Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Alle - außer mir



Wenn die Argumente ausgehen, greift man zu Einzelschicksalen.

Worum geht es? Um die Rückzugsgefechte bei der Veröffentlichung der korrekt übersetzten Wandlungsworte, und zwar darum, ob nun das Blut Jesu „für viele“ (Originaltext) oder „für alle“ (sprachlich nicht korrekte Interpretation statt Übersetzung) vergossen wurde.

Das Problem, das angeführt wird, ist kein lächerliches. Dazu leiden zuviele an solchen Problemen. Nur das dem Problem weder mit einem „alle“ noch mit anderen tröstenden Worten beizukommen ist.

Es gibt Menschen, die leben wirklich in ständiger Angst, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie erlöst werden, dass Gott sie tatsächlich lieben könnte, dass sie gemeint sind, wenn von einem „unvergänglichen Erbe“ die Rede ist. Die sogar glauben können, dass das für jeden Menschen auf der Welt gelten könnte, aber wahrscheinlich nicht für sie. Also, dass meinen sie immer noch, wenn da explizit „alle“ steht, weil es ja schließlich immer eine Ausnahme von der Regel gibt, und die sind sie. Natürlich. Und wenn da gar nicht alle steht, dann ist der Beweis für sie endgültig geführt. Einige nicht – und sie sind überzeugt zu den einigen zu zählen.

Es ist kein schöner Zustand. Ich hatte eine Bekannte, die ich längere Zeit davon zu überzeugen versuchte, dass der Satz nicht alle seien auserwählt, nicht hieß, dass sie nicht auserwählt sei.
Ich selbst hatte auch einmal so einen Anfall. Ich war in einer christlichen Gruppe in einer Mobbingsituation, auch das kann es geben, selbst wenn alle wohlmeinend sind, und jemand wollte die Gruppe mit so einem Zuspruch aus der Heiligen Schrift erfreuen. Erfolg: ich war den Rest des Tages in Tränen aufgelöst, weil vielleicht alle Kinder Gottes geliebt sind, aber ich garantiert ein weniger geliebtes Stiefkind bin.

Mein Fall zeigt auch schon, wo das eigentliche Problem bei so etwas liegt. Das war nicht die Schriftstelle. Die war völlig positiv formuliert. Es war meine direkte Erfahrung mit den Mitchristen, die mir nun einmal vermittelte, nicht geliebt zu sein. Die Erfahrung mit den Menschen direkt drum herum, die die Wahrheit in Bezug auf Gott verstellte.

Und irgend so eine Thematik wird auch bei all denen vorhanden sein, die sich sofort verdammt glauben, wenn das Blut Jesu explizit „nur“ für „viele“ vergossen wurde. Sie haben natürlich auch Zweifel, wenn da für „alle“ steht. Ich frage mich allerdings, was hilft ihnen überhaupt, wenn man „für alle“ sagt, obwohl das im Original gar nicht da steht – flehentliche Bitte notfalls belogen zu werden, weil sie sich dann besser fühlen könnten? Eine Kur ist das sicher nicht. Was die brauchen, die mit solchen Zweifeln geschlagen sind, ist eigentlich die liebende Annahme ihrer Brüder und Schwestern im Glauben.

Ich habe die damals in meiner Krise nicht bekommen. Nur unfreundliche Ermahnungen, dass ich da spinne und mich zusammenreißen soll. Ich habe mich durchgeschlagen und durchgebissen, weil ich Gott ja nicht liebe, um etwas zu bekommen oder um etwas Besonderes zu sein, sondern weil Er es ist. Und dass ich ja im Grunde gesagt habe, er kann mich gebrauchen wie er will und wenn es dann eben als eine Art Schrottmaterial ist, dann sei das auch okay, weil es das ist, was er will. Das war nicht toll, aber es hat geholfen, bis dann endlich, sehr viel später, mir tatsächlich jemand so begegnet ist, dass meine Selbstachtung im Null-komma-nichts repariert war.

Darum behaupte ich jetzt: Das Heilmittel für alle mit solchen (Selbst-)Zweifeln Geschlagenen, die nicht glauben können, dass Gott sie liebt, sind nicht schönende Worte wie Beruhigungsmittel, die sedieren aber nicht heilen sondern das Leben mitsamt dem Leid ersticken. Solche Menschen brauchen Mitchristen, die für sie so da sind, dass sie durch diese Mitchristen erkennen, dass Gott sie liebt. Das wird in vielen Fällen einige Mühe erfordern, aber es wird sie heilen. Wohingegen Manipulationen an Texten das nicht tun werden. Hier ist das Laienapostolat sehr gefordert, denn der priesterliche Seelsorger wird nicht allein in der Lage sein, das allen in dieser Weise Bedürftigen persönlich vermitteln zu können.

Dessen Aufgabe sollte es sein, seine Laienmitarbeiter zu motivieren, hier das nötige zu tun. Auch das ist arbeitsintensiv aber jedenfalls sinnvoller als durch Wortakrobatik eine Schicht Kosmetik auf bestehende Wunden zu legen. 

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