im deutschen Raum angeht. (meiner Meinung nach)

Da ich schon hier die Werbetrommel rühre (was mir nichts einbringt, außer der Verbreitung von gut recherchierten Tatsachen zu helfen), möchte ich auch auf Die Tagespost hinweisen, letzte überlebende katholische Wochenzeitung, die 3x in der Woche erscheint. Dort sind oft sehr fundierte Berichte zu aktuellen Themen zu finden, die anderswo untergehen.

Und für diejenigen, die ihren Horizont mit einem Magazin guter Bild-und Textqualität erweitern wollen, das Vatican-Magazin. Die Qualität dort spricht für sich. Es hilft, wenn man einem Bekannten, den das interessieren könnte, ein Jahresabo schenkt. Meistens wird es verlängert und manchmal macht er/sie dann das gleiche bei guten Freunden. Wobei oft nicht die aktuellen Artikel das beste sind sondern die allgemeinen Reportagen, Diskussionen und Bildberichte.

Samstag, 19. Oktober 2013

Nachtrag: Achtung der Wahrheit (KKK 2488 - 2492

"Das Recht auf Mitteilung der Wahrheit ist nicht bedingungslos. Das Leben ist nach dem Gebot der Nächstenliebe des Evangeliums auszurichten. Diese Liebe verlangt, daß man in der konkreten Situation abschätzt, ob es angemessen ist oder nicht, die Wahrheit dem zu sagen, der sie wissen will."
Eine Bitte um Wissen oder Mitteilung muß stets mit Nächstenliebe und Achtung vor der Wahrheit beantwortet werden. Das Wohl und die Sicherheit anderer, die Achtung des Privatlebens oder die Rücksicht auf das Gemeinwohl sind hinreichende Gründe, etwas, das nicht bekanntwerden soll, zu verschweigen oder sich einer diskreten Sprache zu bedienen. Die Pflicht, Ärgernis zu vermeiden, fordert oft strenge Diskretion. Niemand ist verpflichtet, die Wahrheit Personen zu enthüllen, die kein Recht auf deren Kenntnis haben."

usw.

Es folgen Ausführungen zum Gebrauch der Massenmedien (2493- 2499).
Wer die dort möglichen Verstöße gegen die Wahrheit gelistet haben will, lese es durch und nehme sich dann Zeitungsberichte zu Limburg vor, wo er Beispiele in Hülle und Fülle für jeden dieser Verstöße finden wird.

Was ist ein Lüge?

Mir ist in letzter Zeit schon öfters aufgefallen, dass schon den Grundschulkindern hier Falsches beigebracht wird: eine Lüge sei zum Beispiel, wenn man selbst getäuscht etwas Unwahres weitersagt. Genau ein solcher Tatbestand kam in der Pflichlektüre vor und leider auch in den Auslegungen des Gemeindereferenten zu den Zehn Geboten.

Schauen wir also mal in den Katechismus der katholischen Kirche:
Dort steht die Lüge unter den Verstößen gegen die Wahrheit, und zwar interessanterweise nicht an allererster Stelle.
Zuerst kommt "falsches Zeugnis und Meineid", die öffentlich gemacht dazu beitragen, dass Unschuldige verurteilt oder Schuldige entlastet werden oder die Strafe eines Angeklagten verschärft wird.
(Ich glaube, da fallen so einige neuerliche Pressemeldungen darunter.)
folgender Fettdruck und Unterstreichungen von mir

Dann wird erklärt (2477): Die Rücksicht auf den guten Ruf eines Menschen verbietet jede Haltung und jedes Wort, die ihn ungerechterweise schädigen könnte. Schuldig macht sich
- des vermessenen Urteils, wer ohne ausreichende Beweise und sei es auch nur stillschweigend, von einem Mitmenschen annimmt, er habe einen Fehltritt begangen;
- der üblen Nachrede, wer ohne objektiv gültigen Grund Fehler und Vergehen eines Mitmenschen gegenüber Personen aufdeckt, die nichts davon wissen;
(na, ob da einigen das Gewissen mal schlägt - ich fürchte nicht)
- der Verleumdung, wer durch wahrheitswidrige Aussagen dem guten Ruf anderer schadet und zu Fehlurteilen über sie Anlass gibt.

Als nächstes kommen: Schmeichelei, Lobhudelei und Gefälligkeit, die andere in schlechten Handlungen und falschem Verhalten bestärken.

Gefolgt von Prahlerei und Aufschneiderei sowie von Ironie, die jemanden herabsetzen will, indem sie ihn böswillig lächerlich macht.

Die Lüge nun ist "der unmittelbarste Verstoß gegen die Wahrheit"(2483)
"Lügen heißt gegen die Wahrheit reden oder handeln, um jemanden zu täuschen, der ein Recht hat, sie zu kennen."
(2484) "Eine Lüge ist mehr oder weniger schwerwiegend gemessen an der Natur der Wahrheit, die sie entstellt, den Umständen, den Absichten dessen, der sie begeht und den Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen. Die Lüge ist an sich nur eine läßliche Sünde, wird jedoch zur Todsünde, wenn sie gegen die Tugenden der Gerechtigkeit und der Liebe schwer verstößt."

Das wird dann noch näher erläutert und schließt mit der Wiedergutmachung: "Die Pflicht zur Wiedergutmachung betrifft auch die Verfehlungen gegen den guten Ruf eines anderen."

(Und ich setze mal den Label Limburg mit hier darunter, weil es in den Handlungen sovieler die sich an den öffentlich-medialen Hinrichtungen dort von Verstößen gegen die Wahrheit wie oben ausgeführt nur so wimmelt. Von Wiedergutmachungen bisher keine Spur bei den Teilnehmern der Hatz. Der Hauptbeschuldigte und übelst verleumdete hat bisher immerhin eingestanden, Fehler gemacht zu haben und dann sorgfältig jeden der oben genannten Posten gemieden.)

