Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 20. Februar 2013

Die Dringlichkeit der Zeit


Unser Heiliger Vater hat nicht „das Handtuch geworfen“, nicht aufgegeben, nicht resigniert.
Er hat gewissermaßen, die Posaune ergriffen und bläst der katholischen Christenheit einen eigentlich unüberhörbaren Weckruf: Nutzt diese Fastenzeit und betet für die Kirche! Hört auf mit den Forderungen des Ich und geht auf die Knie, um den Willen Gottes zu suchen. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde.

Er weiß, wie es viele von uns beunruhigt und erschüttert, dass er sein Amt niederlegt. Er hat das alles bedacht. Er weiß auch, dass wir ihm allzu gern die ganze Verantwortung überlassen haben, anstatt uns selbst den Erfordernissen der Stunde zu stellen, das Laienapostolat zu verwirklichen, das das Vaticanum II initiieren wollte. Die Kleriker und Professor haben es uns nicht vermittelt; aber wir können selbst lesen, um was es geht in den Texten des Konzils. Sie haben nicht vermittelt, dass es auf jeden Einzelnen ankommt, sondern das Gefühl gegeben, dass wir stattdessen ihnen folgen sollten mit ihren Ideen und Interpretationen und dagegen sträubte sich so mancher gesunde Instinkt. 
Sicher, wir haben diskutiert, wir haben uns nicht völlig treiben lassen, wir haben sogar ein wenig gebetet. – Aber wir haben auch unsere Aufgaben und Verpflichtungen als Begründung genommen, dass wir nicht mehr beten können, haben unsere Freizeit nicht dafür beschnitten. Und der Diener der Diener Gottes kennt unsere Situation nur zu gut und versucht uns wachzurütteln.

Ich kenne eine etwas ähnliche Situation sogar persönlich. Etliche Jahre habe ich eine geistliche Gemeinschaft auf diözesaner Ebene geleitet. Es war als Übergang gedacht, bis andere da sind, um in den diversen Bereichen wieder neu die Verantwortung zu übernehmen. Ich habe jedes Quentchen Zeit in die Erwachsenen-, die Jugend- und die Kinderarbeit gesteckt und immer wieder appelliert und gebeten, wir bräuchten Mitarbeiter. Bis auf wenige hat sich niemand motivieren lassen. Und da ich noch einen Beruf habe, konnte ich alles auch nur gerade so am Laufen halten. Alle hatten gute Gründe, warum sie nicht mehr taten, die ich verstehe und respektiere. Aber nach etlichen  Jahren war ich zu der Einsicht gekommen, dass die letzte Möglichkeit, andere zu aktivieren, ist, meine Ämter niederzulegen. Denn nun wird es sich zeigen, wieviel allen der Weiterbestand der diözesanen Gemeinschaft wert ist.

Und so wird sich jetzt zeigen, wie viel uns Katholiken die ganze katholische Kirche wert ist.  Die Art, wie wir diese Fastenzeit verbringen, wird lauter sprechen als Worte und Absichtserklärungen. Jeder von uns hat völlig legitime Begründungen und Gründe, warum er dafür (fast) keine Zeit einsetzen kann. Durchaus gewichtige Gründe. Recht zwingende Gründe familiärer, beruflicher und gesundheitlicher Art sogar.

Ganz unabhängig davon wird der Fakt sein, wie sehr wir uns trotzdem auf Gott ausgerichtet, ihn gesucht, haben und eigene Bedürfnisse zurückgestellt haben oder wie sehr wir das unterlassen haben. Vielleicht sind wirklich nur zehn Minuten extra an dem einen oder andern Tag herauszuschlagen. Aber es werden dann diese zehn Minuten mehr am Tag sein, die für das Gebet für die Kirche zur Verfügung sind. Niemand wird uns einen Vorwurf machen können für unsere gut begründbaren Entscheidungen. Aber wir werden darum wissen und das Resultat wird auch das Resultat unserer Bemühungen oder Nicht-Bemühungen sein. Unsere Aussage, was für uns höchste Priorität hat. Die Fische und das Brot, mit denen die 5000 gespeist werden können – oder eben nicht, weil nicht einmal zwei Fische und fünf Brote da waren …

und ganz aktuell


„Die Kirche, die Mutter und Lehrmeisterin ist, ruft alle ihre Mitglieder auf, sich geistlich zu erneuern, sich entschlossen erneut auf Gott auszurichten und Hochmut und Egoismus abzulehnen, um in der Liebe zu leben.
...
Das führt immer zu ... einem geistlichen Kampf, weil der Geist des Bösen sich natürlich unser Heiligung widersetzt und versucht, uns vom Weg Gottes abzubringen
...
Er drängt nicht direkt zum Bösen, sondern zu einem falschen Guten, indem er glauben lässt, dass die wahren Realitäten die Macht sowie die Befriedigung  der Grundbedürfnisse sind.
Auf diese Weise wird Gott zweitrangig, er wird auf ein Hilfsmittel reduziert ... Wollen wir dem Ich folgen oder Gott?“

Papst Benedikt XVI, Ansprache beim Angelus am 17. Februar 2013-02-20

Viel klarer geht es wohl kaum. Werden wir es hören und befolgen?

St. Albanuslied


Zettelversion vor der Liedreform 1974:

(Name der Ortschaft) lass Jubel klingen deinem heilgen Schutzpatron;
freudig soll dein Loblied dringen bis hinauf zu seinem Thron.
Seht dort oben hocherhoben St. Alban in Gott sich freut,
blickt hernieder auf die Lieder, die sein treues Volk ihm weiht.

Jesu Gottheit ward bestritten blutig einst im Mainzer Land.
Christi Braut hat schwer gelitten dort von der Vandalen Hand.
Frech verachtet, hingeschlachtet ward der Gläubgen fromme Schar,
selbst den Hirten die Verirrten morden feig am Hochaltar.

St. Alban im Priesterkleide, Gott im Herzen, mit ihm eins,
zieht daher voll heilger Freude mutig bis zum Goldnen Mainz.
Hat geweidet, hat geleitet die verlassne Herde dort,
Satans Lügen, Irrtums Trügen hat besiegt sein Feuerwort.

Zettelversion nach der Liedreform:

Lasst uns Jubellieder singen unserm heilgen Schutzpatron;
freudig soll das Lob erklingen bis hinauf zu Gottes Thron,
wo Sankt Alban sich erfreuet nun in ewger Seligkeit
und bei Gott für uns erflehet Gnade und Barmherzigkeit.

Jesu Gottheit ward bestritten blutig einst im Maninzer Land.
Gottes Volk hat schwer gelitten unter seiner Gegner Hand:
denn verraten und erschlagen wurde eine große Schar;
selbst den Bischof, ihren Hirten mordete man am Altar.

Drauf Sankt Alban hat geleitet die verlassne Herde dort;
den Betrug der falschen Lehr deckte auf sein klares Wot.
Er bezeugte und bekannte Christus seinen Herrn und Gott,
ließ den Glauben sich nicht rauben, nahm auf sich den Martertod.

Gott, dem Vater, Lob und Ehre, auch dem Sohn, den er gesandt,
und dem Geiste, seiner Liebe immerwährend Unterpfand.
Lasst uns danken für den Hirten, der sich Christus ganz geweiht,
der sein Leben hingegeben für den Herrn der Herrlichkeit.

Auf Christen singt festliche Lieder


undatierte Version, in meiner Heimatgemeinde bis in die 70er Jahre in Gebrauch:

Auf Christen singt festliche Lieder und jauchzet mit freudigem Schall.
Es hallet auf Erden laut wider süß tönender Jubelgesang.
Der Vater hat unser Verlangen, die Wünsche des Herzens erfüllt,
der Heiland, nach welchem wir bangen, erscheinet im Geiste verhüllt.

Im Stalle bei Bethlehems Fluren hat mitten in nächtlicher Zeit,
Maria, die Jungfrau, geboren, ein Kindlein, das Engel erfreut.
Sieh, Rosen und Lilien erblühen im Antlitz des Kindes hervor.
Die Augen und Lippen sie glühen voll Schönheit in reizendem Flor.

Version, die laut Angabe dem Trierer Text von 1846 entspricht:

Auf Christen singt festliche Lieder und jauchzet mit fröhlichem Klang!
Es schalle auf Erden laut wider der himmlische Jubelgesang!
Im Stalle bei Bethlehems Toren hat mitten in nächtlicher Zeit
Maria, die Jungfrau geboren, den Heiland, der alle erfreut.

Dies schönste der menschlichen Kinder ist Gott in die Menschheit gehüllt;
es weiht sich zum Mittler der Sünder, von himmlischer Liebe erfüllt.
Dies große Geheimnis erklären die Engel den Hirten im Feld.
Sie singen dem Schöpfer zu Ehren, sie singen vom Frieden der Welt.

Was atmet soll alles dich loben, dich Herr auf himmlischem Thron!
Du sendest uns Sündern von oben den ewigen götllichen Sohn.
O lasst uns ihn liebend empfangen, die Herzen ihm öffnen allhier!
Erfüllt ist der Welten Verlangen, Dreifaltiger, Ehre sei dir!

