Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 30. Juni 2012

Schutzmantel

Mein schon öfters erwähnter Neffe hat ein Lieblingslied: "Maria, breit den Mantel aus". Sonst hört er eher gerne Rockmusik, aber dieses Lied hat es ihm angetan. Wegen dieses Liedes hat es ihn sehr gefreut, als er zu seiner Erstkommunion ein Gesangbuch bekam. In die Kirche geht er ja meistens nicht. Seine Mutter will es nicht und wenn er bei seinem Vater ist, geht der meistens in die Familiengottesdienste, wo Gesangbücher eher verpönt sind. Aber er wollte so gerne den ganzen Text von dem schönen Lied haben, und jetzt holt er manchmal auf seinem Zimmer das Buch heraus, schlägt die Nummer 595 auf und singt es.

Seine Oma mütterlicherseits ließ ihn Bildchen für seine Erstkommunion aussuchen. Sie hatte so grellfarbige Kinderbilder im Visier, die seien doch so hübsch. Seine erste Wahl: Schutzmantelmadonna. Zweite Wahl: das Lamm Gottes usw. Na gut, das eine von den Bildchen war auch ganz okay (wohl eher der Oma zuliebe).

Mein Neffe ist sicherlich kein sehr frommes Kind. Von seinem Glauben weiß er nicht viel, den Kommunionunterricht habe ich ja schon geschildert und die familiären Verhältnisse sind dann noch so ein Thema. Aber das eine oder andere erfasst er einfach intuitiv und die Vorstellung, dass da jemand ist, der ihn schützend unter den Mantel nimmt, die tut ihm einfach gut.

Ob demnächst die Statistik für "Phimose" ansteigt?

Nach dem äußerst fragwürdigen Urteil, das Beschneidung von Kindern, die noch nicht einwilligen können, in Deutschland verbietet, sehen sich Juden und Muslime immerhin in einer gewissen Zwangslage. Und es gibt ja mögliche Auswege: Vorhaut-Operationen können aus verschiedenen medizinischen Gründen notwendig werden.(http://www.operation.de/phimose-bei-kindern)

"Die Beschneidung wird schon seit Jahrtausenden durchgeführt. Ursprünglich begann man damit in Wüstengebieten, wo aufgrund der mangelnden Hygiene und der Wasserknappheit oft Entzündungen der Vorhaut zu Problemen geführt haben. Durch die Beschneidung traten keine Entzündungen mehr auf. Dies führte in diesen Bevölkerungsgruppen zur rituellen Beschneidung der Buben" wird noch als Hintergrundinfo angegeben.

Unabhängig davon sind solche OP bei 2-4 % der Jungen notwendig, weil diese ein Vorhautverengung haben, durch die sie an wiederkehrenden Infektionen im Genitalbereich leiden. Bei Kindern verläuft die OP gewöhnlich unproblematisch, unangenehmer wird es für Jugendliche und Erwachsene, falls der Sachverhalt erst spät erkannt wird.
Noch einen Aspekt hat die Entfernung der Vorhaut, in deren Bereich sich Viren und Bakterien recht gerne ansiedeln. Ist sie entfernt, ist das Risiko, später einmal Geschlechtskrankheiten zu übertragen deutlich reduziert. Nutznießer davon sind in erster Linie die Frauen.

Da es sich generell um einen harmlosen Eingriff handelt (es sei denn, er wird in Unvernunft direkt nach der Geburt ausgeführt, statt 1-2 Wochen abzuwarten), ist wohl zu vermuten, dass der eine oder andere Arzt zur Behebung der durch das neue Gesetz entstehenden Zwangslage für einige, demnächst feststellen wird, dass die Phimose seit dem Juni 2012 erstaunlich häufig auftritt. Spannend wird es dann, wie man versuchen wird, diese statistische Veränderung zu erklären ...




