Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Freitag, 30. November 2012

Selbsterkenntnis

Träume verdeutlichen ja manchmal, was einen im Innersten bewegt und vor ein paar Tagen hatte ich - möglicherweise in Zusammenhang mit diversen Überlegungen zum Christkönigsfest - kurz vor dem Aufwachen einen Traum, dass ich an der jetzigen Stelle meines Lebens hier vor Jesus trete. Nun war das in keiner Weise spektakulär, wie da ja so manche Berichte im Umlauf sind, die schon in Buchform von den eigenen Missetaten berichten, die da plötzlich verdeutlicht wurden. Das könnte daran liegen, dass ich, wenn ich einen Beichtspiegel durchgehe von so ziemlich allem sagen kann, dass ich da wirklich danach gelebt habe oder mich doch zumindest sehr darum bemüht habe.

Nur, in diesem Traum stand ich vor Jesus und so in der vollen Wahrheit sah meine Performance nun doch gar nicht glänzend aus. Da waren ziemlich viele Halbheiten, Lauheiten, Nachlässigkeiten und Lieblosigkeiten, für die ich mich in dieser Begegnung sehr schämte. Sie erschienen mir sogar so schrecklich - obwohl nichts in die Kategorie schwere Sünde fiel -, dass ich zutiefst zerknirscht um Vergebung gebeten habe. Nicht etwa aus Angst, etwas zu verlieren oder gar vor einer Strafe sondern, weil ich trotz der zahlreichen Nachlässigkeiten meinen Herrn, vor dem ich da stand, sehr liebe und mich ihm nicht so präsentieren wollte. Weil er mir mehr wert ist als das, was ich da war und zu bieten hatte.

Es lässt mich jetzt noch Tage hinterher nachdenklich und ich versuche, das eine oder andere zu ändern.

Ich erzähle das, weil immer auch viele Behauptungen im Umlauf sind, dass Sündenbewusstsein notwendigerweise etwas mit Schuldgefühlen zu tun habe und man sich dadurch irgendwie elend fühle. So ist das aber nicht. Da sind keine Schuldgefühle, da ist nur der Wunsch, dem, den ich mehr als alles liebe, etwas Besseres bieten zu können mit meinem Leben als das, was bis dato da ist. Das motiviert auf eine positive Weise, mich zu ändern.

So war meine ganze Beziehung zu Gott nie von Angst motiviert. In den Zeiten, als ich meinte, es sei für mich das Richtigste, gegen ihn zu rebellieren, hatte ich auch nie Angst. Die Konsequenzen meines Tuns waren ja frei gewählt. Und trotz allem Rebellischen, war ich zuversichtlich, dass, wenn Gott der ist, den ich anbeten und lieben könnte, er auch groß genug wäre, mir zu vergeben, wenn ich einmal darum bitte und es ernst meine mit meiner Umkehr zu ihm. Und so war das auch.

Darum habe ich das, was man Buße nennen könnte, auch nie als Strafe erachtet, was es ja auch nicht war. Es war ja dann mein Interesse, mich von so manchem zu reinigen, was mir anhaftete, damit das, was ich meinem Herrn geben kann, nämlich mich, nicht ganz so unschön aussieht. Liebe ist ganz offenbar  stärker motivierend als Angst und sie kommt gar nicht auf die Idee zu fragen "Reicht das jetzt endlich?" sondern forscht, ob es denn nicht noch irgendetwas gibt, was sie tun könnte. Aber das ist kein unruhiges (beunruhigtes) Forschen sondern ein von Freude Getragenes.

Mittwoch, 28. November 2012

Link zur offiziellen Stellungnahme in Bezug auf Pfarrer Jolie

Hier finden sich die offiziellen Texte (bitte klicken)

Die Sachlage ist: Bei Pfarrer Jolie handelt es sich nicht um einen der anonymen Betreiber des vielbesuchten aber skandalösen Internetportals, das ausgerechnet das Kreuz zum Namen gewählt hat.
Wahr ist, dass seine Beiträge nicht ungefragt kopiert, sondern auch von ihm zugeschickt wurden. Vermutlich waren es welche der Beiträge, die das Niveau des Ganzen über das sonstige anhoben, denn in Bezug auf ihre Wortwahl ist nichts Negatives bekannt.
Wahr ist demnach auch, dass er wohl zu dem einen oder eigenen Beitrag über Personen oder Vorgänge eine zusätzliche Information gegeben hat. - Damit hat er einen Fehler gemacht, den schon andere vor ihm machten, weil sie sich irgendwann von dem Portal anderes erhofft hatten als das, wozu es sich wohl entwickelte.

Da ich nur gelegentlich bei Recherchen auf dortige Beiträge stieß, kann ich nicht viel dazu sagen. Andere haben schon geäußert, dass das Niveau seit den Anfängen stark abgesunken sei. Damit ist vermutlich der Duktus der Artikel dort  gemeint, denn der Kommentarbereich war bei jedem meiner seltenen Besuche dort derartig, das ich nicht über die ersten Beiträge hinaus darin las.

Nachvollziehen, dass sich jemand Vernünftiges in den dortigen Kommentarsumpf freiwillig hineinbegeben hat, kann ich nicht. Zwar reizte das eine oder andere dort sofort zum Widerspruch, aber eine gute Diskussion wurde dort meines Ermessens nie geführt.

Ich frage mich allerdings, wozu dann eine solche Presse-Hetzjagd auf einen einzelnen marginal Beteiligten abzielte. Ich vermute es gibt noch einige mehr, die sich auf gleicher Ebene beteiligt haben. Das Ausmaß an Öffentlichkeit wäre eigentlich nur gerechtfertigt gewesen, hätte es sich um einen der Macher dieses Portals gehandelt. Aber was kann man schon verstehen beim Vorgehen in der Presse?


Sonntag, 25. November 2012

"Du bist der König der Ehren"

(Das ist der Post, den ich heute eigentlich schreiben wollte, bevor die andere Angelegenheit dazwischen kam.)

Wer hat es erkannt? Das ist eine Zeile aus dem Te Deum: "Tu, Rex gloriae, Christe".
Man findet sie in obiger Übersetzung in zahlreichen Vertonungen, zum Beispiel von Händel. Bei uns ist es allerdings schon lange als "König der Herrlichkeit" übersetzt.

Aus irgendeinem Grund berührt mich "König der Ehren" mehr. Ich bin ja leider ein ziemlicher Kunstbanause, also wusste ich bis heute bei der Googlesuche gar nicht, dass Händel so etwas vertont hatte. Was ich kannte, war die Überschrift aus einem Buch von Sheldon Vanauken, "Eine harte Gnade". Sie steht über dem Kapitel, in dem Sheldon und seine Frau Jean in Oxford studieren und zu Christen werden. Es ist die Zeit, in der auch C.S. Lewis dort Anglistik lehrt, den sie ebenfalls kennenlernen. Unter den Studenten aus vielen Ländern bildet sich ein Freundeskreis, in dem alle  nach und nach ihren Glauben vertiefen oder sich diesem annähern. Und es ist das Kapitel des Buches, das am meisten von Freude durchstrahlt wird.

