Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 4. Dezember 2016

Im Sakrament verwandelt




Dieser Tage habe ich einen Artikel über das noch sehr neue Eucharistische Wunder in Liegnitz in Polen gelesen. 2013 ist es geschehen. Eine gewandelte Hostie war während der Liturgie am Weihnachtstag, in der es ja auch heißt, dass das Wort Fleisch wurde, in den Staub gefallen und obwohl nicht ernsthaft verschmutzt, mochte auch der Priester sie nicht konsumieren sondern verfuhr mit ihr, wie es eigentlich nur mit kleineren Partikeln geschehen sollte: er legte sie zum Auflösen in eine Schale mit Wasser und stellte diese in den Tabernakel.
Nach einiger Zeit bildeten sich auf einem Bruchstück davon rote Flecke. Der Priester rief andere zur Beobachtung dazu. Noch war unklar, ob sich hier ein roter Schimmel bildete oder etwas anderes geschah. Es war wohl etwas anderes. Denn gerichtsmedizinische Untersuchungen ergaben, dass sich ein Teil dieser Hostie in menschliches Herzmuskelfleisch verwandelt hatte und zwar in ein Stück Muskel eines Menschen im Todeskampf. Die Glaubenskongregation hat in diesem Jahr das Wunder bestätigt.

Dass die Herz-Jesu-Verehrung da so wortwörtlich herrührt, war mir nie klar gewesen. Das Brot wird zu einem Teil des Herzens Jesu bei seinem Tod. Normalerweise sehen wir es nicht. Aber ganz selten lässt Gott diese Wirklichkeit sichtbar werden. Einmal zum Beispiel ist es vor einigen Jahrhunderten in Lanciano in den Abruzzen geschehen. Und dieses Wunder hatte mit zur Folge, dass das Fronleichnamsfest eingeführt wurde, nach dem schon vorher gerufen worden war.

Warum lässt Gott dieses Wunder jetzt neu geschehen? Es muss sehr wichtig sein. Es hat den Anschein, dass es schon 2006 in Sokolka auch geschah, aber das wurde, wie es scheint, nicht kirchlich anerkannt. Darum erneut in Liegnitz. Wir sollen etwas erkennen.

Eines von dem, was wir wohl erkennen sollen, ist dass bei einem Sakrament etwas in eine neue Wirklichkeit überführt wird. Im Falle der konsekrierten Hostie das Brot in Fleisch und Blut Jesu. Im Falle der Ehe das, was einmal zwei individuelle Personen waren in eine neue Einheit.

Wir sehen die Wandlung durch das Ehesakrament oft genauso wenig wie wir die neue Wesenheit der Hostie mit Augen oder Sinnen wahrnehmen können. Aber sie ist da.

Viele gehen mit dem Fleisch und Blut Jesu wie mit irgendeinem Stück Brot um. Sie achten es gering, denn sie haben keinen Hunger.
Genauso missachtet wird die sakramentale Neuschöpfung, die im Ehesakrament geschehen ist.

Man lässt den Leib Christi unachtsam in den Schmutz fallen und entsorgt ihn als Müll, wenn niemand, der es besser versteht einschreitet.
Man bricht die Ehe und zerbricht die von Gott neu geschaffene Einheit, erachtet das Heilige für Müll und versucht es zu entsorgen.

Es ist ja nur Brot.
Es ist ja nur mein gescheiterter Versuch, mit jemand zusammenzuleben.

Die Wahrheit aber ist anders.

Zweiter Advent 2016

Heute waren Minusgrade und der Rauhraif hatte alles Grünende überzogen. Daher war die Scooterfahrt in die Kirche des Nachbarortes - dick eingemummt wegen der Kälte - vom Optischen sehr schön.

Der Vertretungspriester lebt sich richtig ein und hat Freude an dieser Gemeinde - der Pfarrer selbst musste schon seit Oktober in die Klinik wegen eines immer wieder auftretenden Problems.
Die Gemeinde trägt den Gottesdienst sehr engagiert mit: zahllreichen Lektoren und Organisten, die sich richtig Mühe geben. Die Lesungen immer vollständig vorhanden. Die Lieder passen.
Vor dem Gottesdienst wird der Adventskranz entzündet und dabei die entsprechende Strophe von "Wir sagen euch an" gesungen.

Ohne meine gesundheitlichen Probleme hätte ich diese wirklich aufbauenden Gottesdienste dort nie erlebt.

Weniger erbauend sind die Reaktionen und Äußerungen, die aus kirchlichen Kreisen verlauten, weil die vier Kardinäle ihre Dubia öffentlich machten, nachdem ihnen der Adressat nicht antwortete. Man glaubt kaum den eigenen Augen und Ohren trauen zu können:
Zu Zeiten Papst Benedikts war es Usus, dessen Worte, Bitten und Anweisungen bestenfalls zu ignorieren, mindestens zu Verdrehen und ins Lächerliche zu ziehen oder gleich ganz verbal über ihn herzufallen. Das immer mit stolzen Hinweis, man fühle sich wie Paulus, der ja auch Petrus einmal tüchtig die Meinung gesagt habe.
Nun wird Papst Franziskus, der übrigens selbst zu einer Diskussion seiner Beiträge aufrief, sehr sachlich um Stellungnahme zu sehr problematischen Interpretationen gebeten, die sich aus seinen -vermutlich bewusst - unklaren Äußerungen ergeben. Darauf erheben sich empörte Chöre von: Wie kann man es wagen, ihn nur in irgendeiner Weise zu kritisieren? Das sei ja geradezu Verrat.

Seltsam, oder? Nein, diese Kardinäle tun keinesfalls das, was Paulus gegenüber Petrus tat - heißt es. Hmmm.

Schlimmer noch, dann wird gleich eine etwas überzogene Äußerung von jemandem aus der römischen Kurie falsch wiedergegeben und impliziert, diese Kardinäle hätten sich durch diese angebliche Ungeheuerlichkeit selbst suspendiert. Ich bin mir nicht sicher, ob die Empörten auch gleich exkommuniziert sehen wollten. Es hörte sich fast so an.

Das Ganze spricht weder für die Qualität der kirchlichen Presse noch für die geistliche Reife der hier beteiligten Kirchenmitarbeiter. Soviel steht fest.

Sonntag, 20. November 2016

Papst des Postfaktischen

Jede Zeit hat ihre große Irrlehre, und die Aufgabe der Kirche war es von jeher auf solche Herausforderungen zu reagieren und in die Situation hinein die unveränderliche Wahrheit Gottes zu sprechen.

Die vorherrschendste aktuelle Irrlehre wird am besten charakterisiert durch den recht  neuen Ausdruck "postfaktisch", den man nun immer häufiger auch in den Texten verwendet sieht. "postfaktisch" ist eine Übersetzung des Originals "post-truth". Das zu wissen ist wichtig, um ganz zu verstehen, worum es hier geht. Für ganz glücklich halte ich die Übersetzung nicht, obwohl sich deutsches und englisches Wort durchaus ergänzen: die Wahrheit ist ein Fakt, ein Fakt ist wahr. Wird für eine Haltung des Zeitgeistes ein "post" vor etwas gesetzt, wird damit ausgedrückt, dass das folgende Wort etwas ist, das der Vergangenheit angehört.

Postfaktisch bedeutet also, dass objektive Fakten/Tatsachen oder eben die schlichte ungeschminkte Wahrheit als irrelevant betrachtet werden, während eine persönliche Überzeugung, Meinung oder ein gefühlsmäßiger Eindruck als ausschlaggebend und relevant angesehen werden.

Das Christentum gründet auf dem, der im Johannesevangelium als "Logos" (im Deutschen etwas sinnverkürzend das Wort) bezeichnet wird und von sich selbst sagte, er sei die Wahrheit. Es ist offensichtlich, dass es nicht mit einer postfaktischen Einstellung, die sich nur an sich selbst orientiert und subjektive Wahrheiten zu definieren versucht, vereinbar ist.

Hier allerdings ist Unterscheidung vonnöten, und es hat derzeit den Anschein, dass viele Amtsträger der Kirche, auch Bischöfe und wohl auch der Bischof von Rom derzeit noch nicht erkannt haben, was hier am meisten zu verteidigen ist, da es die größte Not unserer Zeit beschreibt, die Abwendung von der Wahrheit, den Fakten, dem Logos.

