Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 20. Oktober 2012

Wie sag ich's (m) einem Kinde?

Der Auslöser war, dass mein Bruder erwähnte, mein hier schon mehrfach zitierter Neffe (9 Jahre) habe sich geweigert, sonntags mit in den Gottesdienst zu gehen. Oma (meine Mutter) am Boden zerstört. Opa (mein Vater)  fordert empört, dass ich mich darum kümmere. Ich empfehle, dass die beiden gar nichts erwähnen und schneide das Thema kurz an, nachdem wir ein zusammen am PC gespielt haben.

Heraus kam: Der Papa geht nicht in die normale Messe, in die er schon eher mitginge sondern in den Kindergottesdienst: "Du hast ja gesehen, was die da machen!! Würdest du da etwa hingehen?" Nein, würde ich auch nicht. Für jemanden, der Chaos, hohe Geräuschpegel und Malen verabscheut wie dieser Junge, definitiv nichts, wo er hingehen würde.

So weit, so schlecht. Wie bringt man einem Kind, dem das als Sonntagsgottesdienst verkauft wurde, bei, dass es bei der heiligen Messe um ganz anderes geht. Nachdem der Kommunionunterricht (s. entsprechenden Label) da alle Chancen vertan hatte?

Als mein Neffe das nächste Mal erklärte, ihm sei gerade langweilig, schlug ich also vor, dass wir für 15 Minuten rüber in die Kirche gehen, um ihm da etwas zu zeigen. Wollte er nicht. Begründung: "Das hätten die mir im Kommunionunterricht erklären sollen. Die haben das nicht getan. Also sind die schuld."
Meine Antwort: "Sie haben es nicht erklärt. Das ist ihre Schuld. Richtig. - Aber du hast das Angebot, etwas erklärt zu bekommen. Wenn du es nicht nutzt, ist das deine Schuld." Kurzes Nachdenken. Okay, er kam mit. Aber wirklich nur für 15 Minuten.

Unterwegs fing ich an etwas zu erzählen. Ob er etwas von der Seitenwunde weiß, die Jesus am Kreuz hat. (Wie immer keine Ahnung.) Dass da ein Soldat seine Lanze reingestochen hat, weil er wissen wollte, ob Jesus tatsächlich schon tot war. Und dass Blut, dass schon länger stillsteht, sich in feste rote Bestandteile und helles Serum teilt. Und dass beides herausfloss, als da mit der Lanze reingestochen wurde. Und dass das unter anderem auch ein Zeichen ist für die Sakramente Taufe und Kommunion. Das Wasser (oder das, was so aussieht) für die Taufe und das Blut als das ganz Wichtige, mit dem Jesus alle Sünden ausgelöscht hat, falls man sie ihm überlässt.

Im Kircheneingang haben wir kurz das Kruzifix betrachtet, auf dem die Seitenwunde zu sehen war. Und dann sind wir nach vorne in den Altarraum zum Hochaltar. Ich habe ihm gezeigt, dass über dem Altartisch dort auch ein Kruzifix steht, mit der Seitenwunde, aus der das Blut fließt und gesagt, dass in der Messfeier genau dieser Augenblick da ist und das Blut, das uns von der Schuld frei macht, dann in dem Kelch ist, auch wenn es noch wie Wein aussieht und dass deswegen auch das Dabeisein bei diesem Ereignis etwas von unserer Schuld wegnehmen kann, weil das einfach das ist, was das Blut Jesu macht.

Das fand mein Neffe sehr einleuchtend. Ja, dann sei es schon sinnvoll in den Gottesdienst zu gehen. "Und warum haben die uns das nicht gesagt?"
Tja, meinte ich, weil es Leute gibt, die meinen, dass Kinder so etwas nicht verstehen und dass sie Angst bekommen, wenn sie auch nur etwas von Blut hören. Der indignierte und ingrimmige Blick darauf sprach wahre Bände. Er fand das empörend.

Das war jetzt natürlich eine sehr verkürzte Darstellung, die ich ihm gegeben habe. (Ich hatte ja nur 15 Minuten. :) ) Aber ich hoffe, dass da jetzt doch etwas hängen geblieben ist, weil es ziemlich anschaulich war.

Montag, 8. Oktober 2012

kleine Videoreihe zum Jahr des Glaubens

Ich gebe hier die Mail wieder, die ich heute bekommen habe:

Liebe ____________,
vor einiger Zeit haben die Leiter der ICPE Mission mich gebeten, eine kleine (vierteilige) Videoreihe zu Beginn des "Jahr des Glaubens" zu gestalten. Diese Videos sind für die verschiedenen ICPE Zentren und damit verbundenen Gemeinschaften und Gruppen gedacht. Also wurden sie in Englisch aufgenommen.

