I Liebe
Liebe im weitesten Sinne ist die Bereitschaft, eine bestimmte Quantität investieren zu wollen, um ein persönlich angestrebtes Ziel zu erreichen.
Das kann auf ganz niedrigem Niveau sein:
„Ich liebe Schokoladenkuchen. Darum zahle ich gerne ein paar Euro, um den Genuss zu haben, ihn zu essen.“
Eine „Liebe“ vollkommen im eigenen Interesse; der Kuchen wird dafür nur verbraucht und um ihn zu erhalten, muss eine Gegenleistung (Geld) gegeben werden.
Auch unter Menschen gibt es solche rein geschäftlichen Liebesbeziehungen, die aber den anderen zu einem Gegenstand machen und ihm damit etwas an Würde rauben.
Der völlig entgegengesetzte Pol in der Liebe ist der von Jesus demonstrierte:
Er gibt aus Liebe sein Leben, selbst für die, die sich ihm gegenüber feindlich verhalten.
Eine selbstlose Liebe. Es wird alles gegeben, ohne die Sicherheit für eine Gegenleistung zu erhalten. Das angestrebte Ziel ist allein das Wohl des Geliebten. Der Geliebte erhält etwas, ohne selbst dafür etwas leisten zu müssen oder gar benutzt zu werden.
Manchmal wird er dadurch zu jemandem, der auch so zu lieben versucht.
Unsere Liebesfähigkeit befindet sich meistens zwischen diesen beiden Polen. Wir schätzen aber die uns entgegengebrachte Liebe um so höher, je mehr sie selbstlos wird.
Liebe darf auch auf keinen Fall als identisch mit Geschlechtsbeziehungen gesehen werden, wie das leider oft getan wird. Jeder von uns sollte eigentlich hinreichend andere Beispiele kennen:
- die Liebe zwischen Eltern, Kindern und Verwandten
- die Liebe zwischen guten Freunden
- die Liebe von Gefährten, die gemeinsam schwierige Situationen bestehen
- die Liebe, wenn es gelingt, im Mitmenschen den Bruder zu erkennen, den von Gott geliebten Menschen, den man selbst gar nicht anders als lieben kann
In all diesen Fällen kann die Liebe so tief sein, dass der Liebende bereit ist, für den anderen sein Leben einzusetzen, und in vielen dieser Fälle wäre jeder Gedanke an einen Geschlechtsakt mit der geliebten Person abwegig, in manchen Fällen sogar verbrecherisch.
II Triebe
Der sexuelle Trieb ist ursprünglich ein Trieb, der dem Überleben des Menschen dient. Er ist nicht so elementar wie der Trieb zu essen und zu trinken, was das unmittelbare Überleben sichert oder der, liebevolle Beziehungen zu haben, was das psychische Überleben sichert. Er gehört eher zu situationsbedingten Trieben wie dem Fluchttrieb oder dem Angriffstrieb und ist wie alle Triebe von speziellen Hormonen gesteuert. Und wie alle Triebe kann er ausgelöst werden, ohne dass es sinnvoll ist.
Wer nicht isst, stirbt - darum lösen Hormone beim Essen positive Gefühle aus. Leider so undifferenziert, dass manche Menschen sich dadurch sogar krank essen. Manche werden dabei auch nur noch von Gier getrieben und können das Essen nicht mehr genießen. Das Essen wird zur Sucht.
Wer keine fürsorglichen Beziehungen hat, wird auch nicht lange überleben - darum lösen Hormone dabei glückliche Gefühle aus. Bei manchen führt das leider zu krankhaftem Verhalten, das nicht mehr aus der Ich-Zentriertheit herauskommt. Die Sicherheit durch Fürsorge anderer wird zur Sucht.
Wer nicht flüchten und kämpfen kann, wird schnell getötet - also lösen die entsprechenden Hormone bei der Reaktion auch euphorische Gefühle aus. Bei manchen führt das zu exzessivem Suchen von Gefahrensituationen, was wieder lebensgefährdend wird. Die Gefahrensuche wird zur Sucht.
Wer nicht sexuell tätig wird, kann keine Nachkommen zeugen - darum lösen Hormone bei Geschlechtsakten Glücksgefühle aus. Wie Essen, Trinken und riskantes Verhalten kann es auch hier dazu kommen, dass die dadurch ausgelöste Euphorie zu übermäßig gesucht wird, so dass es zu Verhaltensweisen kommt, die genau das gefährden, was der Trieb sichern sollte, nämlich zu. Zerstörung stabiler sozialer Beziehungen, Gefährdung der eigenen Gesundheit und der anderer und zu sexuelle Praktiken, die nicht der Fortpflanzung dienen und um ihrer selbst willen gesucht werden. Die sexuelle Betätigung wird zur Sucht.
III Liebe und Triebe
Was haben nun die Triebe mit Liebe zu tun?
Wer liebt, versucht dem anderen das zu geben, von dem er selbst weiß, dass im anderen dazu ein Antrieb ist. Der Geliebte wird mit Nahrung versorgt, mit Fürsorge umgeben, vor Gefahren geschützt und man versucht, ihm zu ermöglichen, Nachkommen zu haben (z.B. auch Eltern, die wollen, dass ihre Kinder einen treuen und verlässlichen Partner finden).
Das, was ursprünglich nur der Befriedigung eines Triebes diente, kann zur Ausdrucksform der Liebe werden.
