Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 25. März 2012

Die Missachtung der speziellen Berufung

Die Geringschätzung dessen, was eine Berufung ausmacht, ist nichts Neues. Ein Fehler zumindest, der wohl schon lange von vielen gemacht wird, ist, dass die Berufung als eine private Angelegenheit betrachtet wird. Aber sie ist ein Charisma, und jedes Charisma ist ein Geschenk Gottes an und für die ganze Kirche. Uns ist das oft nicht im Bewusstsein, aber jeder einzelne Christ ist aus Gottes Sicht obwohl selbst Person Teil des ganzen Leibes Christi und nicht ein Individuum unabhängig davon. Aber das ist eines der Mysterien, die man lange und immer wieder betrachten kann und sollte, um sie besser zu verstehen.

Eine Berufung, zum Beispiel die zum Priester, ist immer ein Geschenk an die Mitchristen, und wer berufen ist, gibt dazu seine Einwilligung, gibt vieles an eigenen Rechten auf und wird zum Teil dieser Gabe. Berufen zu werden, ist eine Wertschätzung, denn es eröffnet den Weg zu einer noch tieferen Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus selbst und dem, wie er sich hingegeben hat. Darum sollte, wer berufen ist, diesen Schatz hüten. Jedoch gilt dies genauso für die, denen dieses Geschenk gilt, dessen Teil der Berufene wird. Jeder sollte so eine Berufung als Schatz sehen, hüten und bewahren.

Ist so eine Berufung gefährdet, sollte alles unternommen werden, sie zu behüten und dem Berufenen, sofern er an ihr festhalten will, helfen, dies zu tun. Denn es geht nicht nur um ihn, es geht um das Geschenk, das für alle da ist und das allen verloren geht, auch wenn der Verlust für seinen Träger am ersichtlichsten ist.

Oft leider wird eine Berufung in keiner Weise als Geschenk gesehen. Das betrifft nicht nur die Familien und Freunde der Berufenen, denen oft nur Unverständnis und Opposition begegnet, sondern leider auch die Inhaber kirchlicher Ämter. Hier stechen zwei Verhaltensweisen hervor.

Die eine ist die, nicht mehr zwischen der allgemeinen Berufung aller Getauften und der speziellen Berufung zum Priester oder gottgeweihten Leben zu unterscheiden. Hier werden oft Berufe mit Berufungen gleichgesetzt. Es besteht aber ein wesentlicher Unterschied zwischen der Berufung eines Gemeindereferenten, der nur Dinge ausübt (mit vollzeitlicher Bezahlung), die teilzeitlich auch durch andere Ehrenamtliche ausgeübt werden und der Berufung zum Priester oder Ordensstand. Zwecks größerer Effektivität hat so ein Laie im kirchlichen Beruf, der aber nur die Berufung jedes Laien ausübt (und gelegentlich sogar die Sonntagsmesse als Arbeitszeit abrechnet) eine zusätzliche Ausbildung erhalten. Die Berufung zum Priester oder Ordensstand geht über eine solche Berufung hinaus, weil sie ein höheres Maß an Einsatz des eigenen Lebens verlangt. Was ein Gemeindereferent tut, kann - in gewissem Rahmen - von jedem Christen erwartet werden. Was ein Priester oder Ordensleute tun, geht darüber hinaus. Dies zeigt sich unter anderem auch in den Versprechen, die von ihnen spezifisch abgelegt werden. Hier nicht zwischen der allgemeinen und der spezifischen Berufung zu differenzieren, wertet die allgemeine Berufung nicht auf, aber die spezielle Berufung und das spezielle Opfer, das mit ihr einhergeht ab. Ungleiches gleich zu nennen ist (hier) unsinnig und gegen jede Gerechtigkeit.

Möglicherweise geht aus der Unklarheit, diese zwei verschiedenen Berufungen auch als solche klar zu differenzieren, die zweite Fehlhaltung hervor, die leider auch bei manchen Bischöfen vorhanden zu sein scheint: Sie sehen ihre Priester, diese Menschen, die ihnen gehorsam sein müssen (sollten, sie haben es vor Gott versprochen) und von ihnen abhängig sind, weitgehend als Angestellte und das Priestertum selbst als das Amt, das damit einhergeht. Die geistliche Dimension, die Untrennbarkeit eines Bischofs von seinen Priestern, die in seinem Namen und Auftrag handeln, ist Außenstehenden gar nicht mehr ersichtlich. Es scheint auch manchen Priestern selbst nicht mehr bekannt zu sein, wenn man die eine oder andere kürzlich entstandene Initiative betrachtet. Da kann es kaum noch verwundern, wenn die simplen Gläubigen davon nichts mehr wissen, die dann versuchen Priester gegen ihren Bischof auszuspielen oder sich gar weigern, von ihrem Bischof die Firmung zu empfangen, wie jüngst in der Schweiz geschehen, und nicht begreifen, dass wer immer im Auftrag ihres Bischofs das Sakrament spendet (und anders als in dessen Auftrag ist es nicht möglich), die Firmung spendet, die er kraft seines Amtes und als ihr Hirte geben kann.