Von wegen Lügen ...

Erzbischof Zollitsch hat ja in offiziellen Erklärungen abgestritten, dass er etwas von dem Dokument seines Seelsorgeamtes über Geschiedenenpastoral wusste, das er einmal beauftragt hatte und dass in seinem Namen an alle Freiburger Pfarreien verschickt wurde. Verschiedene Blogger haben das schon mit diversen offiziellen Äußerungen seinerseits widerlegt, dass er so unwissend sein konnte.

Jetzt hätte ich sogar einen Ohrenzeugen zu bieten (natürlich nicht für unsere objektive Presse, das sind innerkirchliche Angelegenheiten), der nur wenige Tage vor Veröffentlichung des Papieres dabei war, als Erzbisch Zollitsch es stolz vor den Seminaristen eines auswärtigen Seminars anpries. - Lohnt ja kaum, es zu verfolgen, er wird nicht mehr lange im Amt sein.

Aber wenn jetzt jeder deutsche Bischof, der bedacht oder unbedacht, selbst getäuscht oder dies vorgebend, mit Gedächtnisausfall oder auch nicht, sich ungeschickt oder gewollt ausdrückend je eine objektiv falsche Aussage gemacht hat, jetzt unglaubwürdig ist und gehen muss, dann werden wir hier bald viele neue Bischöfe sehen können. (Könnte man das Prinzip dann noch auf die Politik übertragen, hätten wir endlich einmal neue Parteien und nur noch neue Gesichter.)

Die - bisher erfolglosen - Versuche, in der Vorgeschichte des Limburger Generalvikars Kaspar Belastendes und Kriminelles zu finden, sind so unangemessen wie die vorherige Treibjagd auf den Bischof. Und sicher war es sein Fehler, nicht darauf zu bestehen, mit den wirklichen Kosten an die Öffentlichkeit zu gehen sondern weiter zu desinformieren. Aber ich vermute, dass er da dem Rat erfahrener Leute folgte, die meinte, man könne den Sturm aussitzen und mit der Wahrheit herausrücken, wenn sich der Aufruhr gelegt habe. Sicher eine Schwäche, aber keine inhärente Unehrlichkeit.
Noch weniger kann ich das Theater um die angebliche falsche eidesstattliche Aussage ernstnehmen, gleich wie da der Entscheid fallen wird. Sie basiert auf einer nie genehmigten (heimlich gemachten) Film- und Tonaufnahme, als der Bischof auf dem Domberg von einem Reporter quasi überfallen wurde, und abwehrend sagte: "Business class sind wir geflogen." Eine Aussage, die insofern richtig war, dass Business class gebucht und bezahlt wurde, und die sogar der Umgangssprache entspricht: "Wir sind Economy geflogen aber dann hatten wir ein Upgrade und konnten in die Business class." Man sagt das, um klarzustellen, dass man sich die teurere Klasse nicht leisten kann. Der  Zusatz fehlte natürlich, aber es war ja kein Interview, sondern der Versuch etwas im Range einer lästigen Klofliege, die einen keine zwei Schritte gehen lassen wollte, abzuwehren. "Ksch, ksch", und dann vergessen, was genau man gesagt hat und tatsächlich der Überzeugung nicht gelogen zu haben sondern höchstens die volle Wahrheit nicht ausgeführt zu haben, wozu ja weder Ort noch Zeit war. Als Beweis kann solch illegales Filmmaterial eigentlich ja auch nicht gelten. In ordentlichen Prozessen jedenfalls so soll so etwas immer gegolten haben. Da waren heimliche Mitschnitte sogar strafbar.
Dass man hier anders verfährt, lässt auf andere Hintergründe schließen, die leider nicht genau zu ergründen sind.

Unser jetziger Pfarrer hat die Gemeinde auch schon belogen. Über die Heizungskosten der Kirche. Und zwar gab er die viel zu hoch an, um ein Ziel zu erreichen. Und über den Verbleib des alten Taufbeckens. Können wir ihn deswegen loswerden? Sein Vorgänger hat über letzteren Punkt auch gelogen. Aus Angst vor Problemen. Er war sonst ein sehr integrer und probater Mensch, der nur Auseinandersetzungen so fürchtete, dass er sich auch einmal zu so etwas verleiten ließ. Soweit ich weiß, hat er es inzwischen bedauert.
Ständig werden wir sogar aufgefordert, auch von - aus meiner Sicht sehr fragwürdigen - Theologen, die meinen, man würde den Menschen mit der Wahrheit zu sehr schaden.

Und die Presse erst? Wir sind ja soweit, dass man kaum noch Meldung mehr trauen kann. Soviel wird da gelogen und manipuliert. Oder schlechthin fehlerhaft oder gar nicht recherchiert, so dass ständig Unwahrheiten verbreitet und seltenst widerrufen werden.

Es wäre schön, wenn da einmal richtig reiner Tisch gemacht würde.
Es wäre eine grausige Lüge, wenn ein Einzelner wegen seines Fehltrittes in Sachen Wahrheit hingerichtet wird, und alle anderen fleißig weiterlügen. In gleicher Position und in anderen.

Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein?