Nur wie das schon bei den eigenen Trieben geschieht, kann auch dieses Bestreben, anderen Liebe zu zeigen, auf Irrwege geraten: Es wird zuviel Nahrung gegeben. Oder Nahrung, die dem anderen nicht nützt. Die Fürsorge kann zu einengend werden, statt andere zu schützen, werden diese in Unselbständigkeit gehalten. Statt dem anderen geistliche und körperliche Fruchtbarkeit zu ermöglichen, wird dieser zur Befriedigung oder Ersatzbefriedigung der eigenen Triebe gebraucht.
Es kann also Ausdruck tiefer Liebe sein, dem anderen ein schönes Essen zu bereiten.
Es kann reine Liebe sein, sich um den anderen zu sorgen.
Es kann Ausdruck hingebender Liebe sein, sich dem anderen in intimen sexuellen Akten zu schenken.
Es kann. Es ist aber nicht notwendigerweise so.
Manchmal ist es Ausdruck der Liebe, das nicht zu geben, zu dem der andere sich getrieben fühlt, weil ihm in der Unterordnung unter einen Trieb Wichtigeres verloren geht.
Die Triebe bieten eine Möglichkeit Liebe zu zeigen. Manchmal, indem einem Bedürfnis nachgekommen wird, manchmal indem man ihnen nicht nachkommt.
IV Das zerstörerische Tabu unserer Zeit
- während offen diskutiert wird, wie Menschen zu helfen ist, denen bei Essen und Trinken jedes Maß so verloren gegangen, dass sie dadurch ihre Gesundheit stark gefährden und staatliche Behörden manchmal sogar in Versuchung sind, „zum Wohle der Betroffenen“ zu repressiven und gängelnden Maßnahmen zu greifen
- während psychische Abhängigkeiten, die ein selbständiges Leben und die Freiheit einschränken, in allen Medien heiß diskutiert werden und zahlreiche Menschen mit entsprechenden Beratungen ihren Lebensunterhalt verdienen
ist es tabuisiert, über die gravierenden Folgen sexueller Unbeherrschtheit auf all ihren Ebenen zu sprechen.
Dies beginnt ganz lapidar mit dem erhöhten Vorkommen von, zum Teil sehr schwerwiegenden Erkrankungen, die in Zusammenhang mit einem einer unklugen sexuellen Triebbefriedigung stehen.
Viele dieser Erkrankungen haben ihren Ursprung erst an zweiter Stelle in der Betrachtung der Sexualität als Konsumgut, was zu sexuellen Kontakten mit (häufig) wechselnden Partner steht; solche Praktiken führen nur zu ihrer stärkeren Verbreitung. In vielen Fällen rühren jedoch die Erkrankungen daher, dass in der ständigem Suche nach immer neuer Erregung ausgerechnet die – aus mehreren biologischen Gründen – sehr infektionsanfälligen Geschlechtsorgane in Kontakt mit Umfeldern gebracht werden, für die sie nicht wirklich tauglich sind. Als drastisches Beispiel ist hier zum Beispiel der Enddarm zu nennen, ein Umfeld, das mit zahlreichen Bakterienstämmen besiedelt und mit Verdauungsrückständen ausgekleidet ist.
Während fast jeder es zu Recht als Angriff gegen seine Menschenwürde betrachten würde, zwänge ihn jemand, seine Zunge in Kontakt mit einer schlecht gereinigten Toilettenschüssel zu bringen, schrecken einige (viele?) unbegreiflicherweise nicht davor zurück, ein anderes Körperorgan, das deutlich infektionsanfälliger ist als der Mundraum und über weniger Abwehrmechanismen verfügt, ausgerechnet in Kontakt mit dem Inneren des Enddarmes zu bringen. Was zum einen oft zu kleinen Verletzungen des Enddarmes selbst führt (immer riskant, da so Bakterien in die Blutbahn gelangen können) und zum anderen die dortigen Bakterienkulturen beim nächsten standardmäßigerem Einsatz besagter Organe in den weiblichen Vaginalraum überträgt, wo sie die verschiedensten Erkrankungen bis hin zum Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Alles sehr tabuisierte Dinge. Mit doppeltem Tabu, da es ja auch noch um die Ausscheidungsorgane geht. – Vielleicht aber könnte hinter so manchem ehemaligem Gesetz, das nun als reine Grausamkeit gegenüber diversen sexuellen Neigungen propagiert wird, doch auch die eine oder andere Erwägung zur Verhütung grassierender Krankheiten gestanden haben?
Wie dem auch sei. Möglicherweise gravierender als Risiken für die physische Gesundheit, wenn gewisse Dinge praktiziert werden, ist die Behauptung – der nicht widersprochen werden darf -, dass es bei der Stillung diverser Triebe vor allem um Liebe gehe. Ja, dass Liebe manchmal unabdingbar in Verbindung mit Geschlechtsverkehr gesehen wird. Dass manchmal fast schon in einem fatalen Umkehrschluss dem Mangel an Liebe vorgeworfen wird, der eine Bändigung der Triebe für sinnvoll hält.
In einigen Fällen scheint es sich tatsächlich um eine Sprachlosigkeit der Liebe zu handeln, die meint, sich nur durch geschlechtliche Intimität ausreichend Ausdruck verschaffen zu können. Ist es dann allerdings verwunderlich, dass bei Menschen, die mit so einem vagen und unvollständigen Begriff von Liebe aufwachsen, der Wille einem Trieb zu widerstehen sehr geschwächt ist? Wird ihnen doch fast gleichzeitig der Vorwurf gemacht, sie liebten gar nicht wirklich, wenn sie sich diesem Trieb widersetzten! Und der Mangel an Liebesfähigkeit ist in unserer Zeit, in der die Emotionalität ständig Pyrrhus-Siege über die Vernunft davonträgt, eine der vernichtendsten und aus der Gemeinschaft ausschließenden Vorwürfe, die erhoben werden können.
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