Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Wo die besseren Argumente liegen, muss nicht polemisiert werden

Das was die Kirche zu Sexualität mit sehr guter Begründung - auch wenn die leider den normalen Pfarreimitgliedern weitgehend unzugänglich und unbekannt sind, weil es an geeigneten Katechesen vor Ort fehlt, bzw. das überhaupt nicht in kirchlichen Publikationen in geeigneter Weise thematisiert wird - zu Sinn und Unsinn von Sexualität zu sagen hat, wird großflächig und weitgehend auch von den eigenen Kirchenmitgliedern ignoriert. Wobei ignorare das Schlüsselwort ist, sie wissen es oft einfach nicht besser, und es bräuchte viele, wiederholte und geduldige Verkündigung um die komplexen Zusammenhänge einsichtig zu machen.

Schön ist es nicht, aber jede Menge Getaufte praktizieren mit bestem Gewissen die verschiedensten Formen von Sexualität außerhalb der Ehe bzw. nehmen rein routinemäßig Verhütungsmittel, die ohne Ausnahme hin und wieder für die eine oder andere Frühabtreibung sorgen; nach der vorsichtigsten Statistik, die von 3 Promille Zutreffwahrscheinlichkeit ausgehen, gibt es genauso viele Frühabtreibungen durch hormonelle Verhütungsmittel wie Abtreibungen, die als solche wahrgenommen werden, die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen.

Zwischen dem was katholische Lehre ist und dem was die meisten praktizieren klafft ein Abgrund. Aber es ist den meisten recht egal, denn sie machen sowieso was sie wollen. Sie hätten zwar gerne, dass die Lehre so abgeändert wird, wie es für sie am genehmsten ist, aber es ist nicht ungeheuer dringlich, da die Diskrepanz nur manchmal vage Schuldgefühle oder gelegentlich Empörung über soviel "Unwissenheit in Sachfragen" (die aber leider auf der eigenen Seite zu finden ist) hervorruft.

Jetzt plötzlich aber macht eine der vielen Gruppen, die in Diskrepanz zur katholischen Lehre leben, woran sie ja in keiner Weise gehindert wird durch die völlige Minderheit von ca. 5% Katholiken in Deutschland, die sich intensiv mit ihrem Glauben beschäftigen, eine gewaltige Treibjagd auf den Papst und alles, was sie hierzulande als ihnen gegenüber feindlich einstuft. Wobei das Feindliche darin besteht, dass die "Gegner" eine andere Meinung haben, genauer gesagt einen Glauben, der eben etwas anderes glaubt als sie selbst.

Warum die extreme Aggression? Warum müssen diese maximal 5% der Bevölkerung mit aller Macht zum Schweigen gebracht werden? Warum wird hier die Religionsfreiheit und die Meinungsfreiheit massiv angegriffen? Warum wird eine Minorität massiv diskriminiert, angeblich um eine Diskriminierung zu bekämpfen, die in Wahrheit eine Meinungsverschiedenheit ist?

Die Lösung kann nur sein: Die Minderheit verbalisiert etwas, das die Mehrheit auch empfindet aber nicht verbalisieren kann, und die Minderheit hat Argumente, die die Mehrheit übernehmen könnte, wenn sie eine Chance erhielte sie zu Gehör zu bringen. Also muss die Minderheit mundtot gemacht werden. Durch übertriebene Anschuldigungen, durch Drohungen, durch Beschimpfungen. Durch Verletzung der Meinungsfreiheit. Durch was auch immer.

Das Kampffeld heißt: Definition der Ehe und dazugehöriges Adoptionsrecht.

Die Argumente scheinen völlig auf Seiten der katholischen Kirche zu liegen, denn nichts anderes kann der Grund sein für einen Angriff, der hauptsächlich auf Emotionalität setzt, mit falschen Behauptungen arbeitet und darauf setzt, dass in Deutschland inzwischen jeder beim Begriff "katholische Kirche" nur an Negatives denkt. Und darauf, dass die deutschen Bischöfe  bei jedem "öffentlichen" Widerstand leider die Gewohnheit haben, mehr oder weniger einzuknicken und den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Selbst wenn der Löwe, der da brüllt, ihnen eigentlich gar nichts anhaben kann. In diesem Falle dürfte man sich allerdings verrechnet haben, die in Frage gestellten Dinge gehen an die absolute Glaubenssubstanz.

Allerdings - wird die deutsche katholische Kirche es tatsächlich fertigbringen, die eigene Glaubenslehre in ausreichender und verständlicher Form so darzulegen, dass ihre Argumente verstanden werden können? Oder wird man sich weiter in inneren Grabenkämpfen über dies und jenes zerfleischen?

Ungefähr so wie als die Türken vor Wien standen und mit dem Fall der Stadt wohl ganz Mitteleuropa an den Sultan gefallen wäre und das christliche Frankreich in der Hoffnung, die damaligen Konkurrenten um die Macht damit loszuwerden, einen Vertrag mit dem Sultan geschlossen hatte. Ohne zu beachten, dass nach Mitteleuropa auch die Stunde des westeuropäischen Restes geschlagen hätte.


Wer die Ehedefinition ändern will, müsste Genesis 1 umschreiben

Es scheint da einige Missverständnisse bezüglich des Begriffes der Ehe zu geben. Das könnte daran liegen, dass er seit einigen Jahren von einigen Staaten ganz einfach neu definiert wird. Um die christliche Definition von Ehe zu verstehen, kann man allerdings auch schlichtweg zur ersten Seite der Bibel blättern, die immer die Grundlage für alle christlichen Überzeugungen ist. Nun ist gerade Genesis kein Augenzeugenbericht - was schlechthin unmöglich wäre. Was genau Genesis ist, lässt sich gar nicht so einfach sagen. Die Exegeten haben darin mindestens zwei parallele Fassungen, die zusammengefügt wurden, entdeckt. Man nimmt für die Niederschreibung die Zeit des Babylonischen Exils an. Man kann natürlich postulieren, dass die zugrundeliegenden mündlichen Überlieferungen irgendwann in grauer Vorzeit von einem oder mehreren einfach ausgedacht wurden. Oder gehört zu denen, die wissen, dass Wissen (woher es kommt ist dann immer noch eine Frage der Deutung) in Visionen erfahren und in Bildern geschildert wird. Nun, die genauen Ursprünge dürften kaum eruierbar sein, aber der Inhalt von Genesis wird nun schon ca. 3000 Jahr ein unveränderter Fassung weitergegeben, weil sie quasi das Testament darüber ist, was Gott für seine Schöpfung will.

Wenn man heute Leute auf der Straße befragte, wozu eine Ehe gut ist, wären wohl die häufigsten Antworten in etwa:
- um der gegenseitigen Liebe ein öffentliches Bekenntnis zu geben
- um für den Partner Vorsorge zu treffen und ihn rechtlich abzusichern
- damit Kinder ein stabiles Zuhause haben
Aber das ist unvollständig.
Es geht darum, dass Gott den Menschen erschaffen hat, als Ebenbild seiner selbst, als Mann und Frau, die fruchtbar sind und damit selbst Leben geben können, und zwar können sie das, indem sie miteinander Kinder zeugen.So entsteht Leben und nicht anders. Zwar gibt es neuerdings technische Kunstgriffe mithilfe derer Menschen geklont werden könn(t)en, aber ansonsten ist die Entstehung eines Menschen nun einmal nur mit Hilfe einer weiblichen Eizelle und eines männlichen Spermiums möglich.

Über die Vielfalt dessen, was es bedeutet, dass die Eheleute als Mann und Frau in ihrer Fähigkeit Leben weiterzugeben Ebenbild Gottes sind, gibt es ganze Bücher, die den Inhalt dessen kaum fassen und in Worte kleiden können. Interessierte sollten nach "Theologie des Leibes" suchen und dürften findig werden. Es sprengt den Rahmen dieses Posts.

Aus diesem in Genesis (und auch Offenbarung) begründeten Verständnis der Ehe ergibt sich, dass die katholische Kirche jedwege sexuelle Beziehung, die von vornherein unfruchtbar (gemacht) ist, die nicht auf unverbrüchliche Treue bis zum Tod selbst unter schweren Belastungen angelegt ist oder die nicht in gegenseitigem Einvernehmen geschlossen wird, als eine Verzerrung bzw. Verfälschung der Ebenbildichkeit zu Gott betrachtet und deswegen auf keinen Fall jemals als Ehe bezeichnen wird.

Natürliche Schwangerschaften im Alter sind äußerst selten, aber sie kommen vor. Schwangerschaften nach jahrzehntelanger Unfruchtbarkeit gleich aus welchem Grund sind immer wieder dokumentiert.
Aber ein Mann kann nicht mit einem Mann und eine Frau kann nicht mit einer Frau ohne Beteiligung Dritter ein Kind zeugen. Von daher können die beiden miteinander nach Grundlage der katholischen Ehedefinition keine Ehe schließen, weil eine wichtige Voraussetzung dafür fehlt.

Die künstliche und damit völlige unnatürliche Erzeugung von Kindern jedoch lehnt die katholische Kirche ab, da es zum einen der Menschenwürde widerspricht nach Bestellung hergestellt zu werden und da bei diesem Prozess unweigerlich viele Kinder (Embryonen) produziert und zum Teil willkürlich getötet (man nennt den Vorgang dann beschönigend "verwerfen") werden, um ein lebendiges zu produzieren.
Auch hierzu gibt es ausführliche Texte. Ich fasse nur grob zusammen.

In unserer derzeitigen Gesellschaft ist es keineswegs auszuschließen, dass verschiedene Kräfte um ihre Meinung als die einzig wahre durchzusetzen darauf drängen werden, den katholischen/christlichen Glauben illegal zu machen, weil er durch seine trinitarischen und lebensschützenden Überzeugungen ihren Vorstellungen widerspricht. Damit muss man rechnen. Was aber nicht geschehen wird, ist dass dir Kirche ihre Überzeugungen zur Gottesebenbildichkeit der Ehe und zum Schutz des Lebens aufgibt, nur um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Beides ist zu wichtig.


Tauet Himmel den Gerechten

(Liedfassung nach Denis 1774, ergänzt um die Änderungen in regionaler Fassung Mainz 1974)

Tauet Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn herab!"
rief das Volk in bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab,
einst den Mittler selbst zu sehen und zum Himmel einzugehen,
denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor.

(keine Änderung 1974)

Gott, der Vater ließ sich rühren, daß er uns zu retten sann;
und den Ratschluß auszuführen, trug der Sohn sich selber an.
Gottes Engel kam hernieder, kehrte mit der Antwort wieder:
"Sieh ich bin des Herren Magd, mir gescheh' wie du gesagt.

Voll Erbarmen hört das Flehen Gott, der unser Vater ist.
Alle Völker sollen sehen, den Erlöser Jesus Christ.
.........., brachte diese Antwort wieder:
..............................

(Kommentar: die alte Version war schon trinitarischer. )

Und Johannes läßt erschallen, seinen Bußruf: Auf, erwacht!
Denn es naht das Heil uns allen; es ist Tag, vorbei die Nacht.
Lasset uns das Herz bereiten Gott in diesen Gnadenzeiten;
wandelt auf des Lichtes Bahn, ziehet Jesus Christus an.

Sankt Johannes lässt erschallen seinen Ruf: Kehrt um, erwacht!
...
Lasst in diesen Gnadenzeiten uns das Herz für Gott bereiten!
...

Kommentar: Bußruf ging natürlich gar nicht ... Das Sankt fand ich schon immer etwas seltsam, Johannes war doch noch gar kein Sankt damals.

Komm, o Herr, hilf uns erfüllen Deines Knechtes heil'gen Rat.
Komm nach Deines Vaters Willen, führe uns den Himmelspfad.
Komm herab, bring uns den Frieden, den Du jenen hast beschieden,
welche guten Willens sind. Komm zu uns, o göttlich Kind.

