Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 31. Mai 2011

Sant’Eustorgio und das System der Pfarrzellen zur Evangelisierung


Die Pfarrei Sant’Eustorgio in Mailand ist nicht die übliche Durchschnittspfarrei. Seit 1988 gibt es hier das System der Pfarrzellen zur Evangelisierung.  Dieser pastorale Ansatz entstand in Seoul/Südkorea unter Paul Zonggi Cho und wurde von Pfarrer Michael Eivers nach Pembroke Pines in Florida gebracht, wo Pfarrer Pigi Perini aus Sant’Ambrogio darauf stieß und anfing, es in seiner Pfarrei umzusetzen.

Seit 22 Jahren führt nun die Pfarrei Sant’Eustorgio nun schon jährlich ein Internationales Seminar durch, bei dem Teilnehmer aus aller Welt, diesen pastoralen Ansatz kennenlernen und erfahren können. Fast von Anfang an kamen auch Interessenten aus Deutschland, so dass versucht wurde, auch für sie eine Übersetzung zu ermöglichen. Da sich die Pfarrei keine professionellen Übersetzer leisten kann, ist sie auf Freiwillige und auf die Mitarbeiter von Voce più angewiesen. (Voce più ist ein Dienst, der aus der Pfarrei entstanden ist und nach und nach alle technische Ausrüstung für ein Tonstudie, Aufnahmen auf verschiedenste Tonträger und die Ausrüstung für mehrsprachige Übersetzung angeschafft hat. Die Mitarbeiter dienen auf vielen Konferenzen in Italien und versorgen die Teilnehmer mit Tonaufnahmen der Vorträge und Predigten.)

Wegen der Deutschübersetzung war ich dann auch kurzfristig in Mailand. Mein Italienisch lässt zwar zu wünschen übrig, aber im Notfall gibt es ja das Relay aus dem Englischen. Wobei – am Samstagmorgen hielt Erzbischof Rino Fisichella zwei Ansprachen und bei denen war es überhaupt kein Problem Simultanübersetzung zu machen. Es liegt wohl doch auch an der Aussprache und Diktion der Sprecher, dass es manchmal so schwierig ist. Wider Erwarten war auch ein ganzer Trupp für die Übersetzung aufgetaucht, so dass niemand überstrapaziert wurde, obwohl manchmal zeitgleich zwei verschiedene Seminare liefen, das für alle Teilnehmer in der Pfarrkirche und eines für Priester bzw. Leiter in der Portinarikapelle.

Die Webseite der Pfarrei ist leider nur Italienisch: www.santeustorgio.it. Aber ich werde den Zellgruppen-Ansatz hier noch etwas näher vorstellen, weil ich denke, dass er auch für die Situation im deutschsprachigen Raum viel Nützliches enthält.

Besuch in Mailand


In der vergangenen Woche war ich in Mailand. Nicht aus touristischen Gründen, obwohl ich die Gelegenheit nutzte den Duomo zu besuchen und die Kirchen Santa Maria dei Miracoli presso San Celso sowie Sant’Ambrogio. Wobei diese Besuche eher etwas Pilgerfahrtsgepräge hatte. 