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Vorschlag: Man löse das Bistum Limburg auf

Wie immer mehr zu Tage kommt, scheint das Bistum Limburg in einem äußerst beklagenswerten Zustand zu sein. Aufgebaut wurde der Zustand, der den deutschen Bistumsdurchschnitt deutlich zu unterbieten scheint anscheinend durch den vorigen Limburger Bischof, der in seinen 25 Amtsjahren leider so gut wie nichts getan zu haben scheint, um die innere und äußere Ordnung dort zu gewährleisten. Das Ordinariat musste anscheinend ohne rechte Arbeitsräume zurechtkommen, das ehemalige Priesterseminar (in Limburg mangelt es schon lange an Kandidaten), wo der Bischof seine Zimmer hatte, war in keinem guten Zustand, insbesondere nachdem es eine Zeitlang als Asylantenunterkunft genutzt worden war. Es gab keine Bischofswohnung, wie es scheint.
Die kirchliche Ordnung wurde anscheinend schon lange flächendeckend ignoriert. Vielerorts hatte sich eine Eigenliturgie entwickelt. Limburg war schon lange bekannt, als der Ort, wo alle frei agieren konnten, die man in andern Bistümern doch lieber nicht sah. Und anscheinend tat oder ließ dort einfach jeder, was er wollte, ohne sich an irgendeiner Hierarchie orientieren zu wollen. Der als konservativ (es ist wohl alles relativ)geltende Dekan zu Eltz gab, soll sogar in einem Interview zum besten gegeben haben, drei Jahre ist das erst her, sein Ziel sei es soviel protestantische Elemente einzuführen, dass Protestanten keine Notwendigkeit mehr sähen, eine eigene Kirche zu haben. - Nun ja, das zeigt eine gewisse Naivität gegenüber der Beharrungstendenz von abgespaltenen Glaubensgemeinschaften und vernachlässigt etwas die Bedürfnisse der Katholiken, die möglicherweise ja gar nicht protestantisch sein möchten.

Der moralische Niedergang zeigte sich ganz besonders in den vielen kirchlichen Mitarbeitern, Priester inklusive, denn fast ausschließlich waren es solche und nicht etwa gewöhnliche Kirchgänger, die über ihren Bischof herfielen in einer Art und Weise, durch den sie sich effektiv exkommuniziert haben dürften. Das braucht laut Kirchenrecht nämlich keine öffentliche Feststellung, der Tatbestand genügt. Es braucht auch nie eine öffentliche Bestätigung, die Folgen werden sie schon zu ihrer Zeit feststellen, falls sie nicht bereuen, was sie da getan haben.
Nur um irgendwelche Ziele durchzusetzen oder die eigene Haut zu retten (es gibt beide Gruppen) wurde der Bischof übel diffamiert, beschimpft und wie jetzt herauskommt verleumdet. Ohne rechte Sachkenntnis haben sich dann viele den allgemeinen Draufhauen mit angeschlossen. In der Rotte darf man den niedrigsten Instinkten ja freien Lauf lassen.

Jedenfalls statt zu diskutieren, ob dem jetzigen Bischof Limburg noch zuzumuten ist (meistens wird die Frage andersherum gestellt), sollte man sich fragen, ob man nicht besser daran täte, das ohnehin noch keine 200 Jahre alte Konstrukt Bistum Limburg gleich ganz aufzulösen und den geordneteren Strukturen von Nachbardiözesen anzugliedern. Das würde es erleichtern, gewisse zerstörerische Elemente, die dort tätig sind, evtl. in den frühen Ruhestand zu befördern und ganz neu aufzubauen.

Wenn die Fundamente derart zerstört sind, wie es sich dort präsentiert, lohnt wohl eher ein Abriss und Neubau.
Ein anderes Bistum hätte dann einen wunderbaren Verwaltungsneubau mit Begegnungszentrum, den es nicht erst mühsam finanzieren müsste.
Insgesamt würde die Verwaltung der deutschen Bistümer um eines reduziert und schlanker.
Es bieten sich viele Vorteile.

Ich weiß, dass das Bistum natürlich nicht aufgelöst wird, aber ganz objektiv gesehen wäre es die vernünftigste Lösung. Dann würde auch so mancher Ex-Limburger kennenlernen, wie es bei den Nachbarn zugeht und vielleicht feststellen, dass es ihm vorher gar nicht so schlecht gegangen war.

Montag, 14. Oktober 2013

in Antwort auf die Kritik an einem "worship song"

Ich vermute, ich spreche jetzt über ein Themenfeld, das dem Großteil der katholischen Leserschaft hier fast so fremd ist wie die geophysikalischen und geochemischen Daten des Saturns; falls sich jedoch ein Freikirchler hierher verirrt haben sollte, sage ich absolut nichts Neues. Es geht um die Welt der "Praise & Worship"- Musik. Einzelne der Lieder haben sich allerdings - meist wohl über die Gemeinschaft Emmanuel oder die Charismatische Erneuerung und darauf folgende Umwege - auch in katholische Gottesdienste verirrt und wirken dort für einige sehr befremdlich. Viele werfen diese Lieder auch in einen Topf mit dem neuen geistlichen Lied, das in eine völlig andere Kategorie gehört.

Man kennt ja noch die landeskirchlichen Gottesdienste: Lieder teils übereinstimmend mit dem Gotteslob, lange Predigt und das war es dann so ziemlich, manche, die lutherischen, ähneln sogar der katholischen Liturgie sehr stark. - Freikirchen sind ganz anders. Schon, da gibt es auch eine Predigt, dann öfters Sketche und theatralische Veranschaulichungen und in den meisten Fällen, die praise-and-worship-Zeit, meist als Lobpreis übersetzt (ich bin da allerdings nicht ganz auf dem Laufenden).
Korrekt müsste es als Lobpreis- und Anbetungszeit übersetzt werden, wobei diese Anbetung eher selten Ähnlichkeit mit einer katholischen eucharistischen Anbetung in Pfarreien hat. Den Lobpreis-Teil prägen eher schnelle rhythmische Lieder, bei denen auch geklatscht, gerufen und gesprungen werden kann. Der Anbetungsteil ist der ruhigere Teil, quasi eine kollektive Zeit persönlichen Gebetes und der Hingabevertiefung an Gott, die musikalisch moderiert wird und während der der Lobpreisleiter bzw. der Gottesdienstleiter bzw. andere Impulse geben können, die zur Vertiefung des geistlichen Lebens führen sollen.

