Ich war auch im vergangenen Monat in Trier. In einem Bus in dem mir fast alle unbekannt waren. Meine Sitznachbarin eröffnete sofort nach Platznahme den Smalltalk. Und worüber unterhält man sich in gut katholischen Kreisen wie anderswo übers Wetter? Richtig, die altbekannte Bingoliste: Laien-Gottesdienste, Frauenpriestertum, Interkommunion (=Ökumene, angeblich), Zölibatsabschaffung usw. usw.mit kurzem Abstecher zu Kreuzzügen und Hexenverbrennung. Meine Nachbarin hakte auf Hin- und Rückfahrt die ganze Liste ab.
Sie war nicht kämpferisch. Richtiger Smalltalk eben. Und fast jedesmal, wenn ich höflich zugehört hatte und dann auf ein paar Punkte hinwies, die sie wohl nicht bedacht hatte, stimmte sie mir plötzlich zu und fing nach einer Denkpause ein neues Thema an. Ganz am Ende der Fahrt kam erst etwas, was ihr wirklich wichtig war. Vorher hatte sie sich noch etwas mockiert über die unaufgeklärt Frommen, deren eine sie beauftragt hatte, eine Devotionalie in Kontakt mit dem Schrein des Heiligen Rocks zu bringen, was sie aber nicht tun würde, weil das zu lächerlich sei. Aber auf einmal kam es, ganz am Schluss , leise, fast scheu, sie machte die Wallfahrt, weil ihr Mann krank ist und vielleicht ... Außerdem danke fürs Zuhören.
Mir hat das Herz wehgetan um sie und alle die sind wie sie. Die ihre Frömmigkeit vor sich selbst hinter hohen Mauern wohlfeiler Kirchenkritik verbergen und sich in Wirklichkeit nach dem sehnen, das sie selbst mit niederzureißen helfen.
Eine einfache Frau. Ich dachte an das Wort Jesu, was die auf sich laden, die solchen "Kleinen" ihren Glauben rauben.
Ja, den Eindruck, daß einige "ihre Frömmigkeit vor sich selbst hinter hohen Mauern wohlfeiler Kirchenkritik verbergen" hatte ich auch schon manches Mal. Sie würden gerne glauben wie sie das noch als Kinder taten und irgendwo haben sie noch die Hoffnung, daß es vielleicht doch noch so ist. Aber man darf das wenn man in der Generation Anerkennung erhalten will ja nicht mehr sagen - und dann tun sie es halt auch nicht. Für uns Konvertiten ist es in mancher Hinsicht einfacher. Wir gehören nur begrenzt dazu, die Gemeinden sind häufig nicht unsere alleinigen Bezugspunkte und unsere Mitkonvertiten sehen das in der Regel anders - denn wozu hätten sie auch sonst konvertieren sollen?
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