Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 24. April 2012

Glaubwürdigkeit: Taten, die lauter sprechen als Worte

Oft wird die Aussage, dass Taten lauter sprechen als Worte, dahingehend interpretiert, dass soziales Engagement entscheidender sei, als geistliche Übungen. Oder von anderen, dass geistliche Übungen entscheidender seien, als auch einmal Wahrheit in eine verfahrene Situation zu sprechen. Der Fehler der solchen Auslegungen und Engführungen anhaftet, ist der, dass eigentlich gemeint ist: Wenn Taten und Worte im völligen Einklang miteinander stehen, erst dann haben sie wahre Durchschlagskraft, wobei es sinnvoll ist, dass auch etwas von den Taten sichtbar ist, damit die Worte nicht leer im Raum stehen.

Ich will wieder eine Geschichte erzählen. Dieses Mal von einer Jugendarbeit. Es war eine Jugendarbeit, deren Verantwortliche sich ehrlich bemühten, den Jugendlichen zu vermitteln, was zum Christsein gehört und die hohen Wert darauf legten, dass auf ihren Wochenenden nichts gesagt und getan wird, das der katholischen Lehrmeinung widerspricht. Um auch die Wichtigkeit eines Lebens mit den Sakramenten zu verdeutlichen wurde auf diesen Wochenenden möglichst täglich die heilige Messe gefeiert und es bestand die Gelegenheit zur Beichte. Beides wurde von den Teilnehmern gut angenommen.

Es gab nur zwei Dauerprobleme. Das erste hieß, wo finden wir einen Priester, der die katholische Lehre klipp und klar vergibt und bei dem die Jugendlichen auch menschliche Annahme finden? Die zweite war, wo finden wir neue Mitarbeiter, an die alles einmal übergeben werden kann und die selbst Mitarbeiter ausbilden können?

Das erste Problem war beträchtlich. Meistens lief es darauf hinaus, dass Pfarrer A durchaus fromm und umgänglich war, aber leider sehr eigene Auffassungen von Liturgie hatte. Oder Pfarrer B zwar völlig korrekt war aber Jugendliche richtiggehend erschreckte. Oder Pfarrer C mehr wünschte, seine eigene Auslegung zu der einen oder anderen theologischen Frage vorzutragen als die Lehrmeinung der Kirche. Schließlich schien das Problem gelöst, ein junger Priester, der recht beliebt war, sich korrekt verhielt und korrekte Aussagen machte, war jahrelang bereit, die Aufgabe der geistlichen Begleitung zu übernehmen.

Der Kreis der jugendlichen und jungen erwachsenen Mitarbeiter wuchs stetig, es wurden mehr und mehr Jugendliche erreicht - und plötzlich brach alles in sich zusammen. Innerhalb eines Jahres stellte sich heraus, dass der größte Teil der jungen Mitarbeiter nicht lebte, was den Teilnehmern als richtig dargelegt wurde. Klärungsversuche brachten zutage, dass dies durchaus nicht nur den Bereich der gelebten Sexualität betraf, sondern das ganze geistliche Leben.

Die Verantwortlichen waren niedergeschlagen. Sie hatten wirklich alles getan, um in dieser Einheit von Worten und Taten zu leben, hatten große persönliche Opfer gebracht, und doch war es gescheitert. Resigniert stellte der eine oder andere fest, dass wohl der Prägung durch die ganze Umwelt kein noch so gutes Beispiel mehr etwas entgegensetzen kann.

Und dann, Jahre später erst, kam es heraus, wo tatsächlich die Lebenslüge in der Leitung gesteckt hatte. Es war ein Schock, denn der um den es ging, war vielen ein Vorbild an Integrität gewesen und manchen sogar ein geschätzter geistlicher Begleiter. Es war jener inzwischen nicht mehr ganz so junge Priester. Für die Justiz war es kein Fall, er hatte nur dem Charme junger Frauen über 18 nicht viel widerstehen können, seit seiner Kaplanszeit mehrere solcher Beziehungen, darunter eine langjährige unterhalten. Und obwohl seine Vorgesetzten davon nach und nach erfuhren, wurde ihm eine Vertrauensposition nach der anderen übertragen. - Dank seiner mit perfekter Fassade gelebten Lüge hatte tatsächlich beim ganzen Aufbau jener Jugendarbeit das Wort und die Tat nie überein gestimmt. Keiner wusste es, aber die geistlichen Gesetzmäßigkeiten funktionieren nun einmal wie die Naturgesetze: die Schwerkraft bleibt bestehen gleich wie überzeugend man behauptet, sie ignorieren zu können - und gelebte Lüge bringt gelebte Lügen hervor.

Nicht nur, dass plötzlich verständlicher war, warum die ganze Arbeit damals gescheitert war; durch das Herauskommen der Wahrheit fiel es allen, die ihm vertraut hatten, erst einmal schwer, überhaupt noch einem Priester zu vertrauen: nach dieser Erfahrung konnte ja fast alles Lüge und Vorspiegelung sein, es sei denn, man kannte die Person sehr gut und persönlich.

Ich selbst (und ich war damals nur einer der jungen Nachwuschsmitarbeiter und er war nie mein geistlicher Begleiter oder Beichtvater) bin dadurch immer noch sehr erschüttert. Aufgrund eines kleinen Vorfalls war er für mich auch ein Vorbild an Integrität gewesen. Die Zweifel kriechen seinetwegen immer wieder einmal gegenüber anderen hoch: "Wer ist dieser Mensch wirklich? Wieviel ist nur Fassade? Kann man überhaupt jemandem vertrauen?" Ich versuche diese Zweifel abzuschütteln, aber sie warten jetzt immer im Hintergrund.

