Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Eine liturgische Frage und viele Fragen zu Schweizer Lokalmerkwürdigkeiten

mal wieder mit Korrektur, da gestern abend zu eilig geschrieben:
Vaticanus hat einen Post geschrieben, in dem die Frage nach dem Platz des Diakons in der heutigen alten Messe gestellt wird. Ich kenne mich in solchen liturgischen Fragen nicht aus. Es hat jedoch den Anschein, der Diakon könne darin nur sinnvoll seinen liturgischen Platz einnehmen, wenn es einen Subdiakon gibt. Subdiakone gibt es aber schon lange nicht mehr.
Die Frage scheint erst einmal nicht relevant zu sein, da sie nur wenige betrifft. Ich denke sie ist aber durchaus beachtenswert. Nicht nur, weil einige Ständige Diakone, die die alte Messe ablehnen, dies auch darum tun, weil sie ihr Diakonsein auch durch anderes mit dieser Messe Zusammenhängende bedroht sehen. Sondern auch, weil das eine Frage ist, die alles andere als rückwärtsgerichtet ist. Wie sie zu lösen ist (Anpassung der Liturgie?, Wiedereinführung des Subdiakonats?, …), ist kein Thema für hier.

Ich bin dem Link bei Vaticanus  zum Artikel einer Schweizer Zeitung über Bischof Huonder gefolgt. Da werden Schweizer Ängste verbalisiert, die wie immer, wenn es mit der alten Messe zu tun hat, erstaunlich überbordend sind.

Der Bischof will Priester ausbilden, die die „lateinische Messe“ lesen.
Mal abgesehen davon (und das weiß anscheinend nicht nur dieser Journalist nicht), dass es gar nicht um Latein oder nicht, was nach wie vor Originalsprache für jede Messe jeder Art ist, geht, sondern um eine liturgische Form. Es wird sofort etwas Beunruhigendes befürchtet: „die Heranbildung eines Parallelklerus“. Was das genau heißen soll, wird nicht erklärt. Ob es dann einen Pfarrer für lateinische und einen für nicht-lateinische Messen gäbe oder so etwas, fragt man sich verwundert.

Dann erinnert Journalist Meier, schon Bischof Haas habe ein Priesterseminar ohne Laientheologen vorgeschwebt.
??????? – Also ein Seminar nur für geweihte Priester? Oder durfte man erst nach der Diakonatsweihe eintreten? Oder war das vorher gar kein Priesterseminar mehr sondern ein Ausbildungszentrum mit Wohngemeinschaft für Gemeindereferenten, Pastoralreferenten und Priesteramtskandidaten? – Ich habe keine Ahnung. Und obwohl Herrn Meier diese Assoziation zu „Parallelklerus“ einfällt,  finde ich da erst recht keinen Zusammenhang.

Dann kommt die übliche Falschbehauptung, die „außerordentliche Form“ sei bis vor kurzem verboten gewesen. Das ist irgendwie wie mit dem hoch eisenhaltigen Spinat: jeder hat es abgeschrieben, erst nach Jahrzehnten flog der Druckfehler auf.

Dann die recht intolerante Ausgrenzung die durch Domherr Stampfli vorgeschlagen wird: wer die alte Messe will, solle in eine eigene Personalprälatur (so wie die übertrittswilligen Anglikaner, nur dass es bei jenen Eingliederungshilfe sein soll, bei den seitens Herrn Stampfli unerwünschten Katholiken eher Ausgliederungshilfe), das könne dann der Bischof übernehmen, dann bekäme man einen neuen.

Immerhin bringt Herr Meier dann eine klare Darstellung dessen, was der Bischof sagt. Er wolle sich nicht von der Petrusbruderschaft abhängig machen, sondern diözesane Priester haben, die die alte Messe feiern könnten. Und er selbst habe in diesem Jahr in seinem Bistum 120x die Messe in der ordentlichen und nur 5x in der außerordentlichen Form zelebriert. 

