Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 31. Januar 2012

Latein ist optional - Choral und Stille nicht

Derzeit wird es mancherorts wieder rege diskutiert, was es denn bringen könne, wenn man in der Heiligen Messe wieder mehr Latein verwende anstatt der Landessprache.

Nun, wenn man die hl. Messe, wie sie in den meisten Pfarreien üblich ist, ganz oder teilweise jeweils 1:1 ins Latein übertragen würde, brächte das nicht sonderlich viel. Auf der Habenseite wäre vielleicht, dass es für die wichtigsten Gebete eine allen - mit der Zeit - bekannte und vertraute Sprache gäbe mit hohem Wiedererkennungswert auch im Ausland, auf der Defizitseite, dass viele durch die ihnen erst einmal nicht vertraute Sprache irritiert wären. So wie es auch jetzt gelegentlich ahnungslose Messteilnehmer sind, wenn sie unerwartet mit flotten englischen Gesängen konfrontiert werden, die der Vorbereitungskreis ausgesucht hat.

Wenn jedoch dafür plädiert wird, die lateinische Messe wieder allgemeiner zugänglich zu machen, geht es nicht um eine simple 1:1- Übertragung des derzeit Üblichen. Es geht auch nich um eine nostalgische Rückkehr zu der Zeit vor fünfzig Jahren. Sondern es geht um zwei Güter, die weitgehend verloren gegangen sind und die von denen, die sie noch kannten, immer noch vermisst werden: zum einen die "stille Messe", zum anderen die Choralmesse.

Die "stillen Messen" gab es zumeist an Werktagen. Der Priester las leise (wenn auch nicht völlig still) die Messtexte. Entgegen geläufiger Behauptungen war es nicht so, dass keiner wusste, was er da wann las. Die anwesenden Gläubigen konnten damals sehr gut mit dem zweisprachigen Text im Gesangbuch umgehen (eine Fähigkeit, die dem heutigen Menschen offenbar nicht zugetraut werden kann) und lasen mit oder nutzten die Zeit zu Gebet und Besinnung, was wohl auch nicht völlig zu verurteilen war. Zumindest war das bei denen so, die oft und gern (!!) kamen. Diese Art der Messe wird am häufigsten immer noch vermisst. Sie trug wohl sehr zur geistlichen Vertiefung bei den daran Teilnehmenden bei. - Da jedoch die Messtexte weitgehend leise gebetet wurden, ist diese Form noch nicht einmal wirklich so sehr mit der Verwendung des Lateins verbunden. Hier wäre jede Sprache durchaus denkbar.

Da wo das Latein fehlt, da es nie durch etwas auch nur annähernd ersetzt wurde, ist der Choral. Man kennt ihn fast nur noch aus den orthodoxen Gottesdiensten, in denen der Chor ständig singt. Nicht irgendwelche fröhlichen Lieder, sondern Texte, die genau zum Gedenk-, Fest- oder Feiertag gehören und passen.
Bei uns ist er derart verschwunden, dass ich mit Gregorianik lange Zeit nur das Stundengebet verband und ganz befremdet war, als vor etlichen Jahren Papst Benedikt XVI zitiert wurde, der sagte, die Gregorianik sei die wahre Kirchenmusik (kein echtes Zitat, nur ungefähre Erinnerung). Mittlerweile habe ich gregorianische Messen erlebt und angefangen zu begreifen, wie das gemeint sein konnte. Man muss sich hier auch in Erinnerung rufen, dass es beim II Vatikanischen Konzil bei der Diskussion über Landessprachen in der hl. Messe als schwer vorstellbar empfunden wurde, dass der lateinische Choral wirklich angemessen in andere Sprachen übersetzt werden könne bzw. dass man sich darüber klar war, dass dies sehr sorgfältige, langwierige und einfühlsame Übersetzungsarbeit erfodert hätte. - Wohl kaum jemand erahnte, dass eine Kommission dieses Problem einfach durch Eliminerung des Choralgesangs lösen würde. Selbst die gängigsten Teile (Credo, Sanctus, Agnus Dei) wurden durch "gefällige" Lieder ersetzt, die wohl den "Geist" des Originaltextes wiedergeben sollten.