"Du bist der König der Ehren" singt die Gruppe, als sie eine Frühmesse verpasst und spontan beschließt, einen Ersatzgottesdienst zu feiern. Sie halten die Lesungen, einer spielt die Orgel. Sie knien sich hin und sprechen das Sündenbekenntnis. Aber das, was am tiefsten bei Sheldon verwurzelt bleibt, ist ihr gemeinsamer Choral am Schluss, das Te Deum: Du bist der König der Ehren.

Er fasst die ganze goldene Zeit in Oxford für sich darin zusammen. Vor Oxford war die Suche nach dem, was fehlte. Nach Oxford, kommt die Zeit zurück in den USA, die für ihn und seine Frau wie ein Exil ist, insbesondere, weil sie die christliche Gemeinschaft vermissen, die sie dort bei ihrem Studium erlebt hatten. Die Zeit der Freude und des Aufblühens des Glaubens. Und der Hoffnung. Das Kapitel endet nicht zufällig mit einem Satz, den Lewis bei einem Abschied quer über eine Straße ruft: "Und außerdem, Christen sehen sich nie zum letztenmal!"

Das ist ein Kapitel, bei dem ich mich nicht schäme zu sagen, dass mir die Tränen kommen. Es ist so eine Mischung aus Schmerz und Freude. Freude, weil so etwas wie das dort Beschriebene möglich ist und immer wieder einmal in Augenblicken erlebt werden kann und Schmerz, weil ich es die meiste Zeit missen muss. - Das Exil ist nun einmal die Welt, in der wir leben und alles, was man tun kann, ist das Wissen darum bewahren, die in Momenten anklingt, die jener Oxfordzeit ähneln.

"Du bist der König der Ehren" ist für mich so auch zur Schlüsselzeile geworden, um all das in Erinnerung zu rufen und mich selbst an die Zeit der ersten Liebe mit Gott zu erinnern. Ein Ort der Zuflucht für den meist sehr grauen Kirchenalltag, der Ort, an dem Christus König ist nicht nur in meinem Leben.

Und obwohl es immer auch schmerzt, kann ich nur allen wünschen, diesen Ort kennenzulernen; er bewahrt absolut vor der Verweltlichung, weil im Vergleich dazu alles nur Exil ist. Die Ewigkeit, von der wir manchmal kurz etwas kennenlernen dürfen, ist ein so erstrebenswertes Ziel, dass sie durch alle Exile hindurchträgt.

Das Te Deum ist das Lied für das Jahresende und mit dem Christkönigssonntag endet ja auch das Kirchenjahr:

The Te Deum (Te Deum) 

O God, we praise you, and acknowledge you to be the supreme Lord.
Everlasting Father, all the earth worships you.
All the Angels, the heavens and all angelic powers,
All the Cherubim and Seraphim, continuously cry to you:
Holy, holy, holy, Lord, God of Hosts!
Heaven and earth are full of the Majesty of your glory.
The glorious choir of the Apostles,
The wonderful company of Prophets,
The white-robed army of Martyrs, praise you.
Holy Church throughout the world acknowledges you:
The Father of infinite Majesty;
Your adorable, true and only Son;
Also the Holy Spirit, the Comforter.
O Christ, you are the King of glory!
You are the everlasting Son of the Father.
When you took it upon yourself to deliver man,
You did not disdain the Virgin's womb.
Having overcome the sting of death,
you opened the Kingdom of Heaven to all believers.
You sit at the right hand of God in the glory of the Father.
We believe that you will come to be our Judge.
We, therefore, beg you to help your servants whom you have
redeemed with your Precious Blood.
Let them be numbered with your Saints in everlasting glory.
Save your people, O Lord, and bless your inheritance!
Govern them, and raise them up forever.
Every day we thank you.
And we praise your Name forever; yes, forever and ever.
O Lord, deign to keep us from sin this day.
Have mercy on us, O Lord, have mercy on us.
Let your mercy, O Lord, be upon us, for we have hoped in you.
O Lord, in you I have put my trust; let me never be put to shame.

Was ist da nun pastoral?

Pastoral kommt von "pastor = Hirte" und ein Hirte soll gut für seine Herde sorgen, das heißt dass er nicht das Gesetz (Kirchenrecht) um des Gesetzes willen durchsetzt, sondern das im Blick hat, was das Recht schützen und bewahren will, das Seelenheil der ihm Anvertrauten.

Die in Frage stehende Causa ist die folgende:
Das Gespräch mit einem befreundeten Pfarrer kam auf die Verdächtigungen gegen Pfarrer J., die derzeit kursieren und mein Gesprächspartner hatte persönliche Vorbehalte gegen den Beschuldigten. Ich wollte wissen, um was es ging und es war eine pastorale Frage. Mein Gegenüber ist der Meinung, es sei pastoral, bei Ehepaaren verschiedener Konfessionen könne der nicht-katholische Ehepartner auch zur Kommunion gehen, falls er ein "katholisches Glaubensverständnis" bekunde. Das sei so allgemein gehandhabt worden in Deutschland. Pfarrer J. habe ein jedes solches Ehepaar besucht und mit ihnen ein Gespräch geführt, warum er das nicht so handhabe.

Also. Pfarrer J. hat das nicht einfach verkündet und durchgezogen sondern hat sich die Mühe gemacht mit jedem zu sprechen, um möglichst persönlich abzuklären warum und wieso das so ist. Ich halte das eher für bewundernswert.

Mein direkter Einwand war, dass das leider in meinem Heimatort so gehandhabt wurde, dass der nicht-katholische Ehepartner sogar zur Kommunion eingeladen wurde. Woraufhin zahlreiche Katholiken folgerten, dass die Beichte vollkommen unnötig sei, da die andern ja überhaupt nie gebeichtet hatten. Die Folgen von so etwas sind ja bekannt.

Aber genau hier ist tatsächlich die Crux des merkwürdigen "Zulassungsargumentes". Hätten diese vielen Nichtkatholiken tatsächlich ein katholisches Eucharistie- und Glaubensverständnis gehabt, wären sie ja nie auf die Idee gekommen, die Eucharistie empfangen zu wollen, ohne wenigstens einmal eine Lebensbeichte abzulegen. Denn davon auszugehen, dass jemand ein heiratsfähiges Alter erreicht hat und im Zustande völlig sündenfreier Unschuld ist, halte ich schon für recht unwahrscheinlich. Also kein Zorn, keine Trägheit, keine Umnäßigkeit irgendeiner Art, kein Stolz, kein Neid, keine Unkeuschheit, keine Lüge - kurzum kein Haken auf der ganzen Liste der "Todsünden" genannten schweren Sünden, deren Bereinigung man nun doch suchen sollte, bevor man die Eucharistie empfängt.