Wie gesagt, nach dem Strafgesetzbuch lag hier nichts vor. Von Pädophilie keine Rede. Der Schaden für die Glaubwürdigkeit gigantisch. Ich weiß nicht, ob das für mich jemals ganz repariert werden kann.

Ganz anders steht es für mich dem hier beschriebenen Fall. Der Unterschied zum oben Beschriebenen war, dass dieser zweite mich nie belogen hat. Sein Leben war auch zerspalten, aber in der Krise hat er seinen Freunden nichts vorgespiegelt sondern den Kontakt abgebrochen. Er hat sich damals völlig von allen abgeschottet, die ihn näher kannten, außer von denen, die ihn in sein Unglück hinabzogen. Während jener oben Genannte seine eigene Priestergemeinschaft belogen hat, als er für die endgültige Aufnahme eine Lebenszeugnis schreiben sollte, während jener wahrscheinlich selbst seinen geistlichen Begleiter genasführt hat, hat dieser andere (noch vor der unter dem Link beschriebenen Tragödie) in seinem Lebenszeugnis keinen Fehler verschwiegen, obwohl ihm das Nachteile brachte. Weil in der Beichte nicht hätte lügen wollen oder können, ist er nicht mehr zur Beichte gegangen. Und als ich ihm nach jenen Vorfällen und vielen Jahren Kontakt wiederbegegnete, hat er von sich aus und recht schonungslos gegen sich selbst, erzählt was geschehen ist.

Darum ist für mich seine Glaubwürdigkeit nicht in Frage gestellt.

 Glaubwürdikeit wird nicht erschüttert dadurch, dass jemand in Sünde fällt, sie bereut und neu anfängt. Glaubwürdigkeit wird erschüttert durch Lüge, Betrug und Vortäuschungen.

Sonntag, 22. April 2012

Wie man Glaubwürdigkeit effektiv untergräbt - ein aktuelles Fallbeispiel

Erzählt wurde es mir gestern. Darum eröffne ich damit meine schon länger geplante kleine Reihe zum Thema (kompromittierte) Glaubwürdigkeit.
Es war etwas nur zu Alltägliches. Eine Familie feierte die Erstkommunion ihres Kindes. Die Mutter katholisch, der Vater evangelisch. Die Mutter, ganz normale Durchschnittskirchgängerin ohne spezielles Engagement  wo auch immer, wies ihren Ehemann darauf hin, dass er als Protestant nicht zur Kommunion gehen könne. Dieser kam dem nach, doch es mißfiel ihm wohl. Daher sprach er den Pfarrer darauf an.

Eine Situation, die eigentlich interessante Perspektiven eröffnete. Hier hätte ein Theologe erläutern können, was so anders ist am protestantischen Abendmahl und der katholischen Kommunion. Der Pfarrer, der mir die Geschichte erzählte, meinte, er hätte sich an dieser Stelle erkundigt, ob dieser Mann, wenn ihm die Kommunion möglicherweise soviel bedeute, schon einmal darüber nachgedacht habe, vielleicht katholisch zu werden.

Die Antwort seines Mitbruders war leider die denkbar schlechteste: "Als Vater des Kindes können sie natürlich zur Kommunion gehen!"
Volltreffer! Die katholische Ehefrau war damit unglaubwürdig gemacht. Genauso wie jeder Katholik, besonders die Laien, aber auch alle Geweihten, die fürderhin jenem Mann zu erklären versuchen, was aus Glaubensgründen nun einmal nicht geht. Bis hin zum Papst im Rom, der ja der Pressemeinung nach weltfremd ist. (Ganz zu schweigen von der verpassten Chance für ein Glaubensgespräch.)
Denn hier hat der vermeintliche "Spezialist" vor Ort im Grunde klipp und klar erklärt: "Um zur heiligen Kommunion zu gehen, muss man nur mit einer Person verwandt sein, die katholisch ist." Wahrscheinlich hat sich dieser Zerstörer der Glaubwürdigkeit nach dieser eindeutigen Lüge und dem damit einhergehenden gravierenden Bruch des Kirchenrechts auch noch so richtig großartig gefühlt, wie großzügig und tolerant er gerade gehandelt hat, ohne die Kosten zu bedenken, die viele andere nun zu zahlen haben, damit er sich so großzügig und tolerant fühlen kann.

So zerstört man gekonnt und nachhaltig Glaubwüdigkeit.

Übrigens auch die eigene. Denn wie glaubwürdig ist so ein Pfarrer noch vor denen in seiner Gemeinde, die er nicht lediglich durch so etwas verunsichert, sondern die wissen, dass aus durchaus egoistischen Motiven (zumindest dem, ein Lob für sein wundervolles "pastorales" Verhalten zu bekommen, das leider stattdessen äußerst wolfsmäßig war) eine Lüge über Glaubensdinge verbreitet hat?



Samstag, 21. April 2012

Diakonat? Alles Ausbildungssache!

Wer das meint wird sich freuen über die Katholikentagsveranstaltung "Diakonat der Frau - Zeichen der Zeit" am Samstag von 14:00 bis 15:30 in der Konkordienkirche mit mehreren Frauen, die eine "Diakonatsausbildung" haben.

Auch zu anderen beliebten Themen findet man im Programm Veranstaltungen aller Art.
Das einzige, was mich wundert ist, was dann eigentlich auf dem Kirchentag von unten gebracht wird, wenn, wie man heute in der Zeitung lesen konnte, angeblich derart brisante Themen im offiziellen Programm des Katholikentags nicht vorgesehen sind.

