Ich kann nichts zu der Lage anderer Leute sagen sondern nur zu meiner eigenen. Die ist nicht besonders angenehm. Natürlich überlege ich auch, warum mich seit nun zwei Jahren ein Tiefschlag nach dem anderen trifft.
Ich rekapituliere kurz: Vor zwei Jahren hatte ich nach einem guten Beichtgespräch eine innere Heilung und seitdem wieder die Kraft, etwas die Muskulatur zu trainieren. Ich ging fast täglich eine knappe Stunde und fing an, kleinere Stufen wieder meistern zu können. Dann kam der September und unerklärliche Lähmungserscheinungen traten auf, die auf eine Überlastung mit Muskel- und Nervengas zur Holzbekämpfung in der Kirche zurückzuführen waren. Mein ohnehin kranker Organismus konnte das nicht wie ein gesunder ausscheiden und nachdem alles Fettgewebe als Speicher aufgebraucht war, kam es direkt zu Lähmungen. Noch jetzt brauche ich keine Waage, um festzustellen, ob ich weiter abnehme. Der Fettgewebeabbau sorgt dann für eine Toxinfreisetzung, die sich in morgendlicher Lähmung des Schließmuskels manifestiert (Ausscheidung über den Urin). Wegen der neuen Symptomatik war ich in der Rheumaklinik und ließ mich überzeugen, es mit Methotrexat zu versuchen. Die Dosis war moderat aber für mich zu stark. Die Entzündungswerte sanken rapide aber dafür kam es infolge Folsäuremangels zu Nervenstörungen. Ich hatte plötzlich eine Dauerischialgie und (noch nie vorher gehabt) Migräneanfälle mit Aura. Die Ambulanz reagierte nicht auf erste Rückmeldungen, ich halbierte die Dosis selbst und die Nervenstörungen hörten auf. Aber da hatte der Abszess, der meine aktuellen Probleme verursacht hat, wohl schon angefangen sich zu bilden. Jedenfalls eiterte es seit September aus dem Zahnfleisch und der Zahnarzt konnte nichts finden.
Nun, ich überlegte ernsthaft, ob da auch so etwas wie ein Fluch mit im Spiel sein könnte. (Manche von Ihnen meinen sicherlich, so etwas gebe es nicht.) Etwas brachte mir in Erinnerung, dass ich vor vielen Jahren einer Verwandten, die sehr spiritistisch ist, einen Blutstropfen für Analysezwecke überlassen hatte. Diese hatte den immer noch, erklärte sich aber bereit, den jetzt zu vernichten. - Wie dem auch sei, seitdem erholt sich mein geistliches Leben:
Ich habe immer gebetet, fast täglich Laudes und Vesper und auch sonst ein paar kurze an Gott gerichtete Sätze aber es war ein ständiger Kampf. Mit dem Rosenkranz wollte es so gar nicht gehen und auch die 5-10 Minuten tägliche Zeit für freies Gebet war weggebrochen. In der Bibel zu lesen konnte ich mich seltenst aufraffen. Plötzlich geht es wieder und zwar ohne Mühe und Aufwand. - Es war auch vorher keine Frage der Zeit, die war durchaus vorhanden. Nur jetzt sind Widerstände weg.
Ganz nutzlos war ich auch nicht. Kurz vor dem Treppensturz kam eine etwas verzweifelte Anfrage, ob ich ein Kapitel für ein Buch übersetzen könne (kostenlos natürlich ....). Zwei Übersetzer waren ausgefallen und der Drucktermin war in zwei Wochen. Es ging um die katechetische Arbeit von Pfarrer James Mallon in Halifax. Neue erfolgversprechende Ansätze für Katechese. Das sehr interessante Buch sollte jetzt auf den Markt kommen. Etwa nach der Hälfte der Arbeit kam der Sturz und den Rest schrieb ich halb gelähmt durch Prellungen, weil die Zeit einfach ausging. Kurz darauf ereilte Johannes S., der die Herausgabe organisierte, ein Schlaganfall. - Irgendwie war es tröstlich, dass ich auch in meinem lädierten Zustand noch für etwas tauge.
Ich habe jede Menge fromme Bilder aber irgendwie war keines strategisch in unmittelbarer Bettnähe platziert gewesen. Da kam vor gut einem Monat ein Abdruck des neuen Gemäldes von Triegel für eine Würzburger Kirche gerade ideal. Ich schnitt es aus und klebte es genau in mein Blickfeld. Das ist die einzige Erinnerung, die es brauchte. Seit ich davor anfing, mich täglich kurz mit dem Herrn zu unterhalten. Im Bett sitzend, was neben dem Sofa momentan meine einzige Option ist, fingen Dinge an sich zu klären.
Es kann sein, dass ich noch Monate festsitze und wenig machen kann, das hängt ganz von der Halswunde ab, aber das ist auch eine Chance mein geistliches Leben wieder neu aufzubauen. Vielleicht gibt Gott mir so eine Chance. Ich war ja immer tätig bis zur Grenze der Erschöpfung mit der Arbeit (freiberuflich daher jetzt keine Rente oder sonstige Hilfen), für meinen kleinen Neffen (der jetzt pubertiert und seitdem ich nicht mehr aktiv mit ihm spielen kann, mich gar nicht mehr beachtet), für katechetische Tätigkeiten (die musste ich schon vor zwei Jahren aufgeben, weil die Kraft nicht mehr reichte).
So richtig klar, was mir verloren gegangen war über all dem, wurde es mir dann in diesem Zusammenhang: Ein befreundeter Priester besuchte mich in der Fastenzeit dieses Jahr und feierte die heilige Messe mit mir (eine von zwei, an denen ich in diesem Jahr bisher direkt teilnehmen konnte, die andere war im Krankenhaus nach der Not-OP). Er schlug vor, wir sollten konkret doch Josef Engling um Fürsprache bitten, um dessen Seligsprechung sich die Schönstadtbewegung bemüht. Mein desolater Zustand wäre ausreichend dokumentiert um eine Heilung durch ein Wunder plausibel zu machen. Jedenfalls überließ er mir dann auch ein paar der Texte von und zu Josef Engling, damit ich diesen erst einmal kennen lernen konnte. Das war ein junger Mann, der Priester werden wollte aber dann in den Ersten Weltkrieg musste. In den letzten Wochen vor seinem Tod dort wuchs er sehr in geistlicher Beziehung, was in seinen Tagebüchern dokumentiert ist. Ich denke Gott hat ihn so perfekt zu sich genommen, wie Josef Engling nur werden konnte. Es hat mich erinnert, wie intensiv mein eigenes Gebetsleben einmal war gegen Ende der Studienzeit, bevor verschiedenste Dinge anfingen, es immer mehr zu ersticken. Das ist auf jeden Fall eine gute Frucht des Ganzen.
Ich warte also weiter geduldig auf Besserung, gehe davon aus, dass Gott schon weiß, was er tut, wenn er mich in so eine schwierige Situation wie die jetzige bringt und hoffe mich auch hier wieder dauerhaft regelmäßig zu melden.
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