Und jetzt muss man etwas wissen: diese Gebetstreffen sind gewöhnlich radikal evangelistisch (=missionarisch) augerichtet. Sie dienen nicht in erster Linie dem Glaubenswachstum der Gemeindemitglieder; dafür gibt es Hauskreise und manchmal auch spezielle Gottesdienste, sondern hauptsächlich der Evangelisation, d.h. sie sollen für nicht christlich Sozialisierte leicht zugänglich sein. Eine große Leitbildfunktion in der Entwicklung der entsprechenden Konzepte hatte dabei die Willow-Creek-Gemeinde in Chicago, die dann auch weltweit entsprechende Schulungen abgehalten hat. Es geht darum, möglichst wenig spezifisch christliches Vokabular zu verwenden, das Außenstehende nicht verstehen würden und Lieder zu verwenden, die möglichst fließend an die aktuelle säkulare Musik anknüpfen, jedenfalls was die Melodik angeht. Die Texte sind klar christlich motiviert.
Das Konzept ist ein sehr erfolgversprechendes. Nicht nur in Südamerika sondern auch hier in Deutschland lassen sich viele, besonders junge, Leute davon ansprechen, und gehen ihrer ursprünglichen Glaubensgemeinschaft verloren. Da die meisten dieser Gottesdienste das evangelistische ernst nehmen, werden neue angesprochen, möglichst in eigene Hauskreise geschickt und erfahren dort oft die ersten ernstzunehmenden Katechesen ihres Lebens.
In der so säkular angehauchten, wenig hohen kirchenmusikalischen Ansprüchen genügenden Musik fühlen sie sich zuhause. Und man sollte nicht übersehen, dass es da Texte gibt, die die Emotionen tief ansprechen, dass man hier oft in sehr großer Freiheit zu Gott beten kann und die andern ringsum es gleichzeitig tun, ohne dass jemand an größere Konventionen gebunden ist. Wer knien will, kniet. Wer sitzen will, sitzt oder steht oder liegt auf dem Boden. Dinge, die man in einem Gottesdienst der Großkirchen nicht wagen könnte, ohne als durchgeknallt hingestellt zu werden. Aber dort ist ein Freiraum dafür. Oft erscheinen dann erst einmal stärker ritualisierte Formen der Gottesverehrung als rigoristisch und langweilig und behindernd für die Intimität mit Gott. Insbesondere wenn diese eben nie wirklich verstanden wurden.

Es ist unangebracht, sich über worship-lieder wie hier zu mockieren, weil man ihr Umfeld nicht verstanden hat. Das Lied ist im freikirchlichen und charismatischen Umfeld durchaus sehr bekannt. Gewissenserforschung ist dort nicht antiquiert sondern wichtig. "Worship" ist für eine Nicht-Heilige-Messe so zentral wie das Hochgebet in einer ebensolchen. Dass da immer wieder einmal Seelenerforschung betrieben wird, um zu sehen, ob man nicht vom eigentlichen Ziel abgekommen ist, weil die Musik, die Vehikel ist, die Stelle Gottes eingenommen hat beim einen oder anderen, ist durchaus sinnvoll.
Was an "Heart of worship" so geschätzt wird, ist, dass da ein Lobpreisleiter (diese sind oft in der Gefahr eine Art Kultstatus zu haben) um Integrität bei seinem Dienst ringt, was vielen anderen Anlass war, auch ihre Einstellung zu hinterfragen und daran zu arbeiten. Dass so etwas nicht mit einmal getan ist, ist klar. Aber da wird es dann wieder einen anderen und ein anderes Lied geben, das die Frage neu stellt. Das Lied sagt sehr deutlich aus, dass es immer und in allem zuerst um Gott gehen sollte, und ist von daher auch nicht auf Lobpreisleiter beschränkt.

Die einzige Stelle, an der ein Lied wie dieses in eine katholische Messe passen kann, ist meiner Meinung nach die postcommunio. Es ist mehr zum Bedenken und Meditieren der eigenen Beziehung zu Gott gedacht, weniger zum Mitsingen. - Man sollte allerdings bedenken, dass es für eine völlig andere Form von Gottesdienst gedacht ist. Es gehört auch eigentlich in ein Arrangement ähnlich gearteter Lieder, das das persönliche Gebet in Gemeinschaft fördert, eine Komponente, die es in großkirchlichen Gottesdiensten eher selten gibt, manchen sicher erst einmal gar nicht möglich erscheint.

Leider ist die Sicht von Gottesdienst bei uns oft auf den - einzigen - Gottesdienst der Woche, den sonntäglichen verengt, der katholischerseits nun einmal eine heilige Messe sein sollte. Der Wunsch, fremde Gottesdienstformen und die ihnen entstammende Musik da zu integrieren, stößt selbstverständlich auf einige Hindernisse, die von den begeisterten Anhängern dieser Lieder nicht bedacht werden: es ist ein kultureller Konflikt. Das große Problem ist, dass es bei uns einen großen Mangel an zusätzlichen Gottesdienstformen gibt, die auch für diese Lieder mit ihrem nachweisbaren evangelistischen Potential bieten. Und daran wird sich nichts ändern, solange die motiviertesten Katholiken ihre "Sonntagspflicht"  mit der "Pflichtmesse" abgehakt haben und dann ihren Hobbies nachgehen für den Rest des Tages. Evangelistischer Einsatz geht anders.