Brauch ich Latein in der hl. Messe? Da ich aus meiner Pfarreimesse meist niedergeschlagen nach Hause ging und bei meinen seltenen Besuchen in einer alten Messe mit tiefem inneren Frieden, da ich bei ersterem Anlass ständig grässlich zerstreut und abgelenkt war und bei zweiterem konzentriert, habe ich in den letzten Wochen einen Feldversuch in der Pfarreimesse gemacht. Konzentration ist dort normalerweise sehr schwierig. Selbst völlig abgesehen von den recht wirren Äußerungen unseres Zelebranten an den dafür vorgesehenen Stellen (Statio, Predigt, Schlussansprache) sind bei uns die liturgischen Texte ja nach Gutdünken modifiziert und abgewandelt, werden teilweise falsch abgelesen und durch phantasievolle Konstruktionen wieder auf eine Bahn gebracht und auch wenn man geflissentlich übersieht, wie der geweihte Vorsteher während des Credos oder des Vaterunsers, die er aus Prinzip nicht mitbetet, die Anwesenden zählt oder zu was immer seine optischen Annäherungsversuche an die Gemeinde dienen - war es schwierig mit der Andacht.

Ich habe also nur konsequent das Kyrie still gebetet, wenn es ausfiel, weil im Eröffnungslied ein Kyrie vorkam, den Psalm gebetet, wie er im Schott steht, Gloria und Credo in Originalfassung still gebetet, während fröhlich eine Kurzfassung gesungen wurde und siehe da: die Konzentrationsfähigkeit verbesserte sich durch Ausblenden auch dieser Ablenkungen erheblich. Trotz alles anderen habe ich jetzt nach so einer Messe auch tatsächlich das Gefühl, an einer hl. Messe teilgenommen zu haben. - Was auch vorher andernorts und unter Umständen durchaus schon der Fall war.

Nun mag ich Latein natürlich. Aber das Hauptübel scheint gar nicht in seinem Wegfall zu bestehen sondern in dem ständigen unnötigen Geschwätz, unnötigen Aktivitäten, Mangel an Möglichkeit zur Besinnung und Wegfall des mittragenden Chorals, an den gestützt eine wahrhaft aktive Teilnahme an der Messe wesentlich erleichtert wird.


 Si

Sonntag, 8. Januar 2012

hilfreich für Priester mit Identitätsproblemen

"Für euch bin ich Priester, mit euch bin ich ein Christ wie ihr.
Das erste drückt eine Last aus, die Verantwortung, die ich für euch trage;
das zweite ist eine Gnade, die des Heils."

hl. Augustinus, Sermo 340, in die ordinatione suae PL 38,148s.

Es gilt einfach zu unterscheiden, wann etwas das Amt betrifft und wann die Person. Beides ist zwar stets vorhanden. Aber manchmal muss die Person hinter dem Amt zurücktreten. Andererseits sollte der Amtsträger nicht vergessen, dass er selbst nur Träger des Amts ist.
Dann wird er nicht vergessen, dass er als Mensch immer neu die Gnade Gottes braucht, aber auch nicht, dass es sein Auftrag ist, diese Gnade Gottes an andere zu vermitteln.

Freitag, 6. Januar 2012

Beobachtung

Gestern war die Aussendungsfeier der Sternsinger, heute war das Hochfest Darstellung des Herrn. Im Volksmund heißt es Dreikönig.

In Anlehnung an die drei Weisen aus dem Morgenland, gibt es die Sternsingeraktion.

Gestern war die Kirche brechend voll, heute sehr leer. Auch kein Sternsinger war da.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Als ich der schwarze König war -

war das alles noch sehr anders.

Mein Befremden kommt von diesjährigen Sternsingen/aktion-2012 "Klopft an Türen, pocht auf Rechte. Da heißt es in dem Video zur Eroeffnungsaktion. "Sie helfen anderen Kindern und zwar dabei, ihre Rechte zu verteidigen. Wie das geht lernen Katharina und Kristin bei einem Selbstverteidigungskurs." Ähm ....

Ich glaube, wenn ich dieses Jahr noch die Verantwortung für die Sache gehabt hätte (die ist schon lange, lange in anderen Händen) hätte ich mich aus der Sternsingeraktion ausgeklinkt und die Dreikönige für die Afrikakollekte losgeschickt. Denn damit fing es einmal an.

Am Dreikönigstag (ja, ich weiß, Epiphanias usw. - aber als Kind war das nur der Dreikönigstag) geschah etwas Besonderes. Drei der Messdiener zogen sich nach dem Gottesdienst als die 3 Könige an , marschierten die Sammelbüchse und Weihrauchfaß schwingend durch die der Kirche nächstgelegenen Straßen, sangen Lieder und sammelten Geld für die Afrika-Kollekte. Am Nachmittag hatten sie schon eine Handvoll Familien besucht, die eine Haussegnung wünschten.

