"94. Es ist den Gläubigen nicht gestattet, die heilige Hostie
oder den heiligen Kelch «selbst zu nehmen und noch weniger von Hand zu Hand
unter sich weiterzugeben».[181] Außerdem ist in diesem Zusammenhang der
Mißbrauch zu beseitigen, daß die Brautleute bei der Trauungsmesse sich
gegenseitig die heilige Kommunion spenden."
Der zweite Satz betrifft mich gerade weniger, aber mit dem ersten Satz war ich in dieser Woche wieder konfrontiert. Es war eine Messfeier an Gedenktag Cäcilias, versammelt waren die Vertreter verschiedener geistlicher Gemeinschaften. Der Embolismus wurde den Rubriken entgegen auch wieder ausgelassen aber ansonsten war es ein andächtiger Gottesdienst.
Mein erstes kleines Problem kam, als das Vaterunser nahte: es wurde zu allseitigem Händchenhalten aufgefordert, und ich mache das nicht, weil ich auch sonst bei keinem Anlass mit irgendjemand händchenhaltend dastehe und es mir widerstrebt, mich dann ausgerechnet beim Beten des Vaterunsers so seltsam zu verhalten. Also stand ich so mit im Kreis.
Und dann reichte der Zelebrant die Hostienschale in den Kreis. Das Problem hatte ich völlig vergessen gehabt, da es mir nun schon länger nicht begegnet war. In knapp einer Minute heftigem Denken kam ich zu folgendem Schluss: "Ich kann nicht die Kommunion empfangen, die meine Hingabe an den Willen Gottes mitbezeugt, wenn ich es auf eine Art und Weise tue, mit der ich wissentlich die kirchlichen Weisungen missachte. Also ehre ich Gott wohl mehr, wenn ich jetzt geistlich kommuniziere und keinen Gehorsam breche."
Dann nahte die Kelchrunde. Inzwischen hatte ich noch zwei Minuten zum Nachdenken gehabt. Dabei war ich zu dem Schluss gekommen: Wenn ich das, was hier geschieht für so grundlegend falsch, weil im Widerspruch zur kirchlichen Ordnung halte, sollte ich mich auch nicht am Weiterreichen beteiligen. Ich ging also im entscheidenden Moment einen Schritt zurück und ließ meinen Nachbarn rechts den Kelch dem Nachbarn links reichen.
Ich denke, ich habe jetzt so einen modus vivendi gefunden, mit solchen plötzlich auftauchenden Situationen umzugehen, ohne irgendeinen Eklat zu verursachen.
So werde ich zwar durch missbräuchliche Praxis bei der Kommunionspendung um nicht zum Mittäter zu werden selbst von der Kommunion ausgeschlossen.
Damit sehe ich mich in derselben Lage wie jemand, der sich durch eigene Entscheidungen dahin gebracht hat.
Allerdings muss ich sagen, ich fühle mich ganz und gar nicht als "Katholik zweiter Klasse" durch solch ein Ausgeschlossenwerden, das ja meinerseits unverschuldet ist. Mein Anliegen ist es ja, meinen Herrn zu ehren, nicht "etwas" zu bekommen.
Vielleicht kann ein solcher Umgang mit der Situation auch zu ihrer Lösung führen. Denn angeblich ist das Schalen- und Kelchherumreichen ja ein gemeinschaftsförderndes Element, vermute ich zumindest. Wenn es also ganz klar das nicht tut, gibt man es vielleicht endlich auf und hält sich an das, was sein sollte.
Ich jedenfalls möchte mich nicht mehr zwingen lassen, aktiv daran mitzuwirken, kirchliche Ordnungen zu brechen, nur um das nette Gemeinschaftsgefühl zu wahren.
Kenn ich nur zu gut. Habe mich auch schon aus der einen oder anderen "Runde" spontan verflüchtigt... Ich kann damit leben, denn, wie du sagst, es geht ja um IHN, und nicht um das Miteinander.
AntwortenLöschenDas habe ich schon vor vielen Jahren als Seminarist in unseren Fakultätsgottesdiensten so gehalten - um einen Eklat zu vermeiden und trotzdem meinem Gewissen zu folgen. Mit dem Ergebnis, daß ich bei vielen meiner KommilitonenInnen (das "Innen" ist ironisch gemeint) und auch Zelebranten als "erzkonservativ" unten durch war.
AntwortenLöschen