................... erfüllen, was dein Wort uns kundgetan,
dass nach deines Vaters Willen alles sich erneuern kann;
lass der Welt Gestalt vergehen, lass sie neu in dir erstehen,
dass am Ende dieser Zeit sie erstrahlt in Ewigkeit.

Kommentar: Himmelspfad und heilger Rat schienen wohl zu unmodern und dann auch noch die Friedensbegrenzung auf die guten Willens, da klingt doch die Andeutung, dass am Ende alles gut wird, viel inklusiver und optimistischer. Vermute ich.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

1200 statt 59 Millionen Tote durch die Spanische Inquisition?

Es ist Was-hat-voltaire-wirklich-zur Meinungsfreiheit gesagt?.
Dieses Thema scheint die Gemüter so zu bewegen, dass fast jeden Tag mindestens eine Person auf der Suche danach bei meinem Beitrag landet. Selbst wenn ich wochenlang nichts Neues schreibe.

Nun Voltaire schrieb einmal: "„ Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist eines jeden freien Menschen Recht, welches man ihm nicht nehmen könnte, ohne die widerwärtigste Tyrannei auszuüben.

Womit Voltaire also unserer gegenwärtigen Lage bescheinigt, dass hier gerade die widerwärtigste Tyrannei ausgeübt wird, weil neuerdings Leute, die ruhig und höflich ihre Meinung zum Ausdruck bringen, zum Beispiel, dass es nötig ist, Kinder auch vor ihrer Geburt vor Tötung zu schützen oder dass nach Auffassung der katholischen Kirche jedwede ausgeübte Sexualität, die nicht innerhalb einer Ehe zwischen Mann und Frau stattfindet, eine schwere Sünde ist, für diese Meinungsäußerung sogar mit dem Tod bedroht werden - oft sogar von Leuten, die sich als im Tradition der Aufklärung stehend bezeichnen. Wie man jetzt nach einer Talkshow sehen kann, bei der gleich zwei Teilnehmer für Meinungsäußerung so etwas geerntet haben. Wie ernst die jeweiligen Schreiber es meinten, kann man nicht wissen. Dass doch leider Aufforderungen immer wieder von wirren Gemütern aufgegriffen werden, ist doch bekannt.

Da aber (ver)wirr(t)e Gemüter auch auf einem anderen Blog etwas von den unzähligen Opfern der Inquisition  anführten (um damit solche Morddrohungen zu rechtfertigen - anscheinend hat sie der Gedanke an Blutrausch so erregt, dass sie mehr davon wollen, obwohl sie gleichzeitig behaupten genau dieses vergossene Blut zu beklagen), sei hier nun ein anderes Büchlein zitiert, nämlich das von Ulrich Filler mit dem schönen Titel "Deine Kirche ist ja wohl das letzte".

Filler zitiert zum Thema Inquisition als Beleg H.C. Zander, Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition (2007). Und zwar fasst Filler zusammen: "Die kirchenfeindliche Propaganda spricht von 95 Millionen Opfern der Inquisition. Seit 2004 sind die Vatikanischen Archive zur Inquisition für den Historiker ohne Einschränkung zugänglich, und es treten andere Zahlen ans Licht: Im 17. Jahrhundert gab es 44.647 Inquisitionsverfahren, von denen 1,8 Prozent mit dem Todesurteil endeten. In 1,7 Prozent der Fälle lautete das Urteil auf Verbrennen "in effigie" (als Strohpuppe, weil dem Verurteilten die Flucht gelungen war). In einem Drittel der Fälle endete das Verfahren mit Freispruch. Heute geht man davon aus, dass die Spanische Inquisition in ihrer ganzen Geschichte 1200 bis 2000 Hinrichtungen zu verantworten hat. Ein Prozess wurde nur angestrengt, wenn eindeutige Beweise vorlagen: In der Regel wurde nur aus einer von zehn Anzeigen auch ein Prozess, jedes dritte Verfahren wieder ausgesetzt."

Auch wenn unter diesen maximal 2000 Hinrichtungen Fehlurteile waren - das kommt leider bei jedem Gericht vor, das Todesstrafen ausspricht und ebendies ist ja auch der Hauptgrund (die Verurteilung Unschuldiger), dass die katholische Kirche sich nun schon seit einiger Zeit gegen die gerichtliche Todesstrafe überhaupt wendet.

Da die Unterlagen einsehbar sind, sollte man eigentlich hoffen, dass die im Umlauf befindlichen falschen Zahlenangaben allmählich korrigiert würden. Aber das scheint vielen zu langweilig zu sein.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Ergebnisse Leygrafstudie veröffentlicht

Die Lektüre der kurzen und recht übersichtliche Studie von Herrn Leygraf vom Institut für Forensische Psychiatrie der Universität Duiburg-Essen kann nur empfohlen werden, denn sie wirft ein wenig mehr Licht auf die Fälle, in denen Priester des sexuellen Missbrauch Minderjähriger irgendeiner Art  schuldig wurden. Also u.a. Besitz entsprechenden pornographischen Materials, Belästigung durch Zeigen von Pornographie oder verbale Anzüglichkeiten, unsittliche Berührungen und - sehr selten aber leider derart traumatisierend, dass es allen vor Augen steht - mehrfache Vergewaltigungen mit und ohne Penetration.

Hier findet sich das Gutachten, wie es der Bischofskonferenz vorgelegt wurde.

Bemerkenswert dabei ist, dass für 68% der Täter keine psychiatrische Diagnose gestellt werden konnte, d.h. sie sind weder pädo- noch ephebophil, noch liegen andere psychische oder Persönlichkeitsstörungen vor. 25% hatten vor der Tat keinerlei sexuelle Erfahrung. (Die Befragungen wurden mit Lügendetektor durchgeführt.)

In 46% der Fälle war es ein einmaliges Vorkommnis und der Schuldige wurde nicht mehr rückfällig. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich zum Teil über Jahrzehnte.

Der Forensiker hält den weiteren Einsatz von 47% dieser Priester für uneingeschränkt möglich. Bei 37%  nur unter Einschränkungen. Nur 15% sollten auf keinen Fall gar nicht mehr in Gemeinden eingesetzt werden. (Hier fehlt 1%, was wohl auf Rundungsfehler zurückzuführen ist.)

Aus den Hintergründen der Einzelnen ergibt sich kein Täterprofil, weder sexuell noch sozial.  Das könnte (ich spekuliere) daran liegen, dass es sich bei etwa knapp der Hälfte durch Kurzschlusshandlungen in spezifischen Belastungssituationen handelte, in denen es zu Kontrollverlust kam.

Jeder kann sich selbst die Zahlen ansehen und die Zusammenhänge durchdenken.

In der Kurzzusammenfassung findet es sich nicht, aber laut Meldung DT vom 8.12.12 gab Herr Leygraf an, dass die Geistlichen, die innerhalb ihrer Kirche verblieben, dadurch einen Kontrollrahmen hatten, der offenbar auch als Schutzfaktor vor Rückfällen diente. Hier wäre also eine völlige Isolation ausgesprochen kontraproduktiv.




Samstag, 8. Dezember 2012

echte Minderheit(en)

Definition nach Wikipedia: "Eine Minderheit ist ein numerisch geringer Teil eines Staatsvolkes, der sich durch personale oder kulturelle Merkmale von der Bevölkerungsmehrheit unterscheidet ...Eine Minderheit besteht, wenn eine Gruppe durch eine zahlenmäßig größere Gruppe eines Territoriums dominiert und minorisiert wird ohne sich zu assimilieren."

Nach den Daten der DBK für 2011 gibt es in Deutschland 24,6 Millionen katholisch Getaufte, das sind 29,9% der Bevölkerung.

Nach den gleichen Daten besuchen davon ca. 3,0 Millionen regelmäßig den Gottesdienst, das sind 3,6% der deutschen Bevölkerung.

Es gibt bei der DBK keine Statistik darüber, wieviele dieser Gottesdienstbesucher auch das glauben, was katholische Lehrmeinung ist, aber es gibt die Studie "Was glauben die Hessen?", die im Auftrag des HR gemacht wurde, Datum Januar 2012.

Nun ist es ja kein Geheimnis, dass etliche Katholiken, die mehr oder weniger regelmäßig einen Gottesdienst besuchen, nicht mit der katholischen Lehrmeinung übereinstimmen. (Und leider sind diese überprozentual in den Gremien und damit derzeit im offiziellen Dialogprozess vertreten.) Denn in der hessischen Studie, bei der der Gottesdienstbesuch etwas unter dem bundesweiten Schnitt lag, tritt auch ein interessantes Phänomen zutage: 16,4 % der hessischen Katholiken, damit deutlich mehr als die gut 10% der regelmäßigen Gottesdienstbesucher wollen, dass die Kirche mit ihren Traditionen so bleibt, wie sie ist.
Ich persönlich kenne eine Reihe von den Leuten, die in diese Kategorie gehören: Sie orientieren sich weitgehend an der katholischen Lehre, sind allerdings etwas "verwildert", da sie sich aus verschiedensten Gründen weitgehend aus dem kirchlichen Umfeld zurückgezogen haben.
Allerdings sind an diesen Prozenten sicherlich noch einige Abzüge zu machen, sobald es um religiöse Fragestellungen geht, die diverse moralische Aspekte berühren, wobei die geringste Akzeptanz vermutlich nicht bei Fragen der Sexualmoral vorhanden ist sondern bei der Ehrlichkeit bei der Steuererklärung. Wer da wirklich in nichts zu mogeln versucht, wird vermutlich mehrheitlich als fundamentalistisch eingestuft. Traurig aber wahr: Gott Mammon hat viele Anhänger.

Demnach kann ungefähr davon ausgegangen werden, dass maximal 6%, minimal 2-3% der deutschen Bevölkerung sich an der katholischen Lehre orientiert und orientieren möchten, unabhängig vom Kirchenbesuch.

5% der Bevölkerung entsprechen aber doch ziemlich klar einer Minderheit, eine Mehrheit sind sie jedenfalls eindeutig nicht.

Es wäre also zu klären, ob die katholische Lehrmeinung in irgendeiner Weise über eine Machtbasis verfügt.
Eine Machtbasis wäre zu begründen durch politische Dominanz oder durch eine dominante Presse. Es gibt aber keine katholische Partei und jede der derzeitigen Parteien bricht in etlichen Punkten mit der katholischen Lehre. Es gibt keine starke katholische Presse. Die Kirchenzeitung hat Lokalzeitungsniveau und verliert stetig an Abonnenten. Es gibt nur eine einzige, ziemlich kleine überregionale katholische Tageszeitung (Die Tagespost). In den Medien wird die katholische Lehrmeinung überwiegend kritisiert und lächerlich gemacht, traurigerweise tun sich öffentlich-rechtliche Sender dabei in letzter Zeit besonder hervor.

Was vorhanden ist, ist ein überdimensionales (wenn auch meist negatives) Interesse an der Meinung der Minderheit.

übrigens weiter bei Wikipedia: "Die Sozialpsychologie unterscheidet zwei Arten von Minoritäten: Eine numerisch-statistische und eine soziale. Letztere beschreibt eine Minderheit, die sich durch kulturelle und/oder psychische Merkmale vom Rest der Gesellschaft unterscheidet und so von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt wird."

Die numerisch-statistische Minderheit habe ich schon festgestellt. Was ist also mit den kulturellen und/oder psychischen Merkmalen, die vom Rest der Gesellschaft unterscheiden? Es sind zwar religiös bedingte, aber wahrscheinlich kann man sie unter kulturell führen, die Merkmale sind klar vorhanden.
Und wird diese Gruppe von der sozial dominierenden Gruppe als minderwertig angesehen und auch so behandelt?
Gegenfrage: Letztens schon einmal eine Talkshow gesehen?
Die Buhrufe, wenn die Minoritätenvertreter ihre Sicht der Dinge darlegen?
Der Applaus, wenn die Minoritätenvertreter gedemütigt, beschimpft, beleidigt und lächerlich gemacht werden?
Und zwar, wenn sie versuchen relativ sachlich ihre Sicht der Dinge darzulegen?

