Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 22. August 2012

Eigentlich selbstverständlich (1)



Teil 1 ist zum Thema: Wie gehe ich mit Menschen um, die gerade beten? – Für mich war das eigentlich immer  völlig klar und selbstverständlich. Wenn jemand betet, warte ich in der Nähe, bis er sein Gebet beendet hat. Und es ist völlig egal, welcher Religion dieser Betende angehöt; es geht um etwas oder jemand Gößeren als mich und ich platze nicht in so eine Art Audienz, die der andere dort hat, hinein, um mich vorzudrängen. Das ist einfach ungehörig. Wenn es lange dauert, nehme ich es zum Anlass, vielleicht selbst auch zu beten, während ich warte. Wenn es zu lange dauert, muss ich ein andermal wiederkommen.

Dem heiligen Augustinus war es auch so gegangen, bevor er Christ wurde. Er hatte das sehr dringende Bedürfnis mit dem Bischof Ambrosius von Mailand zu sprechen, nachdem er dessen Predigten gehört hatte. Dessen Arbeitszimmer war auch zugänglich. Nur, wenn dieser keine dringenden Angelegenheiten hatte, um die er sich kümmern musste, griff er sofort zu den Heiligen Schriften, um über diesen Texten zu betrachten und zu beten, weil er dazu insgesamt wenig Zeit dafür fand. Und Augustinus stand meist nur an der Tür und wartete, ging oft nach langer Zeit weg, um am nächsten Tag wiederzukommen. Zu den ersehnten Gesprächen mit Ambrosius kam es nicht, aber seine Sehnsucht, die heiligen Schriften zu lesen, wuchs an diesem Beispiel und erlosch nicht mehr.

Oder vielleicht kennen viele Szenen aus Fernostfilmen, in denen der Held oder die Heldin dringend einen weisen Mönch sprechen möchte. Meistens muss viel gewartet werden und Drängen ist eher kontrapoduktiv. Also wird gewartet. Gebete und Meditationen zu unterbrechen ist völlig indiskutabel.

Ich habe es schwieriger. Ich schaffe es nicht immer, das Stundengebet dahin zu legen, wo ich völlig ungestört bin. Manchmal muss es beim Frühstück mit den Eltern mit dazu, als Parallele zur Zeitungslektüre oder ich bin mit anderen unterwegs. Da alles andere zu Verdachtsmomenten führt, a) ich sei zu fromm, das sei doch sektenmäßig oder b) ich wolle doch nur angeben, lasse ich mich ansprechen, wie es nötig ist. Das scheint die andern zu beruhigen. Was ich nicht tue, ist es ganz sein zu lassen, wie schon der eine oder andere gefordert hat, der sich durch sichtbares Gebet gestört fühlt. Und ich gestehe, ich wünschte, es wäre selbstverständlich, mir wichtige Gebete einfach in Ruhe und selbstverständlich und ohne Unterbrechung haben zu können. Aber das ist kaum noch vermittelbar.

Völlig unmöglich sollte es eigentlich jeder finden, eine Gruppe, die sich in ihren eigenen Räumen zum Gottesdienst versammelt rüde zu unterbrechen. Für mich selbst ist die Vorstellung schon abwegig und völlig indiskutabel. Aber offensichtlich hat sich selbst hier die allgemeine Sensibilität extrem gewandelt. Und irgendwie scheint das in erster Linie, Gottesdienste in kirchlichen, bevorzugt katholischen Räumen zu betreffen. Jedenfalls habe ich noch nicht gehöt, dass Demonstranten irgendeiner Couleur muslimische Freitagsgebete oder jüdische Versammlungen in der Synagoge unterbrochen haben. Störaktionen bei der heiligen Messe habe ich allerdings schon selbst erlebt. Zweimal bereits. Gut, das eine war nur ein Betrunkener, der sich in die Osternachtsfeier verirrt hatte; der wurde von ein paar starken Männern hinausbegleitet. Das andere war auf einem Katholikentag und da diese Störer Wiederholungstäter waren, wurdenn sie auch mit entsprechenden gesetzlichen Strafen bedacht.

Insgesamt ist das Bedürfnis einiger, gerade Gottesdienste und Gebete zu unterbrechen doch äußerst merkwürdig und kaum zu erklären. Es spiegelt eine Gesellschaft wider, die jede Achtung vor andern und sich selbst verloren hat. Und in der so tiefer Hass ist, dass andeen selbst Menschenrechte (Religionsausübung im eigenen Bereich) nicht mehr zugestanden werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen