Unser Heiliger Vater hat nicht „das Handtuch geworfen“,
nicht aufgegeben, nicht resigniert.
Er hat gewissermaßen, die Posaune ergriffen und bläst der
katholischen Christenheit einen eigentlich unüberhörbaren Weckruf: Nutzt diese
Fastenzeit und betet für die Kirche! Hört auf mit den Forderungen des Ich und geht auf die
Knie, um den Willen Gottes zu suchen. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.
Er weiß, wie es viele von uns beunruhigt und erschüttert,
dass er sein Amt niederlegt. Er hat das alles bedacht. Er weiß auch, dass wir
ihm allzu gern die ganze Verantwortung überlassen haben, anstatt uns selbst den
Erfordernissen der Stunde zu stellen, das Laienapostolat zu verwirklichen, das das Vaticanum II initiieren wollte. Die Kleriker und Professor haben es uns nicht vermittelt; aber wir können selbst lesen, um was es geht in den Texten des Konzils. Sie haben nicht vermittelt, dass es auf jeden Einzelnen ankommt, sondern das Gefühl gegeben, dass wir stattdessen ihnen folgen sollten mit ihren Ideen und Interpretationen und dagegen sträubte sich so mancher gesunde Instinkt.
Sicher, wir haben diskutiert, wir haben uns nicht völlig
treiben lassen, wir haben sogar ein wenig gebetet. – Aber wir haben auch unsere
Aufgaben und Verpflichtungen als Begründung genommen, dass wir nicht mehr beten
können, haben unsere Freizeit nicht dafür beschnitten. Und der Diener der
Diener Gottes kennt unsere Situation nur zu gut und versucht uns wachzurütteln.
Ich kenne eine etwas ähnliche Situation sogar persönlich. Etliche Jahre
habe ich eine geistliche Gemeinschaft auf diözesaner Ebene geleitet. Es war als
Übergang gedacht, bis andere da sind, um in den diversen Bereichen wieder neu
die Verantwortung zu übernehmen. Ich habe jedes Quentchen Zeit in die
Erwachsenen-, die Jugend- und die Kinderarbeit gesteckt und immer wieder
appelliert und gebeten, wir bräuchten Mitarbeiter. Bis auf wenige hat sich
niemand motivieren lassen. Und da ich noch einen Beruf habe, konnte ich alles
auch nur gerade so am Laufen halten. Alle hatten gute Gründe, warum sie nicht
mehr taten, die ich verstehe und respektiere. Aber nach etlichen Jahren war ich zu der Einsicht gekommen, dass
die letzte Möglichkeit, andere zu aktivieren, ist, meine Ämter niederzulegen.
Denn nun wird es sich zeigen, wieviel allen der Weiterbestand der diözesanen
Gemeinschaft wert ist.
Und so wird sich jetzt zeigen, wie viel uns Katholiken die
ganze katholische Kirche wert ist. Die
Art, wie wir diese Fastenzeit verbringen, wird lauter sprechen als Worte und
Absichtserklärungen. Jeder von uns hat völlig legitime Begründungen und Gründe,
warum er dafür (fast) keine Zeit einsetzen kann. Durchaus gewichtige Gründe.
Recht zwingende Gründe familiärer, beruflicher und gesundheitlicher Art sogar.
Ganz unabhängig davon wird der Fakt sein, wie sehr wir uns
trotzdem auf Gott ausgerichtet, ihn gesucht, haben und eigene Bedürfnisse
zurückgestellt haben oder wie sehr wir das unterlassen haben. Vielleicht sind
wirklich nur zehn Minuten extra an dem einen oder andern Tag herauszuschlagen. Aber es werden dann diese
zehn Minuten mehr am Tag sein, die für das Gebet für die Kirche zur Verfügung sind. Niemand
wird uns einen Vorwurf machen können für unsere gut begründbaren
Entscheidungen. Aber wir werden darum wissen und das Resultat wird auch das
Resultat unserer Bemühungen oder Nicht-Bemühungen sein. Unsere Aussage, was für
uns höchste Priorität hat. Die Fische und das Brot, mit denen die 5000 gespeist
werden können – oder eben nicht, weil nicht einmal zwei Fische und fünf Brote
da waren …
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