In San Celso besuchte ich an meinem ersten vollen Tag in der Stadt die Frühmesse. Dort wurde nach der dort gültigen ambrosianischen Liturgie, bei der die Gedenktage etwas anders sind als in der römischen, der Gedenktag des heiligen Bischofs Dioniysius von Mailand begangen, des Vorgängers des heiligen Ambrosius, bei dem sich der heilige Augustinus bekehrte.
Der Volksaltar in San Celso ist nicht irgendein Steintisch mit Reliquie. Nein, hier wird die Messe direkt auf dem mit vergoldeter Bronze beschlagenen Glassarkophag des heiligen Celsus gefeiert. Die Kirche wurde erbaut über dem Bild der Muttergottes von Sant‘ Ambrogio. 1485 fand dort eine Bittmesse um Rettung vor der Pest statt, am 30. Dezember. Dabei soll die Madonna den Vorhang vor ihrem Fresko mit der Hand nach der Kommunion zur Seite geschoben haben und ganz lebendig geworden, die anwesenden 300 Personen betrachtet und ihnen das Jesuskind entgegengehalten haben. Danach hörte die Bedrohung durch die Pest auf. Dafür gibt es etliche eidliche Bekundungen der damals Anwesenden. Das Wunder wurde nach einer gründlichen Prüfung 1986 vom Erzbischof anerkannt.
Viele der neuvermählten Paare in Mailand legen Blumen vor dieses Bild und bitten um Segen für ihre neu gegründete Familie.
Nicht genug damit, in San Celso befindet sich ein weiteres wundertätiges Marienbild, ein Gemälde, das ursprünglich in S. Nazaro war und als „Madonna delle Lacrime“ (Muttergottes der Tränen) verehrt wird. Diese Mariendarstellung soll am 13. Und 14. Juli 1620 geweint haben. Auch diesem Bild werden zahlreiche Wunder zu geschrieben.
Im Duomo, dem großen Mailänder Dom, nun stieß ich auf den Glassarg des Mailänder Tagesheiligen, des Bischofs Dionysius. Ein schönes Zusammentreffen an diesem Tag. Mehr Zeit allerdings verbrachte ich dann am Grab des heiligen Karl Borromäus, der für seinen Einsatz beim Trienter Konzil und seine seelsorgerliche Hingabe berühmt ist. Er gilt als Ideal eines Kirchenfürsten. Ich habe ihm sehr einen Namensvetter anempfohlen, der auch ein Bistum leitet.
Und da ich gerade dabei war, habe ich ihn gleich einmal gebeten, doch bitte das ganze Heer der oberitalienischen Heiligen zu mobilisieren und über die Alpen zu schicken, um den bevorstehenden Besuch des Heiligen Vaters im September schützend zu begleiten. 

Ein paar Tage später habe ich noch schnell Sant'Ambrogio besucht, wo der heilige Ambrosius begraben ist. Da ich dem heiligen Augustinus sehr zugetan bin, wollte ich gerne den Bischof suchen, der für seine Bekehrung eine so entscheidende Rolle spielte.

Die meiste Zeit verbrachte ich jedoch in Sant' Eustorgio. Dazu mehr im nächsten Post.

Die Gabenbereitung der Messe – das Stiefkind der liturgischen Elemente


Aufgrund des im kurzen Post vom vergangenen Sonntag erwähnten Vorfalls, der Gabenprozession für Kardinal Lehmann parallel zur Gabenprozession in der Eucharistiefeier auf den Domplätzen in Mainz im Rahmen des Bistumsfestes, das – mit seinen 5000 Teilnehmern am Gottesdienst ein zentrales einheitsstiftendes Element für das ganze Bistum Mainz war und natürlich nur rein koinzidentiell mit dem 75. Geburtstag des Kardinals zusammenfiel, der nach eigener Aussage nicht so viel von solchen Massenveranstaltungen hält, aber wenn sie denn – ganz gegen seine Wünsche – stattfinden , diese entgegenkommend dadurch unterstützt, dass alle Pfarreien im Stadtgebiet aufgefordert sind, keine zeitgleichen Messfeiern stattfinden zu lassen. Ein wahrer Volksbischof eben, der seine tief verborgene Sehnsucht nach Zurückgezogenheit regelmäßig den Wünschen seiner Herde nach mehrseitigen Berichterstattungen über den Bischof und zahlreichen Medienauftritten und Teilnahmen an Festen aller Art unterordnet.

Nun  als theologisch nur autodidaktisch gebildeter Laie,  habe ich, bevor ich unqualifizierte, nur dem persönlichen Empfinden entspringende Äußerungen zur Bedeutung der Gabenbereitung in der Heiligen Messe mache, die von der deutschen Bischofskonferenz approbierte „Grundordnung des Römischen Messbuchs/Missale Romanum. Editio Typica Tertia 2002“ zu diesem Thema konsultiert, um die tiefere Bedeutung einer Gratulationsprozession für Geburtstagskinder in dem Teil der Heiligen Messe, die mit „C) Die Eucharistische Liturgie“ überschrieben ist, zu ergründen.