Wir haben uns dann gedacht, wir könnten das alles dann doch auch mit relativ wenig Aufwand in Deutsch aufnehmen.
Gesagt, getan.

In dieser kurzen vierteiligen Reihe nehmen wir das "Jahr des Glaubens" und das Schreiben "Porta Fidei" von Papst Benedikt XVI. zum Anlaß uns Gedanken zu machen über das Wort Gottes und den Katechismus ... und warum wir ihn nicht lesen.
Es ist unser Gebet, dass diese kurzen Betrachtungen ein wenig dazu beitragen, dass uns das Wort Gottes in seiner ganzen Herrlichkeit immer neu aufstrahlt und formt.

Wir haben jeweils den
Youtube - Link (falls ihr das Video einfach nur anschauen möchtest) und einen
Download - Link (falls ihr das Video lieber herunterladen und mit anderen schauen möchtet) aufgelistet:

Teil 1: Die Symphonie
Youtube:
http://youtu.be/Sab6R2hwSPA
Download Link:
http://db.tt/Rc3Kh6V3


Teil 2: Die Tür
Youtube:
http://youtu.be/-ScKz4ao3lE
Download Link:
http://db.tt/JndosT16

Teil 3: Der kleine Junge
Youtube:
http://youtu.be/3RsTiUJhVIA
Download Link:
http://db.tt/AH1kXp29

Teil 4: Indiana Jones
Youtube:
http://youtu.be/TrjwJ3WZlwk
Download Link:
http://db.tt/3SwBtvtB

Wir wünschen Euch viel Freude und Gottes Segen
und ein großartiges "Jahr des Glaubens"

--

Michael Papenkordt

ICPE Mission | Sommerstr. 19c | 68219 Mannheim

Sonntag, 7. Oktober 2012

Taufe: die Wahrheit, ein bisschen davon und das gut verborgen

Animiert durch den Kommentar zu katholisch.de beim Beitrag vorher, habe ich mir da auch etwas näher angesehen, nämlich, was denn dort so an Informationen zum Thema "Taufe" erscheint. Jede Menge, viel Organisatorisches und eigentlich nichts Tiefergehendes. Anregungen zur Gestaltung von Tauffeiern kann man sich dort holen, viel über die Taufe erfahren nicht.

Da ist zum Beispiel die Definition der Taufe: "Durch die Taufe werden Menschen zu "Kindern Gottes" und Mitgliedern in der Glaubensgemeinschaft der Christen, der Kirche."
Nicht falsch, aber sehr unvollständig.

Zum Vergleich die Definition aus dem Youcat: "Die Taufe ist der Weg aus dem Reich des Todes in das Leben; das Tor in die Kirche und der Beginn einer bleibenden Gemeinschaft mit Gott. Die Taufe ist das grundlegende Sakrament und die Voraussetzung für alle anderen Sakramente. Sie vereinigt uns mit Jesus Christus, nimmt uns hinein in sein erlösendes Sterben am Kreuz, befreit uns dadurch von der Macht der Erbsünde und allen persönlichen Sünden und lässt uns mit ihm auferstehen zu einem Leben ohne Ende. Da die Taufe ein Bund mit Gott ist, muss der Mensch 'Ja' dazu sagen. Bei der Kindertaufe bekennen die Eltern stellvertretend den Glauben."

Um nur ein paar Aspekte aufzuzeigen, die auf katholisch.de unterschlagen, im youcat-Text dagegen kurz angesprochen werden:

Wir werden nicht einfach irgendwie "Kinder Gottes" - wir werden vereinigt mit Christus und sind darum "Sohn Gottes" als Teil seines Leibes.
Es ist ein Bund mit Gott, der ein ständig gelebtes Ja erfordert, kein einmaliges Ereignis, das in sich abgeschlossen ist, sondern ein Weg, ein Tor.

Hier geht es um Tod und Auferstehung im Leben des Getauften. - katholisch.de erklärt, es sei schlicht ein Neuanfang, der das Kind offen für Neues mit Gott mache, die psychische Familiensituation werde von ihm abgewaschen. (UND DAS klingt sehr New Age)

Wir werden von der Macht der Erbsünde befreit - auf katholisch.de zum Beispiel versichert ein Text von Anselm Grün, Erbsünde sei ein mittelalterliches Konzept, das Kind werde nur "aus einem Schicksalszusammenhang herausgenommen", was auch immer das heißen soll.