Nein, bitte, keine Vorschläge im Kommentarteil!

Katholikentagsforen, auf die man vielleicht einen Blick halten sollte

Zum Beispiel am Donnerstag 14:00 - 15:30 im Gustav-Mahler-Saal, CC Rosengarten heißt es "Auftreten statt Austreten. Podium: P. Klaus Mertes SJ, Daniel Dickopf (Wise Guys Köln), Eva-Maria Kiklas von Wir sind Kirche, Bianka Mohr BDKJ Mainz, Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki

Daniel im Löwenkäfig?

und worauf einige schon "sehnlichst" warteten:
"Stört die Liebe nicht" - Wo bleibt der Körper in der Sexualmoral? mit Prof. Dr. Othmar Keel, Dr. Norbert Reck, Prof. Dr. Konrad Hilpert im CC Rosengarten, Wolfgang-Amadeus-Mozart-Saal am Samstag von 11:00 bis 12:30

zum Thema Bloggen gibt es auch etwas:
im Arnold-Schönberg-Hörsal, CC Rosengarten samstags 16:00 - 17:30: "Bloggen, chatten, mailen: Neue Wege zum Menschen. Eine Wissensshow zur Kirche im Web 2.0, Moderation durch Br. Paulus Terwitte OFMCap

Eine Lektüre des Programms birgt wirklich einiges Informative, es geht keineswegs nur um Ökologie, wie einige schon gespottet haben.


"Wir sind Dialog"

Die Lektüre des Programmes des anstehenden Katholikentages beantwortet doch tatsächlich einige brennende Fragen, zum Beispiel die hier: Warum werden soviele nicht in den "Diaolg" einbezogen. Na deswegen:


Wir sind Dialog-  Für eine sprachfähige Kirche an der Seite der Menschen
Bischof Dr. Franz-Josef Bode
Pastoraltheologe Prof. Dr. Rainer Bucher
Memorandumsmitinitiatorin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins
Sophia Kuby, Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel
ZdK-Vizepräsidentin Dr. Claudia Lücking-Michel
Fr. 16-17 Uhr, CC Rosengarten, Gustav-Mahler-Saal

Sie sind Dialog. ;) Was braucht es mehr.

(falls jemand es nicht merkt, das soll jetzt ein Scherz sein, wenn auch "tongue in cheek")

Donnerstag, 19. April 2012

Wie echt ist der Heilige Rock?


Ist er wirklich die „Tunica Christi“? Der beste Artikel, den ich hierzu gelesen habe, geschrieben von Michael Hesemann, stand am 7.4.12 in Die Tagespost, S.5.; leider ist er im Archiv nur für Abonnenten zugänglich.  Auf diesen Artikel nehme ich hier Bezug:

In uns zugänglichen Quellen erwähnt wird der „Heilige Rock“ zuerst im 12. Jahrhundert, in den Gesta Treverorum, deren älteste Teile von 1205 stammen. Am 1. Mai 1196 wurde der Rock im Petrusaltar  des Ostchores des Trierer Doms untergebracht, wo man sie auch 1512 wiederfand:  es war eine „löchrige, brüchige, uralte Tunika“.
Die erste wissenschaftliche Untersuchung fand erst 1973/74 statt. Dabei wurde festgestellt, „dass der Heilige Rock ... gar nicht die eigentliche Reliquie ist, sondern gewissermaßen ihr Reliquiar. Der Pilger sieht ... eine auf der Vorderseite mit Falten verzierte liturgische Tunika aus dem 16. Jahrhundert. ... In ihrem Inneren befinden sich elf Schichten von Textilien unterschiedlichen Alters und Zustands. Tüll- und Seidenfutter aus dem 19. Jahrhundert sowie ältere Gaze- und Taftseide umgeben eine fragile Schicht verfilzter Wolle hohen Alters, zusammengehalten durch die Überreste brüchig gewordener orientalischer Seidengewebe aus dem achten bis neunten Jahrhundert. Nur diese Wollschicht kann einen Anspruch darauf erheben, als die eigentliche Reliquie zu gelten.“

Man hatte nämlich im Jahre 1512 nur ein Kästchen mit den gefalteten alten Wollresten gefunden, Kaiser Maximilian I wollte sie aber als Gewand sehen. Da die Wollreste so wenig repräsentabel waren, nähte man sie wohl in eine neue Tunika ein, deren Form der ursprünglichen nachempfunden war. Doch der Zahn der Zeit nagte weiter. 1891 war das Gewebe derart zerfallen, dass man alles mit Gummitragant bestrich. Dadurch entstand das heutige Aussehen und da man damals noch nichts von Radiokarbondatierung wusste, nahm man auch keine Rücksicht darauf, dass diese dadurch unmöglich wurde.

In oben erwähntem Artikel wird ausgeführt, dass im 19. Jahrhundert gespottet wurde, es gebe an die 20 „Heilige Röcke“ an verschiedenen Orten.  Bei genauerer Untersuchung der Anhaltspunkte ergibt sich jedoch, dass es sich bei den meisten um andere Gewänder/Kleidungsstücke handelt, nämlich ein „Kindergewand des Herrn“, der Purpur, den die römischen Soldaten bei der Geißelung zur Verspottung verwendeten, das Gewand, das Herodes gegeben haben soll. Bei anderen Quellen könnte es sich durchaus um Sichtungen der verschiedenen Gewänder zu verschiedenen historischen Zeitpunkten handeln, denn von ihrem Verbleib ist nach jenen lange zurückliegenden Erwähnungen nichts mehr bekannt.