Was ich dort gefunden habe, war aber nur das Folgende:
Den Worten und Handlungen Christi entsprechend werde in der Feier der Eucharistischen Liturgie bei der Gabenbereitung „Brot und Wein mit Wasser zum Altar getragen, jene Elemente also, die Christus in seine Hände genommen hat … Auch Geld oder andere Gaben, die von den Gläubigen für die Armen oder für die Kirche gespendet beziehungsweise in der Kirche eingesammelt werden, sind willkommen. Deshalb werden sie an einem geeigneten Ort niedergelegt, nicht jedoch auf dem Tisch der Eucharistie.“
An einem andern Ort niedergelegt wurden die Gaben ja. Nur dass sie nicht für die Armen gedacht waren und auch nicht für die Kirche im Allgemeinen, die ja ihre Güter prinzipiell einsetzt, um ihren Dienst der Verkündigung und der Caritas auszuüben, sondern es handelte es um persönliche Geschenke.
Wie gesagt, ich bin kein Theologe und schon gar kein Liturgiker, aber wenn ich versuche mich in die Situation des so Geehrten versetze, kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum ausgerechnet der Hirt und Vater der Gläubigen des Mainzer Bistums einen offiziellen Akt geduldet hat, der sehr nach Verehrung seiner Person aussieht, im Mittelpunkt der „Hochform der Anbetung Gottes“, der Heiligen Messe, zu Beginn der Eucharistischen Liturgie, in der alle aufgefordert sind, sich jetzt ganz auf das Handeln Christi zu konzentrieren und auf das, was während des Letzten Abendmahls geschehen ist.  Irgendwie komme ich zu dem Schluss, dass ich in ähnlicher Position darum gebeten hätte, doch bitte die Aufmerksamkeit ganz auf den Herrn zu richten, zu dessen Anbetung ich da bin und nicht auf Seinen Diener.

Aber die Gabenbereitung ist ja schon lange das Stiefkind der Liturgie. Der Zeitpunkt, zu dem jedes beliebige Lied gesungen werden kann,  um die Gemeinde zu unterhalten, während der Priester mit den lästigen Vorbereitungen für das, was danach kommt, beschäftigt ist. Was genau er da tut, bekommt man sowieso nicht mit, man muss ja mitsingen. Eigentlich unverständlich, dass der Küster das nicht schon vor der Feier der Gemeinde gerichtet hat, damit man nicht diese komische Leerlaufphase hat, oder?
In Mainz scheint man jedenfalls dieser Meinung zu sein.

Montag, 30. Mai 2011

zum Kommunionempfang Wiederverheirateter und von Nichtkatholiken

Irgendwie komme ich mit Kommentaren zu Diversem gar nicht mehr nach.

Post Nr. 1 für heute. Da hat ein Klaus Nientiedt (Chefredakteur der Bistumszeitung) in einer Diskussion an der KHG Freiburg gesagt: " Natürlich geht es bei den Strukturfragen um Spiritualität. Was meinen Sie, wie es einem katholischen Christen geht, der nach einer Scheidung wieder verheiratet ist, und von der Eucharistie ausgeschlossen wird?" Auch Ehepaare, die verschiedenen Konfessionen angehören, könnten nicht gemeinsam an den Tisch Gottes treten. Gerade weil diese Menschen von Gott berührt seien, gerade weil sie den Glauben im Herzen tragen, sei dieses Ausgeschlossensein schmerzhaft für sie."


Um das auseinanderzufieseln:
Nach Meinung von Herrn Nientiedt ist der Kommunionempfang von Katholiken, die obwohl in katholischer Ehe lebend, sich standesamtlich (nicht-kirchlich also) haben scheiden lassen und nun ebenfalls standesamtlich die rechtliche Absicherung ihrer derzeitigen Partnerbeziehung gemacht haben, was auf das kirchliche Bestehen ihrer Ehe mit einer anderen Person keinerlei Einfluss hat, da sie sich durch das Versprechen, egal wie es läuft, zu dieser Person zu stehen, vor Gott festgelegt haben (in guten wie in schlechten Zeiten), eine Strukturfrage.