Für sehr symptomatisch halte ich hier ein ganz aktuelles Ereignis: Vier Kardinäle haben in einer Angelegenheit den Papst um fünf simple Aussagen (so formuliert, dass dies nur mit klarem Ja oder Nein zu tun ist) gebeten, die wichtig sind zur Klärung eines Sachverhaltes, der in der Diskussion sehr stark mit gefühlsmäßigem Handeln und persönlichen Meinungen belastet ist, die viel, wie es scheint, daran hindern, noch klar zu denken. Die nötigen - dem Fakt und der christlichen Wahrheit entsprechenden - Antworten sind offensichtlich.

Leider ist es so, dass der Heilige Vater diese Antworten, die bestätigen würde, was der Ausgangspunkt für alle Diskussionen sein sollte (nämlich die Grundfakten), nicht geben zu wollen scheint. Ich kann nur spekulieren, dass er lieber "ja, aber" sagen würde, um damit die nötige sachliche Diskussion bereits in eine bestimmte Richtung zu lenken. Vielleicht sehe ich das völlig falsch, und es gibt ganz andere Gründe. Es wäre jedenfalls einem gesunden Diskussionsklima sehr abträglich. Denn damit würde er ganz postfaktisch handeln - und nebenbei auch sehr autoritär, fast diktatorisch (ganz im Sinne von durch Gesagtes eine Linie diktiern)
Vielleicht benötigt er auch nur Zeit im Gebet, in der Stille und ohne Ablenkung vor Gott, um Klarheit zu finden, bevor er sprechen möchte. Dazu scheinen ihm ja die überaus zahlreichen Begegnungen, Gespräche, Telefonate und Aktivitäten wenig Zeit zu lassen.

Vielleicht liegt es an der Berichterstattung: Wenn ich die DT lese, bekomme ich sogar den Eindruck - das kann schlicht an dem liegen, was in der Auswahl dort berichtet wird, so dass dieser Eindruck falsch ist -, der Heilige Vater habe die Bitte um die Abklärung von Grundfakten, die einer Diskussion ja nur förderlich sein können, gar völlig missverstanden als Ausprägung eines unbarmherzigen Rigorismus, den er zutiefst verabscheut. Es kann natürlich sein, dass seine aktuellen Äußerungen sich auf völlig andere mir unbekannte Dinge beziehen. Wissen kann ich es nicht, denn wie so oft, hat er leider nicht präzisiert, wen oder was er mit dem allgemeinen Tadel in diese Richtung überhaupt meint.

Vielleicht ist auch noch die Beobachtung erwähnenswert, dass die Anfrage zu den oben genannten Grundfakten sich sehr bewusst aller Wertungen enthält und stattdessen sehr objektiv und der Klärung dienend formuliert. Wohingegen es doch immer wieder unangenehm aufstößt, wenn jemand - wer es auch sei - wiederholt im gleichen Text die Vorzüglichkeit der Barmherzigkeit lobt und dann ohne Details zu nennen Vertreter einer - eben nicht genau spezifizierten von seiner eigenen abweichenden Meinung mit doch recht harten Worten geißelt, was gerade in seiner Vagheit die Gefahr birgt, dass Menschen, die gar nicht gemeint sind, dies betrübt auf sich beziehen. Das ist nicht sehr barmherzig.

Ich bin sehr froh gerade in dieser Hinsicht noch das Beispiel des vorherigen Papstes vor Augen und Herz zu haben, der gerade über seine Gegner - die ihn zum Teil sogar persönlich sehr hart angingen - mit Güte, Milde und Barmherzigkeit sprach. Es ist eine Tugend, die ich auch einmal erreichen möchte, auch wenn sie mir nicht gerade leicht fällt. Aber so ist das mit den virtutes (Tugenden), sie erforden einiges an vis (Stärke).

Ich bitte alle um Gebet für die Verantwortungsträger unserer Kirche, dass ihnen die Gabe der Unterscheidung in den Erfordernissen dieser Zeit in reichem Maße zuteil wird.

Möge der Heilige Vater die Wahrheit in der Zeit des Postfaktischen verteidigen und damit auf diese Not der Menschheit antworten, barmherzig die Hand an diese eiternden Wunden legend.
Möge er zu einem Beispiel einer Güte und Barmherzigkeit werden, die auch denen gilt, die nicht seiner Meinung sind und immer die Demut besitzen, die eigene Meinung nicht für das Sprechen des Heiligen Geistes zu halten sondern auch sie der Prüfung durch die ganze kirchliche Gemeinschaft zu unterstellen.
So wie es von jedem Christen gefordert ist.

persönliches Update

Da ich wieder einmal lange nichts von mir hören ließ, erst einmal ein persönliches Update:

Meine Kollagenose scheint in den Griff zu kommen. Das Blutbild jedenfalls sieht inzwischen im Grunde normal aus. Das verordnete Medikament hat überdurchschnittlich stark gewirkt. Leider etwas zu stark. Es soll nämlich die Folsäurerezeptoren blockieren, um so die Entzündungen einzudämmen. Nun, es hat so gut blockiert, dass ich Ausfälle im Nervensystem bekam: eine Dauerischialgie, Dauermigräne und ein paar kleinere Ärgernisse, und ganz unglücklicherweise hat diese spezielle Form der folsäureabhängigen Migräne noch eine Erscheinung namens "locked-in-Syndrom", d.h. es kommt über Sekunden bis zu einer Stunde dazu, dass man bei vollem Bewusstsein ist aber sich nicht bewegen kann, keinen Mikrometer. Ich hatte es nur einmal und zwar für etwa 30 Sekunden. Allerdings war das gerade als ich hätte bremsen müssen. Gott sei Dank gab es nur Sachschaden: ein Auto gestreift, in den Betonzaun einer Firma gefahren, weder ich noch sonst jemand hatte einen Kratzer oder auch nur eine Spur von Schleudertrauma. Das Auto allerdings war ein wirtschaftlicher Totalschaden, was schon bitter genug war, weil ich nicht weiß, wie ich mir ein neues leisten sollte. Was ohnehin erst möglich war, nachdem geklärt war, was hier geschehen war.

Nach etwas Recherche habe ich mein Medikament halbiert und siehe da, der Ischiasnerv fing an sich zu beruhigen, keine Spur mehr von Migräne, erst recht nicht mehr so ein Ausfall und die Muskelregeneration verbesserte sich deutlich.

Es wäre zu schön gewesen. Für innerorts hatte ich erst einmal einen E-scooter, der tatsächlich viel praktischer als ein Auto ist und auch noch extrem umweltfreundlich. Nur leider meldete sich plötzlich die Führerschein-Zulassungsstelle und zweifelt an, ob ich überhaupt fahren sollte. Ich brauche also ein Gutachten.. Für das Gutachten ist die behandelnde Ambulanz zuständig und die haben so etwas, wie es scheint, noch nie ausgestellt. Außerdem musste diese Ambulanz gerade dann vom einen Ende der Stadt ans andere umziehen und es wurde Personal entlassen. Die behandelnde Ärztin scheint nur an zwei Tagen dort zu sein. Ich versuche nun im dritten Monat an das Gutachten zu kommen. Ich brauche meinen B-Führerschein, denn gerade öffentliche Verkehrsmittel - die ohnehin hier rar sind - sind wegen der Einstiege für mich nicht zugänglich. Im Sitzen kann ich dahingegen sehr gut manövrieren, insbesondere weil ich nicht fürchten muss zu stürzen, was bei Stufen ein erhebliches Risiko ist.

Das ist so eine zeitraubende Herausforderung, mit der ich gerade zu kämpfen habe. Der Scooter ist ausgezeichnet, aber nur 6 km/h schnell. Schon Einkaufen nötige Fahrten in den Nachbarort werden dadurch zu einem größeren Ausflug, was wieder Zeit kostet.

Und damit die Rekonvaleszenz voran kommt, brauche ich auch noch recht viele Ruhephasen und mochte den PC eine Weile kaum anmachen. Soviel also hierzu.