Eine Reliquie gibt es jedoch, bei der es wahrscheinlicher ist, dass sie das unzerteilte Gewand Christi ist, und zwar in Argenteuil in Frankreich. Karl der Große soll dem Kloster dort 802 das Gewand übergeben haben, das er selbst von der byzantinischen Kaiserin Irene erhalten hatte. Diese inzwischen sehr stark beschädigte Tunica (sie musste unter anderem durch die französiche Revolution hindurch gerettet werden) wurde 1898 und 1932-34 untersucht und scheint eine römische Textilie aus dem ersten bis dritten Jahrhundert zu sein, die „über und über mit Blutflecken bedeckt“ ist. Und ebendiese Blutflecken stimmen mit denen auf dem Turiner Grabtuch überein; ähnliche Stoffe waren auch in der jüdischen Felsenfestung Masada gefunden wrden. Die Blutgruppe ist AB – wie auf allen untersuchten Textilien, die über Europa verstreut in Kirchen und Klöstern zu finden sind und als Tücher gelten, die bei der Grablegung Christi Verwendung fanden. Nicht nur, dass AB die seltenste Blutgruppe ist, in Israel macht sie heute ca. 1% der Blutgruppen aus und je weiter man in der Geschichte zurückgeht, desto seltener tritt AB überhaupt auf, sogar die genetische Signatur des Blutes ist Haplotyp J, der am häufigsten bei sephardischen Juden vorkommt. „Die Deformation vieler roter Blutkörperchen wies zudem auf eine schwere traumatische physische Misshandlung des Trägers der Tunika hin. Zudem beinhaltete ihr Gewebe die Pollen von Bäumen und Gräsern ... die in Palästina häufig sind, zudem Sandkörnchen, Kalksteinstaub und Glimmerspuren aus einem trockenen wüstenähnlichen Gebiet.

Die Wahrscheinlichkeit ist also durchaus nicht gering, dass es sich bei der Tunika in Argenteuil um das Untergewand Christi handelt. Das heißt aber nicht, dass es sich in Trier nicht auch um eine echte Reliquie (gleich wievielten Grades) handelt. Bei dieser könnte es sich um eine Übertunika gehandelt haben, die über dem Untergewand getragen wurde. Unbestreitbar ist, dass Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Anfang des 4. Jahrhunderts viele Ausgrabungen in Jerusalem durchführen ließ, bei denen der Großteil der nun über Europa verstreuten Reliquien, auch all der Partikel des Kreuzes, gefunden wurden, ab 307 in Trier residierte und dass dort eine „bedeutende Herrenreliquie“ verehrt wurde. Erst nach 353 nach Christus wurden alle wichtigen Reliquien sorgfältig versteckt, um sie vor den Barbareneinfällen zu schützen, bei denen zahlreiche Siedlungen, Klöster und Kirchen nebst allem, was darin war, verbrannt wurden.

Fazit: Niemand wird beweisen können, dass im „Heiligen Rock zu Trier“ tatsächlich Fasern von Kleidungsstücken enthalten sind, die Jesus selbst einmal getragen hat; aber es gibt doch immerhin einige Indizien, dass dem so sein könnte.

Nun gibt es einige, die gerne sagen, es sei ohnehin bedeutungslos, ob eine Reliquie echt sei oder nicht, Hauptsache, man nehme sie zum Anlass zu frommen Übungen aller Art. Dem stimme ich nicht zu. Etwas als Reliquie auszugeben, was eindeutig keine ist, wäre letztendlich ein Betrug oder Selbstbetrug. Und eine Wallfahrt bei der es vor allem um das Gemeinschaftsgefühl  und emotionale Erlebnisse geht, wäre gar keine wirkliche Wallfahrt. Die meisten, die nach Trier kommen, werden es tun, weil die gezeigte Tunica zumindest Fasern von einem Gewand enthält, von dem man Grund hat, zu vermuten, dass es ein Gewand war, das Jesus einmal trug, weil wir Menschen gerne etwas Greifbares von jemandem haben, andem wir interessiert sind, etwas das ein Gefühl von Nähe vermittelt. Und dazu würde ein T-Shirt aus dem Supermarkt, das man gemeinschaftsfördernd als etwas bezeichnet, von dem jeder weiß, dass es das nicht ist, nichts nützen.

Und wer weiß, heutzutage wird kaum jemand nach Trier zum Heiligen Rock pilgern, weil er eine wundersame Heilung erwartet, aber das schließt nicht aus, dass es geschehen könnte. Wunder sind Zeichen, die die Authentizität und Wahrheit von etwas bestätigen und so den Glauben stärken. Sie sind nie Selbstzweck. Eine Stärkung des Glaubens aber könnten wir hierzulande wirklich gebrauchen.

Dienstag, 17. April 2012

Leider habe ich den Glückwunschreigen gestern verpasst

- aber natürlich schließe ich mich an. 85 Jahre sind schließlich nicht alltäglich. Warum ich ihn so gern habe? Also, ich war nie imstande, einen Menschen zu benennen, der mir ein echtes Vorbild ist. Ich fand so ziemlich jeden in irgendeiner Beziehung enttäuschend. Das hat sich geändert, seit wir einen Papst Benedikt XVI haben. Seitdem weiß ich, dass es möglich ist, sanftmütig, demütig, freundlich, klug und mutig zu sein, und was sonst noch in die Liste der Tugenden gehört. Höchstwahrscheinlich auch nicht in Perfektion aber in weitaus höherem Maße als ich selbst es bin. Es ist begeisternd da endlich ein Vorbild zu haben.