Ja, der Umgang der Deutschen mit dieser einen ihrer Minoritäten , ist nicht gerade ein Aushängeschild für die deutsche Gesellschaft.

Begründet wird es gewöhnlich damit, dass die Minorität keine Minorität sei. Denn dann wird Bezug genommen auf die knapp 30% der Bevölkerung, die nach oberflächlicher Statistik dieser Gruppe angehören. Obwohl auch 30% nach keiner Definition eine Mehrheit darstellen.

Andererseits, kann man es der Gesellschaft verdenken, dass sie nur etwas aufgreift, dass innerhalb der eigenen Gruppe hingebungsvoll und in alle Richtungen praktiziert wird? Ist es nicht leider so, dass jemand, der nur die offizielle weltweit gültige katholische Lehrmeinung vertreten möchte, auch als minderwertig behandelt wird? Wie ist es zum Beispiel zu verstehen, dass eine katholische Einrichtung einer katholischen Gruppe, die schon mehrere Jahre dorthin kam, Tagungsräume mit der Begründung verweigert, die Tatsache, dass diese Gruppe vorhabe, Gottesdienste in der derzeit seltener praktizierten aber offiziell anerkannten und zugelassenen außerordentlichen Form zu feiern, weise sie als frauenfeindlich (der Sinnzusammenhang konnte bisher noch nicht festgestellt werden) und möglicherweise rassistisch und sexistisch aus. Außerdem halte man diese offizielle Liturgie der Kirche für nicht "zukunftsweisend". (Inhaltlich ging es um die Liturgiekonstitution des Vaticanum II und andere liturgische Fragen, u.a. wurde eine Messe im anglokatholischen Ritus gefeiert, also dem, dem auch die Minoritätengruppe der jüngst zur katholischen Kirche konvertierten Anglikaner angehört).

Der Beispiele gibt es viele, aber ich nehme eines aus meinem Erfahrungsbereich dazu. Die katholische Minderheit der katholischen Charismatiker. Die bevorzugteste Identifizierung und völlige Gleichsetzung ist gewöhnlich die mit einigen hilfesuchenden Menschen, die in diesen Kreisen auch Aufnahme fanden, einigen psychisch Gestörten. Fällt nur die Bezeichnung CE hat fast jeder kirchliche Mitarbeiter ein Anekdötchen über solche Leute auf Lager, das die meisten Interessierten erfolgreich abschreckt.
Es muss nicht einmal charismatisch sein. Ich vergesse nie, wie sich ein Gemeindereferent über eine junge Frau mokierte, die sich im Pfarrbüro gemeldet habe, weil sie neu zum Glauben gefunden hatte. Ach du meine Güte, jedes zweite Wort sei Jesus gewesen. Nein, für so jemand war kein Platz in der Pfarrei. Und keine Chance zu erfahren, wer das war. Wahrscheinlich hat die Frau resigniert den Weg in eine Freikirche genommen, nachdem sie so unerwünscht war.



Mittwoch, 5. Dezember 2012

Direktlinks zu den Neujahrsansprachen von Papst Benedikt XVI

Damit das nicht in den Kommentaren verborgen bleibt, schreibe ich es noch einmal als Post hier. Denn für alle, die nicht auf die Idee kommen, die Homepage des Vatikans zu besuchen, ist das Finden der Ansprachen tatsächlich nicht so einfach.

Hierbei gleich die Anmerkung: Es wäre sehr sinnvoll, wenn eine solche aktuelle Verlinkung jetzt auf katholisch.de und/oder bei der Bischofskonferenz zu finden wäre!!
Dass man im Vatikan nicht weiß, dass die "Ansprache von Papst Benedikt XVI. beim Neujahrsempfang für die Mitglieder des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps" gerade als "Neujahrsansprache des Papstes" bei den Suchmaschinen gesucht und nicht gefunden wird, ist wohl verständlich. Für so etwas sind eigentlich nationale Stellen zuständig.

Hier also die Suchanleitung für diese und andere Texte sowie die direkten Links:

Die Originaltexte gibt es auf www.vatican.va. Die deutsche Version auswählen oder sonstige Sprache. Auf der Seite, die dann geöffnet wird, sieht man alle Texte des Papstes in Grobübersicht. Ziemlich mittig stehen die Ansprachen. Dort das Jahr anklicken und den Monat, Januar, wählen. Innerhalb des Monats sind die Texte leider etwas unsortiert. Diejenigen, um die es geht, sind die an das Diplomatische Korps, die sogenannten Neujahrsansprachen. Zur Sicherheit noch die kompletten Links.
2006: http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2006/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20060109_diplomatic-corps_ge.html
2007:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2007/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20070108_diplomatic-corps_ge.html
2008:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2008/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20080107_diplomatic-corps_ge.html
2009:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2009/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20090108_diplomatic-corps_ge.html
2010:
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2010/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20100111_diplomatic-corps_ge.html
2011
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2011/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20110110_diplomatic-corps_ge.html
2012
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2012/january/documents/hf_ben-xvi_spe_20120109_diplomatic-corps_ge.html

Ver-Markt-ung wider alle Normalität


Ich bin an dem Begriff "normal" hängengeblieben, der im Rahmen einer Talkshow fiel, bei der einem der Gäste die Merkzettel mit den Zahlen entrissen wurden, auf die dieser wohl seine Argumentation stützen wollte. Was übrigens den Eindruck erweckt, dass Talkshows an sachlicher Diskussion eher uninteressiert sind sondern dass es dort gewünscht wird, dass sich die Eingeladenen fern aller Fakten so richtig gegenseitig beschimpfen; den Eindruck hatte man schon lange, jetzt gibt es dafür ein deutliches Indiz.

Die Frage, was normal sei, kam in Zusammenhang mit einem Weihnachtsmarkt auf, den der Moderator nicht normal fand. Drei der Gäste bezogen das sofort auf die sexuelle Orientieung der Veranstalter, aber darum ging es bei diesem „normal“ wohl eher nicht.

Was ist ein normaler Weihnachtsmarkt? Nun, man findet da viele beleuchtete Buden, eventuell Karussells, ein paar Informationsstände, jede Menge an Imbiss- und Getränkeangeboten und, das ist wohl neben der Zeitnähe zu Weihnachten das Spezifische, spezielle Dekorationen, die an Weihnachten gerne verwendet werden. Neben den Besuchern, die einfach die Jahrmarktsatmosphäe genießen möchten, kommen also die, die zum Beispiel Zusatzausstattung zu einer Weihnachtskrippe oder neue Dekorationen für ihre Variante dieses Festes suchen. Das ist ein normaler Weihnachtsmarkt.

Jetzt könnte es natürlich vorkommen, dass irgendwo ein Teil des Weihnachtsmarktes zum Beispiel zum „italienischen Weihnachtsmarkt“ erklärt würde. Dann würde man dort erwarten, italienische Essspezialitäten zu finden und Dekorationen, die möglicherweise in Italien üblicher sind als hier. Oder man könnte auf der Suche nach einer Verkaufsnische zum Beispiel einen Teil zum Tierweihnachtsmarkt erklären und dort spezielles Zubehör für die anbieten, die ihr Dekorationsbedürfnis gerne auf ihre Haustiere erweitern oder Tiere zum Verkauf anbieten, die an Weihnachten verschenkt werden können. Hier gäbe es sicherlich auch Tierschutzaspekte zu bedenken, aber generell könnte so ein Tiermarkt-Teilweihnachtsmarkt ganz sinnvoll sein, weil hier ein sehr spezieller Bedarf entsteht. Auch das wäre noch als normal einzustufen.

Nicht mehr ganz so normal wäre es allerdings, wenn eine Gruppe gerne einen Teil des Weihnachtsmarktes zum Erotik- und Sex-Weihnachtsmarkt erklärt hätte. Denn hier bestünde gleich eine gewisse Problematik: so ein Markt wäre nicht mehr so recht geeignet für Kinder und Jugendliche, da dort Angebote zu vermuten wären, die doch auf einige von ihnen verstörend wirken könnten. Auch Erwachsene könnten sich durch so etwas durchaus belästigt fühlen; Angebote, die klar „ab 18 Jahre“ sind, sind einfach nicht jedermanns Sache. Auch kommt hier die Frage auf, wieso eigentlich ein spezieller Weihnachtsbedarf in diesem Bereich bestehen soll.

Was denn auch zu der Frage führt, warum es Sonderweihnachtsmärkte geben soll, die das Spezialangebot Sex und Erotik noch weiter verengen auf eine Untergruppe, nämlich die der gleichgeschlechtlichen Sexualität. Es kann ja keine Rede davon sein, dass jeder homosexuell veranlagte Mensch so extrem sexbesessen sei, dass nur ein so gestalteter Markt es ihm ermöglichen kann, auf seine Art die Winterfesttage zu begehen. Auch wäre es widersinnig zu meinen, er bevorzuge spezielle Speisen und Getränke oder müsse alles anders dekorieren als mit dem Anlass gemäßen Dekos, nämlich nur mit sexuell anzüglichen.
Ich persönlich habe in meinem Bekanntenkreis drei Personen, die schon gleichgeschlechtliche Sexualität praktiziert haben. Zwei davon identifizieren sich auch als lesbisch bzw. schwul, die dritte nicht. Die drei sind sehr verschieden, aber alle das, was man eben so als normal bezeichnet. Man kann mit ihnen eine gute Freundschaft pflegen, sich über Kultur und ethische Fragen unterhalten und was eben alles so Normalität ist. Zwei von ihnen würden um einen solchen Spezialmarkt wohl einen großen Bogen machen und eher angewidert von dem sein, was dort als typisch – angeblich auch für sie – vermarktet wird, die dritte würde sich das wohl ansehen aus einer Art Solidarität heraus, um dann festzustellen, dass das für sie zu extrovertiert und marktschreierisch ist, aber bitteschön.

Meiner Meinung nach erweisen die Veranstaltungen, die Menschen mit gleichgeschlechtlichen sexuellen Veranlagungen in der Öffentlichkeit als sexbesessen und fast allein darauf fixiert darstellen, all denen, für die einzutreten sie vorgeben, einen wahren Bärendienst. Das ist nicht bunt, es ist grell. Es ist nicht selbstbewusst, sondern stereotyp und erbärmlich.  Belästigend  ist vieles dort auch, und zwar sind zum Beispiel öffentliche Zungenküsse generell peinlich und abstoßend, völlig gleichgültig, welchen Geschlechts die daran Beteiligten sind. Mit Liebe hat das auch wenig zu tun; Liebe würde nicht sich und den anderen derart zur Schau stellen. Die Perversion solcher Veranstaltungen liegt keineswegs darin, dass sie von Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung getragen werden sondern darin, wie diese dort dargestellt werden. Aber wenn die so durch ihre angeblichen Vorkämpfer Diskriminierten versuchen sich gegen eine solche Poträtierung zu wehren, werden sie von der entsprechenden Szene niedergemacht.  Viele trauen sich das deswegen anscheinend erst gar nicht. Und das ist auch ein trauriges Bild, das sich damit bietet.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Eindeutige Lügen - und die Presse ist wieder einmal unfähig zu minimaler Recherche

Wie so einige andere andere war ich berufs- und familienbedingt noch nicht dazu gekommen, einige der Aussagen zu überprüfen, die David Berger schon in seinem vielgelesenen Buch als nun auch neuerlich in Interviews gemacht hat, aber es gibt ja Profis, die sogar ihr Geld damit verdienen, dass sie über so etwas Artikel schreiben und Alexander Kissler hat sich die Mühe gemacht, den Text der Neujahrsansprachen von Papst Bendedikt XVI zusammenzufassen und auf das zu untersuchen, was dieser Theologe, der die andere zerreißende Polemik schon immer liebte (seine Karriere gründete sich auf seine Rahner-Kritik und er schildert selbst in seinem Buchbericht, wie er dabei immer maßloser übertrieben hat) und dafür auch offenbar vor sehr einfach nachweisbaren Falschbehauptungen nicht zurückschreckt, hatte behauptet, Papst Benedikt XVI habe in jeder seiner Neujahrsansprachen, "die Homosexuellen nicht nur indirekt als Menschen zweiter Klasse bezeichnet und homosexuelle Veranlagungen verteufelt".