Und dann war das plötzlich weg. Zwei Jahre ohne heilige drei Könige. Da beschlossen drei von uns, dass das nicht gut war und fingen die Tradition neu an. Aufgrund meiner schwarzen Locken bekam ich noch die entsprechende braune Bemalung und wurde zum Mohrenkönig. Wir gingen den ganzen Tag durch den Ortskern und stießen großenteils auf erfreute Begrüßung. Das Geld ging in die Afrikakollekte. Süßigkeiten gab es kaum.

Im nächsten Jahr wurde das ausgeweitet. Wir drei Könige marschierten drei Tage durchs Dorf, schafften immer noch nicht alles. Das Geld ging in die Afrikakollekte.

Im folgenden Jahr wollten schon einige der älteren Kinder mitmachen. Wir bildeten drei Teams. Jemand hatte entdeckt, dass es eine Sternsingeraktion gab. Uns war das eigentlich piepegal. Ob das jetzt arme Kinder oder Erwachsene, in Afrika oder Südamerika bekamen - Hauptsache arme Leute hatten was davon und wir hielten unseren schönen Brauch lebendig und die Häuser segnen.  Das Material, das geliefert wurde, las eigentlich keiner durch. Wir merkten uns allerhöchstens für welches Land es dieses Mal war, weil ein paar Leute danach fragten.

Dann wuchs das an. Massen von Kindern. Massen von Süßigkeiten. Großaktion. Der irgendwann aufgetauchte Gemeindereferent übernahm irgendwann alles. Was litt, war die Afrikakollekte. In den letzten Jahren lief das in etwa so: Gegen Ende des Gottesdienstes am 6.1. sagt der Pfarrer: "Ach je, jetzt ist uns das schon wieder passiert. Eigentlich ist ja heute Afrikakollekte. Aber das können wir den Kindern nicht antun, die sammeln doch für die Sternsingeraktion. Vielleicht holen wir die Afrikakollekte dann irgendwann nach." Was dann an irgendeinem Werktagsgottesdienst ohne Vorankündigung geschieht. Ergebnis: sehr mager. - Das fand ich schon echt armselig. Was hätte es denn geschadet, einen Teil des Geldes der Afrikakollekte zu geben?

Bis dahin war die Sternsingeraktion immer auch am 6.1. zu Ende. Die Kinder sammelten in den Ferientagen. Bis der Gemeindereferent über Neujahr in Urlaub fuhr. Da gab es das Sternsingen eben erst nach Dreikönig und ist inzwischen leicht losgelöst davon. Vorbei die Zeiten, an denen wir müde und nass (es regnete meistens) und durchfroren am Gottesdienst teilnahmen, schön in der Bankreihe, und am Schluss für alle die Dreikönigslieder sangen. Jetzt dreht sich der Gottesdienst um die Sternsinger. Sie bevölkern den Altarraum und die Bänke und es werden nur die Sternsingerlieder gesungen statt der normalen Liturgie, gespielt von der Orgel, die den Rhythmus nie hinbekommt. All so etwas.

Und jetzt noch so ein Motto. "Pocht auf Rechte!". So etwas war nie meine Motivation als Jugendlicher. Ich wollte Freude machen und helfen. Aber auf Rechte pochen? Irgendwie scheint mir, das ist auch eine Art Versuch des Missbrauchs von Kindern zu sozialpolitischer Agitation statt ihnen einfach die Freude zu lassen, etwas Gutes zu tun und an etwas Schönem teilzunehmen.
Zum Glück scheitert das, die Kinder interessiert dieses Gerede und Geschreibe zur Aktion meist nicht gerade besonders. Aber mich hat es mit den Jahren sehr geärgert, früher, wenn Funktionäre hoch gelobt wurden für diese Aktionen, mit denen sie Kinder motivieren. Während doch wir Kinder das von uns auf die Beine Gestellte nur großzügig einer Aktion beigesteuert hatten, meinend, das gehöre sich so. Ohne Ahnung wer sich alles profiliert mit unserem Einsatz.

Was ich meine ist: Wir haben früher etwas gegeben, unsere Zeit, unseren Einsatz und Gottes Segen, den wir bringen durften. Wir waren stolz darauf, anderen dadurch die Möglichkeit zu geben, auch etwas zu geben. Das war durch und durch solidarisch. Aber dieses "pocht auf Rechte" macht die Kinder aus Gebenden, die durch ihr gutes Beispiel andere anstecken, Einforderer von etwas, was ihnen und anderen (vorgeblich) zusteht. Es degradiert auch die Gebenden, die vorher ungeschuldet ihre Güte zeigen konnten, zu Schuldnern, die nur etwas Geschuldetes abzuleisten haben. Es verkehrt alles und fühlt sich für mich einfach sehr ungut an.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Konzilsgedenken


Vor uns liegen wichtige vier Jahre. Die vier Jahre, in denen  50 Jahre früher die Sitzungen des II Vatikanischen Konzils stattfanden. Ein Konzil, dessen Texte leider von vielen führenden Theologen direkt nach seiner Beendung in die Ablage für Überholtes gelegt wurden, um stattdessen völlig andere persönlich präferierte Dinge durchzuführen.