Und falls ich einmal die Gelegenheit haben sollte (wahrscheinlich eher nicht, da fehlt es mir an jeglichen Beziehungen und an Prominenz), dann verpasse ich es hoffentlich nicht wie Matthias Mattusek, den Ring an seiner Hand zu küssen. Wie Matussek es auch erklärt, es geht dabei nicht um die Person, die den Ring trägt, sondern darum, wie das Amt des Dienens, das der Person anvertraut ist, so wundervoll hell aufleuchtet, weil dieser Mensch nicht für sich  lebt sondern für diesen Dienst. Ich würde es auch tun, nur um diesem Amt, den Respekt zu zollen, aber es ist schöner, wenn es mit solcher Freude und Zuneigung geschehen kann.

Und zum Schluss sei Mattusek noch zitiert, weil er etwas so schön auf den Punkt bringt:


"Wir sind ganz ausgesprochen NICHT Papst. Weder das Land noch seine Katholiken. Wir legen außerordentlichen Wert darauf, NICHT Papst zu sein.
Bei uns glaubt man, das ergeben Straßenumfragen immer wieder, dass Golgotha eine Zahnpasta ist, und dass wir zu Ostern den Osterhasen feiern. Wir sind aber - besonders diejenigen unter uns, die nicht mehr in die Kirche gehen - fest der Meinung, dass sie nur überlebt, die Kirche, wenn sie ihre "Sexualmoral" korrigiert und der Zölibat abgeschafft wird."

Ich bin es auch nicht. Aber ich wäre es gern. Und in dem Falle meine ich, dass ich nicht der Amtsträger sein möchte, sondern wie der Amtsträger, um meinem Herrn so gut zu dienen.

Samstag, 14. April 2012

Miniserie Kommunionunterricht - die Vorbereitungsgottesdienste

"Na, weißt du jetzt, was ich meine?" fragte mein Neffe, als ich ihn am Montag wiedersah. Am Freitag war ich zu einem der Gottesdienste für die Gemeinde und die Kommunionkinder gekommen. Danach hatte ich ihn nicht mehr gesprochen, weil er sofort im Dauerlauf quer durch das Kirchenschiff sprintete, um sein Fußballtraining nicht zu verpassen. Dieser Sprint am Ende der Veranstaltung spricht schon Bände.

Bei Annäherung an den Kircheninnenraum vor dem Treffen, konnte man schnell bemerken, dass man sich einer größeren Gruppe in angeregter Unterhaltung näherte; das Stimmengewirr war beträchtlich. Im Chorraum waren an die 50 Stühle aufgestellt, auf denen die Teilnehmer so wie sie eintrudelten Platz nahmen (Kinder, Eltern, Gruppenleiter, wer auch immer). In der lockeren Runde wurde fleißig geplaudert, geneckt, gestoßen, gezappelt - eben die Zeit vertrieben, bis es losging. Kniebeugen - nein; ist ja auch ehrlich gesagt, ein bißchen komisch, wenn man vor dem Haufen Leute oben im Chorraum beim Reinkommen einen Kniebeuge machen soll. Der Pfarrer nebst Messdienerinnen musste sich einen Weg durch Stühle und Stehende bahnen; die Messdienerinnen waren völlig verwirrt, weil alles anders als sonst war. Zum Beispiel fiel einer von ihnen nach der ersten Hälfte des Einsetzungsberichtes ein, dass man an der Stelle eigentlich an einem bestimmten Platz kniet. Also wurden die anderen am Gewand gezupft und informiert, die Truppe hüpfte die Stufen hinunter, um für die Wandlungsworte über den Wein dann alles trotz Chaos kurz oberhalb ordentlich zu machen. Guten Willen konnte man ihnen wirklich nicht absprechen. Auch nicht den Kindern, denen nach dem Gottesdienst (es war der fünfte oder so) erklärt wurde, was eine Kniebeuge ist. Sie haben alle mitgemacht.
Die Messelemente, die in die Kommunionstunde im Chorraum eingefügt waren, waren eindeutig Elemente der heiligen Messe und das Hochgebet war vollständig. Es war nur ...

"Ich möchte mal wissen", meinte mein Neffe am Montag danach, "wieso die uns nicht in die Bänke lassen. Auf diesen doofen Stühlen tut mir immer der Rücken weh. Mehr mit bekäme man auch, wenn nicht alle so durcheinander säßen."

Freitag, 13. April 2012

Das Eisberg-Prinzip, angewandt auf die Missbrauchskrise


Dass die Titanic an einem Eisberg gescheitert ist, obwohl sie als unsinkbar galt, wissen wahrscheinlich mehr Leute als, was an Ostern gefeiert wird.
Die Kirche wird ja auch oft mit einem Schiff verglichen und die extensive öffentliche Beschäftigungen mit Missbrauchsfällen im kirchlichen Raum war für viele eine Erschütterung wie die Kollision mit einem Eisberg .  Manche hatten schon Jahre vorher prophezeit, daran werde die katholische Kirche untergehen. (Diese wussten nicht, dass das sowieso nicht geht, weil Jesus Christus selbst gesagt hat, dass das nie geschehen wird. Noch weniger können sie erkennen, dass das aufgrund des Wesens der Kirche notwendig so ist, da es sich nicht einfach um eine menschengemachte Struktur handelt.)

Aber seitdem beschäftigen sich viele mit dem Problem der Eisberge.  Die derzeit favoritisierte Lösung scheint zu sein,  große Flammenwerfer zu nehmen und alles, was da über Meereshöhe ragt, radikal abzuschmelzen.
Dabei scheint nicht bedacht zu werden, wie Eisberge beschaffen sind und wie sie überhaupt entstehen.