Glatt gelogen hat der Herr Berger da. Nachzulesen auf http://www.theeuropean.de/alexander-kissler/5579-phobie-und-verleumdung. Zitat daraus: "Halten wir fest: Von den bisher sieben Neujahrsansprachen im Pontifikat Benedikts XVI. haben drei keinen Bezug zum Themenfeld Ehe oder Gleichgeschlechtlichkeit; bei den übrigen vier finden sich knappe und gewiss von der Meinungsfreiheit gedeckte familienpolitische Hinweise, Befürchtungen, Sorgen, stets gegen Ende, stets in wenigen Worten, die an keiner Stelle jene Grenze zur Schmähung ins Blickfeld bekommen, die David Berger mit seinen Aussagen mehrfach überrennt."
Natürlich gibt es neuerdings immer wieder Versuche, die Aussage, die Ehe zwischen Mann und Frau und die Familie sollten geschützt werden, sei eine Diskriminierung Homosexueller. Das ist aber als ob die Aussage, man solle das Baumfällverbot im Frühjahr nicht aufheben (das besteht, weil viele Vögel dann in den Bäumen brüten) eine Diskriminierung von Felsenbrütern sei. - Völlig unsinnig. Den einen schützen, heißt doch nicht automatisch dem anderen schaden wollen und Felsen werden auch gewöhnlich nicht gefällt.

Eine zweite ständig wiederholte Lüge und zwar in bewusster Verzerrung ist die zur Karfreitagsfürbitte in der außerordentlichen Form der Liturgie. Und zwar wird ein lateinisches Wort, das sich gar nicht darin findet aber einmal in der früheren Fassung stand, bewusst nicht übersetzt. Nun wäre auch "treulos" keine freundliche Bezeichnung, aber "perfid" erscheint dem heutigen Sprachempfinden doch eine Klasse schlimmer oder auch zwei; es impliziert noch eine boshafte Absicht. Nun, wird in der Fürbitte ganz simpel für die Juden gebetet, ganz ohne ein "perfid" oder ein "treulos". Herr Berger weiß das auch genau, das legt er sogar dar in seinem Buch, um dann sofort zu wiederholen, wie unmöglich es sei, jemanden als perfid zu bezeichnen. Anscheinend weiß er wohl, dass an Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidende Journalisten sich auch noch einer klaren gegenteiligen Aussage zwei Zeilen vorher nur merken können, dass irgendwo "perfid" gesagt worden sei und die katholische Kirche deswegen böse ist.

Von den ganzen Publikationen, die die gelogenen Behauptungen mit tiefer Empörung über die (völlig zu Unrecht) Verleumdeten abgedruckt und abgeschrieben haben, hat sich auch wieder niemand die Mühe gemacht, mit ein paar Klicks im Internet die Originaltexte herbeizuholen und dann einmal kritisch zu hinterfragen, warum Herr Berger Lügen verbreitet und wie qualifiziert dann möglicherweise der Rest seiner Texte und Behauptungen ist. Gut, dass Journalisten Latein können, erwarte ich nicht ernsthaft, humanistische Bildung wird allmählich Luxusware, aber die Papstansprachen gibt es auch in Deutsch.


Montag, 3. Dezember 2012

Wie katholisch war kreuz.net?

Da die unsägliche Seite vom Netz ist, kann ich sie ja einmal ausschreiben, ohne damit jemanden dort hinzuschicken.

Barer Unsinn wird zur Zeit leider viel verbreitet. Für ein Musterbeispiel besuche man einmal den Beitrag von t-online. (Ich denke gerade darüber nach, zu einem anderen Provider zu wechseln, nachdem ich diese Sammelsurium von falsch zusammengestellten und falschen Behauptungen gelesen habe.)

Denn, Kirche in Not hat ganz sicherlich keine Finanzierung für kreuz.net gegeben und zwischen kreuz.net und kath.net liegen unendliche Weiten. Außer man macht es wie gewisse Kreise, die kolportieren, dass alles, was katholische Lehrmeinung ist per se fundamentalistisch usw. sei.

Und so grausig es auch vermutlich immer im Kommentarbereich von kreuz.net zuging, es gab dort auch (weitgehend) sachliche Artikel; die Redaktion hatte nur den Hang diese dann mit polemischen Titeln zu versehen, die auf oder unter dem Niveau der Zeitung mit dem 4-buchstabigen Namen waren. Es ist jedoch nicht zufällig, dass das unsägliche Portal so viele 100.000 Zugriffe hatte, man stieß bei vielen Sachrecherchen darauf und konnte aus dem Unrat doch auch einige relevante Informationen heraussieben.

Zurück zur Frage: Wie katholisch war kreuz.net?
Wenn man sich die Mehrheit der regelmäßigen Nutzer und Kommentatoren ansah und wohl auch die Betreiber und nach deren Denomination gefragt hätte, hätte wohl bei den meisten oder sehr vielen römisch-katholisch gestanden. Daher macht man es sich zu einfach, wenn man entgegenhält: dieses Portal war absolut unkatholisch.

Richtig ist, dass Verleumdung, üble Nachrede, unmäßiger Zorn, Beschimpfung anderer usw. zutiefst jeder christlichen - und damit auch römisch-katholischen - Grundhaltung widersprechen. In diesem Sinne war kreuz.net ein aus katholischer Sicht schon geradezu blasphemisches Portal.

Wieso aber haben sich dann so viele Katholiken darauf herumgetrieben?
Vielleicht kann ich das am Beispiel eines Bekannten erläutern, übrigens die einzige Person meiner Bekanntschaft, die dort regelmäßig vorbeischaute. (Ich vermute und hoffe, dass er nicht in der Kommentarschlacht dort mitwirkte.)
Dieser Mensch ist grundkatholisch und würde sich sogar selbst gerne dem konservativen Lager zuordnen. Im Privatleben zeichnet er sich durch enorme Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kontaktfreude aus. Er hat durchaus evangelistische Talente und hat durch authentisch gelebten Glauben schon manch einem aus seinem weitgehend nicht-katholischen Umfeld auf die Idee gebracht zur katholischen Kirche zu konvertieren.

Nur manchmal fing in den letzten Jahren der liebenswürdige Mensch an, ein giftiges Zeug von sich zu geben, aus dem ich haarscharf folgern konnte, er hatte wohl einmal wieder kreuz.net besucht. Nach einigen meiner Philippikas über das äußert unchristliche Verhalten das er danach an den Tag legte und das in völligem Widerspruch zu allem andern stand, das er sonst tat und redete, hat er sich dann auch tatsächlich die Kandarre angelegt und es wurde verträglicher.

Warum hat er sich auf diesem Portal herumgetrieben? Ich denke, da spielen viele Gründe hinein. Sicherlich war es ein Stück Sensationslust, man konnte da oft auf so richtig skandalöse Dinge stoßen. Dann waren es natürlich auch katholischen Interna, die nirgendwo sonst zu finden und zu erfahren waren. (Ich weiß noch, wie vor einigen Jahren eine alte Dame vage aber beharrlich über ihren Pfarrer klagte. Um zu verstehen, was da los war, half kreuz.net durchaus weiter. Es war nichts Schlimmes, der Geistliche hatte nur manchmal eine etwas rüde Art. - Man fand dort also nicht nur Verleumdungen.)

Es gibt aber noch ein Element. Wie Peter Winnemoeller schon ausgeührt hat, besteht da eine katholische Subkultur. Ich zitiere: "Der Nährboden für ein solches Portal bildet sich auch(!) auf verschlossenen bischöflichen Türen, unbeantworteten Briefen und Mails und auf dem Gefühl von den eigenen Hirten und ihren Mitarbeitern öffentlich im Stich gelassen zu werden. Er bildet sich auch(!) auf dem Boden einer allzu schwammigen Sprache in der Verkündigung und im Umgang miteinander. Solcherart fruchtbar gemachter Boden läßt die Saat des Übels nur zu leicht aufgehen."

Es gibt eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Katholiken, die jahrzehntelang im Grunde weder Gehör noch Öffentlichkeit finden konnte. Die meisten von ihnen haben kein Internet. In Bezug auf ihre diözesanen Bischofsbüros sagen sie resigniert: "Denen ist doch sowieso alles egal." Anfangs versuchten sie mit dem, was sie verstört, befremdet und verunsichert mit den entsprechenden Stellen in Kontakt zu treten. Sie wollten helfen, unterstützen, mitarbeiten und wurden abgeschmettert, als pharisäisch beschimpft, wenn sie moralische Bedenken hatten, als reaktionär und weltfremd, wenn es um liturgische Fragen ging, als Denunzianten, wenn sie Kirchenrechtsbrüche zu Gehör bringen wollten. Die meisten haben sich zurückgezogen. Die, deren Glaube eher oberflächlich war, sind vielfach aus der Kirche ausgetreten, die sie nicht mehr als Heimat empfanden; es hat sie entwurzelt. Andere haben sich auf Grabenstellungen zurückgezogen und sind verbittert und attackieren alles, was sie in Frage zu stellen scheint.  Manche haben sicherlich auch heftige Neurosen entwickelt. Viele haben in letzter Verzweiflung nach Rom geschrieben, weil sie bei ihrem Bischof keinerlei Gehör fanden. Nur in Rom wurden sie zwar gehört aber dennoch allein gelassen; wegen der Achtung der bischöflichen Kollegialität sei leider kein Eingreifen möglich so sehr man bedaure. Wen wundert es da, dass einige sehr bitter reagieren, wenn sie die Worte "Kollegialität" oder "Dialog" hören? Dialog gab es immer nur für einzelne Gruppen. Viele haben sich in eine Art Ghetto zurückgezogen und dass Ghettos nicht gerade der Weltoffenheit förderlich sind, ist ja eine Binsenweisheit.

Kann es auch wundern, dass vieles Wunderliche und Skurrile mit an den Tag getreten ist, als sich nach Jahrzehnten allmählich Möglichkeiten fanden, sich gerade über die neuen Medien mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen? Und wundert es wirklich, dass bei manchen Bitterkeit und Zorn die christlichen Überzeugungen überwuchert haben? Insbesondere da die einzigen Seelsorger, die sie in den langen Jahren fanden, oft sehr traditionalistischen Kreisen entstammten? Viele haben auch den Weg dorthin abgelehnt. Viele haben gar keinen Seelsorger mehr gefunden, wussten oft gar nicht, dass andere, denen es ging wie ihnen gar nicht soweit entfernt waren und haben sich selbst alles nach besten Kräften zusammengereimt. - Natürlich nicht das Bildungsbürgertum, die einflussreichen konservativ-katholischen Kreise, deren Einfluss allerdings auch schon lange auf kleine Zirkel geschrumpft war. Dort fand man allerdings aufgrund der ebenfalls starken Isolierung oft nur eine Rückverstärkung des Extremen. Man hielt sich auch sehr für sich. Ich habe über diese Kreise nur gelegentlich Gerüchte gehört, meistens wenn jemand mich aus irgendwelchen Gründen dort einsortieren wollte, obwohl ich aus einem völlig anderen Umfeld komme.

Ich persönlich war für diese sehr konservativen Kreis ohnehin völlig uninteressant, denn ich hatte bis dahin meinen Weg in die charismatische Erneuerung gefunden, auf der Suche nach Menschen, irgendwem, die nicht nur dauernd über Kirchenpolitisches diskutieren wollten sondern mit denen ich mich über persönliche Glaubens- und Gotteserfahrungen austauschen konnte. Das Charismatische ist aber für viele aus dem konservativen Lager ein völliges Anathema, da man es - völlig zu Unrecht - eher Richtung okkult einordnet.