Ich wende mich hier auch klar dagegen, die Sonntagsmesse in eine evangelistische Veranstaltung umzufunktionieren. Die heilige Messe kann natürlich auch völlig Außenstehende ergreifen, allerdings selten in der Form, in der sie seit ihrer Reform in vielen Pfarreien abgehalten wird, wohl alles Geheimnisvolle und Faszinierende akribisch entfernt und zugedeckt wurde - normalerweise braucht sie allerdings gründliche Einführung und katechetische Vorbereitung, und die gibt es fast nirgends mehr. Dennoch ist sie das unverzichtbare Kernstück für den katholischen Glauben.
Evangelistische Gottesdienste mit ihren Liedern könnten ein Einstieg dazu werden - allerdings nur über eine nachfolgende Arbeit der Sozialisierung und Katechese in Kleingruppen/Hauskreisen.Versucht man den langen und unbequemen Weg abzukürzen, wird man niemandem mehr gerecht. Weder den Suchenden, noch denen, die Bestärkung oder Vertiefung brauchen.
Und besonders unkonstruktiv ist es, Dinge die als (Neu-)Einstieg in das geistliche Leben dienen können (sie tun es für viele) als zu säkular und nicht gediegen genug abzulehnen und zu belächeln.

persönliches P.S.: In meiner Pfarrei werde ich sonntäglich mit der einer Mischung von Thurmaier-Liederkatalog und uralten neuen geistlichen Liedern (alles aus dem Gotteslob) traktiert - DAS ist auch nicht gerade erbaulich und 100% unevangelistisch noch dazu.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Fakten und Machinationen

Die FAZ hat diese freundlicherweise hier zur Verfügung gestellt. Eher nicht zu den Fakten sondern in die Polemik gehört der Begleittext.

Wie zahlreiche der Leseranmerkungen feststellen, wurde hier durchaus kein Geld verschwendet, sondern in ein Bauwerk investiert, das in Endsumme wohl mehr wert ist, als die neuen Investitionen. Zudem wurden keine öffentlichen Gelder verschwendet, auch keine Kirchensteuergelder. Sondern alle Mehrkosten trug das Bistum aus seinem Vermögen, dass es durch diese Baumaßnahme quasi umschichtete. - Man beachte ja, die Gelder sind nicht in Spekulationen verloren gegangen, sondern haben einen Gegenwert erkauft. Offenbar konnte das Bistum es finanziell stemmen, denn es scheint auch des neueren nicht verschuldet zu sein.
Anklagen, diese und jene Pfarrkirche habe die Gelder nötiger gebraucht, gehen am Sachbestand vorbei. Pfarrkirchen werden eigentlich so gut wie nie aus Bistumseigentum finanziert. Dazu gibt es das sogenannte Kirchengut in den Pfarreien, und aus der Kirchensteuer und evtl. anderen Quellen werden solche Bauvorhaben bezuschusst. Das Bistum wiederum hat kein Geld verloren sondern in seine Immobilien investiert und den Wert, wie es scheint, erhalten.

Ein Faktum war auch, dass der Bischof von Limburg nicht bereits gestern nach Rom flog. Ob da sein Büro geschickt vorging und falsche Daten von einer undichten Quelle durchsickern ließ, bevor es umbuchte, kann niemand wissen. Die versammelte Meute wartete gestern vergebens.

Kein Faktum ist, was die Berichterstattung daraus machte. Da wurde kühn in die Welt gesetzt, aus Rom habe man dem Bischof beschieden, er dürfe erst dorthin reisen, nachdem man seinen Fall mit Kardinal Zollitsch abgeklärt habe, der natürlich nur deswegen nach Rom fährt. Denn inzwischen habe sich jeder inklusive dem Erzbischof Müller in Rom von ihm abgewandt.
Tja, dann flog der Bischof heute nach Rom. Die wilden Spekulationen waren fehlgegangen, aber was setzt sich in den Köpfen fest?

Mein Vater, der sich zum Leidwesen meiner Mutter, gerne darin ergeht, jede Beschuldigung gegen den Limburger Bischof zu glauben und weiterzugeben (nein, sie wohnen nicht in der Diözese), berichtete mir die wilde Story vom Flugverbot aus Rom. Ich meinte, das sei Unsinn und dass der Bischof von Freiburg in Rom wohl eher erklären müsse, was sich sein Seelsorgerat da an Kirchenspalterischem geleistet habe. Die Glaubenskongregation greift ja selten so schnell ein. Ach was, meinte mein Vater, der Zollitsch habe da doch nur das durchgeführt, was der Papst angeordnet habe. - Wie bitte?, meinte ich. - Aber klar doch, der Franziskus habe doch selbst gefordert, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden sollten. Er wisse es genau, im Fernsehen hätten sie das oft gesagt.

Wieder ein Beleg, wie hier das Fernsehen massiv manipuliert und Unwahrheiten verbreitet und ein dringendes Signal, dass klare unmissverständliche Worte aus Rom sehr dringend am Platz wären.

Samstag, 12. Oktober 2013

Wenn man bei BILD die sachlichsten Artikel lesen kann ...

... - jedenfalls in deren online-Ausgabe.

Geschrieben hat es Alexander von Schönburg und ich hoffe einmal - genau weiß ich es nicht mehr beim Chaos der "Recht"sprechungen, es ist legal darauf zu verlinken. Er selbst macht es von seinem Blog aus.

ach ja, das Thema:
Nein, nicht dass Kardinal Zollitsch das Bistum Freiburg durch einen Schnellschuss pastoraler Bemühtheit fast im Schisma von der römisch-katholischen Kirche abgespalten hat.
Auch nicht die Sache mit dem Wahlkreisbüroleiter des Grünenpolitiker Koenigs, der sich in 160 Fällen an Kindern (4 Einezlbetroffene) vergangen haben soll, die er mit Drogen gefügig gemacht habe.

All diese Meldungen sind ja völlig uninteressant, weil die Presse nur eines zu tun hat:
Die mediale Hinrichtung des Bischofs von Limburg.

Da sind vergewaltigte Kinder und Beinah-Kirchenspaltungen völlig unwichtig dagegen, wie es scheint.

Freitag, 11. Oktober 2013

Es riecht nach Heuchelei

Sicher ist es so einigen in der Causa Limburg und dortiger Bischof aufgefallen. Die Indizien für Heuchelei bei vielen befragten Bischofskritikern und so einige merkwürdige Unstimmigkeiten bezüglich der Berichterstattung.