Wenden wir uns zunächst der Beschaffenheit von Eisbergen zu: Wir denken dabei an auf dem Wasser schwebende kleine Gebirge aus Eiskanten und –flächen. Möglicherweise haben wir auch noch eine vage Vorstellung, dass noch einmal eine solche Masse unter dem Wasser liegt. Meistens stellt man sich da eher ein schiffsähnliches Konstrukt vor. Aber Eisberge haben etwa neun Zehntel ihrer Masse unter Wasser. Die Hauptgefahr ist gar nicht die Kollision mit dem Teil, der über das Wasser ragt, sondern die, mit der riesigen Eisfläche unterhalb, die sich oft weit über den oben sichtbaren Teil hinaus erstreckt und nach oben scharfe Kanten hat, die Schiffen, die damit kollidieren den Rumpf aufreißen können. Das ist die Hauptgefahr an Eisbergen.

Weiterhin haben Eisberge einen Entstehungsort:  Sie entstehen nicht, wenn ein zugefrorener Wasserbereich auftaut; das wären Eisschollen.  Eisberge entstehen am Rand riesiger Gletscherflächen. Sie brechen von dort ab.

Was möchte ich damit verdeutlichen?
Zum einen: Missbräuche, gerade im christlichen Rahmen, wo man sie am wenigsten erwarten sollte, entstehen nicht aus dem Nichts; ein Gletscher hat diese Eisberge gekalbt. Unser europäisches Christentum ist in vielem zu einer großen Eiswüste erstarrt. Dass das nicht so sein sollte, ist vielen klar. Darum begrüßen wir die Anzeichen eines Frühlings, der sich auch im Zerbrechen des riesigen Eisschildes zeigt. Was keiner begrüßt sind die gefährlichen Eisberge, die dann herumtreiben, gekalbt von unserem erstarrten Christentum.  Und die sichtbarste Spitze dieser Eisberge, das ist der sexuelle Missbrauch. Er sitzt auf einem Unterbau von vielen Lieblosigkeiten, Zügellosigkeiten und Egoismen. 

Doch wo auch immer wir diesen Eisberg anbohren würden, wir würden auf Menschen stoßen, die sehr leiden.  Wir können sie alle finden in den unter Wasser liegenden Teilen der Eisberge: Menschen, die vor Kälte zittern und nach Wärme und Liebe greifen, in wechselnden Partnerschaften, in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, im Verbrauchen der Partner beim Versuch, selbst etwas Wärme zu finden und oben auf der Spitze ein paar, die völlig verfehlt in dieser Suche nach Liebe nicht nur Erwachsene missbraucht haben (denn es sage niemand, dass sich Scheidungs- und Trennungsopfer nicht weggeworfen und missbraucht fühlen) sondern auch Kinder und Jugendliche. Zu was Menschen in ihrem Wahn, ihrer Einsamkeit und Verzweiflung fähig sind, ist schockierend. Kinder sind die wehrlosesten und häufigsten Opfer. Das fängt schon im Mutterleib an. Das geht weiter mit Kindern, die leben dürfen aber unerwünscht sind, denen, die an der Trennung ihrer Eltern fast zerbrechen bis hin zu denen, die zu allzu frühen sexuellen Handlungen verführt werden (zum Teil mit wohlwollender Unterstützung von staatlicher Seite) und solchen, die völlig gegen ihren Willen in sexuelle Handlungen einbezogen oder dazu gezwungen werden.

Eine der Zacken des Eisbergs sind nun Priester, die an Kinderpornographie geraten sind, sich zu unsittlichen Berührungen und in den übelsten Fällen sogar zu Vergewaltigungen hinreißen ließen. Natürlich kann man jetzt oben erwähnten Flammenwerfer nehmen und sie auslöschen. Nennen wir es doch beim Namen, es geht um ihre Eliminierung. Und zwar um die Eliminierung derjenigen, die trotz allem an ihrer Berufung festhalten wollen, die darum kämpfen. Die anderen sind ohnehin gegangen, haben sich laisieren lassen oder sich erst gar nicht darum bemüht. Wir sprechen hier von denjenigen, die sich ihrer Schuld bewusst sind und Wiedergutmachung und Heilung suchen, die zum Teil unübersehbar einen Weg der Umkehr und Buße gegangen sind und gehen. Es mag sein, dass es Priester gibt, die ihren Dienst nur als Beruf sehen, einen Job unter vielen. Aber es gibt viele, deren Lebensinhalt ihre Berufung ist. Werden nun gerade diese dieser Grundlage ihrer Existenz vollständig beraubt (und ich spreche nicht von finanziellen Dingen), ist das im Grunde ein Todesurteil, und zwar keine barmherzige Guillotine sondern ein langer Weg des Elends: ausgestoßen, nutzlos, ohne sinngebende Aufgabe.

Unsere Gesellschaft ist eine des Todes geworden, und es ist damit zu rechnen, dass man diese Menschen, die als Abfall betrachtet werden, ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Verkehr ziehen wird. Doch was wird danach geschehen?

Ganz einfach, der Eisberg wird mit einem Ruck ein Stück nach oben gehen. Und vielleicht , wahrscheinlich sogar, wird eine der Kanten, die gerade vorher noch ausreichend unter Wasser lagen, dem Schiff ein übles Leck schlagen.  Welche es ist, darüber könnten wir lange spekulieren. Vielleicht der Aufruf zum Ungehorsam (der auch ein Schrei nach Liebe ist). Vielleicht die vielen Zacken der gescheiterten Ehen. Vielleicht die Antidiskriminierungs-Stoßspitze bezüglich der Homosexualität. Da liegen viele messerscharfe Spitzen und Kanten ganz dicht unter dem Wasserspiegel. Normalerweise wären sie nicht so ruckhaft aufgetaucht, aber durch die radikalen Maßnahmen am oberen Teil des Eisbergs wird es dann „völlig plötzlich und unerwartet“ dazu gekommen sein.