Dreikönigslied


T: 1850 und 1974 (kursiv)

Drei Könige führt Gottes Hand durch einen Stern aus Morgenland
zum Christkind durch Jerusalem in einen Stall nach Bethlehem.
Gott führ uns auch zu diesem Kind, mach dass wir seine Diener sind.

Mit einem Stern führt Gottes Hand die Weisen aus dem Morgenland.
Er führst sie durch Jerusalem hin zu dem Kind nach Bethlehem.
Gott führ auch uns zu diesem Kind, mach, dass wir seine Diener sind.

Aus Morgenland sind unverweilt viel weite Länder sie durcheilt,
bergauf, bergab, durch Reif und Schnee, Gott suchend über Land und See.
Zu Dir, o Gott, kein Pilgerfahrt, kein Weg uns sei zu steil und hart.

identisch

Herodes sie gar fürstlich ehrt; doch andre Lust ihr Herz begehrt;
den Königshof sie lassen stehn, geschwind sie hin zur Krippe gehn.
Gott, lass auch uns nichts halten ab vom guten Weg bis an das Grab.

........                                       andre Freud ihr Herz begehrt                                                                         
........                                       hin zum Kinde gehn.
Lass keinen Wohlstand, keine Not uns bringen ab von dir, o Gott.

Sobald sie kamen zu dem Stall, auf ihre Knie sie fielen all.
Gold, Weihrauch, Myrrhn sie brachten dar dem Kinde, das ihr Heiland war.
Gott nimm von uns als Opfergut Herz, Leib und Seele, Ehr und Blut.

Gold, Weihrauch, Myrrhn sie bringen dar dem Gott, der Mensch geworden war;
so ehren sie den Herrn der Welt, der uns zu seinem Dienst bestellt.
Gott nimm von uns als Gaben hin uns selbst und was du uns verliehn.

Durch Weihrauch stellten fromm sie dar, dass dieses Kind Gott selber war;
die Myrrh auf seine Menschheit wies; das Gold das Kind als König pries.
O Gott, halt uns bei dieser Lehr, vom Irrtum alle Welt bekehr.

...
...
Gott, lass uns glauben Jesus Christ, der Gott und Mensch und König ist.

Maria sie willkommen hieß, legt an ihr Herz das Kindlein süß;
das war die Zehrung auf den Weg, ihr frei Geleit durch Weg und Steg.
Gott, gib auch uns die Himmelsspeis und dies Geleit zur letzten Reis.

So lasst uns preisen Gott den Herrn, der uns geführt durch seinen Stern,
der sich in Liebe zu uns neigt und uns den Weg des Heiles zeigt.
Gott, geh mit uns durch diese Zeit und führ uns hin zur Seligkeit.

(unkommentiert, die Änderungen sprechen für sich selbst)

da ich länger nicht zum Posten kam

folgen hier zwei nicht gerade Beiträge. Also bitte nicht wundern. :)

Samstag, 19. Januar 2013

nach längerer Zeit wieder da

Die inzwischen eingegangenen Kommentare sind jetzt veröffentlicht, ich war seit Weihnachten nicht mehr auf meinem Blog. Irgendwie kam ich nicht dazu. Jetzt wird das hoffentlich wieder glatter laufen.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Wo die besseren Argumente liegen, muss nicht polemisiert werden

Das was die Kirche zu Sexualität mit sehr guter Begründung - auch wenn die leider den normalen Pfarreimitgliedern weitgehend unzugänglich und unbekannt sind, weil es an geeigneten Katechesen vor Ort fehlt, bzw. das überhaupt nicht in kirchlichen Publikationen in geeigneter Weise thematisiert wird - zu Sinn und Unsinn von Sexualität zu sagen hat, wird großflächig und weitgehend auch von den eigenen Kirchenmitgliedern ignoriert. Wobei ignorare das Schlüsselwort ist, sie wissen es oft einfach nicht besser, und es bräuchte viele, wiederholte und geduldige Verkündigung um die komplexen Zusammenhänge einsichtig zu machen.

Schön ist es nicht, aber jede Menge Getaufte praktizieren mit bestem Gewissen die verschiedensten Formen von Sexualität außerhalb der Ehe bzw. nehmen rein routinemäßig Verhütungsmittel, die ohne Ausnahme hin und wieder für die eine oder andere Frühabtreibung sorgen; nach der vorsichtigsten Statistik, die von 3 Promille Zutreffwahrscheinlichkeit ausgehen, gibt es genauso viele Frühabtreibungen durch hormonelle Verhütungsmittel wie Abtreibungen, die als solche wahrgenommen werden, die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen.

Zwischen dem was katholische Lehre ist und dem was die meisten praktizieren klafft ein Abgrund. Aber es ist den meisten recht egal, denn sie machen sowieso was sie wollen. Sie hätten zwar gerne, dass die Lehre so abgeändert wird, wie es für sie am genehmsten ist, aber es ist nicht ungeheuer dringlich, da die Diskrepanz nur manchmal vage Schuldgefühle oder gelegentlich Empörung über soviel "Unwissenheit in Sachfragen" (die aber leider auf der eigenen Seite zu finden ist) hervorruft.

Jetzt plötzlich aber macht eine der vielen Gruppen, die in Diskrepanz zur katholischen Lehre leben, woran sie ja in keiner Weise gehindert wird durch die völlige Minderheit von ca. 5% Katholiken in Deutschland, die sich intensiv mit ihrem Glauben beschäftigen, eine gewaltige Treibjagd auf den Papst und alles, was sie hierzulande als ihnen gegenüber feindlich einstuft. Wobei das Feindliche darin besteht, dass die "Gegner" eine andere Meinung haben, genauer gesagt einen Glauben, der eben etwas anderes glaubt als sie selbst.

Warum die extreme Aggression? Warum müssen diese maximal 5% der Bevölkerung mit aller Macht zum Schweigen gebracht werden? Warum wird hier die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit massiv angegriffen? Warum wird eine Minorität massiv diskriminiert, angeblich um eine Diskriminierung zu bekämpfen, die in Wahrheit eine Meinungsverschiedenheit ist?

Die Lösung kann nur sein: Die Minderheit verbalisiert etwas, das die Mehrheit auch empfindet aber nicht verbalisieren kann, und die Minderheit hat Argumente, die die Mehrheit übernehmen könnte, wenn sie eine Chance erhielte sie zu Gehör zu bringen. Also muss die Minderheit mundtot gemacht werden. Durch übertriebene Anschuldigungen, durch Drohungen, durch Beschimpfungen. Durch Verletzung der Meinungsfreiheit. Durch was auch immer.

Das Kampffeld heißt: Definition der Ehe und dazugehöriges Adoptionsrecht.

Die Argumente scheinen völlig auf Seiten der katholischen Kirche zu liegen, denn nichts anderes kann der Grund sein für einen Angriff, der hauptsächlich auf Emotionalität setzt, mit falschen Behauptungen arbeitet und darauf setzt, dass in Deutschland inzwischen jeder beim Begriff "katholische Kirche" nur an Negatives denkt. Und darauf, dass die deutschen Bischöfe  bei jedem "öffentlichen" Widerstand leider die Gewohnheit haben, mehr oder weniger einzuknicken und den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Selbst wenn der Löwe, der da brüllt, ihnen eigentlich gar nichts anhaben kann. In diesem Falle dürfte man sich allerdings verrechnet haben, die in Frage gestellten Dinge gehen an die absolute Glaubenssubstanz.

Allerdings - wird die deutsche katholische Kirche es tatsächlich fertigbringen, die eigene Glaubenslehre in ausreichender und verständlicher Form so darzulegen, dass ihre Argumente verstanden werden können? Oder wird man sich weiter in inneren Grabenkämpfen über dies und jenes zerfleischen?

Ungefähr so wie als die Türken vor Wien standen und mit dem Fall der Stadt wohl ganz Mitteleuropa an den Sultan gefallen wäre und das christliche Frankreich in der Hoffnung, die damaligen Konkurrenten um die Macht damit loszuwerden, einen Vertrag mit dem Sultan geschlossen hatte. Ohne zu beachten, dass nach Mitteleuropa auch die Stunde des westeuropäischen Restes geschlagen hätte.


Wer die Ehedefinition ändern will, müsste Genesis 1 umschreiben

Es scheint da einige Missverständnisse bezüglich des Begriffes der Ehe zu geben. Das könnte daran liegen, dass er seit einigen Jahren von einigen Staaten ganz einfach neu definiert wird. Um die christliche Definition von Ehe zu verstehen, kann man allerdings auch schlichtweg zur ersten Seite der Bibel blättern, die immer die Grundlage für alle christlichen Überzeugungen ist. Nun ist gerade Genesis kein Augenzeugenbericht - was schlechthin unmöglich wäre. Was genau Genesis ist, lässt sich gar nicht so einfach sagen. Die Exegeten haben darin mindestens zwei parallele Fassungen, die zusammengefügt wurden, entdeckt. Man nimmt für die Niederschreibung die Zeit des Babylonischen Exils an. Man kann natürlich postulieren, dass die zugrundeliegenden mündlichen Überlieferungen irgendwann in grauer Vorzeit von einem oder mehreren einfach ausgedacht wurden. Oder gehört zu denen, die wissen, dass Wissen (woher es kommt ist dann immer noch eine Frage der Deutung) in Visionen erfahren und in Bildern geschildert wird. Nun, die genauen Ursprünge dürften kaum eruierbar sein, aber der Inhalt von Genesis wird nun schon ca. 3000 Jahr ein unveränderter Fassung weitergegeben, weil sie quasi das Testament darüber ist, was Gott für seine Schöpfung will.

