Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Das Problem mit den aktuellen päpstlichen Äußerungen ....

... wurde schon von einigen, u.a. Peter Winnemoeller, aufgegriffen. Ich sehe mich auch ständig damit konfrontiert, mir möglichst originale und zusammenhängende Aussagen zu besorgen, durchzulesen und festzustellen, dass die Intention des Gesagten wohl tadellos ist aber die Formulierung in Teilaspekten äußerst missverständlich.

Ich vermute, Peter Winnemöller trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er schreibt: "Dabei wirkt die schon fast erschreckende Selbstverständlichkeit, mit der er [der Papst] für sich (und andere?) die Lehre der Kirche als gegeben annimmt, befremdend."

Wenn man die Lehre der katholischen Kirche kennt (was hierzulande für sehr wenige zutrifft, die meisten haben eher mythologische Vorstellungen davon und konfrontieren sich nicht mit nachlesbaren Fakten) und zu ihr steht und weiß, dass der Papst das selbstverständlich tut, dann sind seine Aussagen klar.
Wenn man die Lehre eher vom Hörensagen und episodischen Erfahrungen kennt, sie ohnehin anzweifelt und glaubt die vom Zeitgeist geprägten Überzeugungen der Mehrheit seien die normative Wahrheit, dann kann man völlig anderes daraus lesen und verstehen.

Ich denke inzwischen auch, dass Papst Franziskus, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, nur periphär etwas über den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland weiß, in der die große Mehrheit der katholisch Getauften kaum mehr das Vaterunser auswendig kennt oder auch nur die Zehn Gebote aufzählen könnte. In der man Reinkarnation für mit dem christlichen Glauben vereinbar hält und meint, der einzige Unterschied zwischen einem katholischen und einem evangelischen Pfarrer sei der Zölibat, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wo die Mehrheit der katholischen Theologen seit Jahrzehnten daran arbeitet, große Teile dessen, was im Katechismus steht, ad absurdum zu führen und diese Lehren mit Hilfe der säkularen Presse und leider auch oft der kirchlichen fast konkurrenzlos verbreitet.
Und schließlich, wo es kaum noch eine gesunde Herde mehr gibt, sondern fast nur noch lockere Ansammlungen von kranken, verwahrlosten und halb verwilderten Schafen, zwischen denen mit Schafspelzen angetane Wölfe ungehindert herumlaufen dürfen. Und wehe in einer der Schafsgruppen gibt es zu lautes Gemecker, wenn so ein Wolf in der Nähe ist, dann taucht ganz schnell einer der Hirten auf und sorgt für Ruhe.

Ganz unabhängig von kirchenpolitisch interpretierbaren Äußerungen, mich hat eine Äußerung in Zusammenhang mit dem Weltjugendtag in ihrer Unbedachtheit sehr betroffen gemacht. Da hieß es, ein Jugendlicher, der nicht fröhlich sei, sei kein rechter Jugendlicher. Solche wolle er nicht. - Arme kranke Schäfchen, dachte ich, die da allein und verlassen schon so jung die Hoffnung verloren haben und jetzt noch so etwas um die Ohren geschlagen bekommen.
Gerade Jugendliche neigen oft zu Schwermut, auch katholisch getaufte, und können nirgends einen Sinn erkennen. Von ihrer Kirche wissen sie meist nur eine lange Liste dessen, was gerade auch kirchenintern kritisiert wird. Von der Schönheit des Glaubens wissen sie nichts. Sie suchen ihre Freude in der Gemeinschaft, im Einsatz für etwas - aber die Quelle der Freude, da wissen sie gewöhnlich nicht einmal, dass es die wirklich gibt.

Ja, als Christen haben wir eine Quelle der Freude, die nicht versiegt und das sollte man sehen. Aber viele haben diese Quelle noch nie zu Gesicht bekommen, gerade auch viele Christen, und daher keinen Zugang zu dieser Freude. Sich dessen nicht bewusst zu sein, ist schon tragisch. Sagt man diesen Menschen guten Willens, die sich dennoch trotz einer Dominanz des Leidens in dem von ihnen Erlebten einsetzen und Gott dienen wollen, sie müssten lächeln, werden sie nur eine Maske aufsetzen können.
Und andere, die ihre vorläufige Freudenquelle in ihren Beziehungen oder ihren Leistungen sehen und daher zu lächeln vermögen, möchten dann ihr Heilserlebnis als das universelle andern bringen, ohne zu wissen, wo die wahre Quelle ist.

Schon in einer solch einfachen Aussage wie der obigen kann also viel Missverständliches liegen.

Die Äußerungen des Papstes gehen wohl von einer mehr oder weniger heilen katholischen Welt aus, die wir nur noch aus Büchern kennen in unseren Breiten und können daher in diesem Umfeld nicht die beabsichtigte Wirkung entfalten sondern wirken in vielen Fällen sogar kontraproduktiv. Das ist ein Problem. Und das größere Problem ist tatsächlich, dass es von Rom aus keine Klarstellungen gibt, was und wie etwas wirklich gemeint ist. Damit ist einer Vielzahl von falschen Interpretationen, die mit Begeisterung verbreitet werden, der Weg frei gemacht.

Da kann ich auch nur hoffen und beten, dass die Linie wieder klarer und unzweideutiger wird. So wie sie gemeint ist, nicht wie sie durch nicht aufhörende Missverständnisse verbreitet wird.
Und ja, die Vielzahl der missverständlichen Äußerungen macht es inzwischen fast unmöglich noch für Klärung zu sorgen. Es braucht ja oft ein Nachfragen, weil vieles so rätselhaft ist in seiner Intention. Man kann einfach nicht mehr nachkommen damit.


3 Kommentare:

  1. "dann taucht ganz schnell einer der Hirten auf und sorgt für Ruhe."

    Sehr geehrter, lieber Kollege,

    wie wunderbar! Wer so schön und richtig über Herden und Schafe schreiebn kann, dem fühlen wir uns unmittelabr verbunden, vgl. z.B. hier: http://www.pulchra-ut-luna.de/2013/10/unfrisiert-ein-sketch-von-der-schafweide/

    Die Zustimmung zum Inhalt "über die Schafe hinaus" ist ebenso ehrlich - nur leider weniger witzig...

    Dank und Gruß

    GL &CBL

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  2. Ganz Deiner Meinung. Im Moment liest man wenige so ausgewogene und sachliche Darstellungen des "Problems"...

    LG

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  3. @G. Lamers: Den Schafssketch hatte ich noch nicht gesehen; es gibt ja das eine oder andere zum Thema in den Blogs - und ich habe jetzt 3 Monate so gut wie nicht in die ganzen Beiträge geschaut.

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