Ich habe für mich mal durchsortiert, warum ich bisher keine Freude fühle in Bezug auf die anstehende Patenschaft.
Das ist so. Wenn mich jemand fragen würde, ob ich sein Firmpate werden wolle, würde ich mich seher freuen. Ich bin noch nach Jahren betrübt, dass eine mir nahestehende Person, als sie sich nach langem Zureden zur Firmung entschloss, mich nicht einmal zu der Feier einlud; ich wäre so gerne Pate gewesen.
Wenn jemand mich fragen würde, ob ich Taufpate werde, weil er denkt, dass ich dafür genau die richtige Person bin, würde ich mich auch freuen, einfach über das Vertrauen.
Einmal habe ich aber auch eine Patenschaft schon ausgeschlagen. Bei der Nachkommenschaft eines Cousins. Die Tante (meine Firmpatin - schweres Seufzen -, die ich wirklich nicht als solche gewollt hatte, aber die mir von den Eltern trotz allen Protestes bestimmt worden war) hatte schon im Vorfeld geäußert, dass das ganze Erbe sowieso mal an ihre Familie falle, da ich ja unverheiratet und kinderlos bin und mein damals noch ganz regulär verheirateter Bruder keine Kinder hatte. Ich wollte nich mit 30 als künftige zu melkende Erbtante eingesetzt werden. Denn darum schien es in erster Linie zu gehen. Ich hatte auch erhebliche Zweifel, dass irgendeine Intervention in Fragen Glaubenserziehung dort toleriert werden würde. Vielleicht täuschte ich mich, denn die angeheiratete Mutter hatte doch einen besseren Begriff von Patenschaft als mein Cousin, aber das konnte ich damals schlecht wissen.
Die jetzt anstehende Patenschaft ist eben auch nicht unbelastet. Sie ist wohl in erster Linie sehr pragmatisch bedingt. Inwieweit ich tatsächlich etwas für meine Nichte in Glaubensdingen tun kann, steht in den Sternen. Und dann gibt es noch ein kleines Minenfeld, was meinen Neffen angeht. Der hat schon mütterlicherseits eine Halbschwester und ist der Meinung, er sei zu deren Gunsten verstoßen worden. Ich bin eine seiner wichtigsten Personen und das wird nicht einfach sein, ihn nicht vor den Kopf zu stoßen, wenn ich mich jetzt um die neue Halbschwester mehr kümmern muss und es von seiner Zeit abgeht.
Es gibt also einfach jede Menge Probleme, und ein bisschen seelsorgerliches Feingefühl wäre da nicht schlecht gewesen. Aber der sah ja nur irgendwelche seiner Vorurteile bestätigt.
Heute in der heiligen Messe habe ich mich dann aber auch ohne seelsorgerliche Assistenz erinnert, dass Gott die ganze Problemkonstellation kennt und dass vielleicht er will, dass ich da Pate bin, und das war dann tatsächlich tröstlich.
Pastoral vernachlässigt fühle ich mich trotzdem bei all dem.
Ich finde Taufpatenschaften sehr sehr schwierig. Wenn ich mich so in meinem Freundeskreis umschaue, ist das bei den meisten schiefgegangen. Patenschaften können keine Freundschaften erzwingen die nicht schon vorher da sind (so war es bei mir und ich fand es absolut gruselig meine Feiertagsnachmittage auf einmal bei meiner Cousine verbringen zu müssen, weil ich zur Patenschaft nicht hatte "Nein" sagen können. Inzwischen haben wir keinen Kontakt mehr und den Ärger hat dann meine Mutter von meiner Tante bekommen), auf die religiöse Erziehung Einfluss nehmen zu wollen/können erscheint mir utopisch, und für eine spätere Versorgung oder beim Erben ist eine Patenschaft bedeutungslos. Oder man wird als Geschenkeautomat benutzt. Also ich wäre da sehr zurückhaltend, die meisten in einen gesetzten Ansprüche wird man eh' nicht erfüllen können. Ich habe auch erlebt, wie eine überfallartig angebotene Patenschaft nach etwas Überlegung abgelehnt wurde. Das war zwar im Moment nicht ganz leicht, hat aber dauerhaft die Verhältnisse geklärt und für die Freundschaft war es letztlich besser. - Ich wünsche Dir jedenfalls Gottes Segen. Und tröste Dich: Gerade Jesus steht auch nicht für gelungenes Familienglück. Er hat seine Familie woanders gefunden.
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