Wenn man heute Leute auf der Straße befragte, wozu eine Ehe gut ist, wären wohl die häufigsten Antworten in etwa:
- um der gegenseitigen Liebe ein öffentliches Bekenntnis zu geben
- um für den Partner Vorsorge zu treffen und ihn rechtlich abzusichern
- damit Kinder ein stabiles Zuhause haben
Aber das ist unvollständig.
Es geht darum, dass Gott den Menschen erschaffen hat, als Ebenbild seiner selbst, als Mann und Frau, die fruchtbar sind und damit selbst Leben geben können, und zwar können sie das, indem sie miteinander Kinder zeugen.So entsteht Leben und nicht anders. Zwar gibt es neuerdings technische Kunstgriffe mithilfe derer Menschen geklont werden könn(t)en, aber ansonsten ist die Entstehung eines Menschen nun einmal nur mit Hilfe einer weiblichen Eizelle und eines männlichen Spermiums möglich.

Über die Vielfalt dessen, was es bedeutet, dass die Eheleute als Mann und Frau in ihrer Fähigkeit Leben weiterzugeben Ebenbild Gottes sind, gibt es ganze Bücher, die den Inhalt dessen kaum fassen und in Worte kleiden können. Interessierte sollten nach "Theologie des Leibes" suchen und dürften findig werden. Es sprengt den Rahmen dieses Posts.

Aus diesem in Genesis (und auch Offenbarung) begründeten Verständnis der Ehe ergibt sich, dass die katholische Kirche jedwege sexuelle Beziehung, die von vornherein unfruchtbar (gemacht) ist, die nicht auf unverbrüchliche Treue bis zum Tod selbst unter schweren Belastungen angelegt ist oder die nicht in gegenseitigem Einvernehmen geschlossen wird, als eine Verzerrung bzw. Verfälschung der Ebenbildichkeit zu Gott betrachtet und deswegen auf keinen Fall jemals als Ehe bezeichnen wird.

Natürliche Schwangerschaften im Alter sind äußerst selten, aber sie kommen vor. Schwangerschaften nach jahrzehntelanger Unfruchtbarkeit gleich aus welchem Grund sind immer wieder dokumentiert.
Aber ein Mann kann nicht mit einem Mann und eine Frau kann nicht mit einer Frau ohne Beteiligung Dritter ein Kind zeugen. Von daher können die beiden miteinander nach Grundlage der katholischen Ehedefinition keine Ehe schließen, weil eine wichtige Voraussetzung dafür fehlt.

Die künstliche und damit völlige unnatürliche Erzeugung von Kindern jedoch lehnt die katholische Kirche ab, da es zum einen der Menschenwürde widerspricht nach Bestellung hergestellt zu werden und da bei diesem Prozess unweigerlich viele Kinder (Embryonen) produziert und zum Teil willkürlich getötet (man nennt den Vorgang dann beschönigend "verwerfen") werden, um ein lebendiges zu produzieren.
Auch hierzu gibt es ausführliche Texte. Ich fasse nur grob zusammen.

In unserer derzeitigen Gesellschaft ist es keineswegs auszuschließen, dass verschiedene Kräfte um ihre Meinung als die einzig wahre durchzusetzen darauf drängen werden, den katholischen/christlichen Glauben illegal zu machen, weil er durch seine trinitarischen und lebensschützenden Überzeugungen ihren Vorstellungen widerspricht. Damit muss man rechnen. Was aber nicht geschehen wird, ist dass dir Kirche ihre Überzeugungen zur Gottesebenbildichkeit der Ehe und zum Schutz des Lebens aufgibt, nur um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Beides ist zu wichtig.


Tauet Himmel den Gerechten

(Liedfassung nach Denis 1774, ergänzt um die Änderungen in regionaler Fassung Mainz 1974)

Tauet Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn herab!"
rief das Volk in bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab,
einst den Mittler selbst zu sehen und zum Himmel einzugehen,
denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor.

(keine Änderung 1974)

Gott, der Vater ließ sich rühren, daß er uns zu retten sann;
und den Ratschluß auszuführen, trug der Sohn sich selber an.
Gottes Engel kam hernieder, kehrte mit der Antwort wieder:
"Sieh ich bin des Herren Magd, mir gescheh' wie du gesagt.

Voll Erbarmen hört das Flehen Gott, der unser Vater ist.
Alle Völker sollen sehen, den Erlöser Jesus Christ.
.........., brachte diese Antwort wieder:
..............................

(Kommentar: die alte Version war schon trinitarischer. )

Und Johannes läßt erschallen, seinen Bußruf: Auf, erwacht!
Denn es naht das Heil uns allen; es ist Tag, vorbei die Nacht.
Lasset uns das Herz bereiten Gott in diesen Gnadenzeiten;
wandelt auf des Lichtes Bahn, ziehet Jesus Christus an.

Sankt Johannes lässt erschallen seinen Ruf: Kehrt um, erwacht!
...
Lasst in diesen Gnadenzeiten uns das Herz für Gott bereiten!
...

Kommentar: Bußruf ging natürlich gar nicht ... Das Sankt fand ich schon immer etwas seltsam, Johannes war doch noch gar kein Sankt damals.

Komm, o Herr, hilf uns erfüllen Deines Knechtes heil'gen Rat.
Komm nach Deines Vaters Willen, führe uns den Himmelspfad.
Komm herab, bring uns den Frieden, den Du jenen hast beschieden,
welche guten Willens sind. Komm zu uns, o göttlich Kind.

................... erfüllen, was dein Wort uns kundgetan,
dass nach deines Vaters Willen alles sich erneuern kann;
lass der Welt Gestalt vergehen, lass sie neu in dir erstehen,
dass am Ende dieser Zeit sie erstrahlt in Ewigkeit.

Kommentar: Himmelspfad und heilger Rat schienen wohl zu unmodern und dann auch noch die Friedensbegrenzung auf die guten Willens, da klingt doch die Andeutung, dass am Ende alles gut wird, viel inklusiver und optimistischer. Vermute ich.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

1200 statt 59 Millionen Tote durch die Spanische Inquisition?

Es ist Was-hat-voltaire-wirklich-zur Meinungsfreiheit gesagt?.
Dieses Thema scheint die Gemüter so zu bewegen, dass fast jeden Tag mindestens eine Person auf der Suche danach bei meinem Beitrag landet. Selbst wenn ich wochenlang nichts Neues schreibe.

Nun Voltaire schrieb einmal: "„ Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben.

Womit Voltaire also unserer gegenwärtigen Lage bescheinigt, dass hier gerade die widerwärtigste Tyrannei ausgeübt wird, weil neuerdings Leute, die ruhig und höflich ihre Meinung zum Ausdruck bringen, zum Beispiel, dass es nötig ist, Kinder auch vor ihrer Geburt vor Tötung zu schützen oder dass nach Auffassung der katholischen Kirche jedwede ausgeübte Sexualität, die nicht innerhalb einer Ehe zwischen Mann und Frau stattfindet, eine schwere Sünde ist, für diese Meinungsäußerung sogar mit dem Tod bedroht werden - oft sogar von Leuten, die sich als im Tradition der Aufklärung stehend bezeichnen. Wie man jetzt nach einer Talkshow sehen kann, bei der gleich zwei Teilnehmer für Meinungsäußerung so etwas geerntet haben. Wie ernst die jeweiligen Schreiber es meinten, kann man nicht wissen. Dass doch leider Aufforderungen immer wieder von wirren Gemütern aufgegriffen werden, ist doch bekannt.

Da aber (ver)wirr(t)e Gemüter auch auf einem anderen Blog etwas von den unzähligen Opfern der Inquisition  anführten (um damit solche Morddrohungen zu rechtfertigen - anscheinend hat sie der Gedanke an Blutrausch so erregt, dass sie mehr davon wollen, obwohl sie gleichzeitig behaupten genau dieses vergossene Blut zu beklagen), sei hier nun ein anderes Büchlein zitiert, nämlich das von Ulrich Filler mit dem schönen Titel "Deine Kirche ist ja wohl das letzte".

Filler zitiert zum Thema Inquisition als Beleg H.C. Zander, Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition (2007). Und zwar fasst Filler zusammen: "Die kirchenfeindliche Propaganda spricht von 95 Millionen Opfern der Inquisition. Seit 2004 sind die Vatikanischen Archive zur Inquisition für den Historiker ohne Einschränkung zugänglich, und es treten andere Zahlen ans Licht: Im 17. Jahrhundert gab es 44.647 Inquisitionsverfahren, von denen 1,8 Prozent mit dem Todesurteil endeten. In 1,7 Prozent der Fälle lautete das Urteil auf Verbrennen "in effigie" (als Strohpuppe, weil dem Verurteilten die Flucht gelungen war). In einem Drittel der Fälle endete das Verfahren mit Freispruch. Heute geht man davon aus, dass die Spanische Inquisition in ihrer ganzen Geschichte 1200 bis 2000 Hinrichtungen zu verantworten hat. Ein Prozess wurde nur angestrengt, wenn eindeutige Beweise vorlagen: In der Regel wurde nur aus einer von zehn Anzeigen auch ein Prozess, jedes dritte Verfahren wieder ausgesetzt."