Was auch ein Grund ist, dass ich Publikationen wie kreuz.net mit sehr vorsichtiger Distanz gegenüberstand: denn in solchen Kreisen, wie sie sich dort tummelten, bekommt alles, was sich "charismatisch" nennt, auch einige Schelte ab, um es ganz höflich und vorsichtig auszudrücken. Das Schicksal teilen wohl so einige katholische Bewegungen, von den einen als erzkonserativ und ähnliches verschrien, von der anderen Seite als  Gefährdung des wahren Glaubens eingestuft. Für ein und denselben Satz kann man die Rückmeldungen bekommen, dass er sowohl völlig unkatholisch sei, weil zu protestantisch angehaucht, als auch extrem konservativ-katholisch  und zu unökumenisch. Man konnte immer froh sein, wenn zumindest die Klippen vermieden waren, gleich als Fall für den Psychiater eingestuft worden zu sein - von allen Seiten. Die Position der katholisch-charismatischen Erneuerung ist es aber, sich möglichst aller Polemiken zu enthalten, sich möglichst nicht an innerkirchlichen Grabenkämpfen zu beteiligen und zu tun, was der Einheit dient, ob nun in ökumischem Engagement (Anathema für die eine Seite) oder in Treue zum kirchlichen Lehramt (Anathema für die andere Seite).

kreuz.net war also durchaus ein katholisches Phänomen, auch wenn die Art seines Umgangs mit Problemen zutiefst unchristlich und unkatholisch war. Es war die Folge eines über Jahrzehnte verweigerten Dialogs mit vielen Katholiken, die viele in ein Extremismen nahestehendes Denken getrieben hat. Es war eine Eiterbeule.Eiterbeulen entstehen, wenn das Immunsystem eines Körpers versucht mit lebensgefährlichern Krankheitserregern fertigzuwerden. Eiterbeulen schmerzen und wenn die Abszesse nicht rechtzeitig geöffnet und beseitigt werden, können sie lebensgefährlich werden. Eiterbeulen sind aber auch Nebenerscheinungen von Krankheits- und Heilungsprozessen. Sie entstehen, weil versucht wird, etwas noch Zerstörerisches zu eliminieren. Eiterbeulen sind der Hinweis auf Krankheitsherde und dass Hilfe vonnöten ist. Eiterbeulen können zu Sepsis und Vergifungen führen oder auch einfach abheilen, wenn der Eiter abfließen konnte. Und wenn so eine Eiterbeule geöffnet worden ist, bleibt eine Wunde zurück, die angemessene medizinische Versorgung braucht, damit kein neuer, eventuell schlimmerer Eiterherd entsteht. Ob diese Wunde das bekommen wird? Oder ob der Verband, der sie jetzt zudecken soll, nie gewechselt wird und vor sich hin modert?

Freitag, 30. November 2012

Selbsterkenntnis

Träume verdeutlichen ja manchmal, was einen im Innersten bewegt und vor ein paar Tagen hatte ich - möglicherweise in Zusammenhang mit diversen Überlegungen zum Christkönigsfest - kurz vor dem Aufwachen einen Traum, dass ich an der jetzigen Stelle meines Lebens hier vor Jesus trete. Nun war das in keiner Weise spektakulär, wie da ja so manche Berichte im Umlauf sind, die schon in Buchform von den eigenen Missetaten berichten, die da plötzlich verdeutlicht wurden. Das könnte daran liegen, dass ich, wenn ich einen Beichtspiegel durchgehe von so ziemlich allem sagen kann, dass ich da wirklich danach gelebt habe oder mich doch zumindest sehr darum bemüht habe.

Nur, in diesem Traum stand ich vor Jesus und so in der vollen Wahrheit sah meine Performance nun doch gar nicht glänzend aus. Da waren ziemlich viele Halbheiten, Lauheiten, Nachlässigkeiten und Lieblosigkeiten, für die ich mich in dieser Begegnung sehr schämte. Sie erschienen mir sogar so schrecklich - obwohl nichts in die Kategorie schwere Sünde fiel -, dass ich zutiefst zerknirscht um Vergebung gebeten habe. Nicht etwa aus Angst, etwas zu verlieren oder gar vor einer Strafe sondern, weil ich trotz der zahlreichen Nachlässigkeiten meinen Herrn, vor dem ich da stand, sehr liebe und mich ihm nicht so präsentieren wollte. Weil er mir mehr wert ist als das, was ich da war und zu bieten hatte.

Es lässt mich jetzt noch Tage hinterher nachdenklich und ich versuche, das eine oder andere zu ändern.

Ich erzähle das, weil immer auch viele Behauptungen im Umlauf sind, dass Sündenbewusstsein notwendigerweise etwas mit Schuldgefühlen zu tun habe und man sich dadurch irgendwie elend fühle. So ist das aber nicht. Da sind keine Schuldgefühle, da ist nur der Wunsch, dem, den ich mehr als alles liebe, etwas Besseres bieten zu können mit meinem Leben als das, was bis dato da ist. Das motiviert auf eine positive Weise, mich zu ändern.

So war meine ganze Beziehung zu Gott nie von Angst motiviert. In den Zeiten, als ich meinte, es sei für mich das Richtigste, gegen ihn zu rebellieren, hatte ich auch nie Angst. Die Konsequenzen meines Tuns waren ja frei gewählt. Und trotz allem Rebellischen, war ich zuversichtlich, dass, wenn Gott der ist, den ich anbeten und lieben könnte, er auch groß genug wäre, mir zu vergeben, wenn ich einmal darum bitte und es ernst meine mit meiner Umkehr zu ihm. Und so war das auch.

Darum habe ich das, was man Buße nennen könnte, auch nie als Strafe erachtet, was es ja auch nicht war. Es war ja dann mein Interesse, mich von so manchem zu reinigen, was mir anhaftete, damit das, was ich meinem Herrn geben kann, nämlich mich, nicht ganz so unschön aussieht. Liebe ist ganz offenbar  stärker motivierend als Angst und sie kommt gar nicht auf die Idee zu fragen "Reicht das jetzt endlich?" sondern forscht, ob es denn nicht noch irgendetwas gibt, was sie tun könnte. Aber das ist kein unruhiges (beunruhigtes) Forschen sondern ein von Freude Getragenes.

Mittwoch, 28. November 2012

Link zur offiziellen Stellungnahme in Bezug auf Pfarrer Jolie

Hier finden sich die offiziellen Texte (bitte klicken)

Die Sachlage ist: Bei Pfarrer Jolie handelt es sich nicht um einen der anonymen Betreiber des vielbesuchten aber skandalösen Internetportals, das ausgerechnet das Kreuz zum Namen gewählt hat.
Wahr ist, dass seine Beiträge nicht ungefragt kopiert, sondern auch von ihm zugeschickt wurden. Vermutlich waren es welche der Beiträge, die das Niveau des Ganzen über das sonstige anhoben, denn in Bezug auf ihre Wortwahl ist nichts Negatives bekannt.
Wahr ist demnach auch, dass er wohl zu dem einen oder eigenen Beitrag über Personen oder Vorgänge eine zusätzliche Information gegeben hat. - Damit hat er einen Fehler gemacht, den schon andere vor ihm machten, weil sie sich irgendwann von dem Portal anderes erhofft hatten als das, wozu es sich wohl entwickelte.

Da ich nur gelegentlich bei Recherchen auf dortige Beiträge stieß, kann ich nicht viel dazu sagen. Andere haben schon geäußert, dass das Niveau seit den Anfängen stark abgesunken sei. Damit ist vermutlich der Duktus der Artikel dort  gemeint, denn der Kommentarbereich war bei jedem meiner seltenen Besuche dort derartig, das ich nicht über die ersten Beiträge hinaus darin las.

Nachvollziehen, dass sich jemand Vernünftiges in den dortigen Kommentarsumpf freiwillig hineinbegeben hat, kann ich nicht. Zwar reizte das eine oder andere dort sofort zum Widerspruch, aber eine gute Diskussion wurde dort meines Ermessens nie geführt.

Ich frage mich allerdings, wozu dann eine solche Presse-Hetzjagd auf einen einzelnen marginal Beteiligten abzielte. Ich vermute es gibt noch einige mehr, die sich auf gleicher Ebene beteiligt haben. Das Ausmaß an Öffentlichkeit wäre eigentlich nur gerechtfertigt gewesen, hätte es sich um einen der Macher dieses Portals gehandelt. Aber was kann man schon verstehen beim Vorgehen in der Presse?


Sonntag, 25. November 2012

"Du bist der König der Ehren"

(Das ist der Post, den ich heute eigentlich schreiben wollte, bevor die andere Angelegenheit dazwischen kam.)

Wer hat es erkannt? Das ist eine Zeile aus dem Te Deum: "Tu, Rex gloriae, Christe".
Man findet sie in obiger Übersetzung in zahlreichen Vertonungen, zum Beispiel von Händel. Bei uns ist es allerdings schon lange als "König der Herrlichkeit" übersetzt.

Aus irgendeinem Grund berührt mich "König der Ehren" mehr. Ich bin ja leider ein ziemlicher Kunstbanause, also wusste ich bis heute bei der Googlesuche gar nicht, dass Händel so etwas vertont hatte. Was ich kannte, war die Überschrift aus einem Buch von Sheldon Vanauken, "Eine harte Gnade". Sie steht über dem Kapitel, in dem Sheldon und seine Frau Jean in Oxford studieren und zu Christen werden. Es ist die Zeit, in der auch C.S. Lewis dort Anglistik lehrt, den sie ebenfalls kennenlernen. Unter den Studenten aus vielen Ländern bildet sich ein Freundeskreis, in dem alle  nach und nach ihren Glauben vertiefen oder sich diesem annähern. Und es ist das Kapitel des Buches, das am meisten von Freude durchstrahlt wird.

"Du bist der König der Ehren" singt die Gruppe, als sie eine Frühmesse verpasst und spontan beschließt, einen Ersatzgottesdienst zu feiern. Sie halten die Lesungen, einer spielt die Orgel. Sie knien sich hin und sprechen das Sündenbekenntnis. Aber das, was am tiefsten bei Sheldon verwurzelt bleibt, ist ihr gemeinsamer Choral am Schluss, das Te Deum: Du bist der König der Ehren.

Er fasst die ganze goldene Zeit in Oxford für sich darin zusammen. Vor Oxford war die Suche nach dem, was fehlte. Nach Oxford, kommt die Zeit zurück in den USA, die für ihn und seine Frau wie ein Exil ist, insbesondere, weil sie die christliche Gemeinschaft vermissen, die sie dort bei ihrem Studium erlebt hatten. Die Zeit der Freude und des Aufblühens des Glaubens. Und der Hoffnung. Das Kapitel endet nicht zufällig mit einem Satz, den Lewis bei einem Abschied quer über eine Straße ruft: "Und außerdem, Christen sehen sich nie zum letztenmal!"

Das ist ein Kapitel, bei dem ich mich nicht schäme zu sagen, dass mir die Tränen kommen. Es ist so eine Mischung aus Schmerz und Freude. Freude, weil so etwas wie das dort Beschriebene möglich ist und immer wieder einmal in Augenblicken erlebt werden kann und Schmerz, weil ich es die meiste Zeit missen muss. - Das Exil ist nun einmal die Welt, in der wir leben und alles, was man tun kann, ist das Wissen darum bewahren, die in Momenten anklingt, die jener Oxfordzeit ähneln.

"Du bist der König der Ehren" ist für mich so auch zur Schlüsselzeile geworden, um all das in Erinnerung zu rufen und mich selbst an die Zeit der ersten Liebe mit Gott zu erinnern. Ein Ort der Zuflucht für den meist sehr grauen Kirchenalltag, der Ort, an dem Christus König ist nicht nur in meinem Leben.