Natürlich gibt es tatsächlich - wie immer - die pastorale Ausnahmesituation, die keine Legitimierung ist sondern eben eine Ausnahme, die echte Not wenden helfen soll: wenn also jemand nach der Eucharistie als einer Art rettendem Strohhalm greift, sich der Unrechtmäßigkeit bewusst und dennoch in der Hoffnung dadurch Hilfe zu finden. Situationen eben, in denen man auf Gottes Barmherzigkeit hoffen und vertrauen darf.  Oder wenn eine wirklich vertrackte Situation die Konversion einfach nicht zulässt, dann kann unter Umständen in oben genanntem Vertrauen eine Ausnahme gemacht werden. Aber es muss allen Beteiligten klar sein, dass es genau dies ist, eine einer Not gehorchende Ausnahme. Und hilfreich wäre es sicher auch, die Lage zumindest annähernd denen zu skizzieren, die deren Zeugen werden. So etwas wäre auch eine klare pastorale Erfordernis.

Die einzige andere mögliche Schlussfolgung aus einer anderen Handhabung wäre tatsächlich: es gibt keine schweren Sünden, die Beichte ist im Grunde unnötig.

Und genau das haben solche Praktiken ja leider auch im Bewusstsein der ganzen Bevölkerung hierzulande verwurzelt. Es geht fast niemand mehr beichten, weil sich jeder für im Grunde sündenfrei hält, da er ja niemanden getötet hat (die durch Verhütungsmittel und Abtreibung ums Leben gebrachten Kinder zählen ja sowieso nicht) und auch niemanden ausgeraubt hat (Betrug beim Finanzamt ist ja Selbstverteidigung, meinen viele) und Bequemlichkeitslügen, die man gern Notlügen nennt sind ohnehin selbstverständlich.

Was hilft es also, wenn zum Jahr des Glaubens so intensiv darauf hingewiesen wird, dass das Bußsakrament die Grundlage für ein solides Glaubensleben ist, wenn "pastoraler" Umgang mit der Eucharistie laut das Gegenteil verkündet?

Bedenkt überhaupt jemand solche pastoralen Konsequenzen?
Kann man sich ernsthaft darin sonnen, "barmherzig" gehandelt zu haben (wobei man in Wirklichkeit unangenehme Konfrontationen vermieden hat) und dabei ganz nebenher andere wegen der Schlüsse die sie aus dem Beobachteten ziehen, um ihr Seelenheil gebracht zu haben? Sind die dann einfach selbst schuld und haben keinen Hirten verdient? Sind die dann a) "Pharisäer" (weil sie so gesetzlich sind) und kurz darauf b) am Glauben nicht interessiert und leider pastoral nicht erreichbar (weil sie natürlich nicht gesetzlich sein wollen und dann gleich alle kirchlichen Regelungen für so beliebig halten, dass sie darunter auch die Kirchenzugehörigkeit rechnen)?

Ich kenne inzwischen zahlreiche Geschichten von Konvertiten, die wirklich viel Schmerzen und Unannehmlichkeiten für ihre Konversion in Kauf genommen haben, weil sie solche Sehnsucht nach dem Empfang der Eucharistie hatten, und deren Leidens- und Freudenweg den Glauben vieler anderer mitaufgebaut hat.
Warum wird die Freude die am Ende eines oft dornenreichen Weges steht durch scheinbare "Barmherzigkeit" so vielen verschlossen, weil sie gar keinen Begriff vermittelt bekommen, was der Empfang der Kommunion wirklich bedeutet?
Warum wird in Kauf genommen, dass Katholiken den Eindruck bekommen, der Leib Christi, sei nur so eine Art Brot für das Gemeinschaftsmahl statt Nicht-Katholiken zu vermitteln, dass es das Heiligste ist, das wir haben, das nicht einfach jederzeit frei für den eigenen Bedarf verfügbar ist, sondern dessen Empfang auch eine bestimmte Disposition verlangt?











Samstag, 24. November 2012

unverschuldeter Ausschluss vom Kommunionempfang

Aus gegebenen Anlass möchte ich hier doch einmal Absatz 94 aus "Redemptionis sacramentum", der Instruktion der Kongregation für den Gottesdienst aus dem Jahre 2004, zitieren:


"94. Es ist den Gläubigen nicht gestattet, die heilige Hostie oder den heiligen Kelch «selbst zu nehmen und noch weniger von Hand zu Hand unter sich weiterzugeben».[181] Außerdem ist in diesem Zusammenhang der Mißbrauch zu beseitigen, daß die Brautleute bei der Trauungsmesse sich gegenseitig die heilige Kommunion spenden."

Der zweite Satz betrifft mich gerade weniger, aber mit dem ersten Satz war ich in dieser Woche wieder konfrontiert. Es war eine Messfeier an Gedenktag Cäcilias, versammelt waren die Vertreter verschiedener geistlicher Gemeinschaften. Der Embolismus wurde den Rubriken entgegen auch wieder ausgelassen aber ansonsten war es ein andächtiger Gottesdienst.

Mein erstes kleines Problem kam, als das Vaterunser nahte: es wurde zu allseitigem Händchenhalten aufgefordert, und ich mache das nicht, weil ich auch sonst bei keinem Anlass mit irgendjemand händchenhaltend dastehe und es mir widerstrebt, mich dann ausgerechnet beim Beten des Vaterunsers so seltsam zu verhalten. Also stand ich so mit im Kreis.

Und dann reichte der Zelebrant die Hostienschale in den Kreis. Das Problem hatte ich völlig vergessen gehabt, da es mir nun schon länger nicht begegnet war. In knapp einer Minute heftigem Denken kam ich zu folgendem Schluss: "Ich kann nicht die Kommunion empfangen, die meine Hingabe an den Willen Gottes mitbezeugt, wenn ich es auf eine Art und Weise tue, mit der ich wissentlich die kirchlichen Weisungen missachte. Also ehre ich Gott wohl mehr, wenn ich jetzt geistlich kommuniziere und keinen Gehorsam breche."

Dann nahte die Kelchrunde. Inzwischen hatte ich noch zwei Minuten zum Nachdenken gehabt. Dabei war ich zu dem Schluss gekommen: Wenn ich das, was hier geschieht für so grundlegend falsch, weil im Widerspruch zur kirchlichen Ordnung halte, sollte ich mich auch nicht am Weiterreichen beteiligen. Ich ging also im entscheidenden Moment einen Schritt zurück und ließ meinen Nachbarn rechts den Kelch dem Nachbarn links reichen.

