Pastoral kommt von "pastor = Hirte" und ein Hirte soll gut für seine Herde sorgen, das heißt dass er nicht das Gesetz (Kirchenrecht) um des Gesetzes willen durchsetzt, sondern das im Blick hat, was das Recht schützen und bewahren will, das Seelenheil der ihm Anvertrauten.
Die in Frage stehende Causa ist die folgende:
Das Gespräch mit einem befreundeten Pfarrer kam auf die Verdächtigungen gegen Pfarrer J., die derzeit kursieren und mein Gesprächspartner hatte persönliche Vorbehalte gegen den Beschuldigten. Ich wollte wissen, um was es ging und es war eine pastorale Frage. Mein Gegenüber ist der Meinung, es sei pastoral, bei Ehepaaren verschiedener Konfessionen könne der nicht-katholische Ehepartner auch zur Kommunion gehen, falls er ein "katholisches Glaubensverständnis" bekunde. Das sei so allgemein gehandhabt worden in Deutschland. Pfarrer J. habe ein jedes solches Ehepaar besucht und mit ihnen ein Gespräch geführt, warum er das nicht so handhabe.
Also. Pfarrer J. hat das nicht einfach verkündet und durchgezogen sondern hat sich die Mühe gemacht mit jedem zu sprechen, um möglichst persönlich abzuklären warum und wieso das so ist. Ich halte das eher für bewundernswert.
Mein direkter Einwand war, dass das leider in meinem Heimatort so gehandhabt wurde, dass der nicht-katholische Ehepartner sogar zur Kommunion eingeladen wurde. Woraufhin zahlreiche Katholiken folgerten, dass die Beichte vollkommen unnötig sei, da die andern ja überhaupt nie gebeichtet hatten. Die Folgen von so etwas sind ja bekannt.
Aber genau hier ist tatsächlich die Crux des merkwürdigen "Zulassungsargumentes". Hätten diese vielen Nichtkatholiken tatsächlich ein katholisches Eucharistie- und Glaubensverständnis gehabt, wären sie ja nie auf die Idee gekommen, die Eucharistie empfangen zu wollen, ohne wenigstens einmal eine Lebensbeichte abzulegen. Denn davon auszugehen, dass jemand ein heiratsfähiges Alter erreicht hat und im Zustande völlig sündenfreier Unschuld ist, halte ich schon für recht unwahrscheinlich. Also kein Zorn, keine Trägheit, keine Umnäßigkeit irgendeiner Art, kein Stolz, kein Neid, keine Unkeuschheit, keine Lüge - kurzum kein Haken auf der ganzen Liste der "Todsünden" genannten schweren Sünden, deren Bereinigung man nun doch suchen sollte, bevor man die Eucharistie empfängt.
Natürlich gibt es tatsächlich - wie immer - die pastorale Ausnahmesituation, die keine Legitimierung ist sondern eben eine Ausnahme, die echte Not wenden helfen soll: wenn also jemand nach der Eucharistie als einer Art rettendem Strohhalm greift, sich der Unrechtmäßigkeit bewusst und dennoch in der Hoffnung dadurch Hilfe zu finden. Situationen eben, in denen man auf Gottes Barmherzigkeit hoffen und vertrauen darf. Oder wenn eine wirklich vertrackte Situation die Konversion einfach nicht zulässt, dann kann unter Umständen in oben genanntem Vertrauen eine Ausnahme gemacht werden. Aber es muss allen Beteiligten klar sein, dass es genau dies ist, eine einer Not gehorchende Ausnahme. Und hilfreich wäre es sicher auch, die Lage zumindest annähernd denen zu skizzieren, die deren Zeugen werden. So etwas wäre auch eine klare pastorale Erfordernis.
Die einzige andere mögliche Schlussfolgung aus einer anderen Handhabung wäre tatsächlich: es gibt keine schweren Sünden, die Beichte ist im Grunde unnötig.
Und genau das haben solche Praktiken ja leider auch im Bewusstsein der ganzen Bevölkerung hierzulande verwurzelt. Es geht fast niemand mehr beichten, weil sich jeder für im Grunde sündenfrei hält, da er ja niemanden getötet hat (die durch Verhütungsmittel und Abtreibung ums Leben gebrachten Kinder zählen ja sowieso nicht) und auch niemanden ausgeraubt hat (Betrug beim Finanzamt ist ja Selbstverteidigung, meinen viele) und Bequemlichkeitslügen, die man gern Notlügen nennt sind ohnehin selbstverständlich.
Was hilft es also, wenn zum Jahr des Glaubens so intensiv darauf hingewiesen wird, dass das Bußsakrament die Grundlage für ein solides Glaubensleben ist, wenn "pastoraler" Umgang mit der Eucharistie laut das Gegenteil verkündet?
Bedenkt überhaupt jemand solche pastoralen Konsequenzen?
Kann man sich ernsthaft darin sonnen, "barmherzig" gehandelt zu haben (wobei man in Wirklichkeit unangenehme Konfrontationen vermieden hat) und dabei ganz nebenher andere wegen der Schlüsse die sie aus dem Beobachteten ziehen, um ihr Seelenheil gebracht zu haben? Sind die dann einfach selbst schuld und haben keinen Hirten verdient? Sind die dann a) "Pharisäer" (weil sie so gesetzlich sind) und kurz darauf b) am Glauben nicht interessiert und leider pastoral nicht erreichbar (weil sie natürlich nicht gesetzlich sein wollen und dann gleich alle kirchlichen Regelungen für so beliebig halten, dass sie darunter auch die Kirchenzugehörigkeit rechnen)?
Ich kenne inzwischen zahlreiche Geschichten von Konvertiten, die wirklich viel Schmerzen und Unannehmlichkeiten für ihre Konversion in Kauf genommen haben, weil sie solche Sehnsucht nach dem Empfang der Eucharistie hatten, und deren Leidens- und Freudenweg den Glauben vieler anderer mitaufgebaut hat.
Warum wird die Freude die am Ende eines oft dornenreichen Weges steht durch scheinbare "Barmherzigkeit" so vielen verschlossen, weil sie gar keinen Begriff vermittelt bekommen, was der Empfang der Kommunion wirklich bedeutet?
Warum wird in Kauf genommen, dass Katholiken den Eindruck bekommen, der Leib Christi, sei nur so eine Art Brot für das Gemeinschaftsmahl statt Nicht-Katholiken zu vermitteln, dass es das Heiligste ist, das wir haben, das nicht einfach jederzeit frei für den eigenen Bedarf verfügbar ist, sondern dessen Empfang auch eine bestimmte Disposition verlangt?
Vielen Dank für Deine Erklärung, das sind in der Tat die Vorwürfe für einen engagierten Priester wenn er den katholischen Glauben ernst nimmt.
AntwortenLöschenUnd es ist das was mich immer wieder voller Unverständnis auf die schauen läßt, die sich die Heilige Eucharistie als ein Sonntagsbrot abholen das ihnen zusteht, anstatt sie als das große Geschenk zu würdigen das sie ist, und die sich gleichzeitig damit brüsten daß sie seit 30 Jahren nicht beichten gegangen sind.