Samstag, 21. Mai 2016

zum aktuellen LaCroix Interview des Papstes

La Croix ist nicht irgendeine französische Zeitung, es ist eine katholische Zeitung. Dieser hat der Papst ein Interview gegeben (englische Übersetzung der Herausgeber). Einige Aussagen in diesem Interview ließen wohl bei  Alexander Kissler die Galle überlaufen. Jetzt trifft diesen die Kritik, er sei den Papst zu hart angegangen.Vermutlich ist er das, auch wenn keiner seiner Kritikpunkte völlig ohne Berechtigung ist.

Ich selbst benötige allmählich auch dringend geistlichen Beistand, wie ich aus dem Konflikt zwischen der unabdingbaren Loyalität zum Heiligen Vater und der notwendigen Reaktion auf einige wahrhaft haarsträubend an Weitsicht ermangelnde Äußerungen desselben noch comme-il-faut herausgehen soll.

Nehmen wir die kurze Passage hier: "Heute ist es, denke ich, weniger Angst vor dem Islam als die vor ISIS und dessen Eroberungskrieg. Es trifft zu, dass das Konzept des Eroberns der Seele des Islam innewohnt." Gut formulierte Aussage soweit, die ganze Problematik verkürzt auf einen Satz. Aber dann kommen folgende Worte: "Es ist jedoch auch möglich, den Auftrag im Matthäusevangelium, als Jesus seine Jünger zu allen Völkern schickt, genauso im Sinne von Eroberung zu verstehen."

Auch dieser Satz ist für sich tadellos. Es gab schon Menschen (vermutlich gibt es auch aktuell Vereinzelte), die den Missionsauftrag, zu Jüngern zu machen in Verkennung dessen, was es heißt, ein Jünger Jesu zu sein, als eine Legitimation zu gewalttätiger Eroberung sehen.

Das Problem kommt wie so oft in Texten des Papstes aus der mangelhaften Verknüpfung zweier Aussagen, die fast unweigerlich zu einer ganzen Bandbreite von möglichen Missverständnissen führt. Es fehlt der klarstellende letzte Satz, den man gerade vom Oberhaupt der Christenheit erwarten würde.Nämlich, dass eine solche Interpretation der Worte Jesu ganz klar dessen Intention widerspricht.

Die einen deuten das als gedankenloses Dahinschwätzen.
Andere sehen dahinter gar eine perfide Absicht.

Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit: Dem so Sprechenden ist der innere Zusammenhang so klar, dass er es nicht für nötig hält, diesen zu formulieren.

Und genau das ist in gleichem Maße verhängnisvoll, wie es die beiden ersten Möglichkeiten wären.
Jemand mit dem Autoritätsstatus des Papstes sollte solche verheerend missverständlichen Aussagen um jeden Preis vermeiden. Nur offenbar ist nicht einmal bei Genehmigung des Interviews jemandem die Problematik aufgefallen.
Leider kann die Aussage des Papstes, so wie sie ist,  von denen, die dem Christentum ablehnend oder gar feindlich gegenüberstehen als Eingeständnis gewertet werden, Islam und Christentum legitimierten in gleicher Weise Eroberungskriege, was NICHT den Tatsachen entspricht.






Dienstag, 17. Mai 2016

Mainzer Schmonzette

prospesalutis spart mir so einige Worte.

Zuerst gehört hatte ich davon vor drei Wochen. Der Pfarrer kündigte an, am Pfingstmontag falle der 10-Uhr-Gottesdienst aus, da da die große Verabschiedung des Kardinals sei und außer der Politprominenz hatte anscheinend auch die Mainzer Geistlichkeit Platzkarten dazu erhalten (mit Personalausweis zu verifizierend und nicht übertragbar). Er rate dringend davon ab, nach Mainz zu fahren, im Fernsehen sehe man das Ganze sicherlich besser.

Schon am Pfingstsonntag wurden wegen der Vorbereitungen etliche Messen im Dom gestrichen. Man hat ja seien Prioritäten in Mainz. Was ist der Heilige Geist schon im Vergleich zu "Der Kardinal" (so ja schon ein Buchtitel, nicht ein, DER)?

Ich überlegte kurz, mal den Fernseher anzumachen für die Lehmann-latreia, bei der auch eine Eucharistiefeier als mutmaßlich dekoratives Element abgehalten wurde, einzuschalten, geriet aber zuerst auf den Filmanfang von "Tintenherz" und entschied, dass das vermutlich doch erfreulicher sein werde.

Die Entscheidung war vermutlich richtig, wenn ich der heutigen Berichterstattung der Mainzer AZ folge. Etwa 1000 Leute sollen sich zum Public Viewing des Events eingefunden haben. (So als Referenz, es gibt so um die 500 inkardinierte Geistliche im Bistum und die Stadt hat 200.000 Einwohner).

Es war kalt und windig und irgendwie hat man schon Verständnis, dass laut Zeitung, die meisten während des Events im Dom Kaffeebecher in den Händen hielten. Eine junge Frau soll geäußert haben, das sei schon ein Vorteil gegen den Dom. - An dieses tapfere Publikum wurde natürlich auch die Eucharistie ausgeteilt. Es habe dabei eine Unterbrechung gegeben, "weil die Oblaten ausgingen". (Schoko-Elisen oder Makronen überlegt man kurz. Nein, die Zeitung hatte ja geschrieben, es war nichts Sättigendes. )

Dafür schlugen die Emotionen laut Regionalteil hoch. Die Übertragung zeigte jede Regung des Kardinals, um den es ja ging bei dem allen, und wenn er lächelte, hätten die treuen Zuschauer gelächelt. Seien ihm Tränen der Rührung in die Augen gestiegen, so habe man die Taschentücher gezückt.

Äußerst ergreifend - und wohl äußerst fiktiv, dieser Artikel.

Dann die Enttäuschung, der Hochverehrte zeigte sich seinen Anhängern nicht nach dem Event im Dom.

Nur zwei bis drei Dutzend sollen auf den Bänken zur Übertragung aus dem folgenden Festakt gesessen haben, etliche Pizza essend. Dazu waren die Bierbänke sicher hilfreich.

Keine weiteren Kommentare.


Dienstag, 3. Mai 2016

Worte wie Felsblöcke ....

Ich habe es geschafft. Das nachsynodale Schreiben ist durchgelesen. Ich bin ja kein Theologe, der das als Teil der bezahlten Arbeitszeit deklarieren kann, sondern muss es irgendwie in Arbeit, familiäre Verpflichtungen und gesteigerten Erholungsbedarf wegen meines Medikamentes (10 Stunden Schlaf Minimumm, davon eine nachmittags) einpassen, und es ist ja nicht gerade leichte Unterhaltung sondern ich wollte beim Lesen denkfähig sein.

Wie war es doch? Da sitzt jemand auf dem Stuhl Petri und wirft Wortmassen wie ein ganzer Felsensturz auf das Leben eines gewöhnlichen Laien, der sich irgendwie durch die Fels- und Erdmassen graben muss, um selbst einen Überblick zu bekommen zwischen sich widersprechenden Pressemeldungen und interpretierenden Äußerungen von Bischöfen und Theologen, die diametral von einander abweichen, in allgemeinem Chaos und zunehmender Verwirrung?

Ach, hab ich da jetzt aus Kapitel 8 falsch zitiert?

Nein, es hilft auch nicht, dass auf dem ganzen überall groß und dick und wiederholt "Barmherzigkeit - dies hier ist Barmherzigkeit - und zwar die einzig gültige Version davon!! Niemand sonst versteht, was Barmherzigkeit ist!" steht. Oder um das an anderer Stelle zu paraphrasieren: "Kleriker haben ja alle keine Ahnung von der normalen Lebenswelt der Menschen. Außer mir. Ich bin zwar auch Kleriker, sogar der Chef aller katholischen Kleriker, der absolut nichtklerikale Oberkleriker sozusagen, aber auf mich trifft das nicht zu. ICH weiß, wie ein normaler Katholik sich durchschlagen muss. ICH bin immer verständnisvoll und barmherzig außer es geht um Katholiken, die einwenden: "Aber Jesus hat doch gesagt, ..." Die leiden alle an unbarmherziger Moralhörigkeit. und denen muss man gehörig Bescheid sagen, dass sie so etwas mal schön bleiben lassen sollen."