Ich weiß nicht, was daran eine Strukturfrage ist.
Es können verschiedene Fragen in Zusammenhang damit aufkommen.
Zum Beispiel, ist der mit dem Versprechen geschlossene Vertrag gültig?
Ungültig wäre er, wenn der Vertrag eingegangen wurde mit der Absicht, ihn nie zu erhalten (was Betrug wäre) oder in Unkenntnis wichtiger Faktoren (dann wäre man selbst betrogen oder hinters Licht geführt worden)  oder wenn der Vertrag erzwungen wurde.
Das sind  juristische Fragen, keine Strukturfragen.
Es geht darum, dass ein vor Gott gegebenes Versprechen, durch das ein Bund/Vertrag entsteht, nicht als leere Formel gegeben wird.
Es geht um die Klärung eines Sachbestandes. Kirchlicherseits besteht im Falle eines ungültig geschlossenen Vertrages die Möglichkeit der Annullierung der Ehe, d.h. dass der Vertrag nie gültig bestanden hat und das offiziell festgestellt wird.

Es ist auch keine Frage der Spiritualität, wenn jemand einen Vertrag nicht einhalten kann oder will.  Es ist eine Frage der Spiritualität, wenn jemand, der in seinem Vertragsbruch lebt, aus welchen Gründen auch immer, die Sehnsucht hat, in der Kommunion Jesus zu berühren, um in dieser Berührung Heilung zu finden. Und es ist sicherlich notwendig, hier den Nöten individuell zu begegnen. Die Lösung besteht aber ganz sicher nicht in einer pauschalen Erklärung, jeder Wiederverheiratete könne einschränkungslos und jederzeit zur Kommunion zugelassen werden. Das würde dazu führen, dass die Ehe von fast allen als irrelevant und als Abkommen auf Zeit betrachtet würde.
Was vollkommen der Zeichenhaftigkeit dieses Sakramentes und des Sakramentes der Eucharistie widersprechen würde.

Auch der Kommunionempfang von Menschen, die nicht der katholischen Kirche angehören, ist keine Strukturfrage sondern im Grunde unsinnig.  Der Empfang der Kommunion entspricht an Intimität dem Geschlechtsakt in der Ehe. Es handelt sich um das äußere Zeichen einer völligen Hingabe aneinander: der Herr Jesus gibt sich seiner Braut, der Kirche (in der Person des Gläubigen, der ohne Vorbehalte und Einschränkungen Teil dieser Kirche ist) und der Gläubige ergibt sich seinem Herrn und Erlöser, damit er ganz dessen Eigentum wird.
Darum ist es in der Tat ein Unding, wie gedankenlos viele "sich die Brotscheibe da geben lassen, um gemeinsam Mahl zu halten" oder wie auch immer. Wer nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche steht, kann nicht die Kommunion empfangen und wer es dennoch tut, verhält sich im Grunde wie die Schwester, Kusine oder Freundin oder entfernte Bekannte der Braut, die gerne Intimitäten mit dem Bräutigam austauschen würde. Selbst wenn es die Zwillingsschwester ist, ist es wirklich ungehörig. Egal wie sehr diese Schwester oder Kusine oder was auch immer vom Bräutigam der Braut begeistert ist.
Das Schöne ist ja, jeder hat die Möglichkeit, in diese Intimität zu kommen, indem er/sie selbst durch Rückkehr in oder Aufnahme der vollen Einheit mit der katholischen Kirche selbst zu dieser Braut wird.
Es ist also niemand ausgeschlossen davon, in diese Intimität einzutreten, aber es gibt Bedingungen dafür.

Und um auf die Wiederverheirateten zurückzukommen. Gerade sie verdunkeln auch das Bild dieser intimen Beziehung Christi zu seiner Braut der Kirche, von dem ihre Ehe (die eine und einzige) ein Abbild sein sollte.