Vielleicht ist auch dem einen oder andern etwas anderes aufgefallen: Wie erstaunlich konsequent Bischof Tebartz van Elst darauf verzichtet, Schuld auf andere abzuwälzen und sie damit zu beschützen.
Das ist in Bischofskreisen recht ungewöhnlich geworden. Mit Grausen hörte ich einmal wie ein schockierter Mitarbeiter eines Bischofs von einem Gespräch mit dem diözesanen Justitiar berichtete, in dem dieser ihm klarmachte, dass man alles tun werde, um die "Fürsten" (sic!) zu schützen und dafür kein Bauernopfer zuviel sei.
Ganz im Gegenteil jetzt in Limburg. Der Bischof hätte einige Möglichkeiten, Schuld zu verteilen und zuzuweisen, ganz berechtigte und den Tatsachen entsprechende.
Da ist diese unangenehme Frage, ob die Bonusmeilen des Generalvikars auch tatsächlich in privaten Flügen zusammengekommen waren oder in dienstlichen - was durchaus einen Unterschied macht in Bezug auf deren Einsatz.
Ein anderer würde sicherlich sagen: Herr Generalvikar, sie gehen ohnehin in den Ruhestand. Nehmen Sie mal die Verantwortung auf sich!
Bischof Tebartz van Elst tut das nicht.

Da ist die merkwürdige Sache mit den offenbar nicht tätig gewordenen Kontrollorganen der Diözese für das Bauvorhaben. Normalerweise tobte hier eine gegenseitige Schlammschlacht. Aber der Schmutz wird derzeit nur von einer Seite geworfen, und nicht vom Bischof.
Für den eklatanten Mangel an Respekt und Loyalität gegenüber dem Bischof, der in Limburg schon lange herrscht, kann man kaum geeignete Worte finden. Ihm wird alles als Versagen aufgerechnet, was vermutlich in jeder Diözese genauso an Problemen auftritt.

Nach dem, was gelegentlich zu lesen ist, sucht der Bischof Gespräche mit den Beteiligten. Er nutzt nicht Dritte (ob Presse oder andere), um seine Beschwerden gegen seine Beschuldiger vorzutragen und das trotz aller Anfeindungen.

Was die Heuchelei und Rufschädigung angeht:
- man betrachte beliebige Baumaßnahmen beliebiger Bistümer in den letzten Jahren; 31 Millionen sind viel aber auch nicht so ungewöhnlich
- entgegen der Statistiken wurde behauptet es sei zu einem massiven Anstieg von Kirchenaustritten nur wegen des Bischofs gekommen. Wahr ist eher, dass die Anzahl in etwa gleich bleibt, nur die angegebene Begründung sich in etlichen geändert hat.
- es ist äußerst seltsam, wenn eine AZ plötzlich einen Artikel schreibt, dass ein Bischof nicht nach der Lehre Christi handele. Wer jene AZ liest, weiß, dass die Lehre Christi den Schreibern einen feuchten Kehricht bedeutet normalerweise. Als Belastungszeuge wird dann ein einzelner Pfarrer zitiert, der dann mit wunderbar "demokratischer" Einstellung verkündet, in seiner Pfarrei dürfe niemand Unterschriften für den Bischof sammeln, das lasse er nicht zu, nur die Liste mit Unterschriften gegen ihn, lege er aus. - Danke, Herr Pfarrer X, dass sie uns so klar zeigen, welche Meinungsdiktatur sie ausüben, der angeblich in Angst vor dem tyrannischen Bischof lebt! Offenbar wurde da von sich auf andere geschlossen.

Völlig absurd wurde dann noch ein Kommentar, der sich unter anderem zu der Behauptung verstieg, Papst Franziskus habe eine völlig neue katholische Kirche begründet und der Limburger Bischof breche das Kirchenrecht, weil er nicht so barmherzig sei, wie der Papst das fordere. Oder so ähnlich.
Mit solch nahezu perfekten Unsinn, der den Rufmord am Bischof allen Unbeteiligten einhämmert, werden die Leser Ausgabe für Ausgabe traktiert. Und mangels besserem Wissen glauben einige so etwas.

Da kann man nur hoffen, dass demnächst doch der ein oder andere aus dem Wahn erwacht, in den er sich in dieser Causa hineingesteigert hat. Hoffentlich bevor der Mensch Franz-Peter, der der Bischof Tebartz van Elst ist, durch die ungemein erbitterte und in einigen Bereichen irrationale Hetzjagd noch schwerer geschädigt wird.
Wobei ich allerdings vermute, auch wenn er leidet, er wird es schaffen, auch das Unrecht anzunehmen und für sein Bistum zu tragen. Bisher sieht es sehr so aus. In der Haut der Treibjäger möchte ich allerdings beim Jüngsten Gericht nicht unbedingt stecken und mich für das brutale und erbarmungslose Vorgehen gegen einen geweihten Bischof verantworten.
-


Donnerstag, 10. Oktober 2013

Das Problem mit den aktuellen päpstlichen Äußerungen ....

... wurde schon von einigen, u.a. Peter Winnemoeller, aufgegriffen. Ich sehe mich auch ständig damit konfrontiert, mir möglichst originale und zusammenhängende Aussagen zu besorgen, durchzulesen und festzustellen, dass die Intention des Gesagten wohl tadellos ist aber die Formulierung in Teilaspekten äußerst missverständlich.

Ich vermute, Peter Winnemöller trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: "Dabei wirkt die schon fast erschreckende Selbstverständlichkeit, mit der er [der Papst] für sich (und andere?) die Lehre der Kirche als gegeben annimmt, befremdend."