Ich bin wirklich kein Kleriker Ich lebe nicht in der geschützten Welt moralphilosophischer Diskussionen über recht und unrecht. Ich lebe inmitten einer Welt, der Christus nicht oder nicht besonders wichtig ist. Ich habe jede Menge Bekannte und Freunde, die in "irregulären Situationen", ach Quatsch, die in inzwischen völlig als regulär betrachtet und akzeptierten Verhältnissen leben, die ganz objektiv in sich sündhaft (wenn auch gesellschaftlich salonfähig) sind, sündhaft in dem Sinne, dass ein Festhalten an diesem Status Quo und ein vermeintlich barmherziges Umarmen derselben den Keil zwischen ihnen und Jesus immer weiter treiben wird (Sünde = sondern, sich von Gott entfernen). Das sind Leute, die ich mag und die in vielem gesunde und in sich gute Ansichten haben, Leute, die ich persönlich sehr schätze und die mir so wertvoll sind, dass ich sie nicht belügen werde, und ihnen versichere, etwas sei in bester Ordnung, was ihre Beziehung zu Gott gefährdet oder tötet. Oft kennen sie ihr Problem und sind sich klar darüber, dass es ein Problem ist. Und genau dieses Wissen verhindert, dass die unter Umständen schwere Sünde tatsächlich zur ewig tödlichen Sünde wird, was sich einfach ausdrücken lässt mit: "Ich weiß, was ich tue, ist nicht, was objektiv gut und von Gott gewollt ist. Aber ich bin nicht stark genug, es besser zu machen und versuche das, was schuldhaft ist, in der Lage gering zu halten und hoffe für den Rest auf Vergebung." Genau das ist die Haltung, die die Möglichkeit zur Läuterung (-> purgatio) offen hält und ein Wachstum in Christus hinein ermöglicht.

Mir fiel in diesem nachsynodalen Schreiben auf, dass die sogenannte "Barmherzigkeit", die dort postuliert wird, die aber in einigen Aspekten eine wohlmeinende Lüge zu sein scheint, stets als Alternative zu Moralismus genannt wird. Nun ist ja Moral keine schlechte Sache und es ist wohl so, dass vieles von dem, was die Nachfolge Christi verlangt, auch moralisch gewöhnlich gut geheißen wird (je nach der dominierenden Moral, es gibt Moralethiken, die chrisltiches Denken verurteilen). Aber Moral ist für uns als Christen letztendlich sekundär, wenn nicht noch von geringerem Range. Unser Maßstab ist eine Person, nämlich Jesus Christus. Und das Maßnehmen an Jesus Christus vermisse ich in dem Dokument sehr. Gewiss, er wird gelegentlich erwähnt. Aber, dass sein Leben und Sterben der gelebte Verzicht darauf war, eigenes Wollen und Wünschen durchzusetzen und ein Aufgehen darin, ganz den Willen des Vaters zu erfüllen, das wird nicht erwähnt. Dass es für jeden letztendlich nötig ist, sein Kreuz auf sich nehmen, dem eigenen Wollen und Wünschen zu sterben und sich hinzugeben für das, was Gott will - das fehlt. Und oft - nicht immer - oft, fehlt gerade das bei den "irregulären Situatione", die doch inzwischen völlig die Regel sind. Hier mangelt es oft an dem Willen zu sagen: "Ich habe - auch aufgrund meiner eigenen Entscheidungen - hier ein Kreuz zu tragen und ich nehme es an, auch wenn es weh tut." Stattdessen heißt es: "Gib mir das Schmerzmittel der Pseudo-Barmherzigkeit, damit ich nicht mehr fühle, dass da ein Kreuz auf mir lastet. Gesundwerden ist nicht wichtig, Schmerzvermeidung ist alles."

Insbesondere jedoch vermisse ich in dem Dokument klare Worte über das Versagen der Kirche gerade in den europäiichen und amerikanischen Ländern, das Evangelium wirklich zu verkündigen. Die oft fast ganz fehlende und äußerst mangelhafte Katechese die dazu führt, dass inzwischen ganze Generationen von Getauften aufgewachsen sind, für die die Religion eines von vielen Vehikeln zum Wohlfühlen darstellt, die weder ernsthaft an ein ewiges Leben und die Auferstehung glauben, für die Jesus ein netter Mensch ist, der vor 2000 Jahren gelebt hat und der wollte, dass alle sich einfach gut fühlen können und nicht mit der Anforderung, an sich arbeiten zu müssen, behelligt werden. Voller Kinder, die nach der Erstkommunion möglicherweise wieder zu ihrer Firmung und noch unwahrscheinlicher zu ihrer Eheschließung in einer Kirche auftauchen, weil sie gerne dieses dekorative Element und die Zusicherung eines Segens, dass sie alles genau richtig machen, hätten. Länder, in denen die Teilnahme an der Eucharistie so irrelevant geworden ist, dass die Teilnahme daran zum Teil unter 10 Prozent gesunken ist. Mit Menschen, die nur einmal im Jahr - aus diversen Gründen - an einer Messe teilnehmen möchten und dann natürlich unbedingt auch dieses Brotstück abbekommen wollen, weil das doch alle bekommen, weil sie ja schließlich dafür Kirchensteuer zahlen und das ihr gutes Recht ist und da es ja irgendwie ein geistliches Stärkungsmittel sein soll, das man gerne mitnimmt, aber bitte ohne Hinweis, dass man damit angeblich erklärt, wie Christus sein Leben ganz in den Dienst das Reich Gottes zu stellen und eigene Wünsche zurückzustellen.

Ich vermisse da ein Schuldbekenntnis des verantwortlichen Oberklerikers und einen Appell, die Katechese mit allen Mitteln neu zu überdenken und diese üblen Zustände zu beheben.

So wie es ist, werden alle nicht nur weiterhin allein damit gelassen, herauszufinden, was überhaupt denn christliches Leben ausmacht, sondern es wird noch zusätzlich Verwirrung und Orientierungslosigkeit erzeugt. Menschen wissen nicht mehr, an was sie sich noch orientieren sollten und verlieren dadurch die Hoffnung oder das, was ihnen bisher die Kraft gab, an sich zu arbeiten.

Da nützt es auch nicht, dass im gleichen Dokument ein paar recht hübsche - aber nicht neue und in entsprechender Literatur besser und exakter ausgeführte - Überlegungen zur christlichen Liebe stehen. Wobei die Caritas nur verengt auf die eheliche Liebe betrachtet wird. Und ich habe den Verdacht, dass Augustinus das von ihm verwendete und sehr spezifisch angewandte Zitat mit einem seiner längeren Briefe beantworten würde, in denen er klar stellen würde, was er damit ausdrücken wollte und was nicht. Er war in dieser Hinsicht nämlich sehr exakt und präzise.


Anschauliche Liturgie

Inzwischen sind wir mitten in der Osterzeit. Es war allerdings am Karfreitag, an dem ich die Passion einmal ganz anders meditieren konnte. In der Karwoche war eine schon sehr lange Ischialgie akut geworden, was meine ohnehin vorhandene Gehbehinderung noch verstärkt. Ich hatte schon länger geplant, wie ich wenigstens am Karfreitag an einem Gemeindegottesdienst teilnehmen kann, da das weder für Gründonnerstag noch Osternacht möglich war. Ich wollte zu einem befreundeten Pfarrer, gut 50 km weiter weg. Ich startete pünktlich, aber irgendwie waren Reitpferde auf die Autobahn geraten und mussten eingefangen werden. Ankunft also stark verspätet bei Regen und Wind.