Hier wäre also Diskussion um Berufung notwendig, die wieder hervorhebt, was die Charakteristika der allgemeinen und der spezifischen Berufungen sind.

und noch mehr Opfer der Null-Toleranz-Forderung

Ich kenne etliche Mitglieder einer geistlichen Gemeinschaft, denen es sehr wichtig ist, bei ihren Treffen auch wenigstens ab und zu die heilige Messe zu feiern, in der Kirche, die nahe bei ihrem Treffpunkt ist. Man suchte dort auch, mittlerweuke seit vielen Jahren einen Priester, der die geistliche Begleitung für Einzelne machen kann. Diese Menschen sind alle etwa 50 Jahre und älter. Und plötzlich kamen freudestrahlende Berichte, ein Priester hat sich ihrer angenommen. Die Freude hält mittlerweile seit Jahren an. Erst neulich hörte ich so einen Bericht, was für ein Wunder und Glück es sei, so einen Menschen gefunden zu haben, dem Glaubensfragen ein wirkliches Anliegen sind und der Zeit für sie hat.

Nun, was die Mitglieder dieser Gemeinschaft nicht wissen, aber ich über einen weiten Bekanntenkreis, ist, dass dieser Priester, der in der Kategorialseelsorge tätig ist, nicht etwa aus gesundheitlichen Gründen keine Pfarrei hat, sondern weil bei ihm einmal kinderpornographisches Material gefunden wurde. Im Gegensatz zu dem Fall meines vorigen Posts scheint es sich bei ihm tatsächlich um eine krankhafte Neigung zu handeln. Ich kenne ihn nicht persönlich, kann also nicht beurteilen, wie sehr er dagegen ankämpft und angekämpft hat. Was ich aber klar weiß, ist, dass er in keiner Lage mehr ist, Kinder oder Jugendliche potentiell zu schädigen und sehr gute seelsorgerliche Arbeit für ältere Menschen leistet.

Nun kann man - aus welcher Haltung auch immer heraus, die so genannte Null-Toleranz - darauf drängen, ihn auch weiter zu bestrafen, indem man ihm die Möglichkeit nimmt, irgendeine seelsorgerliche Tätigkeit auszuüben. Das würde ihn sicherlich sehr treffen. Und nicht nur ihn. Sondern noch einige andere Menschen, denen er derzeit ein guter Seelsorger ist, und deren sich sonst niemand annimmt, ohne in irgendetwas gegen ein göttliches oder menschliches Gesetz zu verstoßen und ohne eine Gefährdung für irgendwen zu sein.

Das kann ich nun einmal auch nicht für sinnvoll und gerecht halten.

Freitag, 23. März 2012

Täter, Opfer und null Toleranz

Aus gegebenem Anlass, möchte ich hier einmal kurzgefasst das wiedergeben, was ein Bekannter zu sagen hat. Ich habe mich bemüht, alle Details herauszunehmen, die ihn identifizierbar machen. Seinen Namen habe ich natürlich sowieso geändert. Vielleicht ist er ein Ausnahmefall. Vielleicht gibt es noch mehr wie ihn. Denn wer erfährt so etwas? Er hat mich nicht beauftragt das zu schreiben. Er resigniert eher und hat Angst, dass, gleich was er tut, alles nur noch schlimmer wird. Also, hier seine Geschichte:


"Mein Name ist Josef. Ich bin Priester – und Sie sind alle meine Richter.  Bevor Sie das endgültige Urteil fällen, nehme ich dankend die Möglichkeit an, wenigstens alles aus meiner Sicht schildern zu können:
Zu meiner Berufung fand ich, als ich als Jugendlicher schwer verletzt im Krankenhaus lag und der Ortspfarrer mich besuchte. Er setzte sich zu mir und betete den Rosenkranz. Dabei wurde mir klar, dass ich in Maria eine liebende Mutter habe.  Das war für mich sehr wichtig. Denn meine Mutter hatte mich nicht gewollt, meinen Vater kannte ich nicht. Ich durfte nur leben, weil eine Verwandte sich bereit erklärt hatte, mich großzuziehen. Dort wuchs ich auf, meine Mutter sah ich selten. Ich wollte sein wie dieser Pfarrer, der Kranke besucht und Verlassenen wie mir eine Mutter zeigt.
Weil ich mir meiner Berufung bald sicher war, interessierte ich mich nicht für partnerschaftliche Beziehungen. Ich konzentrierte mich darauf, das Abitur zu machen, was ich ursprünglich nicht geplant hatte. Auch wusste ich ja, dass ich als katholischer Priester nie heiraten werde, warum hätte ich mich da nach Mädchen umsehen sollen?
Am Seminar fühlte ich mich als Außenseiter. Besonders meine marianische Frömmigkeit musste ich oft verbergen, um nicht als naiv ausgelacht zu werden.  Ich hoffte natürlich dennoch, gute Freunde zu finden und ließ mich in der Sehnsucht nach Annahme in eine Gruppe ziehen, die homosexuelle Handlungen praktizierte. Ich brachte es nicht über mich, bei allem mitzumachen und ein echter Freund half mir, mich von diesen Leuten wieder zu distanzieren.
Ich wurde Kaplan und engagierte mich bei vielen seelsorglichen Tätigkeiten, die mir oft große Freude machten. Aber die innere Einsamkeit verging nicht völlig dadurch. Ich achtete auf mein geistliches Leben und hielt viele gute Kontakte. Meine Krise begann, als ich unerwartet  und vorzeitig als erste Pfarrstelle eine sehr schwierige Gruppe von Pfarreien übernehmen musste. Die vielen notwendigen Arbeiten, mit denen ich zurande zu kommen versuchte, ließen mir kaum Zeit für meine bisherigen Freundschaften. Zum Glück, so schien es zunächst, hatte ich eine tüchtige Gemeindereferentin, die gut organisieren konnte.  Ich vertraute ihr sehr und sah sie auch ein wenig wie eine Mutter. Vielleicht zu sehr, denn manchmal schien mir auch, dass sie mich managte wie ihre eigenen minderjährigen Kinder. Ich wurde auch mehr und mehr Teil ihres Haushalts und fühlte mich als älterer Bruder ihrer Kinder.
In einer für mich besonders kritischen Situation begann sie mit sexuellen Handlungen an mir. Ich ließ mich mitreißen. Auch wenn es nie zum Geschlechtsverkehr kam, kam ich nicht mehr von ihr los. Ich war nicht der einzige Priester, der regelmäßig mit ihr zu tun hatte. In dieser Zeit war mir meine Berufung nicht mehr viel wert und ich hatte fast alles über Bord geworfen, was mir wirklich wichtig war. Ich glaube fest, dass es die Jungfrau Maria war, die mir half, dass es niemals zum Schlimmsten kam. Selbst nicht bei der Sache, in der Sie nun über mich zu Gericht sitzen.
Denn unter eher ungewöhnlichen Umständen kam es dazu, dass ich in einer Nacht mit einem meiner Pseudo-„Brüder“ ein Zimmer teilte. Dabei kam es zu einer flüchtigen unsittlichen Berührung. Die Situation sucht mich immer noch in Alpträumen heim. Ich bin mir bewusst, wie verwerflich mein Versuch war, den Jungen anfassen zu wollen und bin unendlich dankbar, dass es mir nicht gelungen ist, mein Ziel zu erreichen.
Danach war ich sehr verstört. Ich kam mit nichts mehr in der Pfarrei zurecht und ließ mich beurlauben. Ich vertraute mich einem Psychotherapeuten an. Dieser forderte mich auf, die Episode meinem Dienstvorgesetzten zu berichten. Als ich das tat, wurde ich zu einer Selbstanzeige aufgefordert. Ich tat auch das, denn ich wollte diese Schuld aus der Welt schaffen. Mir wurde gesagt, man könne die Sache am schnellsten bereinigen, indem ich mich auch zu ein paar Dingen schuldig bekenne, die ich gar nicht getan hatte.  Ich habe dem geglaubt und erhielt die Mindeststrafe auf Bewährung.
Sehr verstört hat es mich, dass ein Mitarbeiter des Bistums mir Informationen über Kontakte mit Prostituierten vermitteln wollte. Ich hatte väterliche Strenge erwartet aber nicht Aufforderung zu noch mehr Sünde. Ich bin nie zu Prostituierten gegangen. Stattdessen suchte ich einen guten geistlichen Begleiter, der mir half, zu meiner Berufung zurückzufinden.
Seitdem nennt man mich pädophil. Mehrere Jahre wusste ich nicht genau, was das ist, bis mich ein Mediziner darüber aufklärte. Und ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht pädophil bin. Ich war damals orientierungslos und verwirrt und von der Situation überwältigt. Dafür, dass die Leitlinien der Bischofskonferenz vorschreiben, dass ich nicht in der Kinder- und Jugendseelsorge arbeiten darf, bin ich sogar in vielem dankbar.  Das schützt mich vor falschen Verdächtigungen. 
 Es gibt so viele Menschen, die einen Seelsorger brauchen und oft lange niemanden finden konnten, der ihnen zuhört.
Wenn Diskussionen wie die jetzige losbrechen, dass Täter wie ich (dabei werde ich in einem Atemzug mit Menschen genannt, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg auf sehr perverse Art und Weise Kinder und Jugendliche unter Druck gesetzt und missbraucht haben) überhaupt nicht mehr seelsorglich tätig sein dürfen,  habe ich Angst um meine Existenz.  Wovon und wie und wofür soll ich dann leben? Ich weiß, dass das auch eine schlimme Sünde wäre, aber bleibt mir irgendwann nur noch zu sterben? Ich habe doch gebeichtet, meine Strafe abgebüßt, mein Leben wieder neu ausgerichtet.  Ich habe schon meine Alpträume über diese eine Nacht, die mich verfolgen und soviele Auflagen, an die ich mich halte.  Ja, ich habe meine Berufung, meine einzige und die Berufung meines Lebens in einer Zeit des Irrsinns leichtfertig wegwerfen wollen. Ja, ich bin fast in einen furchtbaren Abgrund gesprungen. Fast,  denn ich wurde davor bewahrt.  Und jetzt will ich nicht mehr dort hinunter, aber alles scheint darauf ausgerichtet zu sein, mir jeden mühsam wiedergefundenen Halt zu nehmen und mich dort hinabzustoßen."