Auch wenn unter diesen maximal 2000 Hinrichtungen Fehlurteile waren - das kommt leider bei jedem Gericht vor, das Todesstrafen ausspricht und ebendies ist ja auch der Hauptgrund (die Verurteilung Unschuldiger), dass die katholische Kirche sich nun schon seit einiger Zeit gegen die gerichtliche Todesstrafe überhaupt wendet.

Da die Unterlagen einsehbar sind, sollte man eigentlich hoffen, dass die im Umlauf befindlichen falschen Zahlenangaben allmählich korrigiert würden. Aber das scheint vielen zu langweilig zu sein.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Ergebnisse Leygrafstudie veröffentlicht

Die Lektüre der kurzen und recht übersichtliche Studie von Herrn Leygraf vom Institut für Forensische Psychiatrie der Universität Duiburg-Essen kann nur empfohlen werden, denn sie wirft ein wenig mehr Licht auf die Fälle, in denen Priester des sexuellen Missbrauch Minderjähriger irgendeiner Art  schuldig wurden. Also u.a. Besitz entsprechenden pornographischen Materials, Belästigung durch Zeigen von Pornographie oder verbale Anzüglichkeiten, unsittliche Berührungen und - sehr selten aber leider derart traumatisierend, dass es allen vor Augen steht - mehrfache Vergewaltigungen mit und ohne Penetration.

Hier findet sich das Gutachten, wie es der Bischofskonferenz vorgelegt wurde.

Bemerkenswert dabei ist, dass für 68% der Täter keine psychiatrische Diagnose gestellt werden konnte, d.h. sie sind weder pädo- noch ephebophil, noch liegen andere psychische oder Persönlichkeitsstörungen vor. 25% hatten vor der Tat keinerlei sexuelle Erfahrung. (Die Befragungen wurden mit Lügendetektor durchgeführt.)

In 46% der Fälle war es ein einmaliges Vorkommnis und der Schuldige wurde nicht mehr rückfällig. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich zum Teil über Jahrzehnte.

Der Forensiker hält den weiteren Einsatz von 47% dieser Priester für uneingeschränkt möglich. Bei 37%  nur unter Einschränkungen. Nur 15% sollten auf keinen Fall gar nicht mehr in Gemeinden eingesetzt werden. (Hier fehlt 1%, was wohl auf Rundungsfehler zurückzuführen ist.)

Aus den Hintergründen der Einzelnen ergibt sich kein Täterprofil, weder sexuell noch sozial.  Das könnte (ich spekuliere) daran liegen, dass es sich bei etwa knapp der Hälfte durch Kurzschlusshandlungen in spezifischen Belastungssituationen handelte, in denen es zu Kontrollverlust kam.

Jeder kann sich selbst die Zahlen ansehen und die Zusammenhänge durchdenken.

In der Kurzzusammenfassung findet es sich nicht, aber laut Meldung DT vom 8.12.12 gab Herr Leygraf an, dass die Geistlichen, die innerhalb ihrer Kirche verblieben, dadurch einen Kontrollrahmen hatten, der offenbar auch als Schutzfaktor vor Rückfällen diente. Hier wäre also eine völlige Isolation ausgesprochen kontraproduktiv.




Samstag, 8. Dezember 2012

echte Minderheit(en)

Definition nach Wikipedia: "Eine Minderheit ist ein numerisch geringer Teil eines Staatsvolkes, der sich durch personale oder kulturelle Merkmale von der Bevölkerungsmehrheit unterscheidet ...Eine Minderheit besteht, wenn eine Gruppe durch eine zahlenmäßig größere Gruppe eines Territoriums dominiert und minorisiert wird ohne sich zu assimilieren."

Nach den Daten der DBK für 2011 gibt es in Deutschland 24,6 Millionen katholisch Getaufte, das sind 29,9% der Bevölkerung.

Nach den gleichen Daten besuchen davon ca. 3,0 Millionen regelmäßig den Gottesdienst, das sind 3,6% der deutschen Bevölkerung.

Es gibt bei der DBK keine Statistik darüber, wieviele dieser Gottesdienstbesucher auch das glauben, was katholische Lehrmeinung ist, aber es gibt die Studie "Was glauben die Hessen?", die im Auftrag des HR gemacht wurde, Datum Januar 2012.

Nun ist es ja kein Geheimnis, dass etliche Katholiken, die mehr oder weniger regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, nicht mit der katholischen Lehrmeinung übereinstimmen. (Und leider sind diese überprozentual in den Gremien und damit derzeit im offiziellen Dialogprozess vertreten.) Denn in der hessischen Studie, bei der der Gottesdienstbesuch etwas unter dem bundesweiten Schnitt lag, tritt auch ein interessantes Phänomen zutage: 16,4 % der hessischen Katholiken, damit deutlich mehr als die gut 10% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher wollen, dass die Kirche mit ihren Traditionen so bleibt, wie sie ist.
Ich persönlich kenne eine Reihe von den Leuten, die in diese Kategorie gehören: Sie orientieren sich weitgehend an der katholischen Lehre, sind allerdings etwas "verwildert", da sie sich aus verschiedensten Gründen weitgehend aus dem kirchlichen Umfeld zurückgezogen haben.
Allerdings sind an diesen Prozenten sicherlich noch einige Abzüge zu machen, sobald es um religiöse Fragestellungen geht, die diverse moralische Aspekte berühren, wobei die geringste Akzeptanz vermutlich nicht bei Fragen der Sexualmoral vorhanden ist sondern bei der Ehrlichkeit bei der Steuererklärung. Wer da wirklich in nichts zu mogeln versucht, wird vermutlich mehrheitlich als fundamentalistisch eingestuft. Traurig aber wahr: Gott Mammon hat viele Anhänger.

Demnach kann ungefähr davon ausgegangen werden, dass maximal 6%, minimal 2-3% der deutschen Bevölkerung sich an der katholischen Lehre orientiert und orientieren möchten, unabhängig vom Kirchenbesuch.

5% der Bevölkerung entsprechen aber doch ziemlich klar einer Minderheit, eine Mehrheit sind sie jedenfalls eindeutig nicht.

Es wäre also zu klären, ob die katholische Lehrmeinung in irgendeiner Weise über eine Machtbasis verfügt.
Eine Machtbasis wäre zu begründen durch politische Dominanz oder durch eine dominante Presse. Es gibt aber keine katholische Partei und jede der derzeitigen Parteien bricht in etlichen Punkten mit der katholischen Lehre. Es gibt keine starke katholische Presse. Die Kirchenzeitung hat Lokalzeitungsniveau und verliert stetig an Abonnenten. Es gibt nur eine einzige, ziemlich kleine überregionale katholische Tageszeitung (Die Tagespost). In den Medien wird die katholische Lehrmeinung überwiegend kritisiert und lächerlich gemacht, traurigerweise tun sich öffentlich-rechtliche Sender dabei in letzter Zeit besonder hervor.

Was vorhanden ist, ist ein überdimensionales (wenn auch meist negatives) Interesse an der Meinung der Minderheit.

übrigens weiter bei Wikipedia: "Die Sozialpsychologie unterscheidet zwei Arten von Minoritäten: Eine numerisch-statistische und eine soziale. Letztere beschreibt eine Minderheit, die sich durch kulturelle und/oder psychische Merkmale vom Rest der Gesellschaft unterscheidet und so von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt wird."

Die numerisch-statistische Minderheit habe ich schon festgestellt. Was ist also mit den kulturellen und/oder psychischen Merkmalen, die vom Rest der Gesellschaft unterscheiden? Es sind zwar religiös bedingte, aber wahrscheinlich kann man sie unter kulturell führen, die Merkmale sind klar vorhanden.
Und wird diese Gruppe von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt?
Gegenfrage: Letztens schon einmal eine Talkshow gesehen?
Die Buhrufe, wenn die Minoritätenvertreter ihre Sicht der Dinge darlegen?
Der Applaus, wenn die Minoritätenvertreter gedemütigt, beschimpft, beleidigt und lächerlich gemacht werden?
Und zwar, wenn sie versuchen relativ sachlich ihre Sicht der Dinge darzulegen?

Ja, der Umgang der Deutschen mit dieser einen ihrer Minoritäten , ist nicht gerade ein Aushängeschild für die deutsche Gesellschaft.

Begründet wird es gewöhnlich damit, dass die Minorität keine Minorität sei. Denn dann wird Bezug genommen auf die knapp 30% der Bevölkerung, die nach oberflächlicher Statistik dieser Gruppe angehören. Obwohl auch 30% nach keiner Definition eine Mehrheit darstellen.