Tja, ich hatte ja schon die ganze Fastenzeit nicht fasten dürfen wegen der Zytostatikabehandlung für mein Rheuma und weil ich daher ein Minimum an Schokolade zu brauchen scheine, um über die Runden zu kommen und dabei noch abnehme. Karfreitag wenigstens hatte ich strikter angehen wollen. Ein Fehler. Ich stieg auf dem öffentlichen Parkplatz in Nähe der Kirche aus dem Auto.und kippte sanft nach hinten gegen das Nachbarauto. Kreislaufschwäche. Nichts passiert, außer dass ich neben dem Auto kniete, dessen Einstieg etwas zu hoch ist, als dass ich bei meiner noch sehr ausgeprägten Muskelschwäche ein Knie hätte darauf platzieren können. Auf dem Rücksitz lag ein Stück Styroporplatte, das mir hätte helfen können, nur wie daran kommen? Es regnete ja und der Parkplatz war menschenleer. 50 m weiter weg ein Weg und Leute. Aber mein Rufen war wohl nicht laut genug und mein Winken wurde mit verwirrten Blicken und Weitergehen quittiert. Nach 20 Minuten schaffte ich es die hintere Tür aufzubekommen, die Styroporplatte zu greifen und mich dann hochzustemmen. Zustand nass,durchfroren, ziemlich angeschlagen und mit dringenderem Bedarf nach einer Toilette aber konnte keine finden.

Ich erreichte die Kirche zu den Fürbitten und beschloss durchzuhalten. Etwas erholte ich mich. Es war nur recht kalt, Heizung wird ja gespart. Direkt nach dem Gottesdienst Beichtangebot. Darauf hatte ich auch spekuliert, denn mit dem irgendwohin fahren und weit laufen, um eine Möglichkeit in der Stadt zu erreichen, sah es schlecht aus. Vor mir nur zwei alte Damen. Prima, dachte ich. Die erste brauchte eine gute Viertelstunde. Kein Thema, obwohl die Blase drückte. Nur die Kirche raus hätte ich Stufen runter gemusst und wusste noch nicht, ob ich die schaffe. Also durchhalten! Zweite alte Dame. Viertelstunde, halbe Stunde, drei Viertelstunden ... Ich sprach die Organistin an, die noch in der Kirche betete, ob sie mit mir zur Toilette im Pfarrhaus gehen könne, weil ich mich nicht gut fühlte. Das machte sie. Und dann passierte es an der Treppe. Die unterste Stufe war am Geländer sehr hoch auf unebenen Boden. Ich ging schon vorsichtsweise rückwärts. Aber Regen und Kälte hatten die Ischialgie wohl verstärkt, der Kreislauf war eh noch wackelig - und da lag ich . Diesmal war wenigstens ein starker Mann in der Nähe, der mich erst einmal auf einen herbeigeholten Stuhl setzen konnte - es goss immer noch und am Fuß der Treppe stand eine Wasserlache - und mir dann half ins Pfarrhaus zu gehen. Ab da dann kein Probleme mehr,  und ich habe es dann später auch geschafft, nach Hause zu kommen. Nur am nächsten Tag habe ich mich erstmal die eigene Treppe kaum hinunter getraut. Die Ischialgie ist nun vier Wochen aktiv und heilt sehr langsam ab.

Das war also in diesem Jahr einmal ein ganz neuer Ansatz, die Passion zu meditieren ....

Freitag, 26. Februar 2016

Jesus-Reliquien

Hier passend nicht nur zur Fastenzeit der Link zu einer pdf-Datei, verfasst von Josef Läufer, Pfarrer im Ruhestand aus dem Bistum Freiburg: http://www.heiliges-antlitz.de/Dokumente/VoltoJesusReliquien.pdf.
Dort listet er mit Fotos und Erläuterungen Reliquien auf, die möglicherweise aus der Zeit Jesu stammen und mit seiner Person verbunden sind. Viele davon sind im deutschsprachigen Raum zu finden.

Ich stieß auf die Datei, da jemand über die Google-Suche nach der Jesus-Tunika von Argenteuil wohl auf meinen Blog verwiesen worden war und möchte sie auch meinem kleinen Leserkreis so bekannt machen. Die Auflistung ist wohl nicht ganz vollständig aber sicherlich eine gute Übersicht.




Donnerstag, 25. Februar 2016

Ach ja, schön wär es

Für die Fastenzeit ist auf facebook die Seite "Bistum Gnadensuhl" gestartet. Ich verlinke nicht, da nicht jeder sie dort einsehen kann. Wer Interesse hat, kann sie von seinem Account mit diesem Stichwort aufrufen. Dort findet sich ein Interview des dortigen fiktiven Bischofs. Einen Augenblick hatte ich ja die - sehr illusorische - Hoffnung ein tatsächlicher Bischof deutscher Sprache habe einmal so gut geantwortet. Lesen Sie selbst den kleinen Ausschnitt:

Presse:  Herr Bischof, halten Sie es für denkbar, dass…

Bischof Oesterhagen: Ja!

Presse:  Entschuldigung? Äh.. halten Sie es für denkbar…

Bischof Oesterhagen: Ich sagte doch: Ja. Auf jeden Fall.

Presse:  Aber Sie kennen die Frage doch noch nicht.

Bischof Oesterhagen: Muss ich das? Können Sie sich eine Frage ausdenken, die nicht denkbar ist? „Denkbar“ ist alles, und entsprechend wird in der Presse auch alles daraus gemacht, wenn man etwas für „denkbar“ hält. „Bischof Oesterhagen hält es für denkbar, dass…“ – nein, danke. Ich vermute allerdings, Sie wollen mich nach einer Zustimmung oder Einschätzung fragen.

Hmmm, vielleicht könnte jemand das dem Heiligen Vater als Vorlage für seine Flugzeug-Pressekonferenzen schicken? ;)


Samstag, 13. Februar 2016

Vom all(sonn)täglichen kirchlichen Hindernisparcours

Als ich noch problemlos laufen konnte, fiel mir das alles ja gar nicht wirklich auf. Ich habe zwar mal eine Lanze gebrochen für die Gehbehinderten aber war da noch völlig ahnungslos, dass es mich auch erwischen könnte. Und wie sogar, die meisten wackligen alten Leute können schneller trippeln als ich mit meinem Stock gehen, ganz zu steigen von den Rollatornutzern, die es fast auf Eilzugtempo bringen. Und gar an den Treppen, gegen mich können das alle wie die Bergziegen. Das liegt an meiner besonderen Erkrankung, der rheumatischen Polymyositis als Teil eines Sjögrensyndroms, die die Muskulatur in Rumpf, Oberschenkel und Armen besonders schwächt.

Wenn ich früher einmal woanders in die Messe musste, war das vielleicht ein kleiner Fahraufwand aber kein Thema. Ich parkte irgendwo und bei meinem schnellen Schritt war auch ein knapper Kilometer kein Thema. Steile Berge und Treppen nur Gelegenheit etwas zu trainiieren.

Ja, selbst mit der Muskelschwäche war ich noch recht unverdrossen. Im September 2014 war ich noch bergwandern, musste zwar den eigentlichen Steigen fern bleiben aber schaffte, wenn auch langsamer, so einiges an Höhenmetern. - Und dann hat die Gedankenlosigkeit der Verantwortlichen in meiner Heimatpfarrei mich schleichend aber insgesamt rapide auf ein recht klägliches Niveau reduziert. In bester Wurstelheimer Manier hat man Holzwurmbekämpfung machen lassen und dann dafür gesorgt, dass das Gas sich in der Kirche massiv anreicherte. Die ganz Gesunden merken keine große Beeinträchtigung. Bei mir aber ist der Stoffwechsel durch die bestehende massive Muskelentzündung ohnehin stark belastet und die Muskelkraft und nervale Muskelkontrolle ist ohnehin stark reduziert. Ich konnte das manchmal mehrfach wöchentlich eingeatmete Gift nur unvollständig ausscheiden und es akkumulierte sich in gewissen Gewebepartien. Nur hatte ich keine Ahnung, was da geschah, da ja in keiner Weise über die bestehende Gefahr informiert wurde.

Von Woche zu Woche nahmen die Lähmungen zu. Ich konnte mich z.B. nicht einmal mehr an steilere Straßen wagen, weil ich Gefahr lief bei steilem bergab unkontrollierbar nach hinten umzukippen (durch die Lähmung bestimmter Anteile der Oberschenkelmuskulatur). Dadurch kam es zu einigen Stürzen, zwei davon mit Kopfverletzung, die mich völlig verunsicherten und zum Teil bei lediglich optischem (keine Schwelle) Wechsel des Straßenbelages schon für Angstanfälle sorgten. An Nikolaus 2015 kam es zum zweiten dieser schweren Stürze und zwar in der Kirche. Völlig frustriert machte ich für den Januar eine Diagnosewoche in einer Klinik aus, allmählich besorgt, ob noch eine weitere systemische Krankheit vorliegt, die zu Aussetzern im Bewusstsein führt.