Doch, gibt es denn auch eine Lösung, die nicht zu Havarien führt? Höchstwahrscheinlich ja. – So wie es derzeit Planmodelle gibt, die Eisberge zu nutzen, indem man sie direkt dahin verschifft, wo ihre riesigen Süßwasserreservoirs (denn Gletscher sind Süßwasser kein Salzwasser) Menschen vor dem Verdursten bewahren können. Wie die Lösung im konkreten Fall für die Kirche aussieht, das müsste gründlich durchdacht werden. So gründlich wie es auch in Bezug auf die realen Eisberge geschieht.

Und vielleicht sollten hier auch wirklich die Verdurstenden betrachtet werden, die Alten, Vereinsamten und Kranken, die Seelsorger brauchen und wollen und nicht nur die, die darauf bestehen, dass ihr Wasser nur aus einem Brunnen kommen darf und auf keinen Fall im Meer treiben und dabei auch etwas Dreck (Sünde) an der Oberfläche ansammeln durfte, den man erst durch geeignete Maßnahmen herausfiltern muss.

Donnerstag, 12. April 2012

Vorsicht Alipius, die deutsche Kirchenzeitung beobachtet dich ;)

In der neuesten Ausgabe ist es auf S. 8 erschienen: "Die Sprache der Blogger"

Also, Alipius, deine Ausdrucksweise wurde einer Untersuchung unterworfen und es wurde befunden, dass du dich eines Augustinerchorherren unwürdig ausdrückst. Na ja, ganz schön schnodderig ist das Zitierte schon und damit bietest du natürlich gute Angriffsfläche. Kritisiert wurden die Ausdrücke: "braven Brunftviehs", "plärrenden Macker" und "wer konsumiert und vögelt". - Dann wird festgehalten das sei keine unrühmliche Ausnahme in der katholischen Bloggerlandschaft, die auch auf einer Seite gelistet seien.

Elsa wird auch zitiert. Mit "die Fischerboote des Herrn", wie sie die Blogs nenne. Und dann wird ausgeführt, dass doch diese ganzen Blogs nur blamabel seien und der "christliche Stil" bei vielen sehr zu vermissen sei. Zum Beispiel sein Katholikentagsbesucher als "bongoverdreschende Schocktruppen" beschimpft worden und "Bischöfe, die sich differenziert zum Diakonat der Frau äußerten" als "alte, gehörgeschädigte Männer". Zu den beiden letztgenannten Zitaten fehlt die Quellenangabe.

Wie auch immer, die Ausdrucksweise macht auf den unbedarften Leser sicherlich nicht den besten Eindruck. Jeder, der sich so äußert, sollte vielleicht gelegentlich überdenken, ob es der Sache dient, für die derjenige sich einsetzen möchte.
Was jetzt aber unfair ist, ist inmitten solcher Zitate den Blog impavidiprogrediamur aufzuzählen, denn dort dürften solche Ausdrücke nun wirklich nicht vorkommen. Es zeigt wohl eher, was der Schreiber dieses Artikels von jener Initiative hält,indem er sie in ein schlechtes Licht rückt.

Positiv erwähnt werden überhaupt nur domradio und der Blog des Misereor-Hilfswerks.

"Hämisch, spöttisch, wütend oder arrogant schreiben die Blogger" heißt es. Ja, das kommt vor.
Hiermit gebe ich aber das Kompliment an den Verfasser zurück, denn zutreffend ist diese Beschreibung leider auch für sein Werk.

Zumindest zeigt dieser Versuch einer generell und ausschließlich negativen Darstellung gegenüber allen, die auf bloggerliste.blogspot.com stehen (mit Ausnahme von domradio und dem Misereor-Blog), dass irgendjemand Wert darauflegt, hier eine negative Wertung zu verbreiten um gegen etwas vorzugehen, das er als Gegner anzusehen scheint.

Sehr geehrte Schreiber der Kirchenzeitung, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, denn die Art und Weise wie in Ihrer Zeitung Tatsachen auch  in anderen Fällen sehr selektiv präsentiert werden , ist zumindest äußerst unschön. Um es einmal sehr gelinde und maßvoll auszudrücken.


Samstag, 7. April 2012

Zweierlei Maß - die perfide Verwendung des Begriffes "Pädophilie"

Vielleicht ist es auch schon anderen aufgefallen. Eigentlich sollte es mittlerweile Allgemeinwissen sein, sogar ein kurzer Ausflug zu wikipedia verschafft da schon Klarheit: Pädophilie ist eine derzeit noch (wieder? - bis vor nicht allzu langer Zeit gab es ja Anträge der grünen Fraktion, die diskriminierende Bezeichnung einer solchen Neigung als Krankheit abzuschaffen) als  krankhaft eingestufte, teils zwanghafte Disposition von biologisch Erwachsenen, mit/an Kindern, die noch nicht in der Pubertät sind, sexuelle Handlungen vornehmen zu wollen bzw. sexuell interessiert zu sein. Und zwar wird es nur dann als Pädophilie bezeichnet, wenn diese Neigung über lange Zeit besteht und (fast) kein Interesse an anderen sexuellen Kontakten besteht. Bei genau dieser Neigung ist bekannt, dass sie in den seltensten Fällen erfolgreich zu behandeln ist.