Ich denke, ich habe jetzt so einen modus vivendi gefunden, mit solchen plötzlich auftauchenden Situationen umzugehen, ohne irgendeinen Eklat zu verursachen.

So werde ich zwar durch missbräuchliche Praxis bei der Kommunionspendung um nicht zum Mittäter zu werden selbst von der Kommunion ausgeschlossen.
Damit sehe ich mich in derselben Lage wie jemand, der sich durch eigene Entscheidungen dahin gebracht hat.
Allerdings muss ich sagen, ich fühle mich ganz  und gar nicht als "Katholik zweiter Klasse" durch solch ein Ausgeschlossenwerden, das ja meinerseits unverschuldet ist. Mein Anliegen ist es ja, meinen Herrn zu ehren, nicht "etwas" zu bekommen.

Vielleicht kann ein solcher Umgang mit der Situation auch zu ihrer Lösung führen. Denn angeblich ist das Schalen- und Kelchherumreichen ja ein gemeinschaftsförderndes Element, vermute ich zumindest. Wenn es also ganz klar das nicht tut, gibt man es vielleicht endlich auf und hält sich an das, was sein sollte.
Ich jedenfalls möchte mich nicht mehr zwingen lassen, aktiv daran mitzuwirken, kirchliche Ordnungen zu brechen, nur um das nette Gemeinschaftsgefühl zu wahren.


Angriffe können Notschreie sein

So habe ich das gerade auf einer Reise erlebt: Ein Mitreisender viel mir durch mitgehörte Gespräche auf, in denen er empört über Kirche und Glauben schimpfte. Irgendwann begann er so einen Monolog, als wir uns bei Tisch gegenübersaßen. Es waren keine sonderlich neuen Argumente, die er brachte, also hatte ich auch ohne Unterlagen ein paar gute Konter parat. Es war schon eine Konfrontation, und ich überlegte, ob der Rest der Reise jetzt etwas angespannt würde.

Im Gegenteil. Am nächsten Morgen kam heraus, dass er dankbar für den Widerspruch war und dass er in Wirklichkeit ganz verzweifelt Gott begegnen und glauben möchte und es nur nicht schafft, den Glauben aufzubringen, der sich auftut, wenn alle Mittel der Vernunft und des Selbst-Durchdenkens erschöpft sind, um hinüberzuspringen. Er weiß sogar, dass er vor genau diesem Abgrund steht, den er von den Glaubenswegen anderer aus der Literatur kennt, und Hilfe braucht. Er gab auch zu verstehen, dass er sich sehnlich wünscht, dass für ihn gebetet wird.

Und darum schreibe ich das hier auch, damit er diese Assistenz bekommt, auch wenn er nicht gekannt wird.
Und natürlich auch, um anderen Mut zu machen, nicht gleich jede Diskussion zu meiden; auch Leute, die sich wie der Zerberus aufführen, können in Wirklichkeit Suchende sein, die jemanden herauslocken wollen, der das hat, was sie gerne hätten und nicht finden können.

Sonntag, 11. November 2012

Martinuslied (Fassungen von 1847 und 1974)

Update: mit besserem Zeilenumbruch, der Editor will leider nicht ganz so wie ich und dummerweise war ich nicht gleich auf die Vorschau gegangen ...

Aus aktuellem Anlass das Lied zum Tagesheiligen in zwei Fassungen; die älteste Version Straßburg 1697 liegt mir nicht vor. Die Fassung von 1847 ist von Bone, die von 1974 von Johann Abensperg).

Fassung 1847                                            Fassung 1974
Kommt all hierher, ihr Christenleut'             Martinus, heil'ger Gottesmann,
Martinus lasst uns loben heut;                     wir rufen dich voll Freude an.
Martinus lasst uns preisen,                          mit dir lass Gott uns loben,
ihm Ehr und Dank erweisen.                       der dich so hoch erhoben.

Martinus ist vor Gottes Thron               Du bist bei Gottes ewgem Thron
der Mainzer Kirche Schutzpatron;        der Mainzer Kirche Schutzpatron;
Gott alles ihm gewähret,                       der Menschen Angst und Schmerzen
was er für uns begehret.                       trägst du zu Gottes Herzen.

Die ersten beiden Strophen ähneln sich noch sehr. Irgendwie wurde Anstoß daran genommen, dass Martinus gelobt und gepriesen wird, obwohl auch wir uns eigentlich zu Recht freuen, wenn uns jemand lobt, weil wir etwas gut gemacht haben, oder sogar preist, weil es besonders gut war. Ob da wieder ein ängstlicher Blick auf den Protestantismus eine Rolle spielte? Dass niemand auf die Idee verfällt, das Loben und Preisen sei ein Akt der Anbetung? Wie auch immer.
Die Zusage, dass wir uns auf die Fürbitte des heiligen Martin fest verlassen können, wurde dann noch abgeschwächt dazu, dass er unsere Probleme zumindest bei Gott mit vorträgt (auch wenn man nicht unbedingt mit Erhörung rechnen kann, wie es scheint. Mich würde die ältere Fassung eher inspierieren, in irgendeinem Problemfall, St. Martin mit einzuschalten. Aber, wie auch immer.)

Richtig unklug finde ich, was jetzt in den nächsten Strophen passiert ist. Ursprünglich wurde hier die Vita des Martinus kurz wiedergegeben: sein Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit, seine Zuwendung zu den Armen, die schließlich dazu führten, dass Christus sich ihm offenbarte und Martinus sich taufen ließ. Er quittierte den Militärdienst und wurde Mönch. Das wieder so vorbildlich, dass er sehr gegen seinen eigenen Willen zum Bischof gemacht wurde. Es wird noch mehr von seinem Wirken geschildert. Nicht genannt wird die Christusbegegnung mit der Mantelteilung. Vielleicht wollte die Neufassung diesem Manko abhelfen, denn es wurden drei Strophen neu nur dazu gedichtet; leider wurden dafür die ursprünglichen gestrichen:

Denn er ist immer Gottes Freund;       Bis heute sehn wir staunend an,
vor ihm in Gnaden groß er scheint,      was du für Christi Reich getan;
weil er sein Gut und Leben                  was mit des Lichtes Waffen
in seinem Dienst gegeben.                   durch dich der Herr geschaffen.

Er strebt' in frühster Jugendzeit      Noch gilt uns als dein Testament
nach Wahrheit und Gerechtigkeit,  der Schwertstreich, der den Mantel trennt,
gab allzeit gern den Armen            um in der Kälte Schrecken
aus herzlichem Erbarmen.             den Bettler zu bedecken.

Darum ihn Gott erleuchtet hell       Wer dieser Bettler wirklich war,
und führt' ihn zu der Taufe Quell.   das machte Gott dir offenbar:  
Darauf im Klosterleben                 Er selbst rief in dem Armen
er sich der Buß ergeben.               dich an um dein Erbarmen.