Zwei Tage später stieß ich auf die Sache mit dem Insektizid Permethrin. Ich will nicht darlegen durch wen und wie. In meiner Pfarrei wehrt man sich weiter gegen die Einsicht, wie unverantwortlich da gehandelt worden ist und möchte alles als Einbildung abtun. Ich habe mir sofort eine andere Kirche gesucht - und siehe da, es fing an bergauf zu gehen statt bergab.Von Woche zu Woche werde ich wieder gangsicherer. Die etwas rätselhafte Blasenschwäche, die seit dem Winter 2014/15 auftrat, verschwand zunächst einmal ganz. (Das Permethrin wird durch die Niere ausgeschieden und lähmt dabei, da es Kontaktgift ist.)

Ins Krankenhaus ging ich dennoch vorsichtshalber, aber dort stürzte man sich nur auf meine Grunderkrankung. Ich hatte bisher - aus wohlüberlegten Gründen - auch eine Behandlung des Rheumas mit dem Zytostatikum MTX abgelehnt. Dieses Mal habe ich mich dazu entschlossen. Ich habe es als Wink des Himmels genommen, dass ich diesmal bei etwas freundlicheren Ärzten war, ja dass ich überhaupt da war. Das Permethrin hatte meine Ausgangslage auch extrem verschlechtert, so dass mir gerade ein Mittel, das die allgemeine Entzündung effektiv stoppen konnte, sehr gelegen kam. Das Mittel tut auch, was es soll, die Nebenwirkungen halten sich bisher in Grenzen, die Entzündungen gehen zurück und durch die damit einhergehende Belastung werden jetzt die Permethrin-Depots in meinem Gewebe aufgelöst. Ich hatte einen Muskelbereich, je eine Handbreit hoch über den Knien, der völlig gelähmt war. Die Lähmung löste sich jetzt in den vergangenen Wochen und wanderte langsam aufwärts. Damit einher ging einmal wieder eine teilweise Blasenschließmuskellähmung als Massen an dem Muskel- und Nervengift endlich ausgeschieden wurden. Allmählich beruhigt sich das jetzt wieder. Die monatelang teils völlig gelähmten Muskelanteile, in denen das Gift wohl gespeichert war, sind natürlich noch sehr schwach.

Aber zurück zum normalen Hindernisparcours: die Anhänger von Kirchenstühlen statt -bänken und Abschaffer von Kommunionbänken haben gar keine Vorstellung, was sie damit Leuten mit motorischen Behinderungen zum Teil antun. Ich war einmal in einem Gottesdienst mit nur Bestuhlung und glattem Boden. Da konnte ich es nicht einmal wagen, mich zu setzen, weil ich einfach keine Chance habe bei wegrutschendem Stuhl und auf dem Boden rutschenden Schuhen aus so einem Stuhl wieder hochzukommen. Wenn es noch eine Kommunionbank gäbe, zu der man ruhig hintreten könnte, während man dann wartet, bräuchte ich keinen Stock für den Kommuniongang. Einem Gesunden fällt es nicht so auf. Aber die sich leicht ruckend nach vorn bewegende Reihe verlangt einige leicht aus der Balance bringende motorische Manöver. Ich verstehe jetzt, warum viele ältere Leute, die sogar etwas besser laufen können als ich, lieber in ihrer Bank bleiben und dort warten. Die Sturzgefahr ist deutlich erhöht. - Von Löchern in Steinfliesen und anderen Hindernissen rede ich erst gar nicht und die Treppenstufen in den Chorraum hinauf, in den der Pfarrer so gern einlädt, sind für mich momentan noch halbwegs unüberwindlich.

Auf ein weiteres Hindernis, an einem Gottesdienst teilzunehmen, stieß ich dann allerdings an meinem Entlassungstag aus der Klinik, dem Sonntag Taufe des Herrn. Ich hatte es geschafft, bis 10 Uhr nach Hause zu kommen und schaltete hoffnungsfroh den Fernseher an, um so noch an eine Sonntagsmesse zu kommen. Dummerweise hatten sich an jenem Sonntag KTV und EWTN beide entschlossen, aus dem Vatikan zu übertragen, und zwar EWTN anders als angekündigt. Und dort begann die Messe wohl 9:30 oder früher, weil mitten im Gottesdienst Dutzende Babies in der Sixtinischen Kapelle getauft wurden. Von 10 Uhr bis etwa 10 Uhr 40 gab es also nur Übertragungsrauschen, Babygeschrei, viel Unruhe und gelegentlich relativ schlecht verständliche Teile des Taufritus. Die Kamera irrte so irgendwo umher und ich fragte mich, was das jetzt soll und ob irgendjemand noch an Pechvögel wie mich denkt, für die das jetzt die einzige mögliche Sonntagsmesse gewesen wäre. Weil ich an dem Tag wirklich keine andere Option hatte, saß ich das optische und akustische Chaos lesend und auf meinem Handy spielend ab, bis dann noch die Eucharistiefeier fast im Eilverfahren abgehandelt wurde. - Der Vatikan ist eben auch nicht mehr, was er einmal war.
So ganz erschließt sich mir auch nicht der Zusammenhang von Massenbabytaufen mit dem Beginn des öffentlichen Auftretens Christi. Und warum 40 Minuten lang mitten in einem vermutlich anderthalbstündigen Gottesdienst? Vielleicht war es ja ganz toll für die Eltern der Täuflinge. Vielleicht.


Freitag, 12. Februar 2016

Gelegenheitskirchgänger erkennt man so (brandaktuelles Beispiel)

Es war zwei Sonntage vor der Fastenzeit. Da ja leider meine Pfarrkirche für mich Sperrgebiet geworden ist (nach der Holzwurmbekämpfung ohne anschließende Versiegelung), fahre ich in die Nachbargemeinde, wo es eine für Gehbehinderte geeignete Frühmesse gibt (kein steiler Berg, keine Stufen, Parkplätze verfügbar). Im Rheintal haben die meisten Kirchen leider die Eigenschaft hoch oben zu liegen und zusätzlich von Stufen umgeben zu sein. In jener Gemeinde hat man ein durchdacht konzipiertes Pfarrzentrum zu dem auch eine Kapelle gehört, in der bis zu 100 Leute Platz finden können. Es gibt ein paar Parkplätze im Hof aber die überlasse ich möglichst den wirklich schwer Gehbehinderten und halte auf dem sonntags völlig freien Parkplatz der Bank 200 m weiter.

An jenem Sonntag früh war ich gerade auf dem Weg vom Parkplatz zur Kapelle als hinter mir etwas fast wie Hufgestampfe ertönte. Ich blieb vorsichtig an der Häuserwand stehen (bin halt doch etwas wacklig) und sah einen Pulk Leute im Eilschritt heran- und an mir vorüberziehen. Die wehenden Mäntel und Jacken rochen stark nach Rauch und Alkohol. Ob die wohl jetzt noch von einer Sitzung kamen oder in die Bäckerei wollten, die sonntags früh offen hat - oder gar in die Frühmesse?

Es stellte sich heraus, dass es um einen Gedenkgottesdienst dieser Familie ging, den diese löblicherweise so zahlreich besuchten. Offenbar hatte die Familie gehört, dass jene Messe doch recht gut besetzt sei und sich daher entschieden, sich rechtzeitig Plätze zu sichern. Und wo tat man das? Natürlich in den vordersten Bänken. Es musste ja gezeigt werden, wie gut man seine Pflicht für die eigenen Verstorbenen erfüllt. Was diese Leute klar nicht wussten, war, wie viele richtig kranke und kaum gehfähige Menschen gerade in diese Frühmesse gehen, weil es sonst kaum eine Alternative gibt und dass es für diese schwer Kranken, die sich ohne Rollator oder 2 Stöcke gar nicht und damit nur mühsam bewegen können, wichtig ist, in die erste Bank zu gehen, von der aus sie nicht extra zur Kommunion gehen müssen. Auch Küsterin und Lektor finden dort normal ihren Platz.  Diese mussten sich nun über den ganzen Raum in die verbleibenden Ecken verteilen. Zum Glück ist der Pfarrer dort auf Zack und als es zur Kommunionausteilung ging, suchte er die versprengten Kranken zuerst auf.