Und obwohl es immer auch schmerzt, kann ich nur allen wünschen, diesen Ort kennenzulernen; er bewahrt absolut vor der Verweltlichung, weil im Vergleich dazu alles nur Exil ist. Die Ewigkeit, von der wir manchmal kurz etwas kennenlernen dürfen, ist ein so erstrebenswertes Ziel, dass sie durch alle Exile hindurchträgt.

Das Te Deum ist das Lied für das Jahresende und mit dem Christkönigssonntag endet ja auch das Kirchenjahr:

The Te Deum (Te Deum) 

O God, we praise you, and acknowledge you to be the supreme Lord.
Everlasting Father, all the earth worships you.
All the Angels, the heavens and all angelic powers,
All the Cherubim and Seraphim, continuously cry to you:
Holy, holy, holy, Lord, God of Hosts!
Heaven and earth are full of the Majesty of your glory.
The glorious choir of the Apostles,
The wonderful company of Prophets,
The white-robed army of Martyrs, praise you.
Holy Church throughout the world acknowledges you:
The Father of infinite Majesty;
Your adorable, true and only Son;
Also the Holy Spirit, the Comforter.
O Christ, you are the King of glory!
You are the everlasting Son of the Father.
When you took it upon yourself to deliver man,
You did not disdain the Virgin's womb.
Having overcome the sting of death,
you opened the Kingdom of Heaven to all believers.
You sit at the right hand of God in the glory of the Father.
We believe that you will come to be our Judge.
We, therefore, beg you to help your servants whom you have
redeemed with your Precious Blood.
Let them be numbered with your Saints in everlasting glory.
Save your people, O Lord, and bless your inheritance!
Govern them, and raise them up forever.
Every day we thank you.
And we praise your Name forever; yes, forever and ever.
O Lord, deign to keep us from sin this day.
Have mercy on us, O Lord, have mercy on us.
Let your mercy, O Lord, be upon us, for we have hoped in you.
O Lord, in you I have put my trust; let me never be put to shame.

Was ist da nun pastoral?

Pastoral kommt von "pastor = Hirte" und ein Hirte soll gut für seine Herde sorgen, das heißt dass er nicht das Gesetz (Kirchenrecht) um des Gesetzes willen durchsetzt, sondern das im Blick hat, was das Recht schützen und bewahren will, das Seelenheil der ihm Anvertrauten.

Die in Frage stehende Causa ist die folgende:
Das Gespräch mit einem befreundeten Pfarrer kam auf die Verdächtigungen gegen Pfarrer J., die derzeit kursieren und mein Gesprächspartner hatte persönliche Vorbehalte gegen den Beschuldigten. Ich wollte wissen, um was es ging und es war eine pastorale Frage. Mein Gegenüber ist der Meinung, es sei pastoral, bei Ehepaaren verschiedener Konfessionen könne der nicht-katholische Ehepartner auch zur Kommunion gehen, falls er ein "katholisches Glaubensverständnis" bekunde. Das sei so allgemein gehandhabt worden in Deutschland. Pfarrer J. habe ein jedes solches Ehepaar besucht und mit ihnen ein Gespräch geführt, warum er das nicht so handhabe.

Also. Pfarrer J. hat das nicht einfach verkündet und durchgezogen sondern hat sich die Mühe gemacht mit jedem zu sprechen, um möglichst persönlich abzuklären warum und wieso das so ist. Ich halte das eher für bewundernswert.

Mein direkter Einwand war, dass das leider in meinem Heimatort so gehandhabt wurde, dass der nicht-katholische Ehepartner sogar zur Kommunion eingeladen wurde. Woraufhin zahlreiche Katholiken folgerten, dass die Beichte vollkommen unnötig sei, da die andern ja überhaupt nie gebeichtet hatten. Die Folgen von so etwas sind ja bekannt.

Aber genau hier ist tatsächlich die Crux des merkwürdigen "Zulassungsargumentes". Hätten diese vielen Nichtkatholiken tatsächlich ein katholisches Eucharistie- und Glaubensverständnis gehabt, wären sie ja nie auf die Idee gekommen, die Eucharistie empfangen zu wollen, ohne wenigstens einmal eine Lebensbeichte abzulegen. Denn davon auszugehen, dass jemand ein heiratsfähiges Alter erreicht hat und im Zustande völlig sündenfreier Unschuld ist, halte ich schon für recht unwahrscheinlich. Also kein Zorn, keine Trägheit, keine Umnäßigkeit irgendeiner Art, kein Stolz, kein Neid, keine Unkeuschheit, keine Lüge - kurzum kein Haken auf der ganzen Liste der "Todsünden" genannten schweren Sünden, deren Bereinigung man nun doch suchen sollte, bevor man die Eucharistie empfängt.

Natürlich gibt es tatsächlich - wie immer - die pastorale Ausnahmesituation, die keine Legitimierung ist sondern eben eine Ausnahme, die echte Not wenden helfen soll: wenn also jemand nach der Eucharistie als einer Art rettendem Strohhalm greift, sich der Unrechtmäßigkeit bewusst und dennoch in der Hoffnung dadurch Hilfe zu finden. Situationen eben, in denen man auf Gottes Barmherzigkeit hoffen und vertrauen darf.  Oder wenn eine wirklich vertrackte Situation die Konversion einfach nicht zulässt, dann kann unter Umständen in oben genanntem Vertrauen eine Ausnahme gemacht werden. Aber es muss allen Beteiligten klar sein, dass es genau dies ist, eine einer Not gehorchende Ausnahme. Und hilfreich wäre es sicher auch, die Lage zumindest annähernd denen zu skizzieren, die deren Zeugen werden. So etwas wäre auch eine klare pastorale Erfordernis.

Die einzige andere mögliche Schlussfolgung aus einer anderen Handhabung wäre tatsächlich: es gibt keine schweren Sünden, die Beichte ist im Grunde unnötig.

Und genau das haben solche Praktiken ja leider auch im Bewusstsein der ganzen Bevölkerung hierzulande verwurzelt. Es geht fast niemand mehr beichten, weil sich jeder für im Grunde sündenfrei hält, da er ja niemanden getötet hat (die durch Verhütungsmittel und Abtreibung ums Leben gebrachten Kinder zählen ja sowieso nicht) und auch niemanden ausgeraubt hat (Betrug beim Finanzamt ist ja Selbstverteidigung, meinen viele) und Bequemlichkeitslügen, die man gern Notlügen nennt sind ohnehin selbstverständlich.

Was hilft es also, wenn zum Jahr des Glaubens so intensiv darauf hingewiesen wird, dass das Bußsakrament die Grundlage für ein solides Glaubensleben ist, wenn "pastoraler" Umgang mit der Eucharistie laut das Gegenteil verkündet?

Bedenkt überhaupt jemand solche pastoralen Konsequenzen?
Kann man sich ernsthaft darin sonnen, "barmherzig" gehandelt zu haben (wobei man in Wirklichkeit unangenehme Konfrontationen vermieden hat) und dabei ganz nebenher andere wegen der Schlüsse die sie aus dem Beobachteten ziehen, um ihr Seelenheil gebracht zu haben? Sind die dann einfach selbst schuld und haben keinen Hirten verdient? Sind die dann a) "Pharisäer" (weil sie so gesetzlich sind) und kurz darauf b) am Glauben nicht interessiert und leider pastoral nicht erreichbar (weil sie natürlich nicht gesetzlich sein wollen und dann gleich alle kirchlichen Regelungen für so beliebig halten, dass sie darunter auch die Kirchenzugehörigkeit rechnen)?

Ich kenne inzwischen zahlreiche Geschichten von Konvertiten, die wirklich viel Schmerzen und Unannehmlichkeiten für ihre Konversion in Kauf genommen haben, weil sie solche Sehnsucht nach dem Empfang der Eucharistie hatten, und deren Leidens- und Freudenweg den Glauben vieler anderer mitaufgebaut hat.
Warum wird die Freude die am Ende eines oft dornenreichen Weges steht durch scheinbare "Barmherzigkeit" so vielen verschlossen, weil sie gar keinen Begriff vermittelt bekommen, was der Empfang der Kommunion wirklich bedeutet?
Warum wird in Kauf genommen, dass Katholiken den Eindruck bekommen, der Leib Christi, sei nur so eine Art Brot für das Gemeinschaftsmahl statt Nicht-Katholiken zu vermitteln, dass es das Heiligste ist, das wir haben, das nicht einfach jederzeit frei für den eigenen Bedarf verfügbar ist, sondern dessen Empfang auch eine bestimmte Disposition verlangt?











Samstag, 24. November 2012

unverschuldeter Ausschluss vom Kommunionempfang

Aus gegebenen Anlass möchte ich hier doch einmal Absatz 94 aus "Redemptionis sacramentum", der Instruktion der Kongregation für den Gottesdienst aus dem Jahre 2004, zitieren:


"94. Es ist den Gläubigen nicht gestattet, die heilige Hostie oder den heiligen Kelch «selbst zu nehmen und noch weniger von Hand zu Hand unter sich weiterzugeben».[181] Außerdem ist in diesem Zusammenhang der Mißbrauch zu beseitigen, daß die Brautleute bei der Trauungsmesse sich gegenseitig die heilige Kommunion spenden."

Der zweite Satz betrifft mich gerade weniger, aber mit dem ersten Satz war ich in dieser Woche wieder konfrontiert. Es war eine Messfeier an Gedenktag Cäcilias, versammelt waren die Vertreter verschiedener geistlicher Gemeinschaften. Der Embolismus wurde den Rubriken entgegen auch wieder ausgelassen aber ansonsten war es ein andächtiger Gottesdienst.

Mein erstes kleines Problem kam, als das Vaterunser nahte: es wurde zu allseitigem Händchenhalten aufgefordert, und ich mache das nicht, weil ich auch sonst bei keinem Anlass mit irgendjemand händchenhaltend dastehe und es mir widerstrebt, mich dann ausgerechnet beim Beten des Vaterunsers so seltsam zu verhalten. Also stand ich so mit im Kreis.

Und dann reichte der Zelebrant die Hostienschale in den Kreis. Das Problem hatte ich völlig vergessen gehabt, da es mir nun schon länger nicht begegnet war. In knapp einer Minute heftigem Denken kam ich zu folgendem Schluss: "Ich kann nicht die Kommunion empfangen, die meine Hingabe an den Willen Gottes mitbezeugt, wenn ich es auf eine Art und Weise tue, mit der ich wissentlich die kirchlichen Weisungen missachte. Also ehre ich Gott wohl mehr, wenn ich jetzt geistlich kommuniziere und keinen Gehorsam breche."

Dann nahte die Kelchrunde. Inzwischen hatte ich noch zwei Minuten zum Nachdenken gehabt. Dabei war ich zu dem Schluss gekommen: Wenn ich das, was hier geschieht für so grundlegend falsch, weil im Widerspruch zur kirchlichen Ordnung halte, sollte ich mich auch nicht am Weiterreichen beteiligen. Ich ging also im entscheidenden Moment einen Schritt zurück und ließ meinen Nachbarn rechts den Kelch dem Nachbarn links reichen.

Ich denke, ich habe jetzt so einen modus vivendi gefunden, mit solchen plötzlich auftauchenden Situationen umzugehen, ohne irgendeinen Eklat zu verursachen.

So werde ich zwar durch missbräuchliche Praxis bei der Kommunionspendung um nicht zum Mittäter zu werden selbst von der Kommunion ausgeschlossen.
Damit sehe ich mich in derselben Lage wie jemand, der sich durch eigene Entscheidungen dahin gebracht hat.
Allerdings muss ich sagen, ich fühle mich ganz  und gar nicht als "Katholik zweiter Klasse" durch solch ein Ausgeschlossenwerden, das ja meinerseits unverschuldet ist. Mein Anliegen ist es ja, meinen Herrn zu ehren, nicht "etwas" zu bekommen.