Als man zum Bischof ihn geweiht
ward er die Zier der Geistlichkeit;
auf Gott er alles lenkte,
sich ganz in ihn versenkte.

Hätte man den neuen Text integriert, könnte man es durchaus als Bereicherung sehen, wobei der derzeitigen political correctness wahrscheinlich auch die "Waffen des Lichtes" zum Opfer fallen würden. Das war noch vor der Textüberklebungskampagne für die Gotteslob-Bücher.

Aber jetzo kommt ein Text, der wohl fallen musste, denn es ist von der Bekehrung von Heiden die Rede und gar von toten Götzen. Das ersetzte man lieber durch eine erzieherische Ermahnung, dass auch wir uns mehr um die Armen kümmern sollten. Was ja auch stimmt - nur musste das gegeneinander ausgespielt und die Glaubensverkündigung durch Taten der Caritas völlig ersetzt werden?

Viel heidnisch Volk hat er bekehrt,   Dein Wohltun mahnt auch heut die Welt  
der toten Götzen Wahn zerstört;       zu helfen, wie es Gott gefällt,
er leuchtet in dem Lande,                 nach Brüder Art zu teilen,
ein Vorbild jedem Stande.               der Menschen Not zu heilen.

Und auch hier würde die 1974er-Version wieder zu noch mehr Abänderung verleiten, ist da doch nur von der Not der Brüder die Rede, nicht von der der Schwestern - wie "patriarcharlich" und "geschlechterdiskrimierend" lauten vermutlich die Proteste.

Als nächstes mussten wieder Wunder (übernatürliche Eingriffe) auf Zeichen (vorbildliche Handlungen) reduziert werden. Und dasselbe gleich noch einmal in Bezug auf die Heiligkeit und das gute Vorbild.

Groß war sein Werk, groß seine Gnad',  Kühn war dein Werk in Gottes Gnad',
durch ihn der Herr viel Wunder tat.         durch dich Gott große Zeichen tat,
In Heiligkeit gestorben,                           um vieler Menschen Leben
hat er die Kron' erworben.                     zum Guten zu erheben.

Die letzten drei Strophen wurden dann auf eine reduziert. Tugend war da wohl schon ein verpöntes, überholtes Wort und das Streben danach wurde eher als zwanghaft eingestuft, vermute ich. Also weg damit. Und den himmlischen Gewinn - von der Jenseitsorientierung wollte man ja wegkommen, also wurde nur die Bitte beibehalten, die das Diesseits betraf.

O unser großer Schutzpatron,                      Bleib immer unser Schutzpatron
bitt Gott für uns an seinem Thron,                bei Gott dem Vater und dem Sohn
dass wir in diesem Leben                            und bei dem Heilgen Geiste,
nach Tugend mögen streben.                       damit er Beistand leiste.

Hilf, dass wir kommen zu dir hin,
erlangen himmlischen Gewinn.
So werden wir dort oben
Gott mit dir ewig loben.

Bleib unsers Bistums Schutzpatron
bei Gott dem Vater und dem Sohn
und bei dem Heil'gen Geiste,
uns allzeit Hilfe leiste.

Die Neufassung stellt also leider, aufgrund der vielen Streichungen, eine starke Verarmung dar. Die vielen vorbildlichen Lebensweisen des Martinus, ob als Nichtchrist und Soldat, als getaufter Laie, als Mönch oder als kirchlicher Amtsinhaber (Bischof), durch die er jedem Stand ein Modell sein kann, werden verkürzt auf die Begegnung mit dem Bettler, die heute fast allein noch von ihm weiter bekannt ist. Die Kombination von Gottes- und Nächstenliebe wurde weitgehend auf die Nächstenliebe reduziert; es fällt eine starke Fixierung auf das diesseitige Leben auf, während die Hinweise auf das ewige Leben fast völlig getilgt wurden. Wirklich schade.

Samstag, 10. November 2012

illustrierender Nachtrag

(zu der Thematik, ob Live-Übertragungen von Eucharistiefeiern nicht Wortgottesdiensten vorzuziehen sind)

Das beste Beispiel liefert wohl der Fußball.

Man stelle sich vor, es gibt da ein wirklich bedeutendes Spiel, z.B. Deutschland im Finale um die Weltmeisterschaft - und es steht schon so gut wie fest, dass sie den Titel machen werden.

Jemand, den Fußball begeistert, würde vermutlich einiges dafür geben, wenn er im Stadion dabeisein dürfte. Das ist aber nur wenigen vergönnt. Ausverkauft ist sowieso.

Was tun also Fußballfans? Sie sehen sich die Übertragung an. Das Interesse ist so hoch, dass viele Wirtschaften und andere Betriebe gleich aufgeben und zumachen und andere livestream-Übertragungen selbst arrangieren. Der Verkehr ist deutlich geringer und man kann straßenübergreifend schon akustisch mitverfolgen, wie das Spiel läuft.

Ein Fußballfan würde, wenn er nicht durch irgendetwas geradezu gezwungen würde, diese Übertragung verpassen.

Völlig abwegig wäre es, den Fans das Angebot zu machen, sie könnten sich doch in der Turnhalle treffen und da ein kleines Freundschaftsspiel zeitgleich abhalten. Das ist schließlich live und nicht nur eine Übertragung. Man hat dabei doch wunderbare Gemeinschaft etc.

Das heißt nicht, dass die Fans Freundschaftsspiele und andere Treffen ablehnen. Sie interessieren sich nur nicht dafür, wenn sie stattdessen das Finalspiel mitverfolgen können.

Dann gibt es an Fußball vollkommen Desinteressierte wie mich. Für mich gibt es jede Menge attraktive Angebote, wegen derer ich das Spiel nicht ansehen würde. Ich würde mich mit mildem Interesse irgendwann erkundigen, wer denn gewonnen hätte. Aber es bewegt mich nicht. Ich sehe darin keinen Anlass zu feiern.

Aber gleich, womit ich meine Zeit verbringen würde. Ein Fan würde es gar nicht Erwägung ziehen, dafür auf das ihm Wichtigere zu verzichten.

Genauso ist es mit der Teilnahme an der heiligen Messe. Das, was da geschieht, ist mehr als das WM-Finalspiel; es ist ein Berührungspunkt mit der Ewigkeit in den Ereignissen, die alles für unser Leben und unsere Zukunft bedeuten.
Wenn ich tatsächlich nicht dabei sein kann, werde ich natürlich dankbar sein für eine Live-Übertragung.
Aber eine Andacht gleich welcher Art als Ersatz, wie gut sie auch gestaltet sein mag und wie attraktiv sie zu anderem Zeitpunkt und nicht in Konkurrenz zu der hl. Messe wäre, ist völlig indiskutabel. Ich bin schließlich ein Fan, ein Anhänger Jesu Christi und kann ihm doch nichts anderes vorziehen.

