Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 1. September 2012

Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral (1)




Nachdem wir schon vor einiger Zeit in diesen Nachrichten auf das Predigtbuch von Hochwürden Peter Schlau verwiesen habe, steht seit  neuestem ein weiteres Werk dieses begnadeten Landpfarrers zur Verfügung, in dem er weniger geübten Kollegen an seinen epochemachenden pastoralen Ansätzen und Techniken teilhaben lässt. Freundlicherweise wurde uns die Genehmigung erteilt, einige Auszüge daraus vorab veröffentlichen zu dürfen.

„Ein wichtiges Feld, in dem Kirche Menschen erreichen kann, sind die pastoralen Gespräche, die sich anlässlich sakramentaler Anlässe ergeben. Gerade hier können wir den Menschen von heute vermitteln, dass der Glaube etwas ganz Persönliches ist und sie in unseren Gemeinden ein Zuhause finden können, in dem jeder willkommen ist.

Um meine Leser nicht mit rein theoretischen Ausführungen zu langweilen, wie sie bereits zahlreich vorliegen, möchte ich die wichtigsten Prinzipien anhand praktischer selbst erlebter Beispiele erläutern.  Bitte widmen Sie sich diesen sorgfältig; es ist äußerst hilfreich in jeder Situation eine passende Antwort bereit zu haben, mit der unerwünschte Gesprächsverläufe verhindert werden können.

Beginnen wir mit einem einfachen Beispiel, wie der freisetzenden Kraft des Evangeliums zum Durchbruch verholfen werden kann. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass unsere Gemeindemitglieder unter der Knechtschaft ihnen in der Vergangenheit aufoktroyierter Zwänge schmachten und wir ihnen dringend als erlösende Befreier zu Hilfe eilen müssen. Lassen Sie sich dabei keinesfalls durch den Anschein täuschen!
Nehmen wir Herrn Josef W. (55 Jahre). Er kam ins Pfarrbüro, um einen Festgottesdienst anlässlich seiner silbernen Hochzeit zu vereinbaren. Nach Erledigung der Formalitäten, bei denen ich natürlich äußerst freundlich und zuvorkommend war, zögerte Herr W. und sagte schließlich: „Herr Pfarrer, ich war schon gut 20 Jahre kaum in einem Gottesdienst und schon länger nicht beichten, sollte ich das vielleicht wieder mal machen?“

Hier müssen Sie sich Ihrer Pflichten klar bewusst sein! Befreien Sie den unglücklichen Mann von seinen jahrzehntelangen Schuldgefühlen! Treiben Sie ihn keinesfalls tiefer in die Klauen der Zwänge, die sein Leben bedrängen! Zeigen Sie tiefe Einfühlsamkeit und Barmherzigkeit und versichern Sie ihm, wie ich das in solchen Situtationen immer mache: „Aber Herr W., Sie sind doch ein guter Mensch! Sie brauchen doch nicht beichten zu gehen. Sie haben doch sicher niemanden umgebracht! Nein? Dachte ich mir. Und einen Banküberfall werden Sie auch nicht gemacht haben? Sehen Sie! Alles ist in bester Ordnung. Setzen Sie sich da nicht unnötig unter Druck. Sie sind genauso richtig, wie Sie sind.“

In fast allen Fällen wird der Bedrückte erleichtert aufatmen und frohgemut von dannen gehen. Sie haben Licht in ein Leben gebracht. Nicht länger werden dunkle Wolken über ihm dräuen, er weiß jetzt, ich nehme ihn an. Ich verurteile ihn nicht, wofür auch, den guten normalen Menschen, der da als redlicher Bürger lebt.“
Soweit der heutige Auszug aus den Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral

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