Freitag, 16. März 2012

„Ich bin ständig mit allen im Dialog"


Soll unlängst mein Diözesanbischof seinen Mitarbeitern gegenüber geäußert hat. Diese hatten nämlich erstaunt festgestellt wie in anderen Diözesen, besonders im Süden Deutschlands große Anstrengungen unternommen werden, um – man stehe dazu, wie man will – wirklich alle Interessierten am Dialogprozess zu beteiligen.

Hörte ich bisher nur Gerüchte, der bevorstehende Katholikentag solle dabei  eine wichtige Stellung einnehmen - was ich für völlig abwegig hielt, da bisherige Katholikentage keine Möglichkeit für eine ernsthafte Beteiligung an einem möglichst inklusiven Dialog boten – so gibt es tatsächlich Vorbereitungen, in denen jetzt schon auf Pfarrebene Meinungen geäußert werden können, die auf Foren des Katholikentags mitberücksichtigt  werden sollen.

Und da Mannheim nicht gar so fern ist, meinten einige Mitarbeiter des Bischofs im Ordinariat, es könne doch sinnvoll sein, in der eigenen Diözese eine ähnliche Beteiligung zu ermöglichen. Woraufhin sie von ihrem Dienstherrn obigen Bescheid erhalten haben sollen.

Ich meinte darauf nur: „Also mit mir ist er nicht im Dialog.“ So von wegen „mit allen“ und gar "ständig". Womit ich offenbar nicht alleinstand, denn mein Gegenüber gab zu verstehen, den Bischof interessiere noch nicht einmal, was die eigenen Mitarbeiter zu sagen haben. Er fordere zwar bei Treffen auf, ihm Fragen  zu stellen, worauf er dann ausführlich antworte, aber selbst frage er nie, was denn andere zu sagen haben. Also, Dialog gebe es in diesem Fall wohl eher keinen.