Aber ausgeschlossen sind sie weder davon, bei der Wandlung dabei zu sein (beim Vollzug des größten Wunders), noch davon Gott anzubeten (worum es ja eigentlich im Gottesdienst geht) noch davon in anderen Lebensbereichen Zeugnis zu geben. Das einzige, in dem sie gefordert sind, ist eigentlich nur, dass sie wegen der konstanten Vertragsverletzung, in der sie leben (und diese Vertragsverletzung ist ein bleibendes Unrecht gegenüber ihrem Vertragspartner und ein bleibender Wortbruch) nicht das äußere Zeichen der völligen Hingabe ihres Lebens an Christus (das hieße dann nämlich, auf eine weitere Beziehung zu verzichten und das Kreuz der gescheiterten zu tragen) vollziehen sollten, weil es unaufrichtig ist.


Um auf das Anfangszitat zurückzukommen. "Gerade weil diese Menschen von Gott berührt seien, gerade weil sie den Glauben im Herzen tragen, sei dieses Ausgeschlossensein schmerzhaft für sie."
Das Problem ist, dass sie den Glauben nicht so im Herzen tragen, dass sie bereit sind, dieses Opfer zu bringen und dass sie, nachdem sie sich selbst ausgeschlossen haben, versuchen das anderen anzulasten. Wobei der Ausschluss tatsächlich nur den intimsten Akt der einheitlichen Übereinstimmung betrifft, den sie nun einmal verletzen oder dem sie nicht entsprechen.

Sonntag, 29. Mai 2011

Jetzt bin ich auch ernsthaft schockiert

Ich war ja fünf Tage weg und blättere so durch meine abonnierten Blogfeeds, da stoße ich beim Predigtgärtner auf diesen Bericht über den Gottesdienst beim Mainzer Bistumsfest am vergangenen Sonntag . Und als Beleg noch das Video, das zwar bei einer Gruppe steht, für die ich keine Werbung machen möchte, aber hier haben sie schon mit der Dokumentation merkwürdiger Dinge einen Dienst geleistet: die Gabenprozession für den Kardinal (persönlich) als/parallel zur (??) Gabenbereitung der Messe. Wer ist nur auf so etwas verfallen?

Sonntag, 22. Mai 2011

Kissler über Fürstliche Sentenzen

Update: Hier die Links auf zwei Beiträge zum Thema von Johannes. - Danke, Johannes. Und dass die Gelassenheit trotz der Unmöglichkeiten bald wiederkommt. Viel Segen!


Hier hat Alexander Kissler die äußerst verwunderlichen Äußerungen des Rottenburg-Stuttgartes Bischofes Fürst (doch, er ist römisch-katholischer Bischof!) kommentiert, in denen dieser (der Bischof) entweder eine Unkenntnis von Kirchenrecht und päpstlichen Verlautbarungen offenbart (das wäre schon sehr peinlich) oder bewusst Dinge äußert, die in der gegenwärtigen Situation nur auf eine Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche hinzielen können (das wäre sehr traurig).

Beten wir für die Gläubigen der Diözese, die solches von ihrem Bischof hören muss, und natürlich auch für den als Bischof Geweihten!

Freitagsgebot reloaded

Ob der Papstbesuch in Deutschland im September auch solche Folgen haben wird?

 "London, 15.5.11 (Kipa) Der Freitag soll fleischfrei bleiben: Die katholische Kirche in England und Wales hat ihre Mitglieder aufgefordert, weiterhin einmal in der Woche auf Fleisch zu verzichten. Der Brauch soll laut britischen Medienberichten (Sonntag) am 16. September, dem ersten Jahrestag nach dem Grossbritannien-Besuch Papst Benedikt XVI., neu festgelegt werden.

Der Vorsitzende der katholischen Kirche in England und Wales, Erzbischof Vincent Nichols, erklärte, der Besuch des Papstes im vergangenen Jahr habe "einen neuen Ausdruck des Selbstvertrauens und der Identität unter den Katholiken" geweckt. Im Nachgang der Reise sei die Entscheidung gefallen, den Fleischverzicht weiterhin aufrecht zu erhalten. Mit der Regelung wenden sich die Bischöfe von einer 1984 beschlossenen Richtlinie ab, wonach Katholiken zwischen unterschiedlichen Optionen des Verzicht …"

Der Dialogprozess heißt jetzt Gesprächsprozess

Und zwar schon seit einem Monat. Da gab es eine entsprechende Verlautbarung von Erzbischof Zollitsch. Ich realisierte es erst seit dem Leitartikel  der Kirchenzeitung diese Woche:

"Um den Abwärtstrend zu stoppen, haben die Bischöfe einen Dialogprozess über die Zukunft der Kirche in Deutschland ausgerufen. Mittlerweile heißt das Werk „Gesprächsprozess“, weil „Dialog“ einigen zu sehr danach klingt, als ob über alle Themen in gleicher Weise diskutiert werden könne. Dem steht die hierarchische Verfasstheit der Kirche gegenüber: Das letzte Wort in lehramtlichen Fragen hat eben das Lehramt – der Papst und die Bischöfe."

