Inzwischen sind wir mitten in der Osterzeit. Es war allerdings am Karfreitag, an dem ich die Passion einmal ganz anders meditieren konnte. In der Karwoche war eine schon sehr lange Ischialgie akut geworden, was meine ohnehin vorhandene Gehbehinderung noch verstärkt. Ich hatte schon länger geplant, wie ich wenigstens am Karfreitag an einem Gemeindegottesdienst teilnehmen kann, da das weder für Gründonnerstag noch Osternacht möglich war. Ich wollte zu einem befreundeten Pfarrer, gut 50 km weiter weg. Ich startete pünktlich, aber irgendwie waren Reitpferde auf die Autobahn geraten und mussten eingefangen werden. Ankunft also stark verspätet bei Regen und Wind.
Tja, ich hatte ja schon die ganze Fastenzeit nicht fasten dürfen wegen der Zytostatikabehandlung für mein Rheuma und weil ich daher ein Minimum an Schokolade zu brauchen scheine, um über die Runden zu kommen und dabei noch abnehme. Karfreitag wenigstens hatte ich strikter angehen wollen. Ein Fehler. Ich stieg auf dem öffentlichen Parkplatz in Nähe der Kirche aus dem Auto.und kippte sanft nach hinten gegen das Nachbarauto. Kreislaufschwäche. Nichts passiert, außer dass ich neben dem Auto kniete, dessen Einstieg etwas zu hoch ist, als dass ich bei meiner noch sehr ausgeprägten Muskelschwäche ein Knie hätte darauf platzieren können. Auf dem Rücksitz lag ein Stück Styroporplatte, das mir hätte helfen können, nur wie daran kommen? Es regnete ja und der Parkplatz war menschenleer. 50 m weiter weg ein Weg und Leute. Aber mein Rufen war wohl nicht laut genug und mein Winken wurde mit verwirrten Blicken und Weitergehen quittiert. Nach 20 Minuten schaffte ich es die hintere Tür aufzubekommen, die Styroporplatte zu greifen und mich dann hochzustemmen. Zustand nass,durchfroren, ziemlich angeschlagen und mit dringenderem Bedarf nach einer Toilette aber konnte keine finden.
Ich erreichte die Kirche zu den Fürbitten und beschloss durchzuhalten. Etwas erholte ich mich. Es war nur recht kalt, Heizung wird ja gespart. Direkt nach dem Gottesdienst Beichtangebot. Darauf hatte ich auch spekuliert, denn mit dem irgendwohin fahren und weit laufen, um eine Möglichkeit in der Stadt zu erreichen, sah es schlecht aus. Vor mir nur zwei alte Damen. Prima, dachte ich. Die erste brauchte eine gute Viertelstunde. Kein Thema, obwohl die Blase drückte. Nur die Kirche raus hätte ich Stufen runter gemusst und wusste noch nicht, ob ich die schaffe. Also durchhalten! Zweite alte Dame. Viertelstunde, halbe Stunde, drei Viertelstunden ... Ich sprach die Organistin an, die noch in der Kirche betete, ob sie mit mir zur Toilette im Pfarrhaus gehen könne, weil ich mich nicht gut fühlte. Das machte sie. Und dann passierte es an der Treppe. Die unterste Stufe war am Geländer sehr hoch auf unebenen Boden. Ich ging schon vorsichtsweise rückwärts. Aber Regen und Kälte hatten die Ischialgie wohl verstärkt, der Kreislauf war eh noch wackelig - und da lag ich . Diesmal war wenigstens ein starker Mann in der Nähe, der mich erst einmal auf einen herbeigeholten Stuhl setzen konnte - es goss immer noch und am Fuß der Treppe stand eine Wasserlache - und mir dann half ins Pfarrhaus zu gehen. Ab da dann kein Probleme mehr, und ich habe es dann später auch geschafft, nach Hause zu kommen. Nur am nächsten Tag habe ich mich erstmal die eigene Treppe kaum hinunter getraut. Die Ischialgie ist nun vier Wochen aktiv und heilt sehr langsam ab.
Das war also in diesem Jahr einmal ein ganz neuer Ansatz, die Passion zu meditieren ....
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