Wenn man die Lehre der katholischen Kirche kennt (was hierzulande für sehr wenige zutrifft, die meisten haben eher mythologische Vorstellungen davon und konfrontieren sich nicht mit nachlesbaren Fakten) und zu ihr steht und weiß, dass der Papst das selbstverständlich tut, dann sind seine Aussagen klar.
Wenn man die Lehre eher vom Hörensagen und episodischen Erfahrungen kennt, sie ohnehin anzweifelt und glaubt die vom Zeitgeist geprägten Überzeugungen der Mehrheit seien die normative Wahrheit, dann kann man völlig anderes daraus lesen und verstehen.

Ich denke inzwischen auch, dass Papst Franziskus, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, nur periphär etwas über den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland weiß, in der die große Mehrheit der katholisch Getauften kaum mehr das Vaterunser auswendig kennt oder auch nur die Zehn Gebote aufzählen könnte. In der man Reinkarnation für mit dem christlichen Glauben vereinbar hält und meint, der einzige Unterschied zwischen einem katholischen und einem evangelischen Pfarrer sei der Zölibat, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wo die Mehrheit der katholischen Theologen seit Jahrzehnten daran arbeitet, große Teile dessen, was im Katechismus steht, ad absurdum zu führen und diese Lehren mit Hilfe der säkularen Presse und leider auch oft der kirchlichen fast konkurrenzlos verbreitet.
Und schließlich, wo es kaum noch eine gesunde Herde mehr gibt, sondern fast nur noch lockere Ansammlungen von kranken, verwahrlosten und halb verwilderten Schafen, zwischen denen mit Schafspelzen angetane Wölfe ungehindert herumlaufen dürfen. Und wehe in einer der Schafsgruppen gibt es zu lautes Gemecker, wenn so ein Wolf in der Nähe ist, dann taucht ganz schnell einer der Hirten auf und sorgt für Ruhe.

Ganz unabhängig von kirchenpolitisch interpretierbaren Äußerungen, mich hat eine Äußerung in Zusammenhang mit dem Weltjugendtag in ihrer Unbedachtheit sehr betroffen gemacht. Da hieß es, ein Jugendlicher, der nicht fröhlich sei, sei kein rechter Jugendlicher. Solche wolle er nicht. - Arme kranke Schäfchen, dachte ich, die da allein und verlassen schon so jung die Hoffnung verloren haben und jetzt noch so etwas um die Ohren geschlagen bekommen.
Gerade Jugendliche neigen oft zu Schwermut, auch katholisch getaufte, und können nirgends einen Sinn erkennen. Von ihrer Kirche wissen sie meist nur eine lange Liste dessen, was gerade auch kirchenintern kritisiert wird. Von der Schönheit des Glaubens wissen sie nichts. Sie suchen ihre Freude in der Gemeinschaft, im Einsatz für etwas - aber die Quelle der Freude, da wissen sie gewöhnlich nicht einmal, dass es die wirklich gibt.

Ja, als Christen haben wir eine Quelle der Freude, die nicht versiegt und das sollte man sehen. Aber viele haben diese Quelle noch nie zu Gesicht bekommen, gerade auch viele Christen, und daher keinen Zugang zu dieser Freude. Sich dessen nicht bewusst zu sein, ist schon tragisch. Sagt man diesen Menschen guten Willens, die sich dennoch trotz einer Dominanz des Leidens in dem von ihnen Erlebten einsetzen und Gott dienen wollen, sie müssten lächeln, werden sie nur eine Maske aufsetzen können.
Und andere, die ihre vorläufige Freudenquelle in ihren Beziehungen oder ihren Leistungen sehen und daher zu lächeln vermögen, möchten dann ihr Heilserlebnis als das universelle andern bringen, ohne zu wissen, wo die wahre Quelle ist.

Schon in einer solch einfachen Aussage wie der obigen kann also viel Missverständliches liegen.

Die Äußerungen des Papstes gehen wohl von einer mehr oder weniger heilen katholischen Welt aus, die wir nur noch aus Büchern kennen in unseren Breiten und können daher in diesem Umfeld nicht die beabsichtigte Wirkung entfalten sondern wirken in vielen Fällen sogar kontraproduktiv. Das ist ein Problem. Und das größere Problem ist tatsächlich, dass es von Rom aus keine Klarstellungen gibt, was und wie etwas wirklich gemeint ist. Damit ist einer Vielzahl von falschen Interpretationen, die mit Begeisterung verbreitet werden, der Weg frei gemacht.

Da kann ich auch nur hoffen und beten, dass die Linie wieder klarer und unzweideutiger wird. So wie sie gemeint ist, nicht wie sie durch nicht aufhörende Missverständnisse verbreitet wird.
Und ja, die Vielzahl der missverständlichen Äußerungen macht es inzwischen fast unmöglich noch für Klärung zu sorgen. Es braucht ja oft ein Nachfragen, weil vieles so rätselhaft ist in seiner Intention. Man kann einfach nicht mehr nachkommen damit.


wie das Vertrauen schwand

(ja, ich existiere noch :) )

Ich höre heute mitunter, dass die Menschen sagen: Wir haben manchmal den Eindruck, dass die Verkündiger, auch wenn sie eine Mitra tragen, sich gleichsam entschuldigen, wenn sie den katholischen Glauben in aller Konsequenz verkünden. Es fehle ihnen das nötige katholische Sendungsbewusstsein, das aus einer vitalen Überzeugung der Glaubenswahrheit fließt. Es wird uns mancherorts nachgesagt, dass wir Bischöfe noch nicht einmal in Grundfragen von Glaube und Leben eine Einheit bilden. Ich will hier niemanden anklagen und halte mir selbst diese Predigt.
Predigt von Joachim Kardinal Meisner bei der DBK Sept. 2013

Der obige Absatz, war mir Anlass dafür, darüber nachzudenken, seit wann ich die Aussagen eines Bischofs erst daraufhin studiere, ob sie mit dem kirchlichen Lehramt übereinstimmen, statt ihnen zu vertrauen, weil es die Aussagen eines Bischofs sind.

