Ich bin an dem Begriff "normal" hängengeblieben, der im Rahmen
einer Talkshow fiel, bei der einem der Gäste die Merkzettel mit den Zahlen
entrissen wurden, auf die dieser wohl seine Argumentation stützen wollte. Was
übrigens den Eindruck erweckt, dass Talkshows an sachlicher Diskussion eher
uninteressiert sind sondern dass es dort gewünscht wird, dass sich die
Eingeladenen fern aller Fakten so richtig gegenseitig beschimpfen; den Eindruck
hatte man schon lange, jetzt gibt es dafür ein deutliches Indiz.
Die Frage, was normal sei, kam in Zusammenhang mit einem
Weihnachtsmarkt auf, den der Moderator nicht normal fand. Drei der Gäste
bezogen das sofort auf die sexuelle Orientieung der Veranstalter, aber darum
ging es bei diesem „normal“ wohl eher nicht.
Was ist ein normaler Weihnachtsmarkt? Nun, man findet da
viele beleuchtete Buden, eventuell Karussells, ein paar Informationsstände,
jede Menge an Imbiss- und Getränkeangeboten und, das ist wohl neben der
Zeitnähe zu Weihnachten das Spezifische, spezielle Dekorationen, die an
Weihnachten gerne verwendet werden. Neben den Besuchern, die einfach die
Jahrmarktsatmosphäe genießen möchten, kommen also die, die zum Beispiel
Zusatzausstattung zu einer Weihnachtskrippe oder neue Dekorationen für ihre
Variante dieses Festes suchen. Das ist ein normaler Weihnachtsmarkt.
Jetzt könnte es natürlich vorkommen, dass irgendwo ein Teil
des Weihnachtsmarktes zum Beispiel zum „italienischen Weihnachtsmarkt“ erklärt
würde. Dann würde man dort erwarten, italienische Essspezialitäten zu finden
und Dekorationen, die möglicherweise in Italien üblicher sind als hier. Oder
man könnte auf der Suche nach einer Verkaufsnische zum Beispiel einen Teil zum
Tierweihnachtsmarkt erklären und dort spezielles Zubehör für die anbieten, die
ihr Dekorationsbedürfnis gerne auf ihre Haustiere erweitern oder Tiere zum
Verkauf anbieten, die an Weihnachten verschenkt werden können. Hier gäbe es
sicherlich auch Tierschutzaspekte zu bedenken, aber generell könnte so ein
Tiermarkt-Teilweihnachtsmarkt ganz sinnvoll sein, weil hier ein sehr spezieller
Bedarf entsteht. Auch das wäre noch als normal einzustufen.
Nicht mehr ganz so normal wäre es allerdings, wenn eine
Gruppe gerne einen Teil des Weihnachtsmarktes zum Erotik- und
Sex-Weihnachtsmarkt erklärt hätte. Denn hier bestünde gleich eine gewisse
Problematik: so ein Markt wäre nicht mehr so recht geeignet für Kinder und
Jugendliche, da dort Angebote zu vermuten wären, die doch auf einige von ihnen
verstörend wirken könnten. Auch Erwachsene könnten sich durch so etwas durchaus
belästigt fühlen; Angebote, die klar „ab 18 Jahre“ sind, sind einfach nicht
jedermanns Sache. Auch kommt hier die Frage auf, wieso eigentlich ein
spezieller Weihnachtsbedarf in diesem Bereich bestehen soll.
Was denn auch zu der Frage führt, warum es
Sonderweihnachtsmärkte geben soll, die das Spezialangebot Sex und Erotik noch
weiter verengen auf eine Untergruppe, nämlich die der gleichgeschlechtlichen
Sexualität. Es kann ja keine Rede davon sein, dass jeder homosexuell veranlagte
Mensch so extrem sexbesessen sei, dass nur ein so gestalteter Markt es ihm
ermöglichen kann, auf seine Art die Winterfesttage zu begehen. Auch wäre es widersinnig zu meinen, er bevorzuge spezielle Speisen und Getränke oder müsse alles anders dekorieren als mit dem Anlass gemäßen Dekos, nämlich nur mit sexuell anzüglichen.
Ich persönlich habe in meinem Bekanntenkreis drei Personen,
die schon gleichgeschlechtliche Sexualität praktiziert haben. Zwei davon
identifizieren sich auch als lesbisch bzw. schwul, die dritte nicht. Die drei
sind sehr verschieden, aber alle das, was man eben so als normal bezeichnet.
Man kann mit ihnen eine gute Freundschaft pflegen, sich über Kultur und
ethische Fragen unterhalten und was eben alles so Normalität ist. Zwei von
ihnen würden um einen solchen Spezialmarkt wohl einen großen Bogen machen und
eher angewidert von dem sein, was dort als typisch – angeblich auch für sie –
vermarktet wird, die dritte würde sich das wohl ansehen aus einer Art
Solidarität heraus, um dann festzustellen, dass das für sie zu extrovertiert
und marktschreierisch ist, aber bitteschön.
Meiner Meinung nach erweisen die Veranstaltungen, die
Menschen mit gleichgeschlechtlichen sexuellen Veranlagungen in der
Öffentlichkeit als sexbesessen und fast allein darauf fixiert darstellen, all
denen, für die einzutreten sie vorgeben, einen wahren Bärendienst. Das ist
nicht bunt, es ist grell. Es ist nicht selbstbewusst, sondern stereotyp und
erbärmlich. Belästigend ist vieles dort auch, und zwar sind zum
Beispiel öffentliche Zungenküsse generell peinlich und abstoßend, völlig
gleichgültig, welchen Geschlechts die daran Beteiligten sind. Mit Liebe hat das
auch wenig zu tun; Liebe würde nicht sich und den anderen derart zur Schau
stellen. Die Perversion solcher Veranstaltungen liegt keineswegs darin, dass
sie von Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung getragen
werden sondern darin, wie diese dort dargestellt werden. Aber wenn die so durch
ihre angeblichen Vorkämpfer Diskriminierten versuchen sich gegen eine solche
Poträtierung zu wehren, werden sie von der entsprechenden Szene
niedergemacht. Viele trauen sich das
deswegen anscheinend erst gar nicht. Und das ist auch ein trauriges Bild, das sich damit bietet.
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