Samstag, 23. Juni 2012

Patientencompliance, (fehlende)

Viele Menschen haben Diabetes Typ II, eine Erkrankung, die man sich zumeist durch falsches Essverhalten holt und die in den meisten Fällen behoben werden könnte, indem man ab dem Zeitpunkt der Feststellung darauf achtet, nur sehr kontrolliert, Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Es wäre sogar möglich, gelegentlich etwas Schokolade und Süßes zu essen, aber eben nur gelegentlich. Viele ziehen es vor, Mittel einzunehmen, die die Folgen beharrlichen falschen Essens in den Griff bekommen sollen, viele zerstören dabei ihre Nieren und ihre Augen, etliche werden dadurch dialysepflichtig.
Die Ärzte müssen mit der fehlenden Compliance der Patientenleben;  sie ermahnen sie, geben ihnen Ernährungsvorschläge, versuchen die (auch schädlichen) Medikamente auf einem Minimum zu halten, halten ihnen die schädlichen Konsequenzen vor Augen. In vielen Fällen nützt es rein gar nichts.
Wäre es etwa realistisch, zu fordern, die Ärzte sollten die armen kranken Leute endlich in Ruhe lassen, damit sie essen können, was sie wollen, ohne dabei dann auch noch ein schlechtes Gewissen zu haben? Wäre es seitens der Ärzte barmherzig, nicht auf die Folgen hinzuweisen, die ein Fehlverhalten bringen wird? Wäre es solidarisch, solche Menschen möglichst oft, zu Schlemmermahlzeiten einzuladen, damit sie wenigstens noch ein paarmal so richtig genießen können.

Das Beispiel ließe sich mit einigen selbst herbeigeführten Erkrankungen wiederholen. Gerade hatte ich so einen Gichtpatienten in Behandlung. (Er hat beginnenden Diabetes und eine kranke Niere.) Seit mindestens drei Jahren erzähle ich ihm bei jeder Konsultation, wie er seine Ernährung sinnvoll ändern könne. Er ignoriert es. Vor einem Monat begannen die Gichtanfälle. Er bekam von mindestens drei Therapeuten Listen davon, was er nicht essen sollte. Medikamente nahm er nicht ein. Prompt kamen solche Schmerzen, dass er ins Krankenhaus eingewiesen werden musste. Aber niemand glaube, dass er ab jetzt anders essen wird.
Bin ich unbarmherzig, wenn ich ihm weiterhin empfehle, was er lieber meiden und was er tun solle? Bin ich Realitätsverweigerer, weil ich es trotz seines Unwillens, etwas für sich selbst zu tun, weiterhin mache?

Ist es nicht eher so, dass solche Patienten sich der Realität und der Konsequenzen ihres Verhaltens verweigern wollen? Ist es nicht so, dass solche Menschen mit sich selbst äußerst unbarmherzig umgehen?

Im Medizinischen erscheint das wahrscheinlich noch den meisten einsichtig. Doch sobald es um Seelsorge geht, geht jede Perspektive verloren. Eine Sünde ist nicht eine Sünde, weil sie von jemandem als solche definiert wurde. Wenn jemand das Maß in seinen mitmenschlichen Beziehungen verliert, sind die Folgen für seine Seele genauso unausweichlich wie wenn jemand das gleiche in Bezug auf eine vernünftige Ernährung tut und damit seine Gesundheit gefährdet.
Ein guter Seelsorger muss auf die Folgen hinweisen, die ein Verhalten im geistlichen Bereich haben wird, und er handelt nicht unbarmherzig, wenn er es tut.

Es ist vollkommen verantwortungslos, anders zu handeln. Und eine solche sträfliche Verantwortungslosigkeit auch noch als Barmherzigkeit auszugeben ist schon geradezu ungeheuerlich.


Sonntag, 17. Juni 2012

mehr zu den Milieus (erstmal allgemein)

Wie Vincentius Lerinensis schon im Kommentar zum letzten Post anmerkt: "die eigentlich Aussage der Studie ist weniger, daß die neueren Milieus keine Andockmöglichkeit in der gegenwärtigen Kirche finden, sondern (wieder rein deskriptiv), daß sich nur bestimmte Milieus überhaupt noch für die Kirche interessieren" und "die Milieus folgen nicht aufeinander, sondern stehen nebeneinander. Daß die neueren Milieus in den jüngeren Generationen stärker vertreten sind, liegt natürlich in der Natur der Sache, aber heißt weder, daß nicht auch Ältere in diesen Milieus vertreten sind und Jüngere in den anderen Milieus".