Andererseits, kann man es der Gesellschaft verdenken, dass sie nur etwas aufgreift, dass innerhalb der eigenen Gruppe hingebungsvoll und in alle Richtungen praktiziert wird? Ist es nicht leider so, dass jemand, der nur die offizielle weltweit gültige katholische Lehrmeinung vertreten möchte, auch als minderwertig behandelt wird? Wie ist es zum Beispiel zu verstehen, dass eine katholische Einrichtung einer katholischen Gruppe, die schon mehrere Jahre dorthin kam, Tagungsräume mit der Begründung verweigert, die Tatsache, dass diese Gruppe vorhabe, Gottesdienste in der derzeit seltener praktizierten aber offiziell anerkannten und zugelassenen außerordentlichen Form zu feiern, weise sie als frauenfeindlich (der Sinnzusammenhang konnte bisher noch nicht festgestellt werden) und möglicherweise rassistisch und sexistisch aus. Außerdem halte man diese offizielle Liturgie der Kirche für nicht "zukunftsweisend". (Inhaltlich ging es um die Liturgiekonstitution des Vaticanum II und andere liturgische Fragen, u.a. wurde eine Messe im anglokatholischen Ritus gefeiert, also dem, dem auch die Minoritätengruppe der jüngst zur katholischen Kirche konvertierten Anglikaner angehört).

Der Beispiele gibt es viele, aber ich nehme eines aus meinem Erfahrungsbereich dazu. Die katholische Minderheit der katholischen Charismatiker. Die bevorzugteste Identifizierung und völlige Gleichsetzung ist gewöhnlich die mit einigen hilfesuchenden Menschen, die in diesen Kreisen auch Aufnahme fanden, einigen psychisch Gestörten. Fällt nur die Bezeichnung CE hat fast jeder kirchliche Mitarbeiter ein Anekdötchen über solche Leute auf Lager, das die meisten Interessierten erfolgreich abschreckt.
Es muss nicht einmal charismatisch sein. Ich vergesse nie, wie sich ein Gemeindereferent über eine junge Frau mokierte, die sich im Pfarrbüro gemeldet habe, weil sie neu zum Glauben gefunden hatte. Ach du meine Güte, jedes zweite Wort sei Jesus gewesen. Nein, für so jemand war kein Platz in der Pfarrei. Und keine Chance zu erfahren, wer das war. Wahrscheinlich hat die Frau resigniert den Weg in eine Freikirche genommen, nachdem sie so unerwünscht war.



Mittwoch, 5. Dezember 2012

Direktlinks zu den Neujahrsansprachen von Papst Benedikt XVI

Damit das nicht in den Kommentaren verborgen bleibt, schreibe ich es noch einmal als Post hier. Denn für alle, die nicht auf die Idee kommen, die Homepage des Vatikans zu besuchen, ist das Finden der Ansprachen tatsächlich nicht so einfach.

Hierbei gleich die Anmerkung: Es wäre sehr sinnvoll, wenn eine solche aktuelle Verlinkung jetzt auf katholisch.de und/oder bei der Bischofskonferenz zu finden wäre!!
Dass man im Vatikan nicht weiß, dass die "Ansprache von Papst Benedikt XVI. beim Neujahrsempfang für die Mitglieder des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps" gerade als "Neujahrsansprache des Papstes" bei den Suchmaschinen gesucht und nicht gefunden wird, ist wohl verständlich. Für so etwas sind eigentlich nationale Stellen zuständig.

Hier also die Suchanleitung für diese und andere Texte sowie die direkten Links:

Die Originaltexte gibt es auf www.vatican.va. Die deutsche Version auswählen oder sonstige Sprache. Auf der Seite, die dann geöffnet wird, sieht man alle Texte des Papstes in Grobübersicht. Ziemlich mittig stehen die Ansprachen. Dort das Jahr anklicken und den Monat, Januar, wählen. Innerhalb des Monats sind die Texte leider etwas unsortiert. Diejenigen, um die es geht, sind die an das Diplomatische Korps, die sogenannten Neujahrsansprachen. Zur Sicherheit noch die kompletten Links.
2006: http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2006/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20060109_diplomatic-corps_ge.html
2007:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2007/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20070108_diplomatic-corps_ge.html
2008:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2008/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20080107_diplomatic-corps_ge.html
2009:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2009/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20090108_diplomatic-corps_ge.html
2010:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2010/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20100111_diplomatic-corps_ge.html
2011
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2011/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20110110_diplomatic-corps_ge.html
2012
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2012/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20120109_diplomatic-corps_ge.html

Ver-Markt-ung wider alle Normalität


Ich bin an dem Begriff "normal" hängengeblieben, der im Rahmen einer Talkshow fiel, bei der einem der Gäste die Merkzettel mit den Zahlen entrissen wurden, auf die dieser wohl seine Argumentation stützen wollte. Was übrigens den Eindruck erweckt, dass Talkshows an sachlicher Diskussion eher uninteressiert sind sondern dass es dort gewünscht wird, dass sich die Eingeladenen fern aller Fakten so richtig gegenseitig beschimpfen; den Eindruck hatte man schon lange, jetzt gibt es dafür ein deutliches Indiz.

Die Frage, was normal sei, kam in Zusammenhang mit einem Weihnachtsmarkt auf, den der Moderator nicht normal fand. Drei der Gäste bezogen das sofort auf die sexuelle Orientieung der Veranstalter, aber darum ging es bei diesem „normal“ wohl eher nicht.

Was ist ein normaler Weihnachtsmarkt? Nun, man findet da viele beleuchtete Buden, eventuell Karussells, ein paar Informationsstände, jede Menge an Imbiss- und Getränkeangeboten und, das ist wohl neben der Zeitnähe zu Weihnachten das Spezifische, spezielle Dekorationen, die an Weihnachten gerne verwendet werden. Neben den Besuchern, die einfach die Jahrmarktsatmosphäe genießen möchten, kommen also die, die zum Beispiel Zusatzausstattung zu einer Weihnachtskrippe oder neue Dekorationen für ihre Variante dieses Festes suchen. Das ist ein normaler Weihnachtsmarkt.

Jetzt könnte es natürlich vorkommen, dass irgendwo ein Teil des Weihnachtsmarktes zum Beispiel zum „italienischen Weihnachtsmarkt“ erklärt würde. Dann würde man dort erwarten, italienische Essspezialitäten zu finden und Dekorationen, die möglicherweise in Italien üblicher sind als hier. Oder man könnte auf der Suche nach einer Verkaufsnische zum Beispiel einen Teil zum Tierweihnachtsmarkt erklären und dort spezielles Zubehör für die anbieten, die ihr Dekorationsbedürfnis gerne auf ihre Haustiere erweitern oder Tiere zum Verkauf anbieten, die an Weihnachten verschenkt werden können. Hier gäbe es sicherlich auch Tierschutzaspekte zu bedenken, aber generell könnte so ein Tiermarkt-Teilweihnachtsmarkt ganz sinnvoll sein, weil hier ein sehr spezieller Bedarf entsteht. Auch das wäre noch als normal einzustufen.

Nicht mehr ganz so normal wäre es allerdings, wenn eine Gruppe gerne einen Teil des Weihnachtsmarktes zum Erotik- und Sex-Weihnachtsmarkt erklärt hätte. Denn hier bestünde gleich eine gewisse Problematik: so ein Markt wäre nicht mehr so recht geeignet für Kinder und Jugendliche, da dort Angebote zu vermuten wären, die doch auf einige von ihnen verstörend wirken könnten. Auch Erwachsene könnten sich durch so etwas durchaus belästigt fühlen; Angebote, die klar „ab 18 Jahre“ sind, sind einfach nicht jedermanns Sache. Auch kommt hier die Frage auf, wieso eigentlich ein spezieller Weihnachtsbedarf in diesem Bereich bestehen soll.

Was denn auch zu der Frage führt, warum es Sonderweihnachtsmärkte geben soll, die das Spezialangebot Sex und Erotik noch weiter verengen auf eine Untergruppe, nämlich die der gleichgeschlechtlichen Sexualität. Es kann ja keine Rede davon sein, dass jeder homosexuell veranlagte Mensch so extrem sexbesessen sei, dass nur ein so gestalteter Markt es ihm ermöglichen kann, auf seine Art die Winterfesttage zu begehen. Auch wäre es widersinnig zu meinen, er bevorzuge spezielle Speisen und Getränke oder müsse alles anders dekorieren als mit dem Anlass gemäßen Dekos, nämlich nur mit sexuell anzüglichen.
Ich persönlich habe in meinem Bekanntenkreis drei Personen, die schon gleichgeschlechtliche Sexualität praktiziert haben. Zwei davon identifizieren sich auch als lesbisch bzw. schwul, die dritte nicht. Die drei sind sehr verschieden, aber alle das, was man eben so als normal bezeichnet. Man kann mit ihnen eine gute Freundschaft pflegen, sich über Kultur und ethische Fragen unterhalten und was eben alles so Normalität ist. Zwei von ihnen würden um einen solchen Spezialmarkt wohl einen großen Bogen machen und eher angewidert von dem sein, was dort als typisch – angeblich auch für sie – vermarktet wird, die dritte würde sich das wohl ansehen aus einer Art Solidarität heraus, um dann festzustellen, dass das für sie zu extrovertiert und marktschreierisch ist, aber bitteschön.