Den Rest kann man hier nachlesen, kommentieren könnte man da noch sehr viel.

Offenbar hat auf der Seite unserer Bischofskonferenz jemand versucht, das Rad (d.h. die Taufe) neu zu erfinden in wohlklingenden Definitionen.
Warum konnte da eigentlich nicht der kurze und klare youcat-Text genommen werden, dem ein wenig liebevolle Ausführung und Ausgestaltung auch nicht schlecht bekommen wäre, kurz und knapp, wie er gehalten ist.

Mir kann dazu die Eidformel in den Sinn: die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

Auf katholisch.de erfährt man dagegen: die Wahrheit, ein bisschen von der Wahrheit und vieles was die Wahrheit möglichst gut unter hübschen Ausschmückungen verbirgt.

Aber ist so etwas überhaupt redlich?

Unterschlägt katholisch.de Teresa von Avila?

Heute steht auf der Hauptseite der Link zu einem Artikel über die Erhebung Hildegard von Bingens zur Kirchenlehrerin und darin wird behauptet, diese Ehre sei bisher nur zwei anderen Frauen zuteil geworden.

Zitat: "Bislang gibt es 33 Kirchenlehrer, nur zwei von ihnen sind Frauen. Die eine ist Katharina von Siena (1347-1380), die andere Therese von Lisieux (1873-1897)."

Dass Paul VI schon 1970 auch Teresa von Avila zur Kirchenlehrerin erklärte, ist da der Renommierseite der dbk irgendwie entgangen, scheint es. Oder jemand ist durcheinandergekommen, weil da zweimal Theresa auftauchte?

Ich hatte die Seite aufgesucht, weil ich nach einer TV-Übertragung des heutigen Gottesdienstes in Rom zur Eröffnung der Synode suchte; leider gab es da keine Hinweise. Fündig wird man aber bei EWTN, das auch am Donnerstag den Gedenkgottesdienst zur Eröffnung des Vaticanum II als livestream übertragen wird.

Samstag, 6. Oktober 2012

Unverwirklichte Konzilshoffnungen

Das "Wort der deutschen Bischöfe zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils" (puh, was für ein Titel!) habe ich schon vor ein paar Wochen durchstudiert. Mit dem Kuli in der Hand, um nicht zu vergessen, was mir dazu ein- oder auffällt, weil ich nicht oft Zeit habe, so etwas gründlicher zu lesen.
Was ich jetzt schreibe ist auch keine Rezension, sondern das, was ich als normaler Kirchgänger dabei überlegt habe. Wobei ich stets die Frage im Hinterkopf hatte: "Funktioniert das denn auch so, wie es gedacht ist/war? Oder hat die Idee von vornherein ein paar wichtige Faktoren unbeachtet gelassen, die sie - so schön sie ist - unpraktikabel machen?"  Ich dachte dabei auch an das Problemfeld Religionsunterricht und Katechese, mit dem sich die Bischofskonferenz an einem Studientag beschäftigte. Da wurde ganz explizit gesagt, dass es der Würzburger Synode (diesem Treffen aus für mich ungefähr so grauer Vorzeit wie das Vaticanum II) beschlossen hatte, dass Katechese in die Gemeinde gehöre und dort stattfinden solle, während der Religionsunterricht ergänzend dazu Hintergründe liefern solle (Ethik, Philosophie, andere Religionen, soziales Verhalten usw.), die im Grunde auf der Katechese aufbauen. Im Ansatz ist das schon richtig, wo kann man den Glauben besser erfahren und kennenlernen als in der Gemeinschaft der Glaubenden, die sich zur Gottesverehrung trifft und apostolisch tätig wird, im vollen Bewusstsein ihres allgemeinen Priestertums? Sehr schön in der Theorie. In der Praxis endete es weitgehend damit, dass alle potentiellen Orte der Katechese auf die jeweils anderen Orte und den Religionsunterricht setzten und - Ausnahmen bestätigen die Regel - die allgemeinen Pfarrkatechesen an das Niveau derer angepasst wurden, die die wenigsten Vorkenntnisse hatten, was in vieler Art in einer Art Katechese auf Kindergartenniveau für alle Altersgruppen endete. Mit dem Erfolg, dass Eltern sich überfordert vielen, ihren eigenen Kindern Glaubensinhalte zu erklären, weil sie ihnen nie erklärt wurden und wo es nur mit intensivem Selbststudium (und wer investiert dazu die Zeit und das meist noch ohne Anleitung?) möglich ist, sich selbst in Bezug auf den eigenen Glauben weiterzubilden? - Aber ist man bereit, die Bilanz zu ziehen und zu sagen: "Die Idee war im Grunde gut, aber sie funktioniert nicht?"