Das zweite zuerst: Genauso ist es. Alle beschriebenen Milieus sind zum Zeitpunkt der Studie existent und ihnen zuordenbar sind Menschen verschiedensten Alters. Die Schwerpunkte bei der Verteilung liegen allerdings bei den entsprechenden Altersgruppen. Das ist wohl ein wenig wie die schöne kugelförmige Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons beim Wasserstoffatom: das Elektron befindet sich innerhalb auf dem Radius der Kugel und eventuell auch außerhalb oder innerhalb davon. Aber vereinfacht lässt es sich besser darstellen.

Die Milieus sind Zustandsbeschreibungen, keine Festlegungen. Menschen bewegen sich in und durch Milieus und können sie wechseln, wenn sich ihre Interessen und Überzeugungen ändern. Die Zustandserhebung zum Studienzeitpunkt hat als Momentaufnahme eine vorübergehende Verteilungswahrscheinlichkeit ermittelt.

Nun zum ersten Kritikpunkt. Genauso wurde mir das schon zweimal vorgestellt: "Die Milieus x und y werden von der Kirche nicht erreicht, weil diese für sie uninteressant ist. Wir sollten eventuell Leute finden, die spezielle Angebote für diese Gruppen machen, die ihnen entgegenkommen. Wäre das nicht eine Aufgabe für die neue geistliche Gemeinschaft xyz?" - An dieser Stelle bekomme ich dann die virtuellen Bauchschmerzen, weil das für viele hinausläuft auf ein "lasst jeden seine eigene Kirche bauen, Hauptsache sie fühlen sich wohl drin".

Die Tatsache ist aber, dass jeder, gleich in welchem Milieu, eine Bekehrung zum Glauben nötig hat. Nur stehen dieser Bekehrung je nach Milieu verschiedene Hindernisse im Weg. Ob nun bei "Traditionsbewussten" ein "damit brauche ich mich nicht auseinanderzusetzen, ich gehöre sowieso dazu" oder bei den "Hedonisten" das "ich weiß genau, dass die Kirche mich und meinen Lebensstil verurteilt - so pharisäisch will ich nicht sein" oder die "bürgerliche Mitte" mit "ich hätte gerne harmonische nicht-moralisierende und unterhaltsame Rundumversorgung" oder diese engagierte Truppe, die meint die Kirche solle bitteschön die Basis für ihre Selbstverwirklichung liefern. Alle diese Haltungen stehen einer persönlichen  Bekehrung arg im Weg.

Jede der beschriebenen Gruppen ist ein Missionsfeld. Tragisch ist, dass die Gemeinschaft der Glaubenden durchaus attraktiv, sinnvoll und begehrenswert für jedes dieser Milieus sein kann, aber dass diese Tatsache derzeit dadurch verdeckt wird, dass 2-3 Milieus das Außenbild derart prägen, dass die, die anderen Milieus angehören, kaum oder gar nicht erkennen können, dass ihnen ein vollkommen falsches Bild dieser Gemeinschaft präsentiert wird, die für sie essentiell sein könnte.