Jedoch, gibt Herr Maier zu bedenken, habe Bischof Huonder gewagt, bei der Liturgietagung in Herzogenrath bei Aachen ein lateinisches Hochamt zu feiern, und diese Tagung sei von „den Traditionalisten“ abgehalten worden. Nun weiß ich nicht, was Journalist Meier als Traditionalisten bezeichnet, und ich bin in diesem Feld nicht völlig firm. Aber soweit ich weiß, bezeichnet man die Piusbrüder als Traditionalisten. Bei der Tagung bei Aachen handelte es sich aber nicht um diese sondern um in völliger Einheit mit Rom stehende Katholiken, die damit juristisch den gleichen Status wie alle anderen haben sollten. Von daher war jenes Hochamt dann wohl doch nicht so gewagt, wie Herr Meier meint.

Einen Absatz kann ich gar nicht dechiffrieren, da fehlen mir Lokalkenntnisse:
„Huonder lässt die ausserordentliche Liturgie auch in anderen Schweizer Bistümern zelebrieren, etwa durch Martin Ramm in Flums, das zum Bistum St. Gallen gehört. Sorge bereitet dem pensionierten Pfarrer Albert Lienert, dass der für Flums zuständige Pfarrer Emil Hobi die lateinische Liturgie von Ramm feiern liess, ohne die anderen Priester darüber informiert zu haben. Seither lehnt Lienert es ab, weiterhin seine priesterlichen Dienste anzubieten. Wie viele andere Priester seiner Generation finde er es verhängnisvoll, wenn «die Kirche das Heil in der Vergangenheit sucht und die Bedürfnisse der heutigen Menschen übergeht».“

Ist an der Person des Martin Ramm irgendetwas besonders Anstößiges? Ich weiß nicht, wer das ist. Welche Priester (außer dem Pfarrer, der einverstanden war) hätten informiert werden müssen, wenn er eine Messe in Latein feiert und warum? Und wieso will Pfarrer Lienert seitdem nicht mehr als Priester wirken? 
Ich bin nun doch etwas verwirrt. Aber vielleicht betrifft die Verwirrung auch jenen Pfarrer Lienert, denn wenn ich den von ihm geäußerten Satz betrachte, geht der an den Tatsachen vorbei. Er moniert die Bedürfnisse der heutigen Menschen würden übergangen. Dabei wurde gerade diesen Bedürfnissen doch hier nachgekommen? Oder waren das keine heutigen Menschen? Aber was sind dann heutige Menschen? Gibt es da eine Spezialdefinition? Und wieso sucht die Kirche das Heil in der Vergangenheit, wenn sie irgendwelchen Menschen, die keine heutigen sind, sondern nur heute leben und das Bedürfnis nach einer Messe in Latein haben, eine solche Messe halten lässt? Sie hat sich doch dann um eine aktuelle Frage gekümmert, oder?

Auch die Kommentare werfen für den unbedarften Leser Fragen auf. So scheinen einige der Kommentierenden der Meinung zu sein, eine Messe in Latein zu lesen, sei ein Ausdruck von Machtstreben und wolle Menschen durch Angst beeinflussen. Außerdem werde die Kirche dadurch zum „verschrobenen Männerbund“ und komme der „Unterwerfungssehnsucht mancher Leute“ nach.
Sicher gibt es irgendwo Texte, die solche doch etwas weit hergeholt scheinenden Zusammenhänge näher erläutern können.

2 Kommentare:

  1. Ich habe mir erlaubt, diesen Artikel auf meiner Seite zu verlinken. Besten Dank!

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  2. Vielleicht ist das Problem mit Pater Ramm, daß er der Petrusbruderschaft angehört. Ansonsten keine Ahnung.

    Daß "die Bedürfnisse heutiger Menschen" fundamental anders sein müssen als meine, ist irgendwie eine Art Treppenwitz der Kirchengeschichte. Wenns nicht so traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen.

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