Meiner Meinung nach erweisen die Veranstaltungen, die Menschen mit gleichgeschlechtlichen sexuellen Veranlagungen in der Öffentlichkeit als sexbesessen und fast allein darauf fixiert darstellen, all denen, für die einzutreten sie vorgeben, einen wahren Bärendienst. Das ist nicht bunt, es ist grell. Es ist nicht selbstbewusst, sondern stereotyp und erbärmlich.  Belästigend  ist vieles dort auch, und zwar sind zum Beispiel öffentliche Zungenküsse generell peinlich und abstoßend, völlig gleichgültig, welchen Geschlechts die daran Beteiligten sind. Mit Liebe hat das auch wenig zu tun; Liebe würde nicht sich und den anderen derart zur Schau stellen. Die Perversion solcher Veranstaltungen liegt keineswegs darin, dass sie von Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung getragen werden sondern darin, wie diese dort dargestellt werden. Aber wenn die so durch ihre angeblichen Vorkämpfer Diskriminierten versuchen sich gegen eine solche Poträtierung zu wehren, werden sie von der entsprechenden Szene niedergemacht.  Viele trauen sich das deswegen anscheinend erst gar nicht. Und das ist auch ein trauriges Bild, das sich damit bietet.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Eindeutige Lügen - und die Presse ist wieder einmal unfähig zu minimaler Recherche

Wie so einige andere andere war ich berufs- und familienbedingt noch nicht dazu gekommen, einige der Aussagen zu überprüfen, die David Berger schon in seinem vielgelesenen Buch als nun auch neuerlich in Interviews gemacht hat, aber es gibt ja Profis, die sogar ihr Geld damit verdienen, dass sie über so etwas Artikel schreiben und Alexander Kissler hat sich die Mühe gemacht, den Text der Neujahrsansprachen von Papst Bendedikt XVI zusammenzufassen und auf das zu untersuchen, was dieser Theologe, der die andere zerreißende Polemik schon immer liebte (seine Karriere gründete sich auf seine Rahner-Kritik und er schildert selbst in seinem Buchbericht, wie er dabei immer maßloser übertrieben hat) und dafür auch offenbar vor sehr einfach nachweisbaren Falschbehauptungen nicht zurückschreckt, hatte behauptet, Papst Benedikt XVI habe in jeder seiner Neujahrsansprachen, "die Homosexuellen nicht nur indirekt als Menschen zweiter Klasse bezeichnet und homosexuelle Veranlagungen verteufelt".

Glatt gelogen hat der Herr Berger da. Nachzulesen auf http://www.theeuropean.de/alexander-kissler/5579-phobie-und-verleumdung. Zitat daraus: "Halten wir fest: Von den bisher sieben Neujahrsansprachen im Pontifikat Benedikts XVI. haben drei keinen Bezug zum Themenfeld Ehe oder Gleichgeschlechtlichkeit; bei den übrigen vier finden sich knappe und gewiss von der Meinungsfreiheit gedeckte familienpolitische Hinweise, Befürchtungen, Sorgen, stets gegen Ende, stets in wenigen Worten, die an keiner Stelle jene Grenze zur Schmähung ins Blickfeld bekommen, die David Berger mit seinen Aussagen mehrfach überrennt."
Natürlich gibt es neuerdings immer wieder Versuche, die Aussage, die Ehe zwischen Mann und Frau und die Familie sollten geschützt werden, sei eine Diskriminierung Homosexueller. Das ist aber als ob die Aussage, man solle das Baumfällverbot im Frühjahr nicht aufheben (das besteht, weil viele Vögel dann in den Bäumen brüten) eine Diskriminierung von Felsenbrütern sei. - Völlig unsinnig. Den einen schützen, heißt doch nicht automatisch dem anderen schaden wollen und Felsen werden auch gewöhnlich nicht gefällt.

Eine zweite ständig wiederholte Lüge und zwar in bewusster Verzerrung ist die zur Karfreitagsfürbitte in der außerordentlichen Form der Liturgie. Und zwar wird ein lateinisches Wort, das sich gar nicht darin findet aber einmal in der früheren Fassung stand, bewusst nicht übersetzt. Nun wäre auch "treulos" keine freundliche Bezeichnung, aber "perfid" erscheint dem heutigen Sprachempfinden doch eine Klasse schlimmer oder auch zwei; es impliziert noch eine boshafte Absicht. Nun, wird in der Fürbitte ganz simpel für die Juden gebetet, ganz ohne ein "perfid" oder ein "treulos". Herr Berger weiß das auch genau, das legt er sogar dar in seinem Buch, um dann sofort zu wiederholen, wie unmöglich es sei, jemanden als perfid zu bezeichnen. Anscheinend weiß er wohl, dass an Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidende Journalisten sich auch noch einer klaren gegenteiligen Aussage zwei Zeilen vorher nur merken können, dass irgendwo "perfid" gesagt worden sei und die katholische Kirche deswegen böse ist.

Von den ganzen Publikationen, die die gelogenen Behauptungen mit tiefer Empörung über die (völlig zu Unrecht) Verleumdeten abgedruckt und abgeschrieben haben, hat sich auch wieder niemand die Mühe gemacht, mit ein paar Klicks im Internet die Originaltexte herbeizuholen und dann einmal kritisch zu hinterfragen, warum Herr Berger Lügen verbreitet und wie qualifiziert dann möglicherweise der Rest seiner Texte und Behauptungen ist. Gut, dass Journalisten Latein können, erwarte ich nicht ernsthaft, humanistische Bildung wird allmählich Luxusware, aber die Papstansprachen gibt es auch in Deutsch.


Montag, 3. Dezember 2012

Wie katholisch war kreuz.net?

Da die unsägliche Seite vom Netz ist, kann ich sie ja einmal ausschreiben, ohne damit jemanden dort hinzuschicken.

Barer Unsinn wird zur Zeit leider viel verbreitet. Für ein Musterbeispiel besuche man einmal den Beitrag von t-online. (Ich denke gerade darüber nach, zu einem anderen Provider zu wechseln, nachdem ich diese Sammelsurium von falsch zusammengestellten und falschen Behauptungen gelesen habe.)

Denn, Kirche in Not hat ganz sicherlich keine Finanzierung für kreuz.net gegeben und zwischen kreuz.net und kath.net liegen unendliche Weiten. Außer man macht es wie gewisse Kreise, die kolportieren, dass alles, was katholische Lehrmeinung ist per se fundamentalistisch usw. sei.

Und so grausig es auch vermutlich immer im Kommentarbereich von kreuz.net zuging, es gab dort auch (weitgehend) sachliche Artikel; die Redaktion hatte nur den Hang diese dann mit polemischen Titeln zu versehen, die auf oder unter dem Niveau der Zeitung mit dem 4-buchstabigen Namen waren. Es ist jedoch nicht zufällig, dass das unsägliche Portal so viele 100.000 Zugriffe hatte, man stieß bei vielen Sachrecherchen darauf und konnte aus dem Unrat doch auch einige relevante Informationen heraussieben.

Zurück zur Frage: Wie katholisch war kreuz.net?
Wenn man sich die Mehrheit der regelmäßigen Nutzer und Kommentatoren ansah und wohl auch die Betreiber und nach deren Denomination gefragt hätte, hätte wohl bei den meisten oder sehr vielen römisch-katholisch gestanden. Daher macht man es sich zu einfach, wenn man entgegenhält: dieses Portal war absolut unkatholisch.

Richtig ist, dass Verleumdung, üble Nachrede, unmäßiger Zorn, Beschimpfung anderer usw. zutiefst jeder christlichen - und damit auch römisch-katholischen - Grundhaltung widersprechen. In diesem Sinne war kreuz.net ein aus katholischer Sicht schon geradezu blasphemisches Portal.

Wieso aber haben sich dann so viele Katholiken darauf herumgetrieben?
Vielleicht kann ich das am Beispiel eines Bekannten erläutern, übrigens die einzige Person meiner Bekanntschaft, die dort regelmäßig vorbeischaute. (Ich vermute und hoffe, dass er nicht in der Kommentarschlacht dort mitwirkte.)
Dieser Mensch ist grundkatholisch und würde sich sogar selbst gerne dem konservativen Lager zuordnen. Im Privatleben zeichnet er sich durch enorme Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kontaktfreude aus. Er hat durchaus evangelistische Talente und hat durch authentisch gelebten Glauben schon manch einem aus seinem weitgehend nicht-katholischen Umfeld auf die Idee gebracht zur katholischen Kirche zu konvertieren.

Nur manchmal fing in den letzten Jahren der liebenswürdige Mensch an, ein giftiges Zeug von sich zu geben, aus dem ich haarscharf folgern konnte, er hatte wohl einmal wieder kreuz.net besucht. Nach einigen meiner Philippikas über das äußert unchristliche Verhalten das er danach an den Tag legte und das in völligem Widerspruch zu allem andern stand, das er sonst tat und redete, hat er sich dann auch tatsächlich die Kandarre angelegt und es wurde verträglicher.

Warum hat er sich auf diesem Portal herumgetrieben? Ich denke, da spielen viele Gründe hinein. Sicherlich war es ein Stück Sensationslust, man konnte da oft auf so richtig skandalöse Dinge stoßen. Dann waren es natürlich auch katholischen Interna, die nirgendwo sonst zu finden und zu erfahren waren. (Ich weiß noch, wie vor einigen Jahren eine alte Dame vage aber beharrlich über ihren Pfarrer klagte. Um zu verstehen, was da los war, half kreuz.net durchaus weiter. Es war nichts Schlimmes, der Geistliche hatte nur manchmal eine etwas rüde Art. - Man fand dort also nicht nur Verleumdungen.)