Die allgemein verbreitete Interpretation der Studie ist (natürlich) soziologisch geprägt und vieles wird durch die Brille eines bestimmten Milieus gesehen. Unabhängig davon werden in der Studie aber auch objektive Beobachtungen gemacht. Wenn diese richtig genutzt würden, würde sich ein gewaltiges Potential eröffnen. - Ich bin kein Soziologe, Pädagoge, Psychologe oder was auch immer. Für mich ist die Darstellung der Studie wie die Doppelseite im Atlas, die mir in der mündlichen Prüfung in Erdkunde plötzlich vorgelegt wurde. Ich hatte keine Ahnung von den Anliegerstaaten des Aralsees, aber ich habe die Karten auf den zwei Seiten so in alle Richtungen durchinterpretiert, dass es die beste Prüfung des Jahrgangs wurde. - Im konkreten Fall kenne ich Leute aus den meisten Milieus und gehöre selbst recht eindeutig zur Untergruppe "Experimentalisten".  Die deutsche Kirche hätte mich, wie sie ist, nie erreicht, das war so etwas von abschreckend. Aber genau darum weiß ich, dass das Bild, das die Kirche da bietet, nicht der Wahrheit entspricht. Mich persönlich hat es erfreut, endlich eine Art Beweis zu haben, definitiv kein Konservativer oder Traditionsbewusster zu sein. Nicht weil ich etwas gegen diese Milieus hätte; ich gehöre da nur nicht hinein und verabscheue es, dahin sortiert zu werden. Mein Blickwinkel auf die Fakten dieser Studie ist daher ein völlig anderer als der von jemandem aus der "Bürgerlichen Mitte". Ich sehe brach liegendes Land, wo diese unerreichbare Gegenden kartographiert haben.

Man muss in vielen Feldern die Frage stellen: Was heißen denn die Beobachtungen dieser Studie in Bezug auf die eine oder andere verbreitete Meinung?
Das Material an sich ist gut. Die richtigen Fragen dazu scheinen bisher zu fehlen, die es fruchtbar machen. Ein Grund kann sein, dass die Erkenntnis des eigenen Milieus bisherige Ansichten des Einzelnen, die ihm unverrückbar und eindeutig erschienen, in Frage stellt.
Ein guter Ansatzpunkt für eine Nutzung des Materials scheint mir die Übersicht der "do"s und "don't"s für die einzelnen Gruppen sein. Denn die sind hilfreich, um mit den jeweiligen Milieus ins Gespräch kommen zu können, ohne sofort durch unglückliche Wort- oder Vorgehenswahl Vorurteile gegeneinander zu zementieren.

Und zu allermindest kann ich durch ein Diskutieren des Themas für andere Interessierte ein paar Informationen und Anregungen über das Internet verfügbar machen.

Die angeblich von der Kirche unerreichbaren Gruppen sind sehr wohl erreichbar, und die Materialsammlung der Studie könnte dabei helfen.

wirklicher Reformstau: das Priesterbild der Sinus-Milieugruppen

Wie im vorigen Beitrag schon angedeutet wird das Erscheinungsbild der katholischen Kirche in Deutschland seit nunmehr 50 Jahren durch Milieus geprägt und dominiert, die dem Feld B ("Modernisierung") entsprechen. Das vorhergehende Feld A ("traditionelle Werte") wurde weitgehend marginalisiert. Das eigentlich seit den 80er Jahren in der Bevölkerung vorherrschende Feld C ("Neuorientierung") findet bisher so gut wie keine Repräsentanz.

Viele werden jetzt ein Aha-Erlebnis haben, wenn sie erfahren, was die einzelnen Milieus von einem Pfarrer/Priester erwarten.
In den 50er und 60er Jahren war die mehrheitliche Erwartung, der Pfarrer solle ein Pastor (ein Hirte) und/oder ein Glaubenshüter sein. Charakteristisch ist, dass hier Weisungen erwartet werden, wie man leben soll, und dass eine Überlegenheit zugebilligt wird.
Die Erwartung der späten 60er,  70er und teilweise noch der 80er Jahre war, der Pfarrer solle ein Sozialarbeiter und/oder Animateur, evtl. auch eine Art Repräsentant (was einer Art Galeonsfigur entsprechen würde, da er keinesfalls sich oder Lehramtliches repräsentieren soll sondern eher das Milieu).

In den 80ern wurde ein neues Milieu stärker, das allmählich mit dem Selbstbild des B-Bereiches ("wir wissen genau wie alles zu sein hat und wollen darin bestärkt werden") brach. Dieses Milieu, "Postmaterielle" genannt, erwartete einen Motivator. Jemanden also, der eine Vision hat und anderen hilft, mit dieser neue Orientierung zu finden.

