Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Als ich der schwarze König war -

war das alles noch sehr anders.

Mein Befremden kommt von diesjährigen Sternsingen/aktion-2012 "Klopft an Türen, pocht auf Rechte. Da heißt es in dem Video zur Eroeffnungsaktion. "Sie helfen anderen Kindern und zwar dabei, ihre Rechte zu verteidigen. Wie das geht lernen Katharina und Kristin bei einem Selbstverteidigungskurs." Ähm ....

Ich glaube, wenn ich dieses Jahr noch die Verantwortung für die Sache gehabt hätte (die ist schon lange, lange in anderen Händen) hätte ich mich aus der Sternsingeraktion ausgeklinkt und die Dreikönige für die Afrikakollekte losgeschickt. Denn damit fing es einmal an.

Am Dreikönigstag (ja, ich weiß, Epiphanias usw. - aber als Kind war das nur der Dreikönigstag) geschah etwas Besonderes. Drei der Messdiener zogen sich nach dem Gottesdienst als die 3 Könige an , marschierten die Sammelbüchse und Weihrauchfaß schwingend durch die der Kirche nächstgelegenen Straßen, sangen Lieder und sammelten Geld für die Afrika-Kollekte. Am Nachmittag hatten sie schon eine Handvoll Familien besucht, die eine Haussegnung wünschten.

Und dann war das plötzlich weg. Zwei Jahre ohne heilige drei Könige. Da beschlossen drei von uns, dass das nicht gut war und fingen die Tradition neu an. Aufgrund meiner schwarzen Locken bekam ich noch die entsprechende braune Bemalung und wurde zum Mohrenkönig. Wir gingen den ganzen Tag durch den Ortskern und stießen großenteils auf erfreute Begrüßung. Das Geld ging in die Afrikakollekte. Süßigkeiten gab es kaum.

Im nächsten Jahr wurde das ausgeweitet. Wir drei Könige marschierten drei Tage durchs Dorf, schafften immer noch nicht alles. Das Geld ging in die Afrikakollekte.

Im folgenden Jahr wollten schon einige der älteren Kinder mitmachen. Wir bildeten drei Teams. Jemand hatte entdeckt, dass es eine Sternsingeraktion gab. Uns war das eigentlich piepegal. Ob das jetzt arme Kinder oder Erwachsene, in Afrika oder Südamerika bekamen - Hauptsache arme Leute hatten was davon und wir hielten unseren schönen Brauch lebendig und die Häuser segnen.  Das Material, das geliefert wurde, las eigentlich keiner durch. Wir merkten uns allerhöchstens für welches Land es dieses Mal war, weil ein paar Leute danach fragten.

Dann wuchs das an. Massen von Kindern. Massen von Süßigkeiten. Großaktion. Der irgendwann aufgetauchte Gemeindereferent übernahm irgendwann alles. Was litt, war die Afrikakollekte. In den letzten Jahren lief das in etwa so: Gegen Ende des Gottesdienstes am 6.1. sagt der Pfarrer: "Ach je, jetzt ist uns das schon wieder passiert. Eigentlich ist ja heute Afrikakollekte. Aber das können wir den Kindern nicht antun, die sammeln doch für die Sternsingeraktion. Vielleicht holen wir die Afrikakollekte dann irgendwann nach." Was dann an irgendeinem Werktagsgottesdienst ohne Vorankündigung geschieht. Ergebnis: sehr mager. - Das fand ich schon echt armselig. Was hätte es denn geschadet, einen Teil des Geldes der Afrikakollekte zu geben?

Bis dahin war die Sternsingeraktion immer auch am 6.1. zu Ende. Die Kinder sammelten in den Ferientagen. Bis der Gemeindereferent über Neujahr in Urlaub fuhr. Da gab es das Sternsingen eben erst nach Dreikönig und ist inzwischen leicht losgelöst davon. Vorbei die Zeiten, an denen wir müde und nass (es regnete meistens) und durchfroren am Gottesdienst teilnahmen, schön in der Bankreihe, und am Schluss für alle die Dreikönigslieder sangen. Jetzt dreht sich der Gottesdienst um die Sternsinger. Sie bevölkern den Altarraum und die Bänke und es werden nur die Sternsingerlieder gesungen statt der normalen Liturgie, gespielt von der Orgel, die den Rhythmus nie hinbekommt. All so etwas.

Und jetzt noch so ein Motto. "Pocht auf Rechte!". So etwas war nie meine Motivation als Jugendlicher. Ich wollte Freude machen und helfen. Aber auf Rechte pochen? Irgendwie scheint mir, das ist auch eine Art Versuch des Missbrauchs von Kindern zu sozialpolitischer Agitation statt ihnen einfach die Freude zu lassen, etwas Gutes zu tun und an etwas Schönem teilzunehmen.
Zum Glück scheitert das, die Kinder interessiert dieses Gerede und Geschreibe zur Aktion meist nicht gerade besonders. Aber mich hat es mit den Jahren sehr geärgert, früher, wenn Funktionäre hoch gelobt wurden für diese Aktionen, mit denen sie Kinder motivieren. Während doch wir Kinder das von uns auf die Beine Gestellte nur großzügig einer Aktion beigesteuert hatten, meinend, das gehöre sich so. Ohne Ahnung wer sich alles profiliert mit unserem Einsatz.

Was ich meine ist: Wir haben früher etwas gegeben, unsere Zeit, unseren Einsatz und Gottes Segen, den wir bringen durften. Wir waren stolz darauf, anderen dadurch die Möglichkeit zu geben, auch etwas zu geben. Das war durch und durch solidarisch. Aber dieses "pocht auf Rechte" macht die Kinder aus Gebenden, die durch ihr gutes Beispiel andere anstecken, Einforderer von etwas, was ihnen und anderen (vorgeblich) zusteht. Es degradiert auch die Gebenden, die vorher ungeschuldet ihre Güte zeigen konnten, zu Schuldnern, die nur etwas Geschuldetes abzuleisten haben. Es verkehrt alles und fühlt sich für mich einfach sehr ungut an.

2 Kommentare:

  1. Deine Gefühle kann ich nachvollziehen: Das eine ist Nächstenliebe, das andere billige Sozialrevolution.

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  2. Ebenfalls Zustimmung. Vielleicht sollte man den Sternsingern gleich noch Unterschriftenlisten mitgeben in die sich die Leute dann für Kinderrechte eintragen können ;)

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