Vielleicht kann ein solcher Umgang mit der Situation auch zu ihrer Lösung führen. Denn angeblich ist das Schalen- und Kelchherumreichen ja ein gemeinschaftsförderndes Element, vermute ich zumindest. Wenn es also ganz klar das nicht tut, gibt man es vielleicht endlich auf und hält sich an das, was sein sollte.
Ich jedenfalls möchte mich nicht mehr zwingen lassen, aktiv daran mitzuwirken, kirchliche Ordnungen zu brechen, nur um das nette Gemeinschaftsgefühl zu wahren.


Angriffe können Notschreie sein

So habe ich das gerade auf einer Reise erlebt: Ein Mitreisender viel mir durch mitgehörte Gespräche auf, in denen er empört über Kirche und Glauben schimpfte. Irgendwann begann er so einen Monolog, als wir uns bei Tisch gegenübersaßen. Es waren keine sonderlich neuen Argumente, die er brachte, also hatte ich auch ohne Unterlagen ein paar gute Konter parat. Es war schon eine Konfrontation, und ich überlegte, ob der Rest der Reise jetzt etwas angespannt würde.

Im Gegenteil. Am nächsten Morgen kam heraus, dass er dankbar für den Widerspruch war und dass er in Wirklichkeit ganz verzweifelt Gott begegnen und glauben möchte und es nur nicht schafft, den Glauben aufzubringen, der sich auftut, wenn alle Mittel der Vernunft und des Selbst-Durchdenkens erschöpft sind, um hinüberzuspringen. Er weiß sogar, dass er vor genau diesem Abgrund steht, den er von den Glaubenswegen anderer aus der Literatur kennt, und Hilfe braucht. Er gab auch zu verstehen, dass er sich sehnlich wünscht, dass für ihn gebetet wird.

Und darum schreibe ich das hier auch, damit er diese Assistenz bekommt, auch wenn er nicht gekannt wird.
Und natürlich auch, um anderen Mut zu machen, nicht gleich jede Diskussion zu meiden; auch Leute, die sich wie der Zerberus aufführen, können in Wirklichkeit Suchende sein, die jemanden herauslocken wollen, der das hat, was sie gerne hätten und nicht finden können.

Sonntag, 11. November 2012

Martinuslied (Fassungen von 1847 und 1974)

Update: mit besserem Zeilenumbruch, der Editor will leider nicht ganz so wie ich und dummerweise war ich nicht gleich auf die Vorschau gegangen ...

Aus aktuellem Anlass das Lied zum Tagesheiligen in zwei Fassungen; die älteste Version Straßburg 1697 liegt mir nicht vor. Die Fassung von 1847 ist von Bone, die von 1974 von Johann Abensperg).

Fassung 1847                                            Fassung 1974
Kommt all hierher, ihr Christenleut'             Martinus, heil'ger Gottesmann,
Martinus lasst uns loben heut;                     wir rufen dich voll Freude an.
Martinus lasst uns preisen,                          mit dir lass Gott uns loben,
ihm Ehr und Dank erweisen.                       der dich so hoch erhoben.

Martinus ist vor Gottes Thron               Du bist bei Gottes ewgem Thron
der Mainzer Kirche Schutzpatron;        der Mainzer Kirche Schutzpatron;
Gott alles ihm gewähret,                       der Menschen Angst und Schmerzen
was er für uns begehret.                       trägst du zu Gottes Herzen.

Die ersten beiden Strophen ähneln sich noch sehr. Irgendwie wurde Anstoß daran genommen, dass Martinus gelobt und gepriesen wird, obwohl auch wir uns eigentlich zu Recht freuen, wenn uns jemand lobt, weil wir etwas gut gemacht haben, oder sogar preist, weil es besonders gut war. Ob da wieder ein ängstlicher Blick auf den Protestantismus eine Rolle spielte? Dass niemand auf die Idee verfällt, das Loben und Preisen sei ein Akt der Anbetung? Wie auch immer.
Die Zusage, dass wir uns auf die Fürbitte des heiligen Martin fest verlassen können, wurde dann noch abgeschwächt dazu, dass er unsere Probleme zumindest bei Gott mit vorträgt (auch wenn man nicht unbedingt mit Erhörung rechnen kann, wie es scheint. Mich würde die ältere Fassung eher inspierieren, in irgendeinem Problemfall, St. Martin mit einzuschalten. Aber, wie auch immer.)

Richtig unklug finde ich, was jetzt in den nächsten Strophen passiert ist. Ursprünglich wurde hier die Vita des Martinus kurz wiedergegeben: sein Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit, seine Zuwendung zu den Armen, die schließlich dazu führten, dass Christus sich ihm offenbarte und Martinus sich taufen ließ. Er quittierte den Militärdienst und wurde Mönch. Das wieder so vorbildlich, dass er sehr gegen seinen eigenen Willen zum Bischof gemacht wurde. Es wird noch mehr von seinem Wirken geschildert. Nicht genannt wird die Christusbegegnung mit der Mantelteilung. Vielleicht wollte die Neufassung diesem Manko abhelfen, denn es wurden drei Strophen neu nur dazu gedichtet; leider wurden dafür die ursprünglichen gestrichen:

Denn er ist immer Gottes Freund;       Bis heute sehn wir staunend an,
vor ihm in Gnaden groß er scheint,      was du für Christi Reich getan;
weil er sein Gut und Leben                  was mit des Lichtes Waffen
in seinem Dienst gegeben.                   durch dich der Herr geschaffen.

Er strebt' in frühster Jugendzeit      Noch gilt uns als dein Testament
nach Wahrheit und Gerechtigkeit,  der Schwertstreich, der den Mantel trennt,
gab allzeit gern den Armen            um in der Kälte Schrecken
aus herzlichem Erbarmen.             den Bettler zu bedecken.

Darum ihn Gott erleuchtet hell       Wer dieser Bettler wirklich war,
und führt' ihn zu der Taufe Quell.   das machte Gott dir offenbar:  
Darauf im Klosterleben                 Er selbst rief in dem Armen
er sich der Buß ergeben.               dich an um dein Erbarmen.

Als man zum Bischof ihn geweiht
ward er die Zier der Geistlichkeit;
auf Gott er alles lenkte,
sich ganz in ihn versenkte.

Hätte man den neuen Text integriert, könnte man es durchaus als Bereicherung sehen, wobei der derzeitigen political correctness wahrscheinlich auch die "Waffen des Lichtes" zum Opfer fallen würden. Das war noch vor der Textüberklebungskampagne für die Gotteslob-Bücher.

Aber jetzo kommt ein Text, der wohl fallen musste, denn es ist von der Bekehrung von Heiden die Rede und gar von toten Götzen. Das ersetzte man lieber durch eine erzieherische Ermahnung, dass auch wir uns mehr um die Armen kümmern sollten. Was ja auch stimmt - nur musste das gegeneinander ausgespielt und die Glaubensverkündigung durch Taten der Caritas völlig ersetzt werden?

Viel heidnisch Volk hat er bekehrt,   Dein Wohltun mahnt auch heut die Welt  
der toten Götzen Wahn zerstört;       zu helfen, wie es Gott gefällt,
er leuchtet in dem Lande,                 nach Brüder Art zu teilen,
ein Vorbild jedem Stande.               der Menschen Not zu heilen.

Und auch hier würde die 1974er-Version wieder zu noch mehr Abänderung verleiten, ist da doch nur von der Not der Brüder die Rede, nicht von der der Schwestern - wie "patriarcharlich" und "geschlechterdiskrimierend" lauten vermutlich die Proteste.

Als nächstes mussten wieder Wunder (übernatürliche Eingriffe) auf Zeichen (vorbildliche Handlungen) reduziert werden. Und dasselbe gleich noch einmal in Bezug auf die Heiligkeit und das gute Vorbild.

Groß war sein Werk, groß seine Gnad',  Kühn war dein Werk in Gottes Gnad',
durch ihn der Herr viel Wunder tat.         durch dich Gott große Zeichen tat,
In Heiligkeit gestorben,                           um vieler Menschen Leben
hat er die Kron' erworben.                     zum Guten zu erheben.

Die letzten drei Strophen wurden dann auf eine reduziert. Tugend war da wohl schon ein verpöntes, überholtes Wort und das Streben danach wurde eher als zwanghaft eingestuft, vermute ich. Also weg damit. Und den himmlischen Gewinn - von der Jenseitsorientierung wollte man ja wegkommen, also wurde nur die Bitte beibehalten, die das Diesseits betraf.

O unser großer Schutzpatron,                      Bleib immer unser Schutzpatron
bitt Gott für uns an seinem Thron,                bei Gott dem Vater und dem Sohn
dass wir in diesem Leben                            und bei dem Heilgen Geiste,
nach Tugend mögen streben.                       damit er Beistand leiste.

Hilf, dass wir kommen zu dir hin,
erlangen himmlischen Gewinn.
So werden wir dort oben
Gott mit dir ewig loben.

Bleib unsers Bistums Schutzpatron
bei Gott dem Vater und dem Sohn
und bei dem Heil'gen Geiste,
uns allzeit Hilfe leiste.

Die Neufassung stellt also leider, aufgrund der vielen Streichungen, eine starke Verarmung dar. Die vielen vorbildlichen Lebensweisen des Martinus, ob als Nichtchrist und Soldat, als getaufter Laie, als Mönch oder als kirchlicher Amtsinhaber (Bischof), durch die er jedem Stand ein Modell sein kann, werden verkürzt auf die Begegnung mit dem Bettler, die heute fast allein noch von ihm weiter bekannt ist. Die Kombination von Gottes- und Nächstenliebe wurde weitgehend auf die Nächstenliebe reduziert; es fällt eine starke Fixierung auf das diesseitige Leben auf, während die Hinweise auf das ewige Leben fast völlig getilgt wurden. Wirklich schade.

Samstag, 10. November 2012

illustrierender Nachtrag

(zu der Thematik, ob Live-Übertragungen von Eucharistiefeiern nicht Wortgottesdiensten vorzuziehen sind)

Das beste Beispiel liefert wohl der Fußball.

Man stelle sich vor, es gibt da ein wirklich bedeutendes Spiel, z.B. Deutschland im Finale um die Weltmeisterschaft - und es steht schon so gut wie fest, dass sie den Titel machen werden.

Jemand, den Fußball begeistert, würde vermutlich einiges dafür geben, wenn er im Stadion dabeisein dürfte. Das ist aber nur wenigen vergönnt. Ausverkauft ist sowieso.

Was tun also Fußballfans? Sie sehen sich die Übertragung an. Das Interesse ist so hoch, dass viele Wirtschaften und andere Betriebe gleich aufgeben und zumachen und andere livestream-Übertragungen selbst arrangieren. Der Verkehr ist deutlich geringer und man kann straßenübergreifend schon akustisch mitverfolgen, wie das Spiel läuft.

Ein Fußballfan würde, wenn er nicht durch irgendetwas geradezu gezwungen würde, diese Übertragung verpassen.

Völlig abwegig wäre es, den Fans das Angebot zu machen, sie könnten sich doch in der Turnhalle treffen und da ein kleines Freundschaftsspiel zeitgleich abhalten. Das ist schließlich live und nicht nur eine Übertragung. Man hat dabei doch wunderbare Gemeinschaft etc.

Das heißt nicht, dass die Fans Freundschaftsspiele und andere Treffen ablehnen. Sie interessieren sich nur nicht dafür, wenn sie stattdessen das Finalspiel mitverfolgen können.

Dann gibt es an Fußball vollkommen Desinteressierte wie mich. Für mich gibt es jede Menge attraktive Angebote, wegen derer ich das Spiel nicht ansehen würde. Ich würde mich mit mildem Interesse irgendwann erkundigen, wer denn gewonnen hätte. Aber es bewegt mich nicht. Ich sehe darin keinen Anlass zu feiern.

Aber gleich, womit ich meine Zeit verbringen würde. Ein Fan würde es gar nicht Erwägung ziehen, dafür auf das ihm Wichtigere zu verzichten.