Spätestens seit den 90er Jahren dominieren die drei Milieus, die sich in einem Priester einen "Kumpel" (gemeint ist in Abgrenzung zu einem Hirten ein guter, stark anteilnehmender Freund), einen Mystiker und/oder einen Experten erwartet. Diese Menschen wissen nicht schon alles, sie suchen, wollen aber nur vertrauen, wenn Chancen bestehen, etwas zu finden, das sie noch nicht haben. Um das einmal grob auszudrücken.

Es wird also wieder Orientierung gesucht, am besten durch gelebtes Vorbild, gelebte Kompetenz, was zwar nicht zugleich einen Status der Überlegenheit zubilligt aber dem Authentischen durchaus Respekt zollt.
Diese Haltung wird von den sich im B-Bereich Wohlfühlenden zumeist mit den Anschauungen des A-Bereichs verwechselt, dessen Erstarken sie als Bedrohung empfinden würden. Im A-Bereich verschaffte die Autorität von Priestern, Ärzten, Lehrern, Politikern oft einen durchaus auch kritikwürdigen gottgleichen Status für Einzelne. Der B-Bereich setzte sich die Beseitigung solcher Autoritäten zum Ziel, kürte aber gerade die Akteure des Anti-Autoritären zur neuen Autorität, ein Widerspruch, der innerhalb dieser Gruppe meist nicht wahrgenommen wird. Der C-Bereich sucht Autorität, die sich aus Kompetenz ergibt und die man, falls sie überzeugt, anerkennen kann. Allein diese Suche nach Autorität macht ihn aber dem B-Bereich suspekt.

Wir sehen also den wirklich extremen Reformstau. Wohl ca. 90 % kirchlicher Mitarbeiter und Vertreter in Deutschland entstammen dem B-Bereich, der ungeheuer von der alleinen Richtigkeit seiner Meinungen überzeugt ist, während die Menschen seit über 20 Jahren in Milieus mit einer völlig anderen Wirklichkeitswahrnhemung leben. Insbesondere werden die Bedürfnisse der neuen Generation oft mit der Begründung ignoriert, sie seien reaktionär und gehörten zur A-Mentalität, die man glücklich hinter sich gelassen habe. Es wird versucht, allen die B-Mentalität aufzuoktroyieren und eine Ablehnung derselben wird als verletzend empfunden.

Für die nach Orientierung suchende C-Generation ist es dahingegend äußerst frustrierend, wenn der erhoffte "Freund", nach dessen persönlicher Zuwendung man sich sehnt, sich nur als "Sozialarbeiter" erweist, der nach Schemata vorgeht und ganze Gruppen im Blick hat.
Wenn der erhoffte "Experte" der sachlich richtig über Glaubensinhalte informieren soll, sich als "Repräsentant" einer Meinung mit ideologischen Zügen erweist, der zu sachlicher Information unfähig geworden ist.
Wenn der Mensch, bei dem eine gewisse Vertrautheit mit mystischer Erfahrung, und ein reiches Glaubensleben vermutet werden, von dessen Erfahrung man profitieren kann, nur ein Animateur ist, der Anleitungen zu sinnlosen Spielen gibt und Beschäftigungstherapie macht, die Leere nur verdecken kann.

Hier ist der wahre Reformstau in der deutschen katholischen Kirche. Hier findet die tatsächliche Wirklichkeitsverweigerung statt.

Andererseits hat man mit der Sinus-Milieu-Studie tatsächlich eine exzellente Grundlage geschaffen, auf der basierend der suchenden neuen Generation  geholfen werden kann, die Schönheit des Glaubens zu entdecken. Hier wären exzellente Arbeitshilfen für das Jahr des Glaubens ausarbeitbar. Doch leider werden all die sorgfätig erarbeiteten Erkenntnisse zum einen nicht ausreichend publik gemacht, zum andern nicht angewandt.

Sicher ist es jemandem aus dem B-Milieu nur sehr schwer möglich, aus seinem Milieu herauszugehen, in dem er sich sicher fühlt, die ganzen eingefahrenen Denkweisen zu verlassen und sich aufs uferlose Meer zu begeben, wo die Schiffbrüchigen unserer Zeit herumtreiben. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Heilige Geist auch hier Fenster und Türen aufreißt und Ihm Raum zum Wirken gegeben wird.