Sonntag, 11. März 2012

Gespräch

Ich habe eine Freundin, die katholisch ist. Sie praktiziert nicht, aber sie ist unabstreitbar katholisch. Nicht einfach irgendwann getauft. Sie betet und hält Gebet für sehr wichtig. Die Gremien und Räte und ihre Forderungen haben nichts mit ihrer Lebenswelt zu tun. Sie geht nur einmal im Jahr in die Kirche. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ihren Beruf, in dem sie von 16 Uhr - 1Uhr nachts arbeitet. Abendmessen sind da schwierig und morgens würde es auch schon ein Opfer verlangen. Hinzu kommt: Sie und ihr Mann waren beide schon einmal verheiratet. Ihre Ehe wäre sofort zu annullieren, seine wahrscheinlich nicht. Und sie ist vollkommen sachlich und akzeptiert, dass sie deswegen nicht zur Kommunion gehen kann. Womit für sie die Motivation entfällt, überhaupt in einen Gottesdienst zu gehen. Denn, sagt sie, diese Gottesdienste sind ansonsten zu lang, sprechen sie nicht an und sie geht leer aus ihnen heraus. (Der Gottesdienst, den sie gewöhnlich besucht ist die Familien-Christmette.)

Als wir neulich diskutierten und ich darlegte, was wir eigentlich brauchten, sei eine Messe pur am besten mit Choral und Latein, ganz auf das Wesentliche konzentriert und viele verschiedene andere Gottesdienste, die auf einzelne Zielgruppen eingehen, statt möglichst viele verschiedene Gruppen durch eine Vielzahl von zusätzlichen Elementen in der Messe ansprechen zu wollen, stimmt sie mir zu meiner Überraschung völlig zu. Sie war übrigens genauso überrascht, dass ich für so etwas wäre.

Sie wünscht sich ein pastorales Angebot, das auf ihre Situation eingeht und würde sich wahrscheinlich auch des öfteren in eine Messe begeben, in der das Messopfer im Mittelpunkt steht, nicht unnötig geredet wird und alles zeitverschwendende andere wegfällt. Dafür könne sie Zeit finden, meinte sie.

Freitag, 9. März 2012

Ein Bild vom Heiligen Rock in Trier

sucht man zunächst vergebens.

Webseite des Bistums: Fehlanzeige, da fehlen sogar Hinweise auf die Wallfahrt
offizielle Info zur Heilig-Rock-Wallfahrt 2012: Fehlanzeige, da findet man nur eine Vielfalt symbolischer Darstellungen auf Flyern, Wallfahrtsfahnen usw.

aber zum Glück gibt es noch die Touristinformation Trier und die verweist auf ein Video, das Bilder zeigt, wie man sie bei der Wallfahrt wohl kaum sehen wird:



Auf die Suche danach habe ich mich heute gemacht, weil ein Bekannter aus Mailand danach fragte und sich sehr wünschte, doch ein Bild der Reliquie zu sehen. Ich hoffe, dass durch diesen Post jetzt noch einige mehr davon profitieren können.

Sonntag, 4. März 2012

Mainzer Fastenhirtenbrief 2012

Da sich immer wieder danach Suchende auf meinen Blog verirren, hier also der Link dazu: http://www.bistummainz.de/bistum/aktuell/nachrichten.html?f_action=show&f_newsitem_id=28926.
Es ist jetzt endlich im Internet, den Pfarrern lag der Hirtenbrief schon länger vor.

Dieses Mal beschäftigt der Hirtenbrief sich mit dem Thema Berufungen. Eine nette kleine Abhandlung zum Thema. Ja. Mir bringt er jetzt eher nichts für diese Fastenzeit, aber es ist sicherlich besser als die kleine Abhandlung zum Thema Kirchenaustritt im letzten Jahr.

Für die Internetversion bin ich auch dankbar, denn bei der Verlesung spielte in unserer Pfarrei das Sich-Verlesen eine große Rolle, es betraf etwa jeden zweiten Satz, manche mehrfach. Dieser Mehraufwand an Zeit wurde durch Auslassen einiger Sätze wiedergutzumachen versucht. Unglücklicherweise waren es wichtige Sätze. Was allerdings noch Raum ließ, um an einer Stelle zu den "jungen Männern" noch "junge Frauen" hinzuzufügen, leider in einem Satz in dem es um die Berufung zur Priesterweihe ging. Ich war mir recht sicher gewesen, dass der Bischof das so nicht geschrieben hatte, hatte er auch nicht.