Ich erinnere mich noch, vor 25 Jahren (ich bin mittlerweile 47) hielt ich es für selbstverständlich, dass ein Bischof treu zu Rom und dem Papst sei und verlässlich verkündigt, was dem (damals irgendwie in keiner Ausgabe aufspürbaren aber irgendwo vorhandenen) Katechismus entspreche.
Ich fand es als Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat sehr hässlich, als der Gemeindereferent über den Bischof wegen dessen mutmaßlicher Romtreue herfiel. - Ähem, sollte ein Bischof nicht gegenüber dem Papst loyal sein????
Ich war der Überzeugung, in einigem nicht mit der katholischen Lehre ganz übereinzustimmen. Aber das war mein Problem und natürlich erwartete ich, dass offizielle Vertreter der katholischen Kirche auch deren Überzeugungen mir und anderen gegenüber vertreten.

Heute ist es leider so (ich finde es wirklich schrecklich, aber es ist so), dass ich, wenn ich lese, ein Bischof habe sich so oder so geäußert, erst einmal gar nichts glaube und wenn mir bei seinen Aussagen Bedenken kommen, weil sie meiner Erinnerung nach päpstlichen und vatikanischen Dokumenten der letzten Jahrzehnte zu widersprechen scheinen, erst einmal in den entsprechenden Quellen bzw. dem wieder existenten Katechismus nachschlage und des öfteren mit einem gewissen Magengrimmen feststelle, dass ich diesem und jenem Bischof ganz bestimmt nicht mehr vertrauen werde, wenn er sich zur Umsetzung des Glaubens im christlichen Leben äußert. Bei einigen Bischöfen ist es mittlerweile soweit, dass ich überrascht bin, wenn sie tatsächlich etwas mit der katholischen Lehre Übereinstimmendes sagen, das nicht zweideutig ist und mutmaße, dass die Aussage wohl aus irgendwelchen taktischen kirchenpolitischen Gründen gemacht werde. - Das ist übel. Aber so ist das.

Der Prozess zwischen den beiden Positionen war ein schleichender. Ich versuche mich an Stationen auf dem Weg von Punkt A zu Punkt B zu erinnern, und es findet sich kein einschneidendes Erlebnis.

Die erste Station könnte gewesen sein, als ich in eine mittlere Führungsposition eines Jugendverbandes geraten war und dort mit Meinungen und Absichten konfrontiert wurde, die - euphemistisch ausgedrückt - sehr problematisch waren (Abschaffung der Marienverehrung, Aufklärung der "von Rom verdummten Leute" darüber dass die Dogmen falsch seien, Irrelevanz der Eucharistiefeier usw.). Und der vom Bistum bezahlte Referent förderte all das und bemerkte, wie er die im Ordinariat hinters Licht führe, indem er konservativere Positionen mime. - Das Bistum hat das alles finanziell unterstützt.

Da waren die zahlreichen Fälle, in denen der Pfarrer sich über kirchenrechtliche Anordnungen hinwegsetzte, und mir andere erzählten, dass Rückfragen deswegen beim bischöflichen Ordinariat sinnlos seien, denn "denen sei doch alles egal", man handle sich da nur Abfuhren ein.

Und dann kamen irgendwann gehäuft die Zeitungsberichte, in denen sich Bischöfe mehr oder weniger deutlich gegen den Papst positionierten, mit großer Öffentlichkeit Sonderwege propagierten, sich von der Presse feiern ließen.

Und dann so einige Skandale, in denen sich selbst Bischöfe in ihrer persönlichen Lebensführung kompromittiert hatten.

Dass man einem Pfarrer in Glaubensaussagen oft nicht vertrauen kann, wusste ich, seit ich sechzehn war. Damals hatte der unsrige über all das gepredigt, was er nicht glaubte und sich damit auf immer von der Liste der Leute gestrichen, die ich hätte befragen können, wo ich selbst nicht wusste wohin. - Aber irgendwann im Lauf der 25 Jahre kam ich zu der Ansicht, dass Bischöfe gewöhnlich genau so unzuverlässig sind. 

Vielleicht war am ausschlaggebendsten die allgemein praktizierte Illoyalität: das schlechte Reden über Mitbrüder und Bischöfe und Papst, das Unterschlagen (im Sinne von einfach ignorieren oder höchstens ablehnend erwähnen)  von Informationen, die von Rom her kamen, die nicht existente Verkündigung in der Katechese, manchmal sogar die Verkündigung von den Lehramt widersprechenden eigenen Meinungen, ohne die abgelehnte Meinung ausreichend und mit ihren Begründungen darzustellen. Die entschlossene Verteidigung der eigenen Position und das Fallenlassen aller, die die eigene Position gefährden könnten. Das Buhlen um den Applaus der Presse, die ja nun wirklich kaum Richtschnur für christliches Handeln sein kann.
Illoyalität gegen die demjenigen Anvertrauten, die irregeführt werden, gegen die Gleichgestellten, die im Stich gelassen werden, gegen die Übergeordneten, deren Autorität untergraben wird, gegen Jesus selbst, den sie allen repräsentieren sollten in ihrer Hirtenaufgabe.

Ich denke, der einzige Weg, mein Vertrauen wiederherzustellen, wäre praktizierte, öffentlich und nicht-öffentlich gelebte Loyalität. Loyalität, die auch bei differierender Meinung eingehalten wird. Loyalität heißt ja nicht, seine eigene Meinung aufzugeben, sondern sie im Zaum zu halten. Loyalität hieße zumindest, die Meinung des andern klar darzustellen, ohne Abwertungen, und dann die Abweichung der eigenen Meinung zu begründen.
Jedoch denen, die des öfteren demonstrieren, wie illoyal sie sind, indem sie anderen, denen sie eigentlich Loyalität schulden, in den Rücken fallen, kann weder ich ganz vertrauen noch sonst jemand.

Jemand, der loyal ist, mag Fehler machen, aber er verdient auch dann Loyalität.