So habe ich das gerade auf einer Reise erlebt: Ein Mitreisender viel mir durch mitgehörte Gespräche auf, in denen er empört über Kirche und Glauben schimpfte. Irgendwann begann er so einen Monolog, als wir uns bei Tisch gegenübersaßen. Es waren keine sonderlich neuen Argumente, die er brachte, also hatte ich auch ohne Unterlagen ein paar gute Konter parat. Es war schon eine Konfrontation, und ich überlegte, ob der Rest der Reise jetzt etwas angespannt würde.
Im Gegenteil. Am nächsten Morgen kam heraus, dass er dankbar für den Widerspruch war und dass er in Wirklichkeit ganz verzweifelt Gott begegnen und glauben möchte und es nur nicht schafft, den Glauben aufzubringen, der sich auftut, wenn alle Mittel der Vernunft und des Selbst-Durchdenkens erschöpft sind, um hinüberzuspringen. Er weiß sogar, dass er vor genau diesem Abgrund steht, den er von den Glaubenswegen anderer aus der Literatur kennt, und Hilfe braucht. Er gab auch zu verstehen, dass er sich sehnlich wünscht, dass für ihn gebetet wird.
Und darum schreibe ich das hier auch, damit er diese Assistenz bekommt, auch wenn er nicht gekannt wird.
Und natürlich auch, um anderen Mut zu machen, nicht gleich jede Diskussion zu meiden; auch Leute, die sich wie der Zerberus aufführen, können in Wirklichkeit Suchende sein, die jemanden herauslocken wollen, der das hat, was sie gerne hätten und nicht finden können.
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