Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Hintergründe und Überlegungen zum Befreiungsdienst (Exorzismus) - Teil 1: Nicht Magie, nicht Aberglaube sondern Gebet

Das erste große Missverständnis, dem man im Internet gewöhnlich begegnet, wenn man Informationen zum Exorzismus sucht und dabei oft nicht etwa auf katholischen Webseiten sondern auf denen von Leuten landet, die sich mit diversen spiritistischen oder schamanischen Praktiken beschäftigen, ist dass, das es sich um irgendwie magische Worte großer Macht handelt, eine Art magische Formel mit besonderer Effizienz.
Das mag mit daher rühren, dass die Originalfassung des Exorzismus wie bis vor nicht allzu langer Zeit alle grundlegenden Texte im Bereich der katholischen Kirche (in der aber mittlerweile auch Bischöfe und Kardinäle kaum noch des Lateinischen in fließender Form oder manchmal auch nicht so fließender mächtig sind) im Original in Latein geschrieben ist und bis zur Liturgiereform nach dem Vaticanum II auch wohl nur in dieser Sprache verwendet wurde. Latein wird aber auch bei denen, die sich in Magie versuchen, doch recht gerne verwendet.
Nun kann man besonders im Blick auf die doch sehr vereinfachenden Übersetzungen vieler liturgischer Texte in das Deutsche (in anderen Sprachen mag es ähnlich sein), in denen bewusst auf eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Original verzichtet wurde, durchaus zu der Auffassung kommen, dass die deutsche Sprache nun doch deutlich weniger ausdruckskräftig als die lateinsiche ist. Aber das ist ein Irrtum, nur auf einzelne Ausdrücke mag es zutreffen, aber das ist bei jeder Übertragung von einer Sprache in die andere der Fall. Da der Exorzismus in den letzten Jahrzehnten im deutschen Sprachraum offiziell sowieso eher selten genutzt wurde und viele schon dachten, dieses Überbleibsel vergangener Zeiten sei völlig irrelevant, weicht auch die Übersetzung ins Deutsche vom Latein nicht elementar ab. Man hielt es nicht für nötig, sie vereinfachen (unter Überbordwerfen so manchen Inhalts oder eigenwilliger Neuformulierung von Inhalten wie bei anderen Texten).

De facto ist es letztendlich gleichgültig, in welcher Sprache der Exorzismus gebetet wird. Es ist ein Gebet, keine magische Formel. Die Worte, die darin verwendet werden, sind das Resultat von Erfahrungen und darauf basierenden Überlegungen, wie das Gemeinte möglichst genau ausgedrückt werden kann. Und natürlich, in der katholischen Kirche gilt die Regel, sich bitte an die Vorgabe zu halten, weil die auch für den Beter die größte Sicherheit bietet. Andererseits gibt es ja auch außerhalb der katholischen Kirche Menschen, die gelegentlich Exorzismen beten, anders formulieren und auch helfen können.

Es reicht auch nicht aus, einfach die Worte zu kennen und zu sprechen. Der Exorzist kann sich für sein Gebet auf die Ermächtigung durch seinen Bischof berufen und so die Autorität der ganzen Kirche in Anspruch nehmen, deren Sprecher er ist, wenn er es betet. Dennoch ist es auch für ihn angeraten, sich besonders um ein intensives Gebetsleben, ein Leben mit Sakramenten und den Tugenden und eine integere Lebensführung in allen Aspekten zu bemühen. In der Taufe sind wir Teil Christi geworden, in seiner Autorität wird dort gehandelt, darum sollten die Ausübenden ihm auch aufs engste verbunden sein. Es zählt mehr, wer jemand in Christus ist denn welche Worte er spricht.

Viele halten generell die Überzeugung, dass es geistliche Mächte (Engel, Dämonen) gibt für Aberglauben. Das ist allerdings eine starke Pauschalisierung und Ausweitung dessen, was Aberglaube eigentlich meint. Gibt es nämlich einerseits einen Mangel an religiöser Praxis, der auf Mangel an Glauben basiert, so gibt es auch ein Zuviel religiöser Praxis, das zum Glauben noch dazu erfindet. Dieses Zuviel ist der Aberglaube.

Zum Beispiel: Beim Betreten der Kirche bekreuzigen wir uns mit Weihwasser, um uns daran zu erinnern, dass wir uns durch die Taufe gestorben sind und Jesus in uns lebt, ein Akt des Erinnerns und der Kontemplation. Ein Mangel dabei könnte sein, dass man das Weihwasser nicht beachtet oder gedankenlos das Kreuz schlägt. Aberglaube wäre es, wenn das Bekreuzigen mit dem Weihwasser zur magischen Handlung wird, dessen Unterlassung oder falsche Ausführung sofort dramatische Konsequenzen hat.

Ob es Engel und Dämonen gibt, ist eine Glaubensfrage (keine absolut grundlegende wie die Dreifaltigkeit Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus, aber dennoch eine Glaubensfrage). Der Mangel an Glauben sagt da nein. Der Aberglaube hält sie oft für mächtiger als Gott selbst und nimmt Zuflucht zu magischen Ritualen, mit denen er sich vor ihnen zu schützen versucht.

Der Exorzismus per se also ist ein Gebet. Keine Magie, keine abergläubische Schutzformel sondern ein Gebet. Allerdings in seiner Vollform ein Gebet, das nur den dazu explizit ermächtigten Personen vorbehalten ist, da es in dieser Form den Geistwesen einen Befehl erteilt, und das ist eine Konfrontation, der man als nur für sich stehende Person gewöhnlich nicht gewachsen ist; die Beschränkung auf einen kleinen Personenkreis ist darum als Schutz für alle gedacht.


1 Kommentar:

  1. Als vertiefende Literatur empfehle ich dazu :
    Die Schule der Exorzisten
    Baglio, Matt. - Augsburg, Bay : Sankt Ulrich

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