Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

wie das Vertrauen schwand

(ja, ich existiere noch :) )

Ich höre heute mitunter, dass die Menschen sagen: Wir haben manchmal den Eindruck, dass die Verkündiger, auch wenn sie eine Mitra tragen, sich gleichsam entschuldigen, wenn sie den katholischen Glauben in aller Konsequenz verkünden. Es fehle ihnen das nötige katholische Sendungsbewusstsein, das aus einer vitalen Überzeugung der Glaubenswahrheit fließt. Es wird uns mancherorts nachgesagt, dass wir Bischöfe noch nicht einmal in Grundfragen von Glaube und Leben eine Einheit bilden. Ich will hier niemanden anklagen und halte mir selbst diese Predigt.
Predigt von Joachim Kardinal Meisner bei der DBK Sept. 2013

Der obige Absatz, war mir Anlass dafür, darüber nachzudenken, seit wann ich die Aussagen eines Bischofs erst daraufhin studiere, ob sie mit dem kirchlichen Lehramt übereinstimmen, statt ihnen zu vertrauen, weil es die Aussagen eines Bischofs sind.

Ich erinnere mich noch, vor 25 Jahren (ich bin mittlerweile 47) hielt ich es für selbstverständlich, dass ein Bischof treu zu Rom und dem Papst sei und verlässlich verkündigt, was dem (damals irgendwie in keiner Ausgabe aufspürbaren aber irgendwo vorhandenen) Katechismus entspreche.
Ich fand es als Jugendvertreter im Pfarrgemeinderat sehr hässlich, als der Gemeindereferent über den Bischof wegen dessen mutmaßlicher Romtreue herfiel. - Ähem, sollte ein Bischof nicht gegenüber dem Papst loyal sein????
Ich war der Überzeugung, in einigem nicht mit der katholischen Lehre ganz übereinzustimmen. Aber das war mein Problem und natürlich erwartete ich, dass offizielle Vertreter der katholischen Kirche auch deren Überzeugungen mir und anderen gegenüber vertreten.

Heute ist es leider so (ich finde es wirklich schrecklich, aber es ist so), dass ich, wenn ich lese, ein Bischof habe sich so oder so geäußert, erst einmal gar nichts glaube und wenn mir bei seinen Aussagen Bedenken kommen, weil sie meiner Erinnerung nach päpstlichen und vatikanischen Dokumenten der letzten Jahrzehnte zu widersprechen scheinen, erst einmal in den entsprechenden Quellen bzw. dem wieder existenten Katechismus nachschlage und des öfteren mit einem gewissen Magengrimmen feststelle, dass ich diesem und jenem Bischof ganz bestimmt nicht mehr vertrauen werde, wenn er sich zur Umsetzung des Glaubens im christlichen Leben äußert. Bei einigen Bischöfen ist es mittlerweile soweit, dass ich überrascht bin, wenn sie tatsächlich etwas mit der katholischen Lehre Übereinstimmendes sagen, das nicht zweideutig ist und mutmaße, dass die Aussage wohl aus irgendwelchen taktischen kirchenpolitischen Gründen gemacht werde. - Das ist übel. Aber so ist das.

Der Prozess zwischen den beiden Positionen war ein schleichender. Ich versuche mich an Stationen auf dem Weg von Punkt A zu Punkt B zu erinnern, und es findet sich kein einschneidendes Erlebnis.

Die erste Station könnte gewesen sein, als ich in eine mittlere Führungsposition eines Jugendverbandes geraten war und dort mit Meinungen und Absichten konfrontiert wurde, die - euphemistisch ausgedrückt - sehr problematisch waren (Abschaffung der Marienverehrung, Aufklärung der "von Rom verdummten Leute" darüber dass die Dogmen falsch seien, Irrelevanz der Eucharistiefeier usw.). Und der vom Bistum bezahlte Referent förderte all das und bemerkte, wie er die im Ordinariat hinters Licht führe, indem er konservativere Positionen mime. - Das Bistum hat das alles finanziell unterstützt.

