Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Montag, 3. Januar 2011

Die Forderung nach dem dritten Vaticanum

Diese Forderung wird gelegentlich erhoben. Meist ist sie mit dem Anspruch verknüpft, auf dem geforderten Konzil, werde dann selbstverständlich allen Forderungen nachgegeben, die schon seit den ersten Sitzungsperioden des zweiten Vaticanums durch die Presse und durch die Köpfe einiger Leute geistern.

Ein Blick auf den Ablauf des zweiten Vaticanums sollte eigentlich schon eines besseren belehren. Möglicherweise sollte es auch zu denken geben, dass im vergangenen Jahr ein Rat zur "Neuevangelisierung des Westens" gegründet wurde. Nicht Afrikas oder Asiens, sondern des Westens. Wenn das keine Aussage ist.

Es mag auch sein, dass diejenigen, die so laut ein nächstes Konzil fordern, noch in der Illusion schweben, dass die zum Teil doch recht manipulativien Techniken und Verfahren, die von Einzelnen während des vorigen Konzils erprobt wurden, noch immer oder noch besser greifen würden. Es mag auch sein, dass viele einem der Vorurteile über die anderen Kontinente huldigen, die da z.B. sind: Die kirchlichen Regelungen werden dort ohnehin überall missachtet und in Afrika lebe sowieso fast niemand den Zölibat. in Südamerika sei es nicht viel besser. Ich finde das immer äußerst beleidigend, denn hier wird einfach pauschal zig Millionen Christen unterstellt, dass ihnen die meisten Grundmaximen ihres Glaubens ziemlich egal sind.

Vielleicht geht es hier auch um das Vorurteil, dass wer auch immer sich noch an die christlichen Überzeugungen in Sachen Ehrenhaftigkeit in allen Bereichen (inklusive der Sexualmoral) hält nur hinterwälderisch, rückständig und unintelligent sein kann. Während die "heutigen" Menschen, die durch ihre "Heutigkeit" den anderen überlegen und vorzuziehen sind, natürlich schon längst über so etwas hinaus sind.

Ein drittes Konzil - wenn es verwirklicht werden könnte - würde wahrscheinlich ein paar denkwürdige Überraschungen für viele bereit halten.

Doch wie sinnvoll wäre überhaupt ein weiteres Konzil? Das letzte hat sichtbar gemacht, auf welche gewaltigen logistischen  und organisatorischen Probleme ein möglichst gleichberechtigter Meinungsaustausch unter über 2000 Beteiligten führen kann. Die Päpste haben sich deshalb in den letzten Jahrzehnten entschieden, Synoden durchzuführen, die die Bischöfe einer bestimmten Region versammeln. Selbst hierbei sind die Vor- und Nacharbeiten enorm, vieles kann nicht so zu Wort kommen, wie mancher es wünschen würde.

Das letzte Konzil liegt nun schon über 40 Jahre zurück. Diejenigen, die sich daran erinnern sind 60 Jahre oder älter. Über 40 Jahre sind Zeit genug, dass Mythen entstehen konnten, über das, was die Konzilsväter damals wollten und in den von ihnen approbierten Dokumenten aussagten. Diese Mythenentstehung fiel um so leichter, da schon im Verlauf des Konzils, sich die Berichterstattung der Presse (nicht alle Publikationen, aber viele) immer weiter von einer objektiven Berichterstattung zu wilden Spekulationen und zum Druckmittel durch das, was "öffentliche Meinung" genannt wurde, entwickelte.

Heute sind wir soweit, dass wir des öfteren pointiert von der "veröffentlichten" Meinung sprechen, da diese Meinung in keiner Weise die wirkliche Meinung einer Bevölkerungsmehrheit präsentiert sondern oft geradezu konträr zu ihr ist.

Die bestehenden Mythen formen etwas, was oft als "Geist des Konzils" bezeichnet wird. Nach Meinung Einzelner, die davon sogar zutiefst überzeugt sind und die diese Mythen zu ihrer Religion gemacht haben, ist der Geist des Konzils, letztendlich den Klerus abzuschaffen (wozu Weihe Verheirateter, Abschaffung des Zölibats und Frauenpriestertum nur Zwischenstationen sien können), um diesen durch einen Rat "informierter Laiern" zu ersetzten. Zu diesem Rat hätten natürlich nicht alle Zutritt, sonst könnten die "Reaktionären", "Erzkonservativen" und "Gestrigen" ja die Lebenswelt der "Heutigen" gefährden und manipulierbare Unwissende auf ihre Seite bringen; die Belehrung der Unwissenden muss aber den "Heutigen" vorbehalten bleiben. Dieser Rat der "Heutigen" würde dann endlich erklären können, dass es schon immer der Wille Gottes gewesen sei, dass jeder das tun und lassen dürfe, was ihm am angenehmsten erscheint. Zwar werde das zunächst auf Widerstände treffen, aber der Rat der "Heutigen" würde die Gesellschaft zum Paradies führen, wo alle glücklich wären und nicht mehr durch moralische Vorstellungen eingeengt werden würden und auch ganz selbstverständlich in Einheit leben würden. Man nehme zum Beispiel das Ideal der "freien Liebe und Sexualität" - upps woher kennen wir diese Utopie nur, dass doch eigentlich jeder gerne jederzeit mit jederm usw.?

Diese ganze Utopie der Diktatur der Heutigen, die in einigen Köpfen festzusitzen scheint, ist nicht einmal etwas Eigenes, sondern nur ein Modell, zu dem man gar nicht erwähnen muss, wo es abgekupfert worden ist. Und genau wie das Original dazu, wird dann noch gerne erklärt, eine solche Lebensweise entspreche der der ersten Christen. Als Beleg nimmt man dann ausgewählte Sätze der Apostelgeschichte - das von Paulus stammende wiedersprechende Material ist dabei natürlich strikt auszulassen, denn das, so postuliert man, sei eine Verfälschung.

Utopien sind Gedankenprodukte. Hätten wir endlich wieder eine konsequente Glaubensverkündigung, sollte es der Wahrheit eigentlich nicht schwerfallen gegen so etwas wieder als Licht in der Finsternis aufzuleuchten.

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