Sehr informativ, was jetzt kommt:
"Dabei verlaufen die Trennlinien gar nicht so sehr zwischen Bischöfen und Laien. Bei der Frage, wie die Kirche wieder lebendiger werden kann, setzen manche Laien und Bischöfe vor allem auf eine Rückbesinnung auf traditionelle Frömmigkeit. Ein stärkeres katholisches Profil mache die Kirche wieder attraktiv, sagen sie. Andere meinen, für die Bewältigung der Krise seien erst einmal strukturelle Reformen nötig, um wieder glaubwürdig zu werden. Und dazwischen: die Dialogfraktion."
Stop!!! Dazwischen???? Wie das? Kam die Dialogforderung nicht von den Strukturreformforderern?

"„Geistliche Vertiefung und die Erörterung von Strukturfragen“ sind kein Gegensatz, sondern miteinander verbunden, sagt ZdK-Präsident Alois Glück. Eine Haltung, die auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, teilt. Beide schwören derzeit ihre Mitstreiter auf den Dialog ein. So ist es wohl auch zu erklären, dass das ZdK einen Beschluss über die Diakonenweihe für Frauen verschob. Eine Festlegung in dieser Sache wäre eigentlich nicht neu, würde aber den Dialog belasten"
Ah. Memorandumsgönner wie der ZdK-Vorsitzende, die aber selbst klugerweise nicht unterschrieben haben, übernehmen jetzt die Bezeichnung (und ihren Worten nach die Position der "Mitte"). Und Erzbischof Zollitsch ist genau der Position von Herrn Glück zuzuordnen, schreibt zumindest Herr Waschki.

Das ZdK hat also seinen Beschluss, Frauen zu Diakonen zu weihen -oder was immer da schon auf dem Papier stand verschoben, um "den Dialog nicht zu belasten". Oder war doch so irgendwie durchgesickert, dass eine solche Handlung die Unterschreibenden de forma exkommuniziert hätte? Wegen des klaren Bruches des Kirchenrechtes, das eine solche Handlung mit ebendieser Folge belegt, einfach durch das Vollführen eines solchen Aktes?

Nein. Mut ist schließlich das führende Charakteristikum aller ZdK-Mitglieder. Sie würden ohne Rücksicht auf Verluste zu ihren Überzeugungen stehen. Aber sie sind großmütig und wollen dem Dialog noch eine Chance geben. Und wenn der nicht in ihrem Sinne ausgeht? Wenn sie sich dann sozusagen gezwungen sehen, das (böse, böse) Kirchenrecht zu brechen, werden sie dann diesen Aufbruch in eine neue kirchliche Gemeinschaft außerhalb der intransigenten römisch-katholischen Kirche wagen?

Es "soll Anfang Juli richtig starten: In Mannheim versammeln sich auf Einladung der Bischöfe rund 300 Vertreterinnen und Vertreter von Diözesen, Verbänden, Orden und geistlichen Gemeinschaften. Das Programm steht noch nicht fest. Es soll eine Ideensammlung werden, ist zu hören. Der erste Schritt wird aber wohl sein, ein neues Miteinander zu lernen, widerstreitende Positionen auszuhalten, ohne dem anderen abzusprechen, katholisch zu sein."

 Als ob es um das Absprechen ginge. So könnte man es nennen, wenn der eine zum andern sagte: "Du bist nicht katholisch, wenn du nicht die heilige Rita von Cascia verehrst." Oder "du bist nicht katholisch, wenn du nicht einen Dienst in der Pfarrei übernommen hast?" Oder "du bist nicht katholisch, wenn du denkst, jeder befreiungstheologische Ansatz sei Blödsinn."
So etwas wäre Absprechen des Katholischseins aufgrund von Meinungsverschiedenheiten. Unsinnig, ganz klar.