Also denn, die deutschen Bischöfe kapitulieren in ihrem "Wort", was die wesentlichen Elemente der Reform waren, die das Vaticanum II bewirken wollte/sollte.
Sie erklären das "aggiornamento" am Beispiel der Liturgie. "Die Teilhabe der Gläubigen am Priestertum Christi kraft der Taufe erfordert von der feiernden Gemeinde die geistliche Haltung tätiger Teilnahme am liturgischen Geschehen." Völlig richtig. Nur. Es gibt da gewisse Probleme. Mal ganz außen vor, dass viele immer noch denken, "tätige Teilnahme" hieße "möglichst viele Tätigkeiten und das möglichst ununterbrochen ausüben", während es heißt, "sich möglichst jeden Augenblick vergegenwärtigen, was in der Liturgie gerade geschieht und sich bewusst sein, warum und wie Gott gerade so am besten und einem Willen gemäß geehrt wird bzw. was das hier erlebte Handeln Gottes zu unser aller Heil wirkt".
Ich kenne das aus eigener Anschauung, mit meinem IQ180 und fest entschlossen, der Liturgie aufmerksam zu folgen, begebe ich mich  in den Gottesdienst und bin dann - wenn ich nichts zu Hilfe nehme - nach spätestens 15 Minuten derart abgelenkt, dass ich nicht mehr zuhöre (von wegen gar tätig teilnehme) und kaum noch weiß, was überhaupt in den liturgischen Texten vorkam. (Weil ich aus reinem Selbstschutz bei so manchen recht sinnfreien und zusammenhanglosen Äußerungen des Predigers in Predigt und Statio auf Nicht-genau-hinhören schalte. Weil eine Sondereinlage, die in keiner Liturgie steht, mich völlig durcheinanderbringt. Weil es irgendwie nervt, dass der Pfarrer statt zu beten sichtbar Leute zählt. Weil gerade jemand Sachen erzählt, die eigentlich mit der katholischen Lehre nicht vereinbar sind und ich mir überlege, was man am besten auf sowas erwidern sollte. und und und.) 
Es geht ja auch nicht nur mir so. Die Teilnahme der meisten ist so tätig, dass sie nicht einmal wissen, was das Evangelium war. Und da nie jemand, den ich fragte, wusste, was der Pfarrer überhaupt gepredigt hatte, habe ich bisher auch ganz verzichtet, ihn auf theologischen Unsinn in seinen Darlegungen hinzuweisen. Man muss ja niemand unnötig ärgern, falls er gar keinen verwirrt. - Bei manchen Sondereinlagen wissen gut 60% gar nicht mehr, in welchem Teil der Messe sie gerade sind, da sie auch die Anfangsworte der Hochgebete nicht identifizieren können. Das lernt man ja nirgends. Auf Verdacht stehen dann die einen auf oder setzen sich, bis irgndwann die Wandlungsworte selbst das große Aha-Erlebnis liefern. Zumindest bei denen, die häufiger da sind.
Zur Förderung der tätigen Teilnahme wäre es nötig, zum Beispiel zum Besitz der liturgischen Messtexte zu ermutigen. Möglichkeiten gibt es ja viele: Schott, die Publikation "Magnificat" u.a. Aber das habe ich in meinem Pfarreidasein bisher noch nicht erlebt.
"Den Glanz edler Einfachheit und die Durchschaubarkeit der Riten wünschten die Konzilsväter." Erreicht haben wir inzwischen eine völlige Verwirrung. Sind wir jetzt mit dem Gebet dran, dass unser Pfarrer uns immer sprechen lässt oder lässt er den Text davor diesmal doch nicht weg? (zum Beispiel und siehe auch direkt darüber)
Gerade die zur Regel gewordenen Eigen-Liturgien haben alles undruchschaubar gemacht. Die vielen Auslassungen und Abänderungen verunmöglichen oft Verständnis. Und Einfachheit? In einem Makrameeknoten von mehr oder weniger kreativen Einlagen, damit "die von uns gestaltete Messfeier allen lange im Gedächtnis bleibt"?
"Die Kirche und ihre Ämter sind von ihrem Dienst her zu verstehen." Völlig richtig. Aber wie kommt es dann, dass derart verbissen Ämter als Ermächtigungen zu Macht begriffen werden? Dass kaum jemand noch dienen will?  Sondern nach Führungs- und Entscheidungspositionen verlangt? Hier bräuchten wir dringend eine Rückkehr zu den ursprünglichen Intentionen.