Es gibt aber noch ein Element. Wie Peter Winnemoeller schon ausgeührt hat, besteht da eine katholische Subkultur. Ich zitiere: "Der Nährboden für ein solches Portal bildet sich auch(!) auf verschlossenen bischöflichen Türen, unbeantworteten Briefen und Mails und auf dem Gefühl von den eigenen Hirten und ihren Mitarbeitern öffentlich im Stich gelassen zu werden. Er bildet sich auch(!) auf dem Boden einer allzu schwammigen Sprache in der Verkündigung und im Umgang miteinander. Solcherart fruchtbar gemachter Boden läßt die Saat des Übels nur zu leicht aufgehen."

Es gibt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Katholiken, die jahrzehntelang im Grunde weder Gehör noch Öffentlichkeit finden konnte. Die meisten von ihnen haben kein Internet. In Bezug auf ihre diözesanen Bischofsbüros sagen sie resigniert: "Denen ist doch sowieso alles egal." Anfangs versuchten sie mit dem, was sie verstört, befremdet und verunsichert mit den entsprechenden Stellen in Kontakt zu treten. Sie wollten helfen, unterstützen, mitarbeiten und wurden abgeschmettert, als pharisäisch beschimpft, wenn sie moralische Bedenken hatten, als reaktionär und weltfremd, wenn es um liturgische Fragen ging, als Denunzianten, wenn sie Kirchenrechtsbrüche zu Gehör bringen wollten. Die meisten haben sich zurückgezogen. Die, deren Glaube eher oberflächlich war, sind vielfach aus der Kirche ausgetreten, die sie nicht mehr als Heimat empfanden; es hat sie entwurzelt. Andere haben sich auf Grabenstellungen zurückgezogen und sind verbittert und attackieren alles, was sie in Frage zu stellen scheint.  Manche haben sicherlich auch heftige Neurosen entwickelt. Viele haben in letzter Verzweiflung nach Rom geschrieben, weil sie bei ihrem Bischof keinerlei Gehör fanden. Nur in Rom wurden sie zwar gehört aber dennoch allein gelassen; wegen der Achtung der bischöflichen Kollegialität sei leider kein Eingreifen möglich so sehr man bedaure. Wen wundert es da, dass einige sehr bitter reagieren, wenn sie die Worte "Kollegialität" oder "Dialog" hören? Dialog gab es immer nur für einzelne Gruppen. Viele haben sich in eine Art Ghetto zurückgezogen und dass Ghettos nicht gerade der Weltoffenheit förderlich sind, ist ja eine Binsenweisheit.

Kann es auch wundern, dass vieles Wunderliche und Skurrile mit an den Tag getreten ist, als sich nach Jahrzehnten allmählich Möglichkeiten fanden, sich gerade über die neuen Medien mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen? Und wundert es wirklich, dass bei manchen Bitterkeit und Zorn die christlichen Überzeugungen überwuchert haben? Insbesondere da die einzigen Seelsorger, die sie in den langen Jahren fanden, oft sehr traditionalistischen Kreisen entstammten? Viele haben auch den Weg dorthin abgelehnt. Viele haben gar keinen Seelsorger mehr gefunden, wussten oft gar nicht, dass andere, denen es ging wie ihnen gar nicht soweit entfernt waren und haben sich selbst alles nach besten Kräften zusammengereimt. - Natürlich nicht das Bildungsbürgertum, die einflussreichen konservativ-katholischen Kreise, deren Einfluss allerdings auch schon lange auf kleine Zirkel geschrumpft war. Dort fand man allerdings aufgrund der ebenfalls starken Isolierung oft nur eine Rückverstärkung des Extremen. Man hielt sich auch sehr für sich. Ich habe über diese Kreise nur gelegentlich Gerüchte gehört, meistens wenn jemand mich aus irgendwelchen Gründen dort einsortieren wollte, obwohl ich aus einem völlig anderen Umfeld komme.

Ich persönlich war für diese sehr konservativen Kreis ohnehin völlig uninteressant, denn ich hatte bis dahin meinen Weg in die charismatische Erneuerung gefunden, auf der Suche nach Menschen, irgendwem, die nicht nur dauernd über Kirchenpolitisches diskutieren wollten sondern mit denen ich mich über persönliche Glaubens- und Gotteserfahrungen austauschen konnte. Das Charismatische ist aber für viele aus dem konservativen Lager ein völliges Anathema, da man es - völlig zu Unrecht - eher Richtung okkult einordnet.

Was auch ein Grund ist, dass ich Publikationen wie kreuz.net mit sehr vorsichtiger Distanz gegenüberstand: denn in solchen Kreisen, wie sie sich dort tummelten, bekommt alles, was sich "charismatisch" nennt, auch einige Schelte ab, um es ganz höflich und vorsichtig auszudrücken. Das Schicksal teilen wohl so einige katholische Bewegungen, von den einen als erzkonserativ und ähnliches verschrien, von der anderen Seite als  Gefährdung des wahren Glaubens eingestuft. Für ein und denselben Satz kann man die Rückmeldungen bekommen, dass er sowohl völlig unkatholisch sei, weil zu protestantisch angehaucht, als auch extrem konservativ-katholisch  und zu unökumenisch. Man konnte immer froh sein, wenn zumindest die Klippen vermieden waren, gleich als Fall für den Psychiater eingestuft worden zu sein - von allen Seiten. Die Position der katholisch-charismatischen Erneuerung ist es aber, sich möglichst aller Polemiken zu enthalten, sich möglichst nicht an innerkirchlichen Grabenkämpfen zu beteiligen und zu tun, was der Einheit dient, ob nun in ökumischem Engagement (Anathema für die eine Seite) oder in Treue zum kirchlichen Lehramt (Anathema für die andere Seite).

kreuz.net war also durchaus ein katholisches Phänomen, auch wenn die Art seines Umgangs mit Problemen zutiefst unchristlich und unkatholisch war. Es war die Folge eines über Jahrzehnte verweigerten Dialogs mit vielen Katholiken, die viele in ein Extremismen nahestehendes Denken getrieben hat. Es war eine Eiterbeule.Eiterbeulen entstehen, wenn das Immunsystem eines Körpers versucht mit lebensgefährlichern Krankheitserregern fertigzuwerden. Eiterbeulen schmerzen und wenn die Abszesse nicht rechtzeitig geöffnet und beseitigt werden, können sie lebensgefährlich werden. Eiterbeulen sind aber auch Nebenerscheinungen von Krankheits- und Heilungsprozessen. Sie entstehen, weil versucht wird, etwas noch Zerstörerisches zu eliminieren. Eiterbeulen sind der Hinweis auf Krankheitsherde und dass Hilfe vonnöten ist. Eiterbeulen können zu Sepsis und Vergifungen führen oder auch einfach abheilen, wenn der Eiter abfließen konnte. Und wenn so eine Eiterbeule geöffnet worden ist, bleibt eine Wunde zurück, die angemessene medizinische Versorgung braucht, damit kein neuer, eventuell schlimmerer Eiterherd entsteht. Ob diese Wunde das bekommen wird? Oder ob der Verband, der sie jetzt zudecken soll, nie gewechselt wird und vor sich hin modert?

Freitag, 30. November 2012

Selbsterkenntnis

Träume verdeutlichen ja manchmal, was einen im Innersten bewegt und vor ein paar Tagen hatte ich - möglicherweise in Zusammenhang mit diversen Überlegungen zum Christkönigsfest - kurz vor dem Aufwachen einen Traum, dass ich an der jetzigen Stelle meines Lebens hier vor Jesus trete. Nun war das in keiner Weise spektakulär, wie da ja so manche Berichte im Umlauf sind, die schon in Buchform von den eigenen Missetaten berichten, die da plötzlich verdeutlicht wurden. Das könnte daran liegen, dass ich, wenn ich einen Beichtspiegel durchgehe von so ziemlich allem sagen kann, dass ich da wirklich danach gelebt habe oder mich doch zumindest sehr darum bemüht habe.

Nur, in diesem Traum stand ich vor Jesus und so in der vollen Wahrheit sah meine Performance nun doch gar nicht glänzend aus. Da waren ziemlich viele Halbheiten, Lauheiten, Nachlässigkeiten und Lieblosigkeiten, für die ich mich in dieser Begegnung sehr schämte. Sie erschienen mir sogar so schrecklich - obwohl nichts in die Kategorie schwere Sünde fiel -, dass ich zutiefst zerknirscht um Vergebung gebeten habe. Nicht etwa aus Angst, etwas zu verlieren oder gar vor einer Strafe sondern, weil ich trotz der zahlreichen Nachlässigkeiten meinen Herrn, vor dem ich da stand, sehr liebe und mich ihm nicht so präsentieren wollte. Weil er mir mehr wert ist als das, was ich da war und zu bieten hatte.

Es lässt mich jetzt noch Tage hinterher nachdenklich und ich versuche, das eine oder andere zu ändern.