Samstag, 16. Juni 2012

Spezialität der deutschen katholischen Kirche: Vergraben von Informationen

Diesesmal meine ich keine wichtigen Dokumente und Verlautbarungen des Papstes und aus dem Vatikan wie zum Beispiel "Redemptionis sacramentum" von 2004, dessen Inhalt hierzulande so unbekannt ist, dass es sogar bei Bischöfen vorkommt, dass sie jetzt noch ihre Priester zu Dingen auffordern, die dort klar als Missbrauch benannt sind. (zum Beispiel Kommunion der Priester bei der Konzelebration nur durch Eintunken der Hostie).

Nein, ich meine die gar nicht mehr so neue Sinus-Milieustudie. Die Kenntnis darüber verbreitet sich so irgendwie in den Ordinarien, aber das Ringhandbuch hat einen stolzen Preis von 140 Euro für kirchliche Mitarbeiter und noch deutlich mehr für andere Interessierte.
Einige Details zu der Studie findet man im Internet immerhin beim Erzbistum Köln: http://www.erzbistum-koeln.de/seelsorgebereiche/wir_fuer_sie/fachbereich_pastoral/konzeptenwicklung/sinus_milieu_studie
Nur, ohne Einführung dazu kann man eher wenig damit anfangen.

Wer sich die ermittelten Milieus betrachtet, sollte sich nicht an den Bezeichnungen der einzelnen Milieus stören, denn die sind für alle Betroffenen eher mit abwertendem bis diskriminierendem Anklang. Einige wurden deshalb schon umbenannt, aber die neuen Namen hören sich keinen Deut besser an, man hätte sie sich wohl sparen können.

Trotzdem sind bei dieser Studie einige wirklich interessante Details an Licht gekommen, die eigentlich für jede Pfarrgemeinde und kirchliche Gruppierung von Interesse wären und es ist schade, dass die Weitergabe dieser Informationen manchmal auch daran scheitert, dass Pfarrer, denen die Milieus erläutert werden, abwehrend erklären: "Bei uns werden alle erreicht."

Tatsache ist etwas anderes. "in Pfarrgemeinden lassen sich nur noch in zwei, maximal zweieinhalb (der Milieus) identifizieren". Und zwar handelt es sich um die große Gruppe der "bürgerlichen Mitte" bis "Etablierten", damit gemeint sind die, die gerne Reformen und Kirchenträume jonglieren, sich den Pfarrer als Animateuer wünschen und politisch so irgendwie grün-links-liberal  orientiert sind, das Establishment, das die Medien und alles beherrscht und dann noch Reste der "Traditionsbewussten" bis "Konservativen".

Nicht vorhanden seien die drei Milieus im Bereich C. Wobei das eher die Meinung des großen B-Blocks ist, der auch die kirchlichen Mitarbeiter stellt. Denn ich meine festgestellt zu haben, dass wir "pöhsen" Blogözesanen genau in den Bereich gehören, neben anderen auch versteht sich. Man schlägt uns nur den Traditionsbewussten bis Konservativen zu, die eine völlig andere Motivation für Überzeugungen hatten, zu denen wir völlig individuell und durch suchen und ausprobieren gelangt sind.

Eigentlich müssten diejenigen, die auf uns hacken jubeln!! Ein Teil der neuen Generation hat tatsächlich seinen Weg gefunden, Teil des Leibes Christi zu sein, obwohl der B-Block es schier mit aller Gewalt verhindern zu wollen schien.

Und persönlich fühlt es sich gut an, endlich zu wissen, dass ich tatsächlich kein "A"-ler bin, was niemand bei engerem Kontakt mit mir je aufrechterhalten konnte und warum ich die "B"s so wenig leiden mag (da muss ich auch noch an der Nächstenliebe arbeiten).

Die Sinus-Milieu-Studie verdient jedenfalls deutlich mehr Aufmerksamkeit und Internetpräsentation. Wozu dies hier ein erster Beitrag sein möchte.