"Deshalb ist es den Konzilsvätern ein Anliegen, das ganze kirchliche Leben am Wort Gottes auszurichten und den Gläubigen einen neuen Zugang zur Heiligen Schrift zu eröffnen." Absolut richtiger Ansatz. Aber wie kommt es, dass die viele selbst bei Zachäus (der, der in den Katechesestundengeschichten auf den Baum geklettert war, weil er Jesus sehen wollte) oder David große Fragezeichen auf recht vielen Gesichtern erscheinen. Denn bei den Lesungen - falls die jemand überhaupt hört, weil er noch in die Kirche geht - hört man ja meistens weg. Ständig wird man von überall berieselt, da ist man doch froh, einfach mal den eigenen Gedanken nachzuhängen. Und die Lektoren sind entweder relativ monoton (wie es ihnen beigebracht wurde) oder stolpern gar durch die Texte. Auch kann man sich an keinem Satz aufhalten sonst verpasst man ja den nächsten und gerät doch in Gedanken und das war es. Der Bibelkreis passt zeitlich nicht und wenn man das dicke Buch auf Gutdünken aufschlägt, gerät man an unverständliche Stellen. In der Predigt kommen die Lesungen meist nur als kurzer Aufhänger vor, um dann Alltagssituationen und moderner Literatur zu weichen, die laut dem Prediger aussagekräftiger sind. Hmmm, vielleicht sollte man jenen Roman kaufen, bestimmt spannender als die Bibelstelle, die "uns ja heute sowieso nicht mehr ansprechen kann".
Nein, das Anliegen der Konzilsväter wurde bisher nicht verwirklicht. Auffällig ist, dass die vorkonziliare Generation deutlich bibelfester ist .... Auch wenn sie nicht die komplette Bibel kennt.

"Es forderte alle Glieder der Kirche auf, sich selbstbewusst und ohne innere Vorbehalte mit den Fragen der Gesellschaft und der Kultur zu beschäftigen." Daraus wurde ein, die Meinungen der Gesellschaft möglichst 1:1 zu übernehmen und den Glauben so "neu auszulegen", dass er die vorherrschenden gesellschaftlichen Meinungen bestätigt. Von Selbstbewusstsein keine Rede: "Ich bin zwar katholisch, aber in Wirklichkeit bin ich genauso wie sie und lehne alles spezifisch Katholisch ab, besonders alle Lehrmeinungen." ist das neue Credo geworden.

"Deshalb dürfen wir uns auch in einer von vielen als unübersichtlich und bisweilen sogar bedrohlich empfundenen Gegenwart nicht auf uns selbst zurückziehen." Als ob das ginge. Die meisten von uns leben in einer weitgehend entchristlichten Welt. Unsere Freunde, Kollegen und Bekannten sind zu einem großen Teil Nichtchristen und wir müssen mit ihnen interagieren; es gibt kein Milieu mehr, in das wir uns zurückziehen könnten. Oder ist das ängstliche Verschweigen eigener Überzeugungen gemeint? Das "ich erwähne lieber nicht, dass ich tatsächlich ab und zu Gottesdienste besuche", das "eigentlich finde ich, das Kinder nicht getötet werden sollen, bevor sie geboren werden, aber ich ich darf mich nicht intolerant zeigen" oder das "ich wünschte mir manchmal schon, es gäbe etwas, an dem ich mich festhalten könnte, aber dann werde ich als unselbständig ausgelacht" und solche Dinge? Mut brächte es viel. Doch wer ermutigt uns?

Ist es nicht eher so, dass wenn ein (junger) Mensch versucht, sein Leben zaghaft an katholischen Überzeugungen auszurichten, er sofort mit Prügelworten wie "konservativ", "fundamentalistisch", "reaktionär", "triumphalistisch", "intolerant" usw. bedacht. Gerade seitens geweihter und ungeweihter Kleriker und Vertretern der Theologie und Inhabern von kleinen Pfarrei-Machtpositionen? Ich weiß, dass ich da fast nur von allen Seiten Prügel bekommen habe, als ich anfing darüber nachzudenken, was Gott denn nun von mir will und wie ich christlicher als bisher leben kann. Wie so viele habe ich erst einmal das katholische Umfeld etwas verlassen und freikirchliche Räume aufgesucht, um über den Glauben sprechen und austauschen zu können, ohne dass mein Wunsch nach "mehr" sofort eine Gesinnungspolizei auf den Platz rief. Ich selbst war persönlich trotz aller Zweifel, Fragen und Fastkirchnaustritt zu tief mit der katholischen Liturgie verbunden, als dass ich sie gegen die Freikirchenwelt hätte eintauschen wollen. Aber viele sind dort geblieben, weil sie in ihrer katholischen Gemeinde keine Möglichkeit sahen, im Glauben zu wachsen.
Wird das bedacht? Wohin die seit nunmehr 50 Jahren währende katholische Selbstzerfleischung geführt hat und führt? Dass es fast keinen Ort mehr gibt, an dem zarte Glaubenspflänzchen gehegt, gestützt, begossen und genährt werden? Dass es eher so ist, wenn sich an etwas Katholischem ein kleiner feiner grüner Trieb zeigt, sofort davon ausgegangen wird, dass hier ein massiver Baum steht? Den man möglichst schnell beschneiden muss, damit er nicht zu hoch und falsch wächst?