Sehr wenige Menschen haben die Texte jemals selbst gelesen – was auch darin liegt, dass sie nicht in gut lesbarer Sprache ausgeführt sind. Sie haben nur Dinge gehört, die in diesen Texten nicht stehen, von denen ihnen aber gesagt wurde, das sei das verpflichtende Ergebnis des Konzils gewesen.

In Wirklichkeit wurde das Gegenteil dessen betrieben, was das Konzil erreichen wollte: den christlichen Glauben allen verständlich neu darzustellen.

Die Gedenktage der einzelnen Papiere, die in den nächsten Monaten und Jahren aber sein werden, geben neu Möglichkeit, sich bewusst zu machen, was tatsächlich hatte erreicht werden sollen, zu überprüfen ob dies noch dem entspricht, dessen die jetzige Zeit bedarf, und die Anliegen wieder aufzugreifen und tatsächlich umzusetzen.

Dazu wünsche ich uns allen viel Mut, denn es wird jedem von uns vor Augen führen, wie weit wir uns von den Fundamenten und Überzeugungen des christlichen Glaubens in den Nachkonzilsjahren entfernt haben. Oft weil Innerliches mit Äußerlichem verwechselt wurde.
Zeit für eine echte Reform, nach 5 Jahrzehnten des Verfalls.

Frau und katholische Kirche


Da gibt es also tatsächlich einen Glauben, in dem alle angehalten sind, sich ein Beispiel an einer Frau zu nehmen., und zwar egal, ob sie selbst nun Männer oder Frauen sind. Man muss es wohl wiederholen, weil das in einige Köpfe schier nicht hineinmag: Seit 20 Jahrhunderten ist für die Mehrheit der Katholiken eine Frau DAS Vorbild, alle anderen Vorbilder überragend. Denn sie hat die einzige Erfahrung gemacht, dass sie Gott in sich Mensch werden ließ, vom Augenblick der Empfängnis an. Und vor der gleichen Aufgabe steht jeder Getaufte, in sich den Erlöser Mensch werden zu lassen und zur Welt zu bringen.

Dass eine Frau so wichtig ist, ist vielen natürlich ein Skandal. Die Methoden, das zu untergraben sind viele. Die einen loben sie zwar über alle Maßen, aber nehmen sie nicht zum Beispiel für sich. Die anderen monieren die übermäßige Verherrlichung und sehen darin eine gotteslästerliche Vergöttlichung eines Menschen. Die dritten finden es lachhaft, dass eine Frau, die vor sovielen Jahrhunderten gelebt hat und garantiert nicht so gebildet sein konnte wie sie, ihnen ein Beispiel geben sollte. Und es gibt sicher noch viele Varianten mehr.

Sie alle arbeiten daran, dass die immense Bedeutung, die diese eine Frau für die ganze Kirche hat, nicht gesehen werden kann. Und nachdem sie damit einigen Erfolg haben, fangen sie an, darüber zu schimpfen, wie frauenfeindlich doch die katholische Kirche ist. Und diese Frauenfeindlichkeit sei darin belegt, dass es Männern vorbehalten ist, bei der Vergegenwärtigung des letzten Abendmahls in der Heiligen Messe in der Person Jesu zu handeln, der nun einmal als Mann Mensch geworden ist und nicht als Frau.

Denn um die „Macht in der Pfarrei“ zu haben, muss man nicht unbedingt Pfarrer sein. Es gibt da genug Pfarreien, in denen die „Macht“ bei der Küsterin liegt oder dem Küster, der Organistin oder dem Organisten, beim Diakon, der oder dem PGR-Vorsitzendem oder anderen. Eine Beauftragung brauchen solche Leute gewöhnlich nicht, sie haben die Macht irgendwie an sich genommen und wollen sie auf keinen Fall hergeben.

Zu dumm, wie Maria sein, wollen die meisten Männer und Frauen nicht. Das ist zu bescheiden und demütig.
Wie Jesus sein, wollen die meisten Männer und Frauen auch nicht. Da müsste man ja Gottt gehorsam sein und sein Leben ganz hingeben für Leute, die das nun wirklich nicht verdienen.