Freitag, 2. März 2012

zur "Historizität" frei formulierter Hochgebete


Neuerdings wird bei Diskussionen über den sehr willkürlichen Umgang einiger katholischer Priester mit den liturgischen Texten immer öfter ein Argument gezückt, das solche Willkür legitimieren soll: Es sei schließlich, wird gesagt, in der frühen Kirche nicht nur üblich gewesen, alles frei zu formulieren, sondern sogar das Qualitätsmerkmal eines Priesters gewesen, das Hochgebet frei zu formulieren.

Was steckt dahinter? Ein befreundeter Priester, der das Argument noch nicht gehört hatte, hielt das für unwahrscheinlich, seien doch schon in der Didache, aus der Zeit um 100 n. Chr.,  feste Formulierungen vorgegeben.

Bei der Suche nach den Ursprüngen der Aussage stieß ich dann auf ein Buch von Christoph Markschies von 2007: „Kaiserzeitliche und christliche Theologie und ihre Institutionen“. Dieser zitiert auf S. 147 Bradshaw: „Schriftlich fixierte Texte waren in den ersten drei Jahrhunderten so gut wie unbekannt; der Gottesdienst wurde folglich weithin improvisiert und war in seiner Entwicklung entsprechend flexibel.“  Bradshaw wiederum stützt sich auf ein Werk von Hanson 1961, das allerdings später sehr in Frage gestellt wurde.

Dann fährt Markschies fort:
„Bereits bei Justin heißt es, dass der Vorsteher des eucharistischen Gottesdienstes Gebete und Danksagungen (frei) formuliert, so gut er kann und die sogenannte Traditio Apostolica verbietet dem Bischof dankzusagen, als ob er auswendig gelernt habe, sondern „jeder soll beten wie er kann“. Natürlich darf man die an sich richtige Vorstellung, in der Liturgie sei improvisiert worden, auch nicht übertreiben, da immerhin schriftlich fixierte Texte aus vorkonstantinischer Zeit existieren, die sicher nicht „die römische“, „die antiochenische“ oder „die alexandrinische“Liturgie repräsentieren, wohl aber in diesen Gebieten von Gruppen, deren Grenzen und Einfluss wir nicht mehr exakt bestimmen können, verwendet und überliefert wurden …. Bereits Origenes sagt … (Mitte drittes Jahrhundert): „Beim Beten wollen wir bei den festgelegten Formeln bleiben“, meint aber damit „etwas Gewagtes zu sagen“.“

Eines können wir mit Sicherheit also sagen: nichts ist völlig sicher und keine Aussage wird gültig sein für alle Bereiche, in denen sich das Christentum verbreitet hatte.
Sicher ist, dass es zunächst an ausführlichen schriftlich fixierten liturgischen Texten mangelte, so dass in weiten Bereichen nichts anderes übrig blieb, als frei zu formulieren, und sicherlich war es wünschenswert, dass der Vorsteher des Gottesdienstes dann fähig war zu formulieren und zwar so, dass die Inhalte möglichst gut wiedergegeben wurden und nicht mühsam aus dem Gedächtnis rezitiert wirkten.
Sicher ist auch, dass – auch nach dem Zeugnis der Didache – von Anfang das Bemühen vorhanden war, eine verbindliche schriftliche Vorlage zu schaffen, so dass die Feier der Eucharistie weniger von den rhetorischen Qualitäten des Gottesdienstvorstehers abhängig war. Wohl weil schon damals begnadete Redner, die zugleich flammend begeisterte Christen waren, nicht an jeder Ecke zu finden waren.

Die Ausformulierung der Liturgie war ein Dienst, für den viele dankbar gewesen sein dürften und der Besitz dieser Texte wohl von hohem Wert.

Völlig an den Tatsachen vorbei aber geht es, wenn aufgrund jener historischen Gegebenheiten heutige Messzelebranten (in Überschätzung ihrer rhetorischen und literarischen Begabung und darüber hinaus liturgische Vorschriften brechend) sich in die Vorstellung hineinsteigern, sie würden den Gottesdienst in seiner ursprünglichsten Form feiern, wenn sie statt der in Druckform verfügbaren liturgischen Texte ihre eigenen Ergüsse von Zetteln ablesen (was übrigens gerade keine freie Formulierung ist sondern ein Ablesen, was selbst damals, wie oben angeführt, unerwünscht war.) Die eigene beqeme Selbstüberschätzung und Selbstherrlichkeit auch noch mit den Notständen, Notbehelfen und Notwendigkeiten früherer Zeiten rechtfertigen zu wollen, zeugt schon von einer gewissen Insolenz.