All das kam mir so, als ich das Wort der Bischöfe las.


Halbwegs tätige Teilnahme ist mir nur dank meines Schott-Messbuchs möglich.

Freitag, 5. Oktober 2012

Da unsere Bischöfe uns nicht so etwas Ansprechendes geschrieben haben,

hier also das Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum Jahr des Glaubens.
Ein wenig wünsche ich mir, ihre deutschen Mitbrüder hätten da einfach ihre Unterschrift darunter gesetzt.

Das Wort der deutschen Bischöfe zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils findet man hier . Gar nicht so einfach zu finden, wenn man den Wortlaut des Titels nicht kennt; meine ersten Versuche auf der dbk-Seite waren jedenfalls erfolglos, weil ich nicht wusste, wo das steckte und es auf der Titelseite erwartet hatte.
Was ohnehin auffällt ist die Akzentverschiebung in der Thematik. Natürlich ist das Jahr des Glaubens auch das Jahr des Konzilsgedenkens. Der Heilige Vater hat explizit vorgeschlagen, es zum Anlass zu nehmen, die Konzilstexte neu zu lesen und zu bedenken. Er selbst wird ja gerade zu diesen Katechesen halten. Aber das Jahr des Glaubens ist mehr, ist größer als ein schlichtes Gedenken.

Der Neuaufbruch, den die Konzilsväter erhofften und der zu einer Vertiefung des Glaubens, zu seiner Neuübersetzung in die aktuelle Zeit im Leben jedes einzelnen Gläubigen stattfinden sollte, ist viel diskutiert und benannt worden doch stattdessen kam es in vielem und bei vielen zu einer immer stärkeren Entfremdung vom eigenen Glauben, zu immer weniger Wissen um die Inhalte des eigenen Glaubens, zu einem sich stetig wachsenden Unverständnis der nichtgläubigen Umwelt, weil die Glaubenden selbst immer mehr von ihrem Glauben verloren.

Wenn wir jetzt also im Lesen und Bedenken der Konzilstexte an einen doch recht hoffnungsfrohen Startpunkt zurückgehen, dann nicht, um noch einmal intensiv alle Irrwege zu verfolgen, die bei der Umsetzung des Konzils ausprobiert wurden, sondern um von diesem Sprechen Gottes mit dem Wissen um viele mögliche Fehlentwicklungen noch einmal neu auszugehen und uns endlich wirklich der Aufgabe zuzuwenden, zu der wir in den letzten 50 Jahren nur sehr vereinzelt gekommen sind: die Strahlkraft und Schönheit des Lebens in und Mit Jesus Christus sichtbar zu machen, unser Leben immer mehr zu seinem werden zu lassen und so menschgeworden in die Welt hineinzuwirken.
Das ist wohl kaum machbar, werden hier die meisten einwenden. Natürlich ist es nicht machbar.Aber Gott kann es wirken, sobald wir anfangen, dem Heiligen Geist dabei die Leitung zu überlassen anstatt selbst eine Unzahl von Konzepten auszudenken und auszuprobieren. Unsererseits braucht es eigentlich nur ein Vertiefen unserer Beziehung mit dem Herrn, die unsere Hingabe wachsen lässt, so dass er ungehindert durch uns handeln kann.

kleine Unterschiede

Bei der Verlinkung der Papstansprachen gestern stieß ich auch auf das Video der Generalaudienz vom 3. Oktober 2012:  hier

Ich "blätterte" mal schnell durch und blieb am Ende hängen, als eine Reihe von Kardinälen kurz den Papst begrüßen darf, weil das doch trotz der Kürze sehr persönliche Begegnungen sind. Man findet das ab der Zeit 01:25:03, also in den letzten zwei Minuten. Und irgendwie machte ich mir schon so meine Gedanken zu den kleinen Unterschieden im Auftreten ...