Wenn es aber um Grundbegriffe des katholischen Glaubens geht, die von jemandem in Frage gestellt werden, dann hat dieser sich selbst durch seine Aussage außerhalb des katholischen Glaubens gestellt. Und falls ein anderer, das dann verbal feststellt, spricht er dem anderen nicht den Glauben ab (was nur seine Meinung wäre) sondern stellt eine Tatsache fest.

Desweiteren: Wenn jemand das Kirchenrecht bricht, zieht er damit - automatisch - die entsprechende Beugestrafe (d.h. eine die zur Umkehr führen soll) auf sich. Solange er/sie diese Strafe akzeptiert, hat er/sie noch nicht voll mit der Gemeinschaft gebrochen, ist also noch katholisch.

Samstag, 21. Mai 2011

Age-mainstreaming now!! - Die neue Ära

Nach dem Gender-mainstreaming ist ein weiteres Feld aufgetan worden, in dem noch viel Entwicklungsarbeit nötig ist. Schluss mit der Diskriminierung und ran ans Age-mainstreaming. Dumm, wer sich noch von der Biologie vorschreiben lässt, wie alt er ist. Jeder weiß doch, man ist nur so alt, wie man sich fühlt!

Vorreiter des Age-mainstreaming ist der BDKJ (Bund der Deutschen Ewigen Jugend - die Umbenennung in BDEJ erfolgt demnächst, als Übergangsregelung wird noch das K vom völlig outgedateten katholisch beibehalten)- Vorsitzende Tänzler. Im  Interview gefragt, ob er denn mit 42 wirklich noch die Jugend repräsentieren könne, erklärte er: "Ich fühle mich noch durchaus jünger."

Im Rahmen der Ära des Age-mainstreaming werden wir bald mit interessanten Entwicklungen rechnen können. Zum Beispiel an der Kinokasse: "Mein biologisches Alter ist nicht wichtig. Ich fühle mich, als wäre ich schon mindestens 20!"

Beim Kasperletheater: "Nein, ich bin nicht die Oma. Ich fühle mich wie sieben!"

In der Bahn: "Fahrkarte wieso? Mein gefühltes Alter ist vier! Ich brauche so etwas noch nicht."

Ein Bischof: "Rücktrittsgesuch. 75? Mein gefühltes Alter ist 44!"

Gewaltige Veränderungen kommen auf uns zu. Bald schon werden alle Parteien das Age-Mainstreaming in ihre Agenden aufnehmen. Diskussionen über das Mindestalter für Wahlen erübrigen sich dann. Wer sich am Wahltag über 18 fühlt, kann wählen!
Es werden bereits Anträge für biologisch unter 2-Jährige erstellt, die einen Vormund zur Wahl schicken dürfen, weil sie den Bürgerpflichten ihrer gefühlten 30 Jahre nicht nachkommen können. Politiker verschiedener Parteien sehen hier bereits ein gewaltiges noch nicht ausgeschöpftes Potential.

US-Studie zu Missbrauch seitens Priestern


Die Us-amerikanische Bischofskonferenz hat eine Studie anfertigen lassen, die jetzt hier veröffentlicht ist. Der Titel ist The Causes and Context of Sexual Abuse of Minors by Catholic Priests in the United States, 1950 – 2010. Und ich würde vermuten, dass vieles in dieser Studie auch auf Europa übertragbar ist. Und zwar generell auf Missbrauchstäter gleich in welchem Umfeld. In der Zusammenfassung heißt es:

The findings of the Causes and Context study indicate that few of the priest-abusers exhibited serious pathological,  developmental, or psychological characteristics or
behaviors that could have led to their identification prior to the commission of their abusive acts.Priests who sexually abused minors did not differ significantly from other priests on psychological or intelligence tests but had vulnerabilities, intimacy deficits, and an absence of close personal relationships before and during seminary. A very small percentage of the priests who had allegations of abuse were motivated by pathological disorders such as pedophilia.
The majority of priests who had allegations of abuse against minors were trained in national, mainstream seminaries prior to the 1970s. These seminarians had little or
no exposure to a curriculum of what is now understood as “human formation”; the training in self-understanding and the development of emotional and psychological competence for a life of celibate chastity was extremely limited.
Many abusers educated in early cohorts had a “confused”sexual identity; however, this was not evident in later cohorts.