Aber natürlich gibt es Leute denen das alles so wenig bedeutet wie mir das interessanteste Fußballspiel allerzeiten und die werden Konkurrenzangebote durchaus in Betracht ziehen. Oder welche (aus Fußballkreisen kenne ich das eher nicht), denen es völlig egal ist, bei welchem "Spiel" sie dabei sind, Hauptsache, es "rollt ein Ball". Eher merkwürdig wäre sowas, übertragen auf den Fußball. Das kennt man eher nur vom Begriffsvermögen mancher Haustiere, soweit ich weiß. Mir scheint, genau auf so ein Niveau des Begreifens, um was es bei der Messfeier geht, begibt man sich, wenn man ernsthaft behauptet, ein Wortgottesdienst irgendwelcher Art könne ein mehr als mangelhafter Ersatz für die Teilnahme an einer Messe sein. - Das ist vermutlich die Frucht inzwischen Jahrzehnte andauernder Katechesen, die in Bezug auf die Eucharistie völlig auf den Aspekt des gemeinsamen Mahlhaltens verengen und zum Teil nichts darüber Hinausgehendes vermitteln.


Sonntag, 4. November 2012

Diskussion zu "Sind Wort-Gottes-Feiern" überholt?

Dank erst einmal dem Kommentator, denn das ermöglicht es, alles weiter zu diskutieren. Ich zitiere zunächst den ersten Teil seines Beitrags:

 "Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter leiten eine gemeindliche Feierimmer im Auftrag ihrer Gemeinde, also im Auftrag, in Einverständnis und in Absprache mit dem die Pfarrei leitenden oder für den Kirchort verantwortlichen Priester. Und ohne offizielle, befristete, bischöfliche(!) Beauftragung (die regelmäßig wieder durch die Gemeinde beantragt werden muss) nach einer entsprechenden umfassenden offiziellen Schulung geht auch nichts! Oder sollte das in eurem Bistum anders sein? So beliebig, wie du das hier behauptest, ist eine Wortgottesfeier durchaus nicht. Es sei denn, sie findet im privaten Rahmen statt. Die scheinst du aber nicht im Blick zu haben."

Beliebigkeit der liturgischen Ordnung
Rein theoretisch sind Wortgottesfeiern genauso wenig beliebig wie eine Eucharistiefeier. Praktisch - und das ist das generelle Manko - gestatten sich die Ausführenden oft viele Freiheiten. Das ist allerdings ein allgemeiner Kritikpunkt. Wobei sich Wort-Gottes-Feiern sogar oft stärker am vorgegebenen liturgischen Gerüst orientieren als das, was sich in manchen Gemeinden in Bezug auf die Eucharistiefeier eingebürgert hat. Das ist in sich tragisch aber ein anderes Thema.

die Beauftragung in Hinsicht auf den Gemeinschaftsbegriff
Hier ist schon einmal eine Begriffsverwirrung zu klären. Ich nehme an, die richtige Darlegung zur Beauftragung eines Wortgottesfeierleiters ist eine Reaktion auf meine Aussage, dass die katholische Verwirklichung der Gemeinschaft dadurch geschieht, dass die Eucharistie (!!) in Einheit mit dem Bischof gefeiert wird.
Sobald ein Dienst in der Gemeinde regelmäßig ausgeübt werden kann, erfolgt gewöhnlich eine Beauftragung auf Dauer. Direkt und "außerordentlich", weil es der Notwendigkeit entspricht, kann der zuständige Pfarrer jederzeit jeden beauftragen, von dessen Eignung, eine Aufgabe durchzuführen, er überzeugt ist, ob nun Lektorendienst, Kommunionhelferdienst oder auch Leitung eines Wortgottesdienstes. Soll das nicht mehr außerordentlich geschehen, wird der Ordnung entsprechend eine Beauftragung durch das Ordinariat des Bischofs erteilt. Sinnvollerweise wird dazu auch eine Schulung angeboten oder verpflichtend gemacht, auch um die Ordnung und Übereinstimmung zu gewährleisten.
Solche Beauftragungen betreffen also regelmäßig ausgeführte Dienste zu denen jeder geeignete Laie auch jederzeit außerordentlich (weil notwendig) beauftragt werden kann.
Damit ist der so Beauftragte aber nicht in gleicher Weise der Stellvertreter des Bischofs wie es ein geweihter Priester ist, der ebendiesem Bischof bei seiner Weihe Gehorsam versprochen hat. Die Weihe ist mehr als eine Beauftragung und nur die Weihe befähigt dazu, die Eucharistie zu feiern.
Katholische Gemeinschaft wird aber nun einmal durch die Feier der Eucharistie in Gemeinschaft mit dem Bischof, gewöhnlich durch seinen Repräsentanten, den Diözesanpriester, verwirklicht.
Das Abhalten eines anderen Gottesdienstes durch einen direkt oder indirekt durch den Bischof beauftragten Laien geschieht zwar im Bemühen um die gleiche Einheit und Gemeinschaft, kann sie aber nicht voll verwirklichen, weil die Einheit nun einmal durch die Feier der Eucharistie hergestellt wird.
Wer postuliert, dass es genügt, miteinander die Schrift zu bedenken und zu teilen, vertritt eben ein protestantisches, kein katholisches Verständnis der Gemeinschaft, auch wen die entsprechende Liturgie per se den bischöflichen Richtlinien entspricht und es sich natürlich auch um einen christlichen Gottesdienst handelt. Aber eben nicht um dessen Vollform, die Eucharistie.

Weiter mit dem Kommentar:

"Die Versammlung der Gemeinde und die Erfahrung von echter Gemeinschaft als ganz wesentliches Element eines jeden Gottesdienstes/einer jeden Messe wird durch die Teilnahme vor dem TV oder Radio nicht real erfahrbar. Das ist ein großes Manko, weshalb diese Ersatzform nur im äußersten Fall gewählt werden sollte. Dass einem in einem Gottesdienst oder einer Messe nicht alles gefällt, halte ich für ebenso normal wie dass ich denjenigen oder diejenige, der oder die die Leitung inne hat, von der Person oder der Art der Gottesdienstgestaltung her nicht leiden kann. Eine andere Erwartung halte ich für naiv und illusorisch."