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Die Katechesen Papst Benedikts XVI zu den Konzilsdokumenten haben begonnen

Mit der  Mittwochsaudienz der vergangenen Woche. 

Thema ist zunächst die erste Konstitution des Vaticanum II, die über die Liturgie; ich denke, es wird äußerst empfehlenswert sein, diese systematische Aufbereitung der Dokumente mitzuverfolgen.

Die Fortsetzung dazu folgte heute.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Plädoyer für Kirchensteuerverweigerer aus Gewissensgründen



Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt, in Sachen Kirchensteuer etwas zu schreiben. Vielleicht liegt es daran, dass ich in einer ganz durchschnittlichen Gemeinde aufgewachsen bin und quasi davon geprägt wurde, dass ein Kirchenaustritt hieße, sich nach außen vom Glauben loszusagen. Außerdem wusste ich ja, dass diese Kirchensteuergelder für vieles Gute, Vernünftige und Notwendige eingesetzt werden. Und (leider?) gehöre ich zu den Leuten, die immer erst einen richtigen Anstoß brauchen, um über etwas nachzudenken, das sie eigentlich als gegeben hinnehmen.

Mein „Moment mal“ kam durch einige der Beiträge, die ich jetzt im Internet zum Thema gelesen habe und zwar sind es insbesondere die vielen Polemiken, gerade auch in Zusammenhang mit Stufe 2 des Dialogprozesses in Hannover, die den Kommunionempfang für allen und jeden fordern – nämlich völlig unabhängig von irgendeiner geistlichen Disposition, sprich vorheriger Bereinigung von allem, was in einem Leben „schwere Sünde“ darstellen kann, also in sich zu einer Position führt, die mit dem Willen Gottes nicht vereinbar ist. Und plötzlich stelle ich fest, dass es nach Meinung vieler – wie es den Anschein hat auch etlicher Bischöfe – nur einen einzigen Grund gibt, jemanden von den Sakramenten auszuschließen: nämlich die Bekundung des Kirchenaustritts (oft aus dem alleinigen Wunsch keine Kirchensteuer zahlen zu wollen) vor einer Behörde.

Die merkwürdige Situation ist doch diese:
-         

       Katholiken, die alle moralischen Regeln ihrer eigenen Kirche brechen - und dazu gehören eine innere Distanz zur Gemeinschaft (= Gottesdienstbesuch nur in Ausnahmefällen, weil sie die Sonntagspflicht als nicht zumutbar empfinden), Tötung der eigenen Kinder (durch sogenannte Verhütungsmittel oder Abtreibung), Förderung der Tötung von menschlichem Leben (durch künstliche Befruchtung, PID, Pränataldiagnostik) und Ignorieren christlicher Auffassungen von Sexualität (nichtehelicher Geschlechtsverkehr aller Art) - sollen aus "Barmherzigkeitsgründen" nicht von den Sakramenten ausgeschlossen werden. So wünschen es einige deutsche Kreise mit katholischer Kirchenmitgliedschaft.
-           
      Nichtkatholiken sollen ebenfalls aus Gründen der „Gastfreundschaft“ möglichst nicht von Sakramenten ausgeschlossen werden. Das ergibt sich übrigens logisch aus dem Postulat, dass eine Disposition, die die Trennung von schweren Sünden via Bußsakrament, nicht erforderlich ist.

-          Nichtchristen werden aus organisatorischen Gründen und um eventuelle unangenehme Szenen zu vermeiden auch schon mal durchgewinkt, sich die Kommunion abzuholen. Man denke an die Horrorszenarien mancher Schulgottesdienste.

Für all diese Gruppen (außer der letztgenannten, soweit ich weiß) setzen sich in deutschsprachigen Landen Pfarrer- und Theologenkreise ein. Nur eine Gruppe schließt sich nach allgemeiner Meinung vom Kommunionempfang aus: diejenigen, die in Deutschland keine Kirchensteuer zahlen möchten.
Besonders pikant wird die Angelegenheit ja dadurch, dass in diese Gruppe unter anderem auch einige Katholiken fallen, die sich äußerste Mühe geben, sich an die Lehre ihrer Kirche zu halten und die sogar ihre Bereitschaft bekunden, durchaus den kompletten Zehnten ihres Einkommens (mehr als die Kirchensteuer) kirchlichen Einrichtungen widmen zu wollen. Leider sieht man seitens deutscher Bischöfe keine Möglichkeit, dieser Gruppe, die Gewissensvorbehalte hat, wie ihre Gelder verwendet werden, eine zweckgebundene Zahlung zu ermöglichen, die ja letztendlich wohl doch (mit wenigen Ausnahmen) den gleichen Zwecken zugewendet würde wie die Kirchensteuer. Sondern irgendwie schon knallhart werden die Kirchensteuerverweigerer aus Gewissensgründen mit denen gleichgestellt, die eine Trennung von allen katholischen Inhalten wünschen. Ohne jede Gnade und Barmherzigkeit.