Die Ergebnisse der Ursachen-und-Umfeld-Studie zeigen an, dass wenige der Priester-Täter ernsthafte pathologische, entwicklungsmäßige oder psychologische Charakteristiken oder Verhaltensweisen zeigten, anhand derer sie hätten identifiziert werden können, bevor sie Missbrauchstaten begingen. Priester, die Minderjährige sexuell missbrauchten unterschieden sich in psychologischen und Intelligenztests nicht signifikant von anderen Priestern, hatten jedoch Verletzlichkeiten, Intimitätsdefizite und ein Fehlen von engen persönlichen Beziehungen vor und während des Seminars. Ein sehr kleiner Prozentsatz der Priester, die des Missbrauchs beschuldigt wurden, waren von pathologischen Störungen wie Pädophilie motiviert.
Die Mehrheit der Priester, die beschuldigt wurden, Minderjährige missbraucht zu haben, wurden in nationalen, diözesanen Seminaren vor 1970 ausgebildet. Diese Seminaristen hatten in ihrem Lehrplan wenig oder keine Erfahrung mit „human formation“, das Training, sich selbst zu verstehen und von emotionaler und psychologischer Kompetenz für ein Leben in zölibatärer Keuschheit war extrem beschränkt.
Viele Missbrauchstäter aus diesen frühen Kohorten der Erziehung hatten eine „verwirrte“ sexuelle Identität; das war jedoch in späteren Kohorten nicht mehr evident.“

Betrachtet man nun die nagelneue Verordnung zur Prävention von Missbrauch zum Beispiel des Bistums Mainz hier, so fällt auf, dass großes Gewicht darauf gelegt wird, dass möglichst auch ehrenamtliche Mitarbeiter in Kinder- und Jugendarbeit ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen sollen. Dafür werden alle kirchlich anerkannten Gruppen in die Pflicht genommen. Diese sollen die Kosten dafür auch übernehmen.

Was das gerade für ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeiten heißt, kann sich jeder, der dort schon tätig war selbst ausrechnen. Die meisten Mitarbeiter dort sind ohnehin weiblich und fallen somit in eine Personengruppe, die höchst selten mit Missbrauch in Verbindung gebracht wird. Wenn, dann meistens als Opfer. Des weiteren finden sich dort viele ältere Jugendliche und junge Erwachsene, die – üblicherweise – nicht straffällig wurden. Es wurde ja schon oft beschrieben, wie entsetzt die ganze Umgebung ist, dass ausgerechnet dieser nette junge Mann …

Kurzum, das Führungszeugnis, auch erweitert, wird wohl so gut wie keinen Effekt zur Prävention haben, aber einige junge ehrenamtliche Mitarbeiter abschrecken, denen es unangenehm ist, auch nur ein Führungszeugnis für so etwas zu beantragen. Denn man wird hier ja unter eine Art Generalverdacht gestellt. Und die Frauen, um Diskriminierung zu vermeiden, gleich mit.

Bedenkt man weiterhin, dass die verwirrte sexuelle Identität mit ein Hauptauslöser zu sein schien, ist für die Zukunft noch Schlimmes in Bezug auf Missbrauchsfälle überall in der Bevölkerung zu erwarten. Denn die allgemeine Verwirrung wird ja ganz offensichtlich immer größer, weil manche versuchen, alle Normen und Orientierungspunkte zu kippen. Hier zeigt sich auch die Bedeutung der „Theologie des Leibes“, wie sie von Johannes Paul II in zahlreichen Katechesen aufgeschlüsselt wurde. In Amerika haben Bücher darüber viel Beachtung gefunden. Wie man hier in Deutschland darüber denkt, konnte man leider am jüngsten Thesenanschlag des BDKJ befremdet zur Kenntnis nehmen.