Aber wenn jemand weder wie Jesus sein will (was die Absichtserklärung in der Taufe ist) noch wie Maria (was dazu helfen könnte, um der in der Taufe erklärten Absicht gerecht zu werden), was will so ein Mensch eigentlich im Leib Christi als Leiter und Verantwortlicher?

Und weil solche Leute, das was Maria und Jesus getan und gelebt haben, im Grunde für verfehlt und dumm halten, empfinden sie es als frauen- und menschenfeindlich, wenn sie sich an einen solchen Standard halten sollen. Allerdings ist ja nun niemand gezwungen, sich zu einem Glauben zu bekennen, mit dem er/sie so wenig anfangen kann und muss also gar nicht davon betroffen sein, in dieser ihm/ihr unverständlichen Glaubensgemeinschaft auch noch eine leitende Position zu übernehmen oder auch nicht. Für die aber, die diesen Glauben wirklich haben und leben wollen, besteht gar kein Problem.

Macht und Liebe


´Du verschenkst, was du nicht hast´, sagte Ríochan gelassen. ´Doch selbst, wenn es dir gehörte. Niemals werde ich dir in die Dunkelheit folgen  Und du irrst dich, wenn du meinst, du könntest je die Macht an dich reißen. Das Wesen der Macht ist Liebe. Du hast vergessen, was dieses Wort bedeutet.´

´Liebe ist eine Illusion´, erwiderte Barraid. ´Eine Lüge, die die Freiheit zum Handeln nimmt. Eine Erfindung, die von euch benutzt wird, um selbst an der Macht zu bleiben, die die Forderungen nach Gehorsam und Unterwerfung bemäntelt. Ein Mittel für Schwächlinge, um alle anderen zu unterjochen.

Denn das ist das wahre Wesen der Macht: die Herrschaft auszuüben und alles, was sich ihr entgegenstellt zu vernichten. Ihr nennt mich einen Meister der Lüge, wenn meine Listen und Strategien Erfolg haben. Aber diese größte Lüge ist eure Erfindung. Es gibt keine Liebe, nur den Kampf um die Macht mit allen Mitteln.

aus „Abhaileon – Eine Geschichte über ein schwarzes Pferd“, Kapitel-16.3

Worum geht es in der Kirche? Macht oder Liebe?
Worum geht es bei der Vorherrschaft über eine Welt?

Der Teufel in jener Geschichte ist davon überzeugt, es geht nur um die Macht, die Stück für Stück gewonnen werden kann, die es zu entreißen gilt, um sie einmal innezuhaben.
Und zu dem Zeitpunkt, zu dem er es sagt, scheint seine Strategie zu gewinnen. Die Welt Abhaileon scheint an ihn zu fallen. Den Einfluss des Engelfürsten Riochan, dessen Aufgabe es ist, diese Welt zu schützen, hat er fast vollständig zurückdrängen können. Man folgt ihm, selbst bei seinen Gegnern.

Ríochan kann ruhig bleiben. Er kennt die Wahrheit, die der andere nicht begreifen kann: Die einzige Macht, die unveränderlich und unbezwingbar ist, ist die der Liebe Gottes, die sich wehrlos macht und in vielen kleinen aber konkreten Situationen hingibt, um irgendeinen Schwachen zu retten oder zu unterstützen.

Sinnlose Verschwendung für die wahrhaft Mächtigen, meint Barraid und ein Mittel, Leute kleinzuhalten, die selbst das Potenzial in sich tragen, an die Macht zu kommen.

Wozu ist jemand katholischer Priester?
Um Macht auszuüben über eine Gemeinde und möglicherweise in kirchlichen Rängen aufzusteigen, um Macht auszuüben über ganze Landstriche?
Oder um immer identischer zu werden mit seinem Herrn in der Hingabe des eigenen Lebens und allen Mitchristen, die dazu ebenfalls berufen sind, darin ein Beispiel zu geben?
Und wer hindert diese anderen Christen, die nicht Priester sind, denn daran, diese Berufung voll auszuüben und sich hinzugeben, damit andere Heil und Leben finden, ganz unabhängig davon, ob ihr Seelsorger darin wirklich ein Beispiel setzt oder nicht?

Und wessen Vorstellungen folgen nur all jene, die so vehement Macht und Beteiligung an der Macht fordern und es recht klar für lächerlich und dumm halten, einfach anzufangen zu dienen, damit wenigstens in ihnen Gott und seine Art von machtvoller Liebe und liebender Macht sichtbar wird, wenn schon alle anderen es nicht tun?