Genauso ist es mit der Teilnahme an der heiligen Messe. Das, was da geschieht, ist mehr als das WM-Finalspiel; es ist ein Berührungspunkt mit der Ewigkeit in den Ereignissen, die alles für unser Leben und unsere Zukunft bedeuten.
Wenn ich tatsächlich nicht dabei sein kann, werde ich natürlich dankbar sein für eine Live-Übertragung.
Aber eine Andacht gleich welcher Art als Ersatz, wie gut sie auch gestaltet sein mag und wie attraktiv sie zu anderem Zeitpunkt und nicht in Konkurrenz zu der hl. Messe wäre, ist völlig indiskutabel. Ich bin schließlich ein Fan, ein Anhänger Jesu Christi und kann ihm doch nichts anderes vorziehen.

Aber natürlich gibt es Leute denen das alles so wenig bedeutet wie mir das interessanteste Fußballspiel allerzeiten und die werden Konkurrenzangebote durchaus in Betracht ziehen. Oder welche (aus Fußballkreisen kenne ich das eher nicht), denen es völlig egal ist, bei welchem "Spiel" sie dabei sind, Hauptsache, es "rollt ein Ball". Eher merkwürdig wäre sowas, übertragen auf den Fußball. Das kennt man eher nur vom Begriffsvermögen mancher Haustiere, soweit ich weiß. Mir scheint, genau auf so ein Niveau des Begreifens, um was es bei der Messfeier geht, begibt man sich, wenn man ernsthaft behauptet, ein Wortgottesdienst irgendwelcher Art könne ein mehr als mangelhafter Ersatz für die Teilnahme an einer Messe sein. - Das ist vermutlich die Frucht inzwischen Jahrzehnte andauernder Katechesen, die in Bezug auf die Eucharistie völlig auf den Aspekt des gemeinsamen Mahlhaltens verengen und zum Teil nichts darüber Hinausgehendes vermitteln.


Sonntag, 4. November 2012

Diskussion zu "Sind Wort-Gottes-Feiern" überholt?

Dank erst einmal dem Kommentator, denn das ermöglicht es, alles weiter zu diskutieren. Ich zitiere zunächst den ersten Teil seines Beitrags:

 "Wortgottesdienstleiterinnen und -leiter leiten eine gemeindliche Feierimmer im Auftrag ihrer Gemeinde, also im Auftrag, in Einverständnis und in Absprache mit dem die Pfarrei leitenden oder für den Kirchort verantwortlichen Priester. Und ohne offizielle, befristete, bischöfliche(!) Beauftragung (die regelmäßig wieder durch die Gemeinde beantragt werden muss) nach einer entsprechenden umfassenden offiziellen Schulung geht auch nichts! Oder sollte das in eurem Bistum anders sein? So beliebig, wie du das hier behauptest, ist eine Wortgottesfeier durchaus nicht. Es sei denn, sie findet im privaten Rahmen statt. Die scheinst du aber nicht im Blick zu haben."

Beliebigkeit der liturgischen Ordnung
Rein theoretisch sind Wortgottesfeiern genauso wenig beliebig wie eine Eucharistiefeier. Praktisch - und das ist das generelle Manko - gestatten sich die Ausführenden oft viele Freiheiten. Das ist allerdings ein allgemeiner Kritikpunkt. Wobei sich Wort-Gottes-Feiern sogar oft stärker am vorgegebenen liturgischen Gerüst orientieren als das, was sich in manchen Gemeinden in Bezug auf die Eucharistiefeier eingebürgert hat. Das ist in sich tragisch aber ein anderes Thema.

die Beauftragung in Hinsicht auf den Gemeinschaftsbegriff
Hier ist schon einmal eine Begriffsverwirrung zu klären. Ich nehme an, die richtige Darlegung zur Beauftragung eines Wortgottesfeierleiters ist eine Reaktion auf meine Aussage, dass die katholische Verwirklichung der Gemeinschaft dadurch geschieht, dass die Eucharistie (!!) in Einheit mit dem Bischof gefeiert wird.
Sobald ein Dienst in der Gemeinde regelmäßig ausgeübt werden kann, erfolgt gewöhnlich eine Beauftragung auf Dauer. Direkt und "außerordentlich", weil es der Notwendigkeit entspricht, kann der zuständige Pfarrer jederzeit jeden beauftragen, von dessen Eignung, eine Aufgabe durchzuführen, er überzeugt ist, ob nun Lektorendienst, Kommunionhelferdienst oder auch Leitung eines Wortgottesdienstes. Soll das nicht mehr außerordentlich geschehen, wird der Ordnung entsprechend eine Beauftragung durch das Ordinariat des Bischofs erteilt. Sinnvollerweise wird dazu auch eine Schulung angeboten oder verpflichtend gemacht, auch um die Ordnung und Übereinstimmung zu gewährleisten.
Solche Beauftragungen betreffen also regelmäßig ausgeführte Dienste zu denen jeder geeignete Laie auch jederzeit außerordentlich (weil notwendig) beauftragt werden kann.
Damit ist der so Beauftragte aber nicht in gleicher Weise der Stellvertreter des Bischofs wie es ein geweihter Priester ist, der ebendiesem Bischof bei seiner Weihe Gehorsam versprochen hat. Die Weihe ist mehr als eine Beauftragung und nur die Weihe befähigt dazu, die Eucharistie zu feiern.
Katholische Gemeinschaft wird aber nun einmal durch die Feier der Eucharistie in Gemeinschaft mit dem Bischof, gewöhnlich durch seinen Repräsentanten, den Diözesanpriester, verwirklicht.
Das Abhalten eines anderen Gottesdienstes durch einen direkt oder indirekt durch den Bischof beauftragten Laien geschieht zwar im Bemühen um die gleiche Einheit und Gemeinschaft, kann sie aber nicht voll verwirklichen, weil die Einheit nun einmal durch die Feier der Eucharistie hergestellt wird.
Wer postuliert, dass es genügt, miteinander die Schrift zu bedenken und zu teilen, vertritt eben ein protestantisches, kein katholisches Verständnis der Gemeinschaft, auch wen die entsprechende Liturgie per se den bischöflichen Richtlinien entspricht und es sich natürlich auch um einen christlichen Gottesdienst handelt. Aber eben nicht um dessen Vollform, die Eucharistie.

Weiter mit dem Kommentar:

"Die Versammlung der Gemeinde und die Erfahrung von echter Gemeinschaft als ganz wesentliches Element eines jeden Gottesdienstes/einer jeden Messe wird durch die Teilnahme vor dem TV oder Radio nicht real erfahrbar. Das ist ein großes Manko, weshalb diese Ersatzform nur im äußersten Fall gewählt werden sollte. Dass einem in einem Gottesdienst oder einer Messe nicht alles gefällt, halte ich für ebenso normal wie dass ich denjenigen oder diejenige, der oder die die Leitung inne hat, von der Person oder der Art der Gottesdienstgestaltung her nicht leiden kann. Eine andere Erwartung halte ich für naiv und illusorisch."

Richtig, einfach vor Fernsehen oder Radio ist die Realität des Übertragenen erst einmal verstellt. Insbesondere, wenn sich eine Gruppe zusammenfindet. Die Möglichkeiten der Ablenkung sind dann zu groß.
Anders aber ist das bei der livestream-Übertragung auf Großleinwand, die technisch immer leichter realisierbar wird.
Wäre dem nicht so, dass man auf diese Art und Weise sogar gültig an einer Messfeier teilnehmen kann, müssten Eucharistiefeiern bei Großveranstaltungen für Tausende von Menschen eigentlich ganz aufgegeben werden. Denn die Teilnahme ist nur per Lautsprecher und Leinwandübertragung möglich, da sich der Altar oft in solcher Distanz befindet, dass das Geschehen dort für viele ohne diese Hilfsmittel nicht mehr wahrnehmbar wäre. Des öfteren befindet sich sogar eine Gruppe der Teilnehmer in Räumlichkeiten oder Örtlichkeiten, bei denen Wände zwischen dem Altarbereich und dieser Gruppe liegen und damit jede direkte Sichtverbindung verhindern.
Nun spiele man gedanklich durch, jemand würde einer solchen Gruppe offerieren, man möge jetzt doch statt über Leinwand und Lautsprecher mit der Zelebration am fernen Altar verbunden zu sein, um die Gemeinschaft besser zu verwirklichen, das Geschehen dort ignorieren und stattdessen jetzt eine Wort-Gottesfeier abhalten. Wie würde wohl das Votum der meisten Anwesenden ausfallen? Mit welchen Wortmeldungen wäre zu rechnen, wenn nach diesem Votum gar nicht gefragt würde, sondern das einfach so gehandhabt würde?

Wenn aber das Mitfeiern der Eucharistie unter solchen Gegebenheiten möglich ist, was ist dann noch ein derart großer Unterschied dazu, ob die Leinwand und Lautsprecher, mittels derer die Verbindung erfolgt, sich nun in 500 m Entfernung befindet oder in in 50 km? Nur die Tatsache, dass man vorher einen Weg von 50 km zurückgelegt hat, wenn man vor Ort ist? Warum soll eine Änderung der rein räumlichen Distanz ein Hindernis für die Teilnahme an etwas sein, das kosmisch und ewig ist?

Daraus würde folgen, dass - natürlich immer nur als zweite Wahl zur direkten und vollen Teilnahme - eine Gemeinschaft sehr wohl per Leinwand und Lautsprecher hergestellt werden kann.

Wäre dann, Teil dieses wirklich großen Ganzen zu sein, nicht die größere Vision, als vom gemeinschaftsstiftenden Ereignis der Eucharistie ganz ausgeschlossen zu sein und sich stattdessen mit einer Andacht bescheiden zu müssen?

Wodurch wird Gemeinschaft überhaupt hergestellt?
Etwa dadurch, dass ich mich in einem Raum mit jemandem befinde? Dadurch, dass die Person mir namentlich oder zumindest vom Sehen her bekannt ist? Dadurch, dass die Person im näheren Umkreis wohnt, obwohl ich sie gar nicht kenne? Oder dadurch, dass uns ein Anliegen eint? Insbesondere wenn es das Anliegen ist, bei dem Wunder dabei zu sein, dass in der Messe geschieht? Mit jemand, der das hat, fühle ich mich in starker Gemeinschaft, auch wenn ich denjenigen ein paar Minuten vorher nicht gekannt habe.
Wohingegen das Gefühl von Gemeinschaft gegenüber denen, denen es egal ist, ob sie nun an einer heiligen Messe teilnehmen oder nicht, nun doch deutlich eingeschränkt ist. Da sind wir uns nämlich über etwas Wesentliches äußerst uneinig und ich fühle  eigentlich mit Vertretern dieser Überzeugung keine allzu enge Verbundenheit.

Die Behauptung, eine Wortgottesdienstfeier vor Ort stifte Gemeinschaft halte ich persönlich für recht gewagt. Mich entfremdet sie klar von denen, die hier keine Anstrengung machen wollen, an einer sonntäglichen Eucharistiefeier teilzunehmen oder sie mir zu ermöglichen. Ich werde meine Gemeinschaft mit denen suchen, die notfalls auch willens sind, zwei Stunden Weg auf sich zu nehmen, um an einer Eucharistiefeier teilzunehmen, weil ich und sie daraus leben. Und wenn wir dort dann die Kraft gefunden haben, mit unserem Alltag fertigzuwerden, dann können wir gerne auch diese Kraft investieren, um uns denen zuzuwenden, die diese Kraftquelle noch nicht entdeckt haben.

Ein Livestream für Gemeinden wäre zweite Wahl, gar keine Eucharistiefeier ist dritte Wahl und gar kein Sonntagsgottesdienst noch schlechter. Das hat nichts mit den Mühen und Überlegungen zu tun, die die Vorbereitenden in die Durchführung von Wortgottesfeiern investieren; diese sind beträchtlich. Allerdings werden oft Aufwand und unendliche Mühe in Dinge investiert, die gar nicht zielführend sind, so dass Aufwand und Mühen noch nichts über den Sinn dessen aussagen, in das sie investiert wurden.