Richtig, einfach vor Fernsehen oder Radio ist die Realität des Übertragenen erst einmal verstellt. Insbesondere, wenn sich eine Gruppe zusammenfindet. Die Möglichkeiten der Ablenkung sind dann zu groß.
Anders aber ist das bei der livestream-Übertragung auf Großleinwand, die technisch immer leichter realisierbar wird.
Wäre dem nicht so, dass man auf diese Art und Weise sogar gültig an einer Messfeier teilnehmen kann, müssten Eucharistiefeiern bei Großveranstaltungen für Tausende von Menschen eigentlich ganz aufgegeben werden. Denn die Teilnahme ist nur per Lautsprecher und Leinwandübertragung möglich, da sich der Altar oft in solcher Distanz befindet, dass das Geschehen dort für viele ohne diese Hilfsmittel nicht mehr wahrnehmbar wäre. Des öfteren befindet sich sogar eine Gruppe der Teilnehmer in Räumlichkeiten oder Örtlichkeiten, bei denen Wände zwischen dem Altarbereich und dieser Gruppe liegen und damit jede direkte Sichtverbindung verhindern.
Nun spiele man gedanklich durch, jemand würde einer solchen Gruppe offerieren, man möge jetzt doch statt über Leinwand und Lautsprecher mit der Zelebration am fernen Altar verbunden zu sein, um die Gemeinschaft besser zu verwirklichen, das Geschehen dort ignorieren und stattdessen jetzt eine Wort-Gottesfeier abhalten. Wie würde wohl das Votum der meisten Anwesenden ausfallen? Mit welchen Wortmeldungen wäre zu rechnen, wenn nach diesem Votum gar nicht gefragt würde, sondern das einfach so gehandhabt würde?

Wenn aber das Mitfeiern der Eucharistie unter solchen Gegebenheiten möglich ist, was ist dann noch ein derart großer Unterschied dazu, ob die Leinwand und Lautsprecher, mittels derer die Verbindung erfolgt, sich nun in 500 m Entfernung befindet oder in in 50 km? Nur die Tatsache, dass man vorher einen Weg von 50 km zurückgelegt hat, wenn man vor Ort ist? Warum soll eine Änderung der rein räumlichen Distanz ein Hindernis für die Teilnahme an etwas sein, das kosmisch und ewig ist?

Daraus würde folgen, dass - natürlich immer nur als zweite Wahl zur direkten und vollen Teilnahme - eine Gemeinschaft sehr wohl per Leinwand und Lautsprecher hergestellt werden kann.

Wäre dann, Teil dieses wirklich großen Ganzen zu sein, nicht die größere Vision, als vom gemeinschaftsstiftenden Ereignis der Eucharistie ganz ausgeschlossen zu sein und sich stattdessen mit einer Andacht bescheiden zu müssen?

Wodurch wird Gemeinschaft überhaupt hergestellt?
Etwa dadurch, dass ich mich in einem Raum mit jemandem befinde? Dadurch, dass die Person mir namentlich oder zumindest vom Sehen her bekannt ist? Dadurch, dass die Person im näheren Umkreis wohnt, obwohl ich sie gar nicht kenne? Oder dadurch, dass uns ein Anliegen eint? Insbesondere wenn es das Anliegen ist, bei dem Wunder dabei zu sein, dass in der Messe geschieht? Mit jemand, der das hat, fühle ich mich in starker Gemeinschaft, auch wenn ich denjenigen ein paar Minuten vorher nicht gekannt habe.
Wohingegen das Gefühl von Gemeinschaft gegenüber denen, denen es egal ist, ob sie nun an einer heiligen Messe teilnehmen oder nicht, nun doch deutlich eingeschränkt ist. Da sind wir uns nämlich über etwas Wesentliches äußerst uneinig und ich fühle  eigentlich mit Vertretern dieser Überzeugung keine allzu enge Verbundenheit.

Die Behauptung, eine Wortgottesdienstfeier vor Ort stifte Gemeinschaft halte ich persönlich für recht gewagt. Mich entfremdet sie klar von denen, die hier keine Anstrengung machen wollen, an einer sonntäglichen Eucharistiefeier teilzunehmen oder sie mir zu ermöglichen. Ich werde meine Gemeinschaft mit denen suchen, die notfalls auch willens sind, zwei Stunden Weg auf sich zu nehmen, um an einer Eucharistiefeier teilzunehmen, weil ich und sie daraus leben. Und wenn wir dort dann die Kraft gefunden haben, mit unserem Alltag fertigzuwerden, dann können wir gerne auch diese Kraft investieren, um uns denen zuzuwenden, die diese Kraftquelle noch nicht entdeckt haben.

Ein Livestream für Gemeinden wäre zweite Wahl, gar keine Eucharistiefeier ist dritte Wahl und gar kein Sonntagsgottesdienst noch schlechter. Das hat nichts mit den Mühen und Überlegungen zu tun, die die Vorbereitenden in die Durchführung von Wortgottesfeiern investieren; diese sind beträchtlich. Allerdings werden oft Aufwand und unendliche Mühe in Dinge investiert, die gar nicht zielführend sind, so dass Aufwand und Mühen noch nichts über den Sinn dessen aussagen, in das sie investiert wurden.

Samstag, 3. November 2012

das Konzept Wort-Gottesfeier ist "out-dated"

Ganz zu Anfang dieses Blogs (gut zwei Jahre her ist das) habe ich meine Eindrücke zu Wort-Gottes-Feier versus Besuch der heiligen Messe dargelegt. Mittlerweile sind meine Überlegungen da noch ein Stück weiter gediehen. Denn ich lese ja immer wieder diverse Meinungsäußerungen, wie förderlich der christlichen Gemeinschaft doch die ein Wortgottesdienst sein könne, wenn die Messfeier ausfalle. Und tatsächlich höre ich auch aus betroffenen Gemeinden, der eine oder andere finde die nett und ansprechend gestaltete Feier doch sehr ansprechend und besser als das, was der Pfarrer sonst biete.

Andererseits bin ich mittlerweile auf viele ältere und stark gehbehinderte Menschen gestoßen, die für sich eine andere Lösung entdeckt haben, nämlich die participatio actuosa an einem im Fernsehen übertragenen Gottesdienst, wobei hier EWTN und k-tv favoritisiert zu werden scheinen. Einige äußerten sogar, sie zögen diese übertragene heilige Messe der oft etwas bedrückenden und befremdenden Version vor, in deren Genuß sie kämen, würden sie Verwandte beknien, sie zur Kirche zu bringen und abzuholen und dort eventuell hilflos in der Bank zu verharren, weil der Zelebrant einmal wieder vergisst, ihnen die Kommunion zu bringen und während so manches sie hindert, wirklich aktiv den Gang der Messe zu verfolgen (es wurde ja schon genug geschildert).

Anfangs habe ich solche Aussagen mit Zurückhaltung angehört und fand es äußerst bedenklich, dass einen "virtuelle" Teilnahme an der Messe einer physischen vorgezogen werden kann. Mittlerweile habe ich verstanden, dass diejenigen, die das erzählten, durchaus auch lieber gerne körperlich anwesend eine heilige Messe mitfeiern würden, dass ihnen das aber durch alle Umstände (desinteressierte Familie, unpersönliche Atmosphäre vor Ort und zuviel Ablenkungen durch gruppenspezifische Sonder- und Eigenliturgien) oft sehr schwer gemacht wird. Sie lehnen auch nicht die Gemeinschaft mit anderen Mitchristen ab. Im Gegenteil, manchmal laden sie hoffnungsvoll dazu ein, doch mit ihnen, an der übertragenen heiligen Messe, die doch so tröstlich und erhebend für sie ist, teilzunehmen.