Nein, nicht schlimm, dass die Gottesdienstbesucher des Tages sich kaum in allem auskannten; sie guckten sich immer wieder um und korrigierten sich dann. (Wäre einfacher gewesen, hätte man nicht die ersten Bänke belegt.) Oder dass sie die Reihenfolge beim Kommuniongang nicht begriffen; der Mittelgang ist eng, es kommt erst die linke Seite von vorn nach hinten dran und dann die rechte von hinten nach vorn.

Es zeigt nur, wen oder was man hier leicht glossieren könnte. Nicht nämlich die regulären Gottesdienstbesucher, die sich - vielleicht aufgrund der vielen Kranken - durch besondere Rücksicht und Anteilnahme auszeichnen, wie ich sie auch aus der Heimatgemeinde gar nicht gewohnt war.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Meine Gedanken bei Herrn Odendahls versuchter Glosse

In die anderen Blogs habe ich ja auch jetzt monatelang (zerknirscht) nicht gesehen. Schade. Es ist doch immer wieder interessant, was sich im Netz tut. So stieß ich gestern auf die Schlussbemerkungen zu diesem Beitrag . Jemand hatte sich zu Fasching mit einer Glosse zu Kirchgängern versucht, auf katholisch.de.

Okay, ich gehe fast jeden Sonntag in die Kirche. Manchmal werde ich durch Havarien und gesundheitlichen Problemen oder unüberwindbaren Widrigkeiten abgehalten. Jedenfalls kann ich schon mitreden, was für Leute es so im Gottesdienst gibt und irgendwie scheinen in unserer Gegend ganz andere Sitten zu herrschen als bei dem Verfasser der Glosse - oder hat er gar keine eigene Erfahrung und nur auf schon Jahrzehnte überholte Klischees zurückgegriffen?

Also, wenn hier jemand zu spät kommt, sind es meist Leute, die gute Gründe haben: die Mitfahrgelegenheit, auf die man angewiesen war, war verspätet oder der Pflegedienst für ein Elternteil oder es gab andere häusliche Krisen. Wer morgens nicht so ganz raus kommt, das betrifft eher die Frühmessen, trudelt gewöhnlich spätestens während des Eingangsliedes ein. Worauf manche absichtlich etwas später kommen, um dem Einüben neuer Lieder bis genau zum Einzug zu entgehen.

Besondere Sonntagskleidung kenne ich gar nicht. Jeder erscheint in etwas so, wie er auch unter der Woche zum einkaufen oder zum Arzttermin geht: normal gepflegt. Einzige Ausnahme, die ich kenne, ist unser Gemeindereferent, der gelegentlich (ich vermute als eine Art kirchenpolitisches Statement) in ausgeleierten T- oder Sweat-Shirts nicht ganz definierter Farbe erscheint. Uneingeweihte denken dann wohl ein Not-Baustellen-Arbeiter hat sich die Zeit abgeknappst, Eingeweihte wissen, er ist halt so. (Achselzucken)

Regelmäßige Kirchgänger nehmen ihr Gotteslob nur bei Festgottesdiensten mit, wenn mit hohem Bedarf zu rechnen ist. Ansonsten reicht der Bestand hinten in der Kirche locker für die Anwesenden aus. Man teilt die aber gerne mit anderen Sangeswilligen - auch die eigenen - wenn einmal  Knappheit ist. Genau für diese Notfälle hat man sich ja ein Buch angeschafft. Die meisten Lieder kann man ohnehin auswendig aber ab und zu braucht ein Besucher da ja Hilfe.

Kinder? Ach, die gibt es eigentlich so gut wie nie um 8 Uhr 30. Aus dem Konzept bringen die bei späteren Gottesdiensten höchstens den Pfarrer, der den Faden bei der Predigt verliert und wenn tatsächlich mal ein Kind einen Tob- oder Schreianfall hinlegt (eher selten) gehen die Eltern eben raus mit ihm, bis es sich beruhigt. Wer natürlich einen Familiengottesdienst besucht, rechnet ohnehin mit Lärm, Gerenne und Chaos verschiedenster Art und wollte das entweder oder denkt reuevoll, es wäre schlauer gewesen, die Gottesdienstordnung anzusehen bei der Wahl des Gottesdienstes.

Kommunionhelfer sind so selbstverständlich, das braucht keinen Kommentar mehr. Reihenwechsel gibt es eigentlich nur, wenn einer der haupt- oder ehrenamtlichen Austeiler gar zu langsam macht und sich die Schlange vor ihm staut.

Mundkommunion traut man sich ja kaum. Man wird gleich aller möglichen Dinge verdächigt. Dabei wäre es manchmal so hilfreich, weil die Anreise zum Gottesdienst doch öfters etwas länger ist und es irgendwie unangemessen ist mit Händen, die man sich zuhause erst einmal waschen würde, bevor man isst oder sich auch nur hinsetzt, dann ausgerechnet den Leib Christi zu empfangen. Aber das Problem ist bei mir gelöst. Ich brauche derzeit einen Stock, um garantiert ohne Sturz zur Kommunion und zurück zu kommen. Besonders der side-step zum Kommunionausteiler nach der kurzen Beschleunigung um die Lücke des Kommunikanten vornedran schnell auszufüllen und die dann folgende 180-Grad-Drehung sind einfach tricky und Handkommunion mit Stock in der Hand ist noch viel trickier. Wohin fuchteln damit? Also empfange ich jetzt schon aus rein praktischen Gründen die Mundkommunion. :)

Wozu man kniet? Also nicht, um gesehen zu werden. Sonst würde man das ja am Bahnhof tun oder sonstwo, wo es richtig viel Leute gibt. Wieso Quälerei??? Ich glaube da kennt jemand nicht viele Kirchenbänke, die brutaler für den verlängerten Rücken sind als die Kniebank für die Knie. :D Und - uh - wohl noch nie ein näheres Encounter mit dem Herrn gehabt, oder? Der ist einfach so, dass man manchmal nicht gelangweilt rumsitzen oder stehenbleiben kann. Nennt sich Anbetung, was da das Herz überwältigt und Ausdruck sucht. (Man bete hier für die Armen, die davon keine Ahnung haben. Das gibt ein besseres Gefühl als es sich so viele andere mit erlaubten und unerlaubten Drogen aller Art holen - und ohne schädliche Nebeneffekte!) Nein, ich fühle das auch nicht immer aber auch wenn ich grad ziemlich abgelenkt bin, habe ich immer noch den Wunsch dem, den ich liebe, meine prinzipielle Verehrung auszudrücken und dazu eignet sich knien ganz gut. Es macht auch den Kopf aufmerksam, ein paar Nebensächlichkeiten einmal zur Seite zu legen.

Vaterunser? Kann ich wahrscheinlich noch im Koma, wahlweise in verschiedenen Sprachen. Ich meine, das ist das eine Gebet, von dem Jesus gesagt hat, man solle es kennen, als er danach gefragt wurde. Er hat sich wohl etwas dabei gedacht. Und die liturgischen Antworten: na ja, wenn man so 20 Gottesdienste hinter sich hat, muss man schon an akut schlechtem Gedächtnis leiden, um die paar kurzen Sätzchen nicht zu kennen ...

Jemand fragt, warum man nicht im Gottesdienst war? Wo? Also bei mir hat noch nie jemand nachgefragt. Die Leute sind doch dauernd auf Urlaub, Veranstaltungen, Reisen und in wechselnden Kirchen, um überhaupt in einen der immer rarer werdenden Gottesdienste kommen zu können. - Wenn jemand nach mir fragt, freue ich mich, weil da tatsächlich Anteilnahme ist ...

