Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Freitag, 12. Februar 2016

Gelegenheitskirchgänger erkennt man so (brandaktuelles Beispiel)

Es war zwei Sonntage vor der Fastenzeit. Da ja leider meine Pfarrkirche für mich Sperrgebiet geworden ist (nach der Holzwurmbekämpfung ohne anschließende Versiegelung), fahre ich in die Nachbargemeinde, wo es eine für Gehbehinderte geeignete Frühmesse gibt (kein steiler Berg, keine Stufen, Parkplätze verfügbar). Im Rheintal haben die meisten Kirchen leider die Eigenschaft hoch oben zu liegen und zusätzlich von Stufen umgeben zu sein. In jener Gemeinde hat man ein durchdacht konzipiertes Pfarrzentrum zu dem auch eine Kapelle gehört, in der bis zu 100 Leute Platz finden können. Es gibt ein paar Parkplätze im Hof aber die überlasse ich möglichst den wirklich schwer Gehbehinderten und halte auf dem sonntags völlig freien Parkplatz der Bank 200 m weiter.

An jenem Sonntag früh war ich gerade auf dem Weg vom Parkplatz zur Kapelle als hinter mir etwas fast wie Hufgestampfe ertönte. Ich blieb vorsichtig an der Häuserwand stehen (bin halt doch etwas wacklig) und sah einen Pulk Leute im Eilschritt heran- und an mir vorüberziehen. Die wehenden Mäntel und Jacken rochen stark nach Rauch und Alkohol. Ob die wohl jetzt noch von einer Sitzung kamen oder in die Bäckerei wollten, die sonntags früh offen hat - oder gar in die Frühmesse?

Es stellte sich heraus, dass es um einen Gedenkgottesdienst dieser Familie ging, den diese löblicherweise so zahlreich besuchten. Offenbar hatte die Familie gehört, dass jene Messe doch recht gut besetzt sei und sich daher entschieden, sich rechtzeitig Plätze zu sichern. Und wo tat man das? Natürlich in den vordersten Bänken. Es musste ja gezeigt werden, wie gut man seine Pflicht für die eigenen Verstorbenen erfüllt. Was diese Leute klar nicht wussten, war, wie viele richtig kranke und kaum gehfähige Menschen gerade in diese Frühmesse gehen, weil es sonst kaum eine Alternative gibt und dass es für diese schwer Kranken, die sich ohne Rollator oder 2 Stöcke gar nicht und damit nur mühsam bewegen können, wichtig ist, in die erste Bank zu gehen, von der aus sie nicht extra zur Kommunion gehen müssen. Auch Küsterin und Lektor finden dort normal ihren Platz.  Diese mussten sich nun über den ganzen Raum in die verbleibenden Ecken verteilen. Zum Glück ist der Pfarrer dort auf Zack und als es zur Kommunionausteilung ging, suchte er die versprengten Kranken zuerst auf.

Nein, nicht schlimm, dass die Gottesdienstbesucher des Tages sich kaum in allem auskannten; sie guckten sich immer wieder um und korrigierten sich dann. (Wäre einfacher gewesen, hätte man nicht die ersten Bänke belegt.) Oder dass sie die Reihenfolge beim Kommuniongang nicht begriffen; der Mittelgang ist eng, es kommt erst die linke Seite von vorn nach hinten dran und dann die rechte von hinten nach vorn.

Es zeigt nur, wen oder was man hier leicht glossieren könnte. Nicht nämlich die regulären Gottesdienstbesucher, die sich - vielleicht aufgrund der vielen Kranken - durch besondere Rücksicht und Anteilnahme auszeichnen, wie ich sie auch aus der Heimatgemeinde gar nicht gewohnt war.

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