Sicher ist es eine gute Sache, sich gemeinsam zu einem sonntäglichen Wortgottesdienst zu treffen, wenn das die Alternative zu einem nur für sich allein gestalteten Gebet oder zu einem völligen Ausfallen eines solchen ist. So fanden wir das gemeinsame Bibelteilen in einem fremden Land und ohne katholische Kirche in 200 km Umkreis einmal sehr hilfreich. Wohlgemerkt, es war die einzige Möglichkeit, aktiv an einem christlichen Gottesdienst teilzunehmen, denn ein evangelischer Predigtgottesdienst in der Landessprache wäre irgendwie nicht so sehr sinnvoll gewesen.

Und so war es in vergangenen Jahrzehnten sicher sehr sinnvoll, wenn weitab von Rundfunkempfängern aller Art (wegen des Fehlens elektrischer Versorgung) sich Menschen in entlegenen Gegenden, ob nun im afrikanischen Busch oder Dschungel oder in den Gebirgen und Urwäldern Südamerikas oder in irgendwelchen Einöden) sich zu einem Gottesdienst zusammenfanden  und - finden. Aber das wandelt sich immer schneller. Selbst die entlegensten Gegenden werden jetzt mit Internetanschlüssen versorgt und bald wird man auch dort - natürlich am idealsten gemeinsam - dort an livestream-Übertragungen von heiligen Messen teilnehmen können.

Zu bedenken ist auch, dass bei Großveranstaltungen ja auch das aktive Teilnehmen an der heiligen Messe nur über Großleinwände möglich ist, oft sogar nur in benachbarten Örtlichkeiten zum Zelebrationsort. Wo ist da dann eigentlich der große Unterschied zu einer in noch größeren Distanz mitverfolgten gottesdienstlichen Feier? Höchstens noch der, dass bei Großveranstaltungen die Kommunion mit dem in ein- und derselben Feier gewandelten Leib Christi stattfinden kann. Oft aber ist es aus organisatorischen Gründen schon nicht möglich gewesen, dass alle diesen Vorzug hatten, so dass etlichen nur die geistige Kommunion blieb.

Was jetzt tatsächlich miteinander kollidiert sind ein protestantisches und ein römisch-katholisches Verständnis  von Gottesdienst. Die protestantische Sichtweise ist meines Wissens die (denn die Eucharistie als Sakrament gibt es dort ja nicht), dass die Gemeinschaft im gläubigen und die schriftbetrachtenden Zusammensein zweier Christen voll verwirklicht ist. Der römisch-katholische Gemeinschaftsbegriff aber geht von der Feier der heiligen Messe in Gemeinschaft mit dem Bischof aus, als dessen Vertreter die Priester geweiht werden.

Bei einer Messfeier ohne Priester ist die Gemeinschaft mit dem Bischof selbst also nicht mehr gegeben, es ist ein Gottesdienst mit gewaltigen Abstrichen.

Was in den Forderungen nach eucharistielosen Wortgottesdienstfeiern vor Ort durchscheint, ist der Verlust der katholischen Definition der die Gemeinde bildenden Gemeinschaft. Und was hier nicht bedacht wird, ist auch Folgendes: Viele Protestanten nehmen obwohl durchaus fromm und glaubend (auch wenn diese Gruppe in den vergangenen Jahren ebenfalls stark zusammengeschmolzen ist) nicht an protestantischen Gottesdiensten teil, weil sie ihre Schriftlesung auch allein halten können.

Und das würde ich angesichts der Qualität so mancher verbaler Äußerungen von Gottesdienstleitern (und der oft seichten Predigten, die auf kaum praktizierende Christen abzielen) wohl vielleicht auch tun, um zumindest gelegentlich einen in die Tiefe gehenden Gottes-Dienst zu haben. - Dahingegen setze ich einiges ein, um an einer heiligen Messe teilnehmen zu können, ganz unabhängig von den Qualitäten des Predigers, und wenn tatsächlich keine erreichbar wäre - warum sollte ich dann nicht per livestream die heilige Messe sogar mit dem Papst in Rom feiern anstatt eine Gebetsstunde mit ein paar anderen Laien zu halten. Wobei ich nichts gegen Gebetsgottesdienste einzuwenden habe und sie auch ab und an besuche (Andachten, Anbetung, Lobpreisgottesdienst), aber eben nicht anstatt der Feier der heiligen Messe sondern zusätzlich.

Unter den jetzigen Umständen mit Gewalt an dem überholten Konzept von Wortgottesdienstfeiern und Wort-Gottes-Feiern festhalten zu wollen, ist vollkommen überholt. Sinnvoll wäre mittlerweile, Livestreams von Bischofs- oder Papstmessen in den Gemeinden anzubieten, in denen keine heilige Messe gefeiert werden kann und wo die Eucharistiefeier auch andernorts nur schwer erreichbar ist. Auch hier wäre das Engagement von Laien zu einem gelungenen Ablauf sehr gefragt und endlich wäre eine würdige und bereichernde Teilnahme an einer heiligen Messe - wenn auch ohne Empfang der Kommunion aus ebendieser - ermöglicht.

Bisher habe ich aber noch keine Überlegungen von offizieller Seite dazu gehört.
Stattdessen wird anscheinend immer noch auf Selbstgestricktes mit mangelnder Qualität und zur Förderung der kreativen Selbstverwirklichung von "Gottesdienstleitern" gesetzt, die zu immer stärkerer Verunheitlichung der Liturgie führt, statt etwas zu fördern, das die Gemeinschaft aller Katholiken und besonders die Einheit mit den Hirten unterstützen und wachsen lassen würde.






Kommentare, die hier nicht veröffentlicht werden

Vor einiger Zeit musste ich einen Beitrag streichen, dessen Wortwahl nicht publikationsfähig war.

Einen Kommentatoren, dessen Beiträge nicht einmal entfernt mit dem Thema zu tun hatten, habe ich auf die Spamliste gesetzt.

Jetzt veröffentliche einen Kommentar nicht, der eine Buchempfehlung ist, die auch mit dem Hauptthema dieses Blogs und dem entsprechenden Beitrag nichts zu tun hat. Ich kann zwar annähernd den Gedankengang dieses anonymen Kommentators nachvollziehen, der ihn nicht einfach ziellos irgendwohin gesetzt hat, aber da es sich noch dazu um ein sehr strittiges Werk handelt, möchte ich den Diskussionen, die es unweigerlich nach sich ziehen muss keinen Raum geben.