Den KKK, lol, da hat jemand keine Ahnung. Ich habe da eine ganze Sammlung bekommen mit der Zeit, inklusive Youcat und dem Trienter Catechismus Romanus. Ich lese da tatsächlich gelegentlich drin. Manche Dinge sind komplex und es ist nicht einfach, eine wirklich gute Entscheidung zu treffen und da drin findet man recht nützliche Unterscheidungs- und Entscheidungshilfen. Aber Lieblingsbuch? Ich vermute, den Topplatz von am meisten gelesen hält immer noch Der Herr der Ringe. :D

Und zum Schluss konstatiere ich noch einen Widerspruch: Anfangs behauptete Herr Odendahl, er vergleiche einen Normal-Gottesdienstbesucher mit einer Art Musterexemplar, aber dann kam nur die Kontrastierung von jemand, der sich alle paar Monate einmal in eine Kirche verirrt mit jemanden, wie es ihn wohl schon lange kaum noch gibt. Ja, ich kenne Gerüchte über solche Leute aber keine Exemplare in echt. Wie auch immer, Glosse sollte sich doch an tatsächlich Vorhandenem orientieren? Oder irre ich mich da.




Mittwoch, 10. Februar 2016

Die Sache mit dem Nervengas - Berichtaus Wurstelheim

Es begab sich, dass in der Wurstelheimer Kirche die aus Holz bestehenden Einrichtungsteile vom Holzwurm befallen wurden. Uneingeweihten fiel es nicht so auf, aber Experten hatten es festgestellt. Betroffen waren unter anderem die Bodendielen des Podestes auf dem die Kirchenbänke standen.

Nun gibt es ein probates Mittel zur Holzwurmbekämpfung: das Muskel- und Nervengas Permethrin, das zur Gruppe der Pyrethroide gehört. Dieses gilt weithin als unbedenklich, da es zwar auch bei Nicht-Holzwürmern Nerven- und Muskellähmungen hervorrufen kann, jedoch mit einem Zusatzstoff versetzt wird, der nur den Metabolismus von Kerbtieren daran hindert, das Gift wieder abzubauen, jedoch nicht den von Säugetieren aller Art, d.h. auch Menschen atmen es ein und können bei höherer Dosierung von den Wirkungen betroffen werden aber sie scheiden es nach einer Weile wieder aus, wie schnell ist u.a. abhängig von der individuellen Leistung von Bauchspeicheldrüse, Leber und Niere, so dass es bei höherer Konzentration und wiederholter längerer Exposition  auch im Körper angereichert wird und als Kontaktgift, das es ist, zu diversen Beschwerden führen kann, je nachdem wo die Muskulatur gelähmt wird (Lunge beim Einatmen, Muskulatur allgemein, Lymphwege beim Abtransport zur Leber, Leber bei der Verarbeitung und Nieren- und Blasenmuskulatur beim Ausscheiden).

Die Wurstelheimer Pfarrkirche wurde also für einen Monat in den Sommerferien gesperrt und eine Firma führte die nötige Behandlung durch. Nur war von der Auschreibung her vorgesehen, dass die Dielen nach erfolgter Behandlung versiegelt werden, denn das Gift gast aus diesen bis zu zehn Jahre lang aus. Die Versiegelung hätte aber mehr Geld gekostet, so hatte der Wurstelheimer Pfarrer den klugen Gedanken, man könne sich das ja auch sparen. Darauf meldete ein Mitglied des Verwaltungsrates, das einmal im holzverarbeitenden Gewerbe tätig war, Bedenken an und schlug vor, dann eben für eine aktive Beseitigung des Gases durch einen Ventilator zu sorgen, der im Fensterbereich zu installieren gewesen wäre, um die Luft ständig abzusaugen, insbesondere während der kühleren Jahreszeit, wenn die Türen nicht offen stehen können.
Auch dieser Vorschlag wurde abgewiesen. Vielleicht erinnert sich jemand noch an das Problem der Wurstelheimer Heizkosten? Das hätte die ja noch in die Höhe getrieben! Und so kommt es, dass in Wurstelheim von September bis Mai die Türen fest geschlossen bleiben und das Nervengas sich in Ruhe anreichern kann. Natürlich wurde über die Problematik niemand informiert, das hätte ja nur Unsicherheit hervorgerufen.

Glück hatten die Wurstelheimer Kirchenbesucher, deren Lungen angeschlagen sind. Deren eingeschränkte Lungenfunktion reagierte schnell auf das Permethrin, so dass ihnen schnell schwindlig und übel wurde und sie den Besuch dieser Kirche aufgaben. Das waren natürlich  nur Hypochonder. Zwar häuften sich die Fälle von Blasenschwächen bei älteren Leuten und die Anzahl der Gehbeschwerden bei schon anderweitig Angeschlagenen, aber niemand dachte sich jemals etwas dabei, denn das Gas ist geruchlos. Und was nicht riecht, kann auch nicht schaden, meint man in Wurstelheim. Sollte jemand etwas anderes behaupten, kann es nur ein Unruhestifter sein.

Kommen Sie ruhig nach Wurstelheim! Sie werden nichts riechen. Und sollte Ihnen nach einem längeren Gottesdienst leicht übel sein, liegt es allenfalls am Weihrauch. Den kann man riechen.


Aschermittwöchlicher Neuanfang

Ursprünglich habe ich mich auf diesem Blog eher mit thematischen Beiträgen, wenn auch aus persönlicher Sicht, gemeldet. Leider hat dann meine Erkrankung so an den Kräften gezehrt, dass einfach nicht die Energie für einigermaßen kompetente Texte übrig blieb.
Eigentlich fing es ja letzten Sommer an, bergauf zu gehen. Nur leider kam dann eine Schädigung von außen dazu, die einen Platz in den Wurstelheimer Annalen verdient, aber nicht heute.

Ein Defizit, über das ich noch gestern nachgedacht hatte, ist, dass ich niemanden habe, mit dem ich es teilen kann, wenn ich in meinem Glaubensleben auf etwas stoße, das mich froh macht und das auch andere froh machen könnte. So wie die Antiphonen des letzten Sonntags, aus denen als Inhalt der Lesungen und des Evangeliums die ganze Leidenschaft der Beziehung Einzelner zu Gott herausleuchtet vom "hier bin ich" des Jesaia über das "auf dein Wort hin" des Petrus und die Aussage, dass da welche alles zurückließen und Jesus folgten. Zum Kontrapunkt der zweiten Lesung mit der Frage, ob denn jemand den Glauben unüberlegt angenommen habe, weil ihm andere Dinge soviel wichtiger sind als Gott zu gehorchen und Jesus zu folgen.

Sicherlich gibt es Menschen, die davon genauso bewegt sind, aber in meiner Umgebung überwiegen die, die vollkommen verständnislos blicken, wenn ich auch nur erwähne, dass diese Texte mehr als zig-mal gehörte Worte sind. Damit meine ich den kleinen Kreis derer, die sich als aktive Christen sehen. Meinen nicht-gläubigen Freunden entzieht sich so etwas verständlicherweise.
Ich hatte einmal gedacht, ich habe einen vertrauten Freund, mit dem mich die Freude an dem, was Gott immer wieder tut, vereint. Aber das hat sich als Irrtum erwiesen.  Es scheint, es hat nie etwas gegeben, das uns zu echten Freunden gemacht hätte, weil wir die Liebe dazu teilten.

Während ich also heute Vormittag vor dem Aschermittwochsgottesdienst über all das nachdachte und wie ich diese Fastenzeit sinnvoll halten kann - Diätexperimente verbieten sich eher, da ich ohnehin fast nur esse, was ich auch wirklich brauche und mangelhafte Ernährung meiner schon sehr angeschlagenen Gesundheit nicht zugute käme - verfiel ich darauf, doch den einen oder anderen persönlichen Gedanken hier auf dem Blog zu veröffentlichen, wo ihn vielleicht der eine oder andere findet, dem er auch etwas bedeutet. Persönliche Eindrücke können auch freier geschrieben werden als eher sachliche Texte.
Ich bin selbst gespannt, inwieweit es gelingt, mehr bei positiven Eindrücken zu bleiben, da es ja täglich eine größere Menge von Dingen gibt, die mehr befremden, verärgern oder andere negative Gefühle wachrufen wollen.