Dienstag, 5. Juni 2012

"Brot beruhigt ..." - Text zu Fronleichnam!!!

Nur wenig bringt mich derzeit zum sofortigen Schreiben eines Posts (einfach zuviel um die Ohren), aber das hier muss einfach exponiert werden. Gefunden habe ich es auf dem heutigen Kalenderblatt. Verfasser ist laut diesem ein P. Gerhard Eberts.

Ich zitiere:
"Brot beruhigt, Brot versöhnt, Brot lädt ein, zu feiern
Einmal im Jahr machen wir das öffentlich. Am Fronleichnamstag."
(Wie bitte? Wir machen an Fronleichnam öffentlich, dass Brot beruhigt, versöhnt und zum Feiern einlädt?)
"Einmal im Jahr tragen wir diese Brot hinaus auf unsere Straßen. Dabei wird das unscheinbare Brot, die Hostie, in einer goldenen Monstranz getragen."
(Ach so, Fronleichnam ist ein Brotgedenktag. Wir verehren Brot so sehr, dass wir es in ein goldenes Gefäß stecken und durch die Straßen tragen ....)
"So können wir zeigen, wo unsere wahren Schätze liegen."
 (Nämlich normalerweise zuhause im Brotkasten anscheinend, wenn ich diesem Text folge. Wir brauchen wohl mehr Bewusstsein für den Wert von Nahrungsmitteln.)
"Nach der Prozession wird die Monstranz wieder zurückgestellt in die Sakristei."
(Klar, wichtig über den Verbleib eines teueren goldenen Gegenstandes informiert zu werden. Was passiert eigentlich mit der Brotscheibe? Ach, es geht noch weiter.)
"Denn nach der Prozession ist jeder, der kommuniziert hat, eine lebendige Monstranz."
(Hmmm, mit eigebautem Schaufenster? - Und wieso eigentlich nach der Prozession? Eine kleine Berührung mit der Realität wäre ja vorhanden gewesen, hätte dieser Schreiber gesagt, nach der heiligen Kommunion. Aber die scheint sekundär, denn es soll ja von der Prozession abhängig sein, behauptet er. Ist da jemand etwas, nein, so ziemlich alles durcheinander gekommen? Und warum veröffnet man solche verwirrten Äußerungen dann in einem "katholischen Tageskalender"?)

CAVE: Wer auch immer diesen Text unbedarft und ohne detailliertes Vorwissen liest: Bei Fronleichnam handelt es sich NICHT um eine Würdigung des Nahrungsmittels Brot, sondern, das, was da wie eine Backoblate aussieht und sich in der Monstranz befindet, ist nach katholischer Glaubensüberzeugung kein "etwas" sondern "jemand" und zwar nicht irgendjemand sondern der Herr Jesus Christus selbst, weil diese Hostie nicht mehr das Brot ist, wie das sie optisch noch aussieht, sondern seit den Wandlungsworten in der heiligen Messe der Leib Jesu Christi selbst ist. Wer dazu Details braucht, suche einmal unter dem Stichwort "Transsubstantiation" (Link dazu) oder befrage einen Katholiken oder Orthodoxen, der tatsächlich weiß, was der zentrale Inhalt seines Glaubens ist.
In dieser Prozession wird also Jesus Christus durch die Straßen getragen, nicht Brot. Er wird geehrt und verehrt (früher von allen, die ihn bei dieser Prozession begleiteten und von vielen am Straßenrand, heute eher noch von einigen wenigen, die tatsächlich wissen, dass das nicht irgendein Stückchen Brot ist. Und falls jemand sieht, dass tatsächlich jemand sich hinkniet, wenn die Monstranz vorbeigetragen wird: diese Geste der Verehrung gilt NICHT dem Pfarrer oder anderen Geistlichen, die da unter diesem Baldachin ("Himmel" genannt) dahergehen, und erst recht NICHT einem Bäckereierzeugnis sondern dem HERRN und ERLÖSER der Welt, der in dieser ehemaligen einfachen Scheibe Brot mitten unter uns gekommen ist.