Anlässlich dieses Ereignisses möchte ich auf kein anderes Thema eingehen. Auf Kardinal Newman bin ich gestoßen, als ich versuchen wollte, herauszufinden, was es mit dem Christsein wirklich auf sich hat. Gar nicht so einfach, Literatur zu finden, wenn man nicht weiß, wen man ansprechen soll. Das muss etwa 1987 gewesen sein. Nun gab es damals in der Stadt noch eine winzige Buchhandlung, die tatsächlich ein Regal mit katholischer Literatur hatte. Nicht etwa die Dombuchhandlung, da gab es so ziemlich alles, nur nicht das was ich brauchte. Nun im Regal jener kleinen Buchhandlung stieß ich unter anderem auf ein Buch über Newman und fand seine Biographie und die Auswahl seiner Texte einfach ansprechend. Mit jemandem, der selbst wohl überlegt hatte, was den Glauben ausmachte, konnte ich mich gut identifizieren.
Vielleicht, aber das war mir damals sicher nicht bewusst, mochte ich auch die Konsequenz, mit der er seinen Weg ging. Etwas als wahr zu erkennen und dafür Ansehen und überhaupt erst einmal alles aufzugeben, das ihm vorher wichtig war, das ist schon sehr beeindruckend. Durchdacht habe ich das damals nicht. Newman war mir nur einfach sympathisch.
Später hörte ich dann, wie er so hervorgehoben wurde, dass er sich zu einer Zeit als das sehr unüblich war, sich für die Verantwortung und stärkere Rolle der Laien in der Kirche eingesetzt habe – und das war mir eher suspekt. Ich lebte ja gerade in einer Zeit, in der sich gerade die gerne als „mündige Laien“, die mehr Verantwortung wollen, bezeichneten, die dann vieles, was mir doch sehr wesentlich am Glauben schien, einfach über Bord werfen wollten. Ich konnte so etwas nicht auf Deckungsgleichheit mit Newman bringen, dessen Glaube ich doch gerade beeindruckt hatte, ging aber deswegen auf vorsichtige Distanz.
Erst jetzt, da es vor der Seligsprechung einige Berichte über Newman gab, verstehe ich, auf was sich obige Aussagen beziehen und das es mit jenen anderen Leuten wirklich rein gar nichts zu tun hat. Für mich ist die Seligsprechung daher Anlass, gewissermaßen eine Freundschaft wieder aufzunehmen, die ich auf Distanz gehalten hatte, also ein guter Tag.
Am beeindruckendsten an der Feier der Seligsprechung und der heiligen Messe, die heute vom Fernsehen übertragen wurde, fand ich, dass der Papst an zwei Stellen eine Stille einhalten ließ: nach den Lesungen und der Predigt, um das Wort Gottes zu bedenken und nach der Kommunion, damit auch diese Begegnung mit Jesus nicht in Aktivitäten untergeht. Das hätte ich mir schon sehr oft bei Gottesdiensten gewünscht. Natürlich ist es meistens möglich, die Geschäftigkeit ringsum zu ignorieren. Aber diese gemeinsame Stille war selbst am Fernsehen ein wunderbares Erlebnis.
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