Es ist keine Pädophilie, wenn sich dieses sexuelle Interesse seitens Erwachsener auf Kinder/Jugendliche in oder nach der Pubertät richtet. - Das ist sexueller Missbrauch. In vielen Fällen verschärft durch den Missbrauch einer Autoritätsstellung. Das ist eine kriminelle Handlung aber keine Pädophilie.

Es ist keine Pädophilie, wenn jemand, der verschiedene sexuelle Aktivitäten pflegt, sich auch einmal für Kinder interessiert. - Das ist zwar strafbar und Missbrauch, aber keine Pädophilie.

Und es wäre immens wichtig, dass aufgehört wird, den Begriff Pädophilie ständig für Fälle zu missbrauchen, bei denen es eindeutig nicht um Pädophilie gilt. Denn, wie oben gesagt, Pädophilie ist eventuell gar nicht oder nur in seltenen Fällen heilbar. Andere sexuelle Neigungen lassen sich aber durchaus durch die Übung von Selbstdisziplin und geeignete therapeutische Begleitung in den Griff bekommen.

Heute war ein kleines Artikelchen in der Zeitung, dass die Trierer Schulaufsicht eine Klage gegen einen Lehrer einreichen wird, der eine sexuelle Beziehung mit einer 14-Jährigen unterhalten hat. Interessanterweise wurde die anfängliche Bewährungsstrafe aufgehoben, da das OLG Koblenz kein Obhutsverhältnis zwischen Lehrerin und Schülerin sah und das Ganze anscheinend einvernehmlich war. Jetzt wird eine Klage eingereicht, um diesen Lehrer entlassen zu können. Das heißt, dass er auch weiterhin unterrichtet. Jugendliche, Kinder, was denn sonst? Es ist keine automatische Suspendierung erfolgt und (man merke auf) schon gar nicht wird der Mann als pädophil bezeichnet (was auch vollkommen richtig ist).

Man stelle sich vor, das sei kein Lehrer gewesen, sondern ein katholischer Priester.
Das hätte doch ein paar schöne Schlagzeilen gegeben: "Pädophiler besucht weiterhin Schulklasse mit Kindern", denn sobald es sich um einen katholischen Priester handelt, gibt es in der Presse offensichtlich nur eine Kategorie für sexuelles Fehlverhalten an dem Nicht-Erwachsene beteiligt sind.
Man nehme die derzeitige Treibjagd gegen Bischof Ackermann, deren Ziel es zu sein scheint, dass jeder Priester, der jemals im Bereich des Missbrauchs, straffällig geworden ist, keine Form der Seelsorge mehr ausüben dürfen soll.


Da es den meisten selbst klar ist, dass eine solche Forderung im Grunde unsinnig - d.h. in keinem Falle sinnvoll - und auch schwer zu verfechten ist, wird ein Geschütz aufgefahren, das "Glaubwürdigkeit" heißt. Darauf möchte ich an anderer Stelle näher eingehen.

Es beantworte nur jeder für sich aufrichtig die Frage: "Bin ich wirklich der Meinung, dass jeder Mensch, der jemals Kinder oder Jugendliche lüstern betrachtet und sie mehr oder weniger gezielt, mehr oder weniger gewollt unauffällig auf bedrängende Art berührt hat, ohne Berücksichtigung weiterer Umstände und Kriterien und unabhängig davon, ob es ein Einzelfall war und möglicherweise schon Jahrzehnte zurückliegt, bei Bekanntwerden des Umstandes in eine Art Isolationshaft zu nehmen ist? Halte ich jeden, der das getan hat für unfähig, anderen seelsorglichen Beistand zu leisten?"

Ist es nicht vielmehr so, dass viele nach einer Zeit des Fehlverhaltens zur Einsicht kommen und aus dem Wissen um die eigene Schwäche besonders kompetent vor den Gefahren mancher Verhaltensweisen warnen können und gleichzeitig barmherzig mit den Fehlern anderer umgehen können?

Sollen wirklich in etlichen Fällen Alten- und Krankenheimen kompetente (und immer rarer werdende) Seelsorger noch zusätzlich entzogen werden, weil man sie im Widerspruch zur Realität zu Monstern stilisiert, die sie gar nicht sind? Ist es wirklich so untragbar, dass ein Priester, der in diesem Bereich gefallen ist, nach ehrlicher Umkehr die heilige Messe für andere feiert?
Wohlgemerkt, ich spreche hier nicht von der echten Pädophilie, sondern von den über 90 % der Fälle, bei denen es sich medizinisch eindeutig nicht um Pädophilie handelt sondrn um moralisches Versagen.
Und das alles, während gleichzeitig anderes oft gravierendes Fehlverhalten zum Teil wohlwollend seitens der bischöflichen Ordinariate geduldet wird.

Wo bitte, bleibt denn da noch die Glaubwürdikeit?

Und wo ist die klare kirchliche Reaktion der kirchlichen Stellen auf jede Pressemeldung, die einen fälschlich der Pädophilie bezichtigten Priester in Schutz nimmt? Ist das denn glaubwürdig? Wenn Menschen, auch wenn sie straffällig geworden sind, noch zusätzlich verleumdet werden dürfen? Und auf wen fällt es denn zurück, wenn man sich gegen solche Verleumdungen nicht zur Wehr setzt?

Letztlich noch: Glaubt denn irgendjemand ernsthaft, dass die Presse und alle anderen Ruhe geben werden, nachdem sie erreicht haben, dass ein paar Priester in den Nervenzusammenbruch getrieben worden und jeder Möglichkeit zur Seelsorge und zur Wiedergutmachung für frühere Fehler beraubt worden sind? Das wäre reichlich naiv.