Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Freitag, 30. November 2012

Selbsterkenntnis

Träume verdeutlichen ja manchmal, was einen im Innersten bewegt und vor ein paar Tagen hatte ich - möglicherweise in Zusammenhang mit diversen Überlegungen zum Christkönigsfest - kurz vor dem Aufwachen einen Traum, dass ich an der jetzigen Stelle meines Lebens hier vor Jesus trete. Nun war das in keiner Weise spektakulär, wie da ja so manche Berichte im Umlauf sind, die schon in Buchform von den eigenen Missetaten berichten, die da plötzlich verdeutlicht wurden. Das könnte daran liegen, dass ich, wenn ich einen Beichtspiegel durchgehe von so ziemlich allem sagen kann, dass ich da wirklich danach gelebt habe oder mich doch zumindest sehr darum bemüht habe.

Nur, in diesem Traum stand ich vor Jesus und so in der vollen Wahrheit sah meine Performance nun doch gar nicht glänzend aus. Da waren ziemlich viele Halbheiten, Lauheiten, Nachlässigkeiten und Lieblosigkeiten, für die ich mich in dieser Begegnung sehr schämte. Sie erschienen mir sogar so schrecklich - obwohl nichts in die Kategorie schwere Sünde fiel -, dass ich zutiefst zerknirscht um Vergebung gebeten habe. Nicht etwa aus Angst, etwas zu verlieren oder gar vor einer Strafe sondern, weil ich trotz der zahlreichen Nachlässigkeiten meinen Herrn, vor dem ich da stand, sehr liebe und mich ihm nicht so präsentieren wollte. Weil er mir mehr wert ist als das, was ich da war und zu bieten hatte.

Es lässt mich jetzt noch Tage hinterher nachdenklich und ich versuche, das eine oder andere zu ändern.

Ich erzähle das, weil immer auch viele Behauptungen im Umlauf sind, dass Sündenbewusstsein notwendigerweise etwas mit Schuldgefühlen zu tun habe und man sich dadurch irgendwie elend fühle. So ist das aber nicht. Da sind keine Schuldgefühle, da ist nur der Wunsch, dem, den ich mehr als alles liebe, etwas Besseres bieten zu können mit meinem Leben als das, was bis dato da ist. Das motiviert auf eine positive Weise, mich zu ändern.

So war meine ganze Beziehung zu Gott nie von Angst motiviert. In den Zeiten, als ich meinte, es sei für mich das Richtigste, gegen ihn zu rebellieren, hatte ich auch nie Angst. Die Konsequenzen meines Tuns waren ja frei gewählt. Und trotz allem Rebellischen, war ich zuversichtlich, dass, wenn Gott der ist, den ich anbeten und lieben könnte, er auch groß genug wäre, mir zu vergeben, wenn ich einmal darum bitte und es ernst meine mit meiner Umkehr zu ihm. Und so war das auch.

Darum habe ich das, was man Buße nennen könnte, auch nie als Strafe erachtet, was es ja auch nicht war. Es war ja dann mein Interesse, mich von so manchem zu reinigen, was mir anhaftete, damit das, was ich meinem Herrn geben kann, nämlich mich, nicht ganz so unschön aussieht. Liebe ist ganz offenbar  stärker motivierend als Angst und sie kommt gar nicht auf die Idee zu fragen "Reicht das jetzt endlich?" sondern forscht, ob es denn nicht noch irgendetwas gibt, was sie tun könnte. Aber das ist kein unruhiges (beunruhigtes) Forschen sondern ein von Freude Getragenes.

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