Allerdings ergeben sich hier tatsächlich mehrere Fragestellungen:

      1)      Ist der Kirchensteuerverweigerer automatisch wieder aus Ökumenegründen beim Sakramentenempfang toleriert, wenn er angibt, gelegentlich zum Beispiel einen freikirchlichen Gottesdienst zu besuchen, weshalb er dort als Teil der Gemeinde betrachtet wird? Denn da gälte ja die Gastfreundschaftsbegründung.
  
      2)      Ist der Kirchensteuerverweigerer automatisch aus Barmherzigkeitsgründen wieder beim Sakramentenempfang toleriert, wenn er es über sich bringen kann, nicht der katholischen Lehre gemäß zu leben und ja vermuten könnte, dass man ihn nur deswegen diskriminiert? Wenn er sich also durch Leben im Widerspruch zu katholischer Lehrmeinung quasi neu als barmherzigkeitsbedürftige Zielgruppe positioniert? Und wenn ja, wie schwerwiegend müssten diese Verstöße dann sein, um als akzeptabel zu gelten? Reicht es vielleicht einfach, sich nicht mehr um Übereinstimmung, mit katholischer Lehrmeinung zu bemühen?
   
     3)      Was ist, wenn der Kirchensteuerverweigerer ins Ausland fährt? Seine Intention war ja nur, keine Steuer an die deutsche Kirche zu zahlen. Er hatte nie vor, sich von der katholischen Weltkirche zu trennen und sobald er sich im Ausland befindet, liegt seitens der Ortskirche dort ja auch kein Grund vor, ihm die Sakramente zu verweigern, wenn er entsprechend der kirchlichen Ordnung lebt (was in Deutschland zwar irrelevant ist, aber andernorts nicht), die Gemeinde dort vielleicht sogar finanziell unterstützt und seinen Glauben dort öffentlich bekundet.  
   
     4)      Können wir also in grenznahen Gegenden mit mehr Kirchensteuerverweigerern aus Gewissensgründen rechnen, da ja evtl. die katholischen Gemeinden der Nachbarländer denen, die guten Willen durch ein christliches Leben bekunden, barmherzig ihre Skrupel bezüglich der Verwendung deutscher Kirchensteuergelder verzeihen? Insbesondere da die deutschen Bischöfe es ihnen verweigern, ihre Gewissensnöte bezüglich der Verwendung der Gelder zu berücksichtigen und ihnen barmherzig andere Möglichkeiten der Zahlung zu eröffnen?

     5)      Und was ist eigentlich mit denen, die ein Gespräch mit ihrem Pfarrer führen und ihm auseinandersetzen, dass sie sich die ganze Schmach des offiziellen Austritts nur angetan haben, weil sie nicht mehr ertrugen, wie manche der Kirchensteuergelder eingesetzt wurden und dass sie natürlich alle Pfarrprojekte mittragen werden und furchtbar unter der Situation leiden, zu der sie durch den unbarmherzigen Bescheid der deutschen Bischöfe und deren unpastorales Nichteingehen auf ihre Konfliktsituation gezwungen wurden, in dem auch Rom den deutschen Oberhirten kein konzilianteres Vorgehen abtrotzen konnte. Werden sie genauso Gnade finden wie soviele der staatlich wiederverheirateten Geschiedenen, die ihren Hirten ihre Situation darlegen? Oder sollte es für solche Gewissensgründe wirklich keine Barmherzigkeit geben können?

Ich persönlich gehe zwar davon aus, dass der Großteil der Kirchensteuergelder tatsächlich auch in meinem Sinne eingesetzt wird. Aber ich kann durchaus Verständnis aufbringen für Kirchensteuerverweigerung aus Gewissensgründen. Warum eigentlich nicht die deutschen Bischöfe, die sonst für wirklich jeden Bruch des Kirchenrechts Verständnis bekunden und versprechen sich für alle einzusetzen, die sich durch irgendeine Entscheidung selbst von den Sakramenten ausgeschlossen haben?

Ist es wirklich unmöglich, Kirchensteuerverweigerern aus Gewissensgründen einen Sonderweg zu ermöglichen, ihre Solidarität mit der kirchlichen Gemeinschaft zu bekunden?