Da waren die zahlreichen Fälle, in denen der Pfarrer sich über kirchenrechtliche Anordnungen hinwegsetzte, und mir andere erzählten, dass Rückfragen deswegen beim bischöflichen Ordinariat sinnlos seien, denn "denen sei doch alles egal", man handle sich da nur Abfuhren ein.

Und dann kamen irgendwann gehäuft die Zeitungsberichte, in denen sich Bischöfe mehr oder weniger deutlich gegen den Papst positionierten, mit großer Öffentlichkeit Sonderwege propagierten, sich von der Presse feiern ließen.

Und dann so einige Skandale, in denen sich selbst Bischöfe in ihrer persönlichen Lebensführung kompromittiert hatten.

Dass man einem Pfarrer in Glaubensaussagen oft nicht vertrauen kann, wusste ich, seit ich sechzehn war. Damals hatte der unsrige über all das gepredigt, was er nicht glaubte und sich damit auf immer von der Liste der Leute gestrichen, die ich hätte befragen können, wo ich selbst nicht wusste wohin. - Aber irgendwann im Lauf der 25 Jahre kam ich zu der Ansicht, dass Bischöfe gewöhnlich genau so unzuverlässig sind. 

Vielleicht war am ausschlaggebendsten die allgemein praktizierte Illoyalität: das schlechte Reden über Mitbrüder und Bischöfe und Papst, das Unterschlagen (im Sinne von einfach ignorieren oder höchstens ablehnend erwähnen)  von Informationen, die von Rom her kamen, die nicht existente Verkündigung in der Katechese, manchmal sogar die Verkündigung von den Lehramt widersprechenden eigenen Meinungen, ohne die abgelehnte Meinung ausreichend und mit ihren Begründungen darzustellen. Die entschlossene Verteidigung der eigenen Position und das Fallenlassen aller, die die eigene Position gefährden könnten. Das Buhlen um den Applaus der Presse, die ja nun wirklich kaum Richtschnur für christliches Handeln sein kann.
Illoyalität gegen die demjenigen Anvertrauten, die irregeführt werden, gegen die Gleichgestellten, die im Stich gelassen werden, gegen die Übergeordneten, deren Autorität untergraben wird, gegen Jesus selbst, den sie allen repräsentieren sollten in ihrer Hirtenaufgabe.

Ich denke, der einzige Weg, mein Vertrauen wiederherzustellen, wäre praktizierte, öffentlich und nicht-öffentlich gelebte Loyalität. Loyalität, die auch bei differierender Meinung eingehalten wird. Loyalität heißt ja nicht, seine eigene Meinung aufzugeben, sondern sie im Zaum zu halten. Loyalität hieße zumindest, die Meinung des andern klar darzustellen, ohne Abwertungen, und dann die Abweichung der eigenen Meinung zu begründen.
Jedoch denen, die des öfteren demonstrieren, wie illoyal sie sind, indem sie anderen, denen sie eigentlich Loyalität schulden, in den Rücken fallen, kann weder ich ganz vertrauen noch sonst jemand.

Jemand, der loyal ist, mag Fehler machen, aber er verdient auch dann Loyalität. 


6 Kommentare:

  1. Gut geschrieben, mir geht's ähnlich.

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  2. Schön, dass Du wieder bloggst!

    Erschütternd, Dein Bericht...

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  3. Danke fürs Willkommen. Ich hoffe mal, ich schaue jetzt wieder regelmäßiger rein. Gejuckt hat es mich schon manchmal, das eine oder andere zu kommentieren, aber ich wollte wohl auch wieder etwas mehr Distanz gewinnen, bevor ich das tue.

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  4. Danke, ich bin ganz entsetzt über das was ich sehe und höre
    und bin froh über Mit-Leidende

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  5. @dilettantus: öhm, ja, da stand ja auch noch was Angekündigtes aus, also irgendwann kommen zumindest die Ursprünge des Wurstelheimer Kantorenkrieges noch als Nachlieferung :)

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