Ich erzähle das, weil immer auch viele Behauptungen im Umlauf sind, dass Sündenbewusstsein notwendigerweise etwas mit Schuldgefühlen zu tun habe und man sich dadurch irgendwie elend fühle. So ist das aber nicht. Da sind keine Schuldgefühle, da ist nur der Wunsch, dem, den ich mehr als alles liebe, etwas Besseres bieten zu können mit meinem Leben als das, was bis dato da ist. Das motiviert auf eine positive Weise, mich zu ändern.

So war meine ganze Beziehung zu Gott nie von Angst motiviert. In den Zeiten, als ich meinte, es sei für mich das Richtigste, gegen ihn zu rebellieren, hatte ich auch nie Angst. Die Konsequenzen meines Tuns waren ja frei gewählt. Und trotz allem Rebellischen, war ich zuversichtlich, dass, wenn Gott der ist, den ich anbeten und lieben könnte, er auch groß genug wäre, mir zu vergeben, wenn ich einmal darum bitte und es ernst meine mit meiner Umkehr zu ihm. Und so war das auch.

Darum habe ich das, was man Buße nennen könnte, auch nie als Strafe erachtet, was es ja auch nicht war. Es war ja dann mein Interesse, mich von so manchem zu reinigen, was mir anhaftete, damit das, was ich meinem Herrn geben kann, nämlich mich, nicht ganz so unschön aussieht. Liebe ist ganz offenbar  stärker motivierend als Angst und sie kommt gar nicht auf die Idee zu fragen "Reicht das jetzt endlich?" sondern forscht, ob es denn nicht noch irgendetwas gibt, was sie tun könnte. Aber das ist kein unruhiges (beunruhigtes) Forschen sondern ein von Freude Getragenes.

Mittwoch, 28. November 2012

Link zur offiziellen Stellungnahme in Bezug auf Pfarrer Jolie

Hier finden sich die offiziellen Texte (bitte klicken)

Die Sachlage ist: Bei Pfarrer Jolie handelt es sich nicht um einen der anonymen Betreiber des vielbesuchten aber skandalösen Internetportals, das ausgerechnet das Kreuz zum Namen gewählt hat.
Wahr ist, dass seine Beiträge nicht ungefragt kopiert, sondern auch von ihm zugeschickt wurden. Vermutlich waren es welche der Beiträge, die das Niveau des Ganzen über das sonstige anhoben, denn in Bezug auf ihre Wortwahl ist nichts Negatives bekannt.
Wahr ist demnach auch, dass er wohl zu dem einen oder eigenen Beitrag über Personen oder Vorgänge eine zusätzliche Information gegeben hat. - Damit hat er einen Fehler gemacht, den schon andere vor ihm machten, weil sie sich irgendwann von dem Portal anderes erhofft hatten als das, wozu es sich wohl entwickelte.

Da ich nur gelegentlich bei Recherchen auf dortige Beiträge stieß, kann ich nicht viel dazu sagen. Andere haben schon geäußert, dass das Niveau seit den Anfängen stark abgesunken sei. Damit ist vermutlich der Duktus der Artikel dort  gemeint, denn der Kommentarbereich war bei jedem meiner seltenen Besuche dort derartig, das ich nicht über die ersten Beiträge hinaus darin las.

Nachvollziehen, dass sich jemand Vernünftiges in den dortigen Kommentarsumpf freiwillig hineinbegeben hat, kann ich nicht. Zwar reizte das eine oder andere dort sofort zum Widerspruch, aber eine gute Diskussion wurde dort meines Ermessens nie geführt.

Ich frage mich allerdings, wozu dann eine solche Presse-Hetzjagd auf einen einzelnen marginal Beteiligten abzielte. Ich vermute es gibt noch einige mehr, die sich auf gleicher Ebene beteiligt haben. Das Ausmaß an Öffentlichkeit wäre eigentlich nur gerechtfertigt gewesen, hätte es sich um einen der Macher dieses Portals gehandelt. Aber was kann man schon verstehen beim Vorgehen in der Presse?


Sonntag, 25. November 2012

"Du bist der König der Ehren"

(Das ist der Post, den ich heute eigentlich schreiben wollte, bevor die andere Angelegenheit dazwischen kam.)

Wer hat es erkannt? Das ist eine Zeile aus dem Te Deum: "Tu, Rex gloriae, Christe".
Man findet sie in obiger Übersetzung in zahlreichen Vertonungen, zum Beispiel von Händel. Bei uns ist es allerdings schon lange als "König der Herrlichkeit" übersetzt.

Aus irgendeinem Grund berührt mich "König der Ehren" mehr. Ich bin ja leider ein ziemlicher Kunstbanause, also wusste ich bis heute bei der Googlesuche gar nicht, dass Händel so etwas vertont hatte. Was ich kannte, war die Überschrift aus einem Buch von Sheldon Vanauken, "Eine harte Gnade". Sie steht über dem Kapitel, in dem Sheldon und seine Frau Jean in Oxford studieren und zu Christen werden. Es ist die Zeit, in der auch C.S. Lewis dort Anglistik lehrt, den sie ebenfalls kennenlernen. Unter den Studenten aus vielen Ländern bildet sich ein Freundeskreis, in dem alle  nach und nach ihren Glauben vertiefen oder sich diesem annähern. Und es ist das Kapitel des Buches, das am meisten von Freude durchstrahlt wird.

"Du bist der König der Ehren" singt die Gruppe, als sie eine Frühmesse verpasst und spontan beschließt, einen Ersatzgottesdienst zu feiern. Sie halten die Lesungen, einer spielt die Orgel. Sie knien sich hin und sprechen das Sündenbekenntnis. Aber das, was am tiefsten bei Sheldon verwurzelt bleibt, ist ihr gemeinsamer Choral am Schluss, das Te Deum: Du bist der König der Ehren.

Er fasst die ganze goldene Zeit in Oxford für sich darin zusammen. Vor Oxford war die Suche nach dem, was fehlte. Nach Oxford, kommt die Zeit zurück in den USA, die für ihn und seine Frau wie ein Exil ist, insbesondere, weil sie die christliche Gemeinschaft vermissen, die sie dort bei ihrem Studium erlebt hatten. Die Zeit der Freude und des Aufblühens des Glaubens. Und der Hoffnung. Das Kapitel endet nicht zufällig mit einem Satz, den Lewis bei einem Abschied quer über eine Straße ruft: "Und außerdem, Christen sehen sich nie zum letztenmal!"

Das ist ein Kapitel, bei dem ich mich nicht schäme zu sagen, dass mir die Tränen kommen. Es ist so eine Mischung aus Schmerz und Freude. Freude, weil so etwas wie das dort Beschriebene möglich ist und immer wieder einmal in Augenblicken erlebt werden kann und Schmerz, weil ich es die meiste Zeit missen muss. - Das Exil ist nun einmal die Welt, in der wir leben und alles, was man tun kann, ist das Wissen darum bewahren, die in Momenten anklingt, die jener Oxfordzeit ähneln.

"Du bist der König der Ehren" ist für mich so auch zur Schlüsselzeile geworden, um all das in Erinnerung zu rufen und mich selbst an die Zeit der ersten Liebe mit Gott zu erinnern. Ein Ort der Zuflucht für den meist sehr grauen Kirchenalltag, der Ort, an dem Christus König ist nicht nur in meinem Leben.

Und obwohl es immer auch schmerzt, kann ich nur allen wünschen, diesen Ort kennenzulernen; er bewahrt absolut vor der Verweltlichung, weil im Vergleich dazu alles nur Exil ist. Die Ewigkeit, von der wir manchmal kurz etwas kennenlernen dürfen, ist ein so erstrebenswertes Ziel, dass sie durch alle Exile hindurchträgt.

Das Te Deum ist das Lied für das Jahresende und mit dem Christkönigssonntag endet ja auch das Kirchenjahr:

The Te Deum (Te Deum) 

O God, we praise you, and acknowledge you to be the supreme Lord.
Everlasting Father, all the earth worships you.
All the Angels, the heavens and all angelic powers,
All the Cherubim and Seraphim, continuously cry to you:
Holy, holy, holy, Lord, God of Hosts!
Heaven and earth are full of the Majesty of your glory.
The glorious choir of the Apostles,
The wonderful company of Prophets,
The white-robed army of Martyrs, praise you.
Holy Church throughout the world acknowledges you:
The Father of infinite Majesty;
Your adorable, true and only Son;
Also the Holy Spirit, the Comforter.
O Christ, you are the King of glory!
You are the everlasting Son of the Father.
When you took it upon yourself to deliver man,
You did not disdain the Virgin's womb.
Having overcome the sting of death,
you opened the Kingdom of Heaven to all believers.
You sit at the right hand of God in the glory of the Father.
We believe that you will come to be our Judge.
We, therefore, beg you to help your servants whom you have
redeemed with your Precious Blood.
Let them be numbered with your Saints in everlasting glory.
Save your people, O Lord, and bless your inheritance!
Govern them, and raise them up forever.
Every day we thank you.
And we praise your Name forever; yes, forever and ever.
O Lord, deign to keep us from sin this day.
Have mercy on us, O Lord, have mercy on us.
Let your mercy, O Lord, be upon us, for we have hoped in you.
O Lord, in you I have put my trust; let me never be put to shame.