Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 21. Mai 2016

zum aktuellen LaCroix Interview des Papstes

La Croix ist nicht irgendeine französische Zeitung, es ist eine katholische Zeitung. Dieser hat der Papst ein Interview gegeben (englische Übersetzung der Herausgeber). Einige Aussagen in diesem Interview ließen wohl bei  Alexander Kissler die Galle überlaufen. Jetzt trifft diesen die Kritik, er sei den Papst zu hart angegangen.Vermutlich ist er das, auch wenn keiner seiner Kritikpunkte völlig ohne Berechtigung ist.

Ich selbst benötige allmählich auch dringend geistlichen Beistand, wie ich aus dem Konflikt zwischen der unabdingbaren Loyalität zum Heiligen Vater und der notwendigen Reaktion auf einige wahrhaft haarsträubend an Weitsicht ermangelnde Äußerungen desselben noch comme-il-faut herausgehen soll.

Nehmen wir die kurze Passage hier: "Heute ist es, denke ich, weniger Angst vor dem Islam als die vor ISIS und dessen Eroberungskrieg. Es trifft zu, dass das Konzept des Eroberns der Seele des Islam innewohnt." Gut formulierte Aussage soweit, die ganze Problematik verkürzt auf einen Satz. Aber dann kommen folgende Worte: "Es ist jedoch auch möglich, den Auftrag im Matthäusevangelium, als Jesus seine Jünger zu allen Völkern schickt, genauso im Sinne von Eroberung zu verstehen."

Auch dieser Satz ist für sich tadellos. Es gab schon Menschen (vermutlich gibt es auch aktuell Vereinzelte), die den Missionsauftrag, zu Jüngern zu machen in Verkennung dessen, was es heißt, ein Jünger Jesu zu sein, als eine Legitimation zu gewalttätiger Eroberung sehen.

Das Problem kommt wie so oft in Texten des Papstes aus der mangelhaften Verknüpfung zweier Aussagen, die fast unweigerlich zu einer ganzen Bandbreite von möglichen Missverständnissen führt. Es fehlt der klarstellende letzte Satz, den man gerade vom Oberhaupt der Christenheit erwarten würde.Nämlich, dass eine solche Interpretation der Worte Jesu ganz klar dessen Intention widerspricht.

Die einen deuten das als gedankenloses Dahinschwätzen.
Andere sehen dahinter gar eine perfide Absicht.

Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit: Dem so Sprechenden ist der innere Zusammenhang so klar, dass er es nicht für nötig hält, diesen zu formulieren.

Und genau das ist in gleichem Maße verhängnisvoll, wie es die beiden ersten Möglichkeiten wären.
Jemand mit dem Autoritätsstatus des Papstes sollte solche verheerend missverständlichen Aussagen um jeden Preis vermeiden. Nur offenbar ist nicht einmal bei Genehmigung des Interviews jemandem die Problematik aufgefallen.
Leider kann die Aussage des Papstes, so wie sie ist,  von denen, die dem Christentum ablehnend oder gar feindlich gegenüberstehen als Eingeständnis gewertet werden, Islam und Christentum legitimierten in gleicher Weise Eroberungskriege, was NICHT den Tatsachen entspricht.






4 Kommentare:

  1. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Interviews mit dem Papst veröffentlicht werden, ohne daß ein Mitarbeiter sie geprüft hat. Wenn dieser Mitarbeiter solche Texte durchgehen läßt, muß er gefeuert werden.

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  2. Ich weiß auch nicht, ob da wieder jemand Unfähiges an aller Vernunft vorbei berufen wurde, ob da alles so betriebsblind ist oder völlig überfahren von hochhöchstlichen Spontaneitäten. - Mir wäre es nur selbst sehr peinlich, wenn solche Antworten, die auf Unbedachtheit und an anderer Stelle auf Naivität deuten in die Öffentlichkeit gegeben würden. Schützt ihn keiner? Hat er so den Kontakt mit der Wirklichkeit verloren, dass er die manchmal beträchtliche Unzulänglichkeit der Formulierungen und Inhalte nicht wahrnimmt? Wagt keiner ihn damit zu konfrontieren oder ist er so despotisch veranlagt, dass er auf nichts hört? Es wirft viele Fragen auf

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  3. Ich denke, es ist vor allem das "Format" Interview, dass evtl. bei Päpsten ungewohnt ist. Ich lese die kritisiert Stelle so, dass der Papst sagen wollte, dass es im Islam eine Aspekt von "Eroberung" gibt, dass man aber auch biblische Stellen so lesen kann (ja auch viele Jahrhunderte lang so gelesen hat). Für mich ergibt die Aussage nur Sinn, wenn es auch als kritische Rückfrage an solche Interpretationen des Islam verstanden wird. Mir fehlt der "klarstellende" Satz nicht. Und ich denke, dass auch der Papst der Meinung war: die kirchliche Haltung ist da sonnenklar. Die von Ihnen im letzten Satz vorgeschlagene Deutung halte ich für absolut falsch. Glauben Sie ernsthaft, irgendwer würde gegen zahlreiche lehrmäßige Belege ausgerechnet diesen Halbsatz aus einem Interview als Beleg heranziehen? Wer so über das Christentum denkt, interessiert sich sowieso nicht für Theologie.

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  4. Genau das würde ich eben als Betriebsblindheit bezeichnen. - Es werden in die breite Öffentlichkeit hinein Sätze gesagt, die für die Insider nicht erklärungsbedürftig sind.
    Es werden auf jeden Fall zwei Dinge neben einander gestellt, die sehr verschieden sind. Die Aufforderungen im Koran auch zu kriegerischer Eroberung sind recht eindeutig und es scheint eine Menge Leute zu geben, die sie auch wörtlich verstanden sehen möchten und die gerade bei einem Bemühen, gottgefälliger zu werden dadurch zu Radikalisierung versucht werden. Der Missionsauftrag ist eindeutig nicht kriegerisch. Das ganze Neue Testament fusst zwar auf dem Alten Testament, in dem es durchaus solche kriegerischen Eroberungen gibt, aber zeigt einen neuen Weg in Jesus, der von sich sagt, dass er der Weg ist: keine Gewalt, lieber töten lassen als selbst töten, überzeugen durch dienen. Wer hier seinen Glauben vertieft, wird ihn nicht mit Gewaltausübung vereinbaren können.
    Es gibt im Neuen Testament keine einzige Stelle, die zu Gewalt aufruft, ganz im Gegenteil.
    Sie scheinen da anderer Meinung zu sein? Oder vermengen Sie hier Altes und Neues Testament?

    Weder Sie noch ich scheinen in Bezug auf Theologisches völlige Normalbürger zu sein. Damit gehören wir einer Minderheit an. Die Mehrheit weiß NICHT was die kirchliche Haltung zu was auch immer ist sondern orientiert sich gewöhnlich an pauschalisierenden, oft falschen und unvollständigen Aussagen, die sie irgendwo gelesen und gehört hat.
    Wenn Sie die zwei oben zitierten Aussagen so machen würden, wäre es recht irrelevant. Wenn der Papst es tut, ist es das nicht.
    Leider tut er so etwas oft, so dass in seinem Fall Reden schon lange kein Silber mehr ist. Er schadet mit so etwas seinem Ansehen, dem Respekt vor seinem Amt und oft vielen, die er gerade nicht im Blickfeld hat, wenn er etwas sagt.
    Lehrmäßige Aussagen? Mit denen befassen sich sehr viele niemals. Nehmen wir an, eine Zeitung in Pakistan druckt genau diese Passage ab; Millionen Pakistani würden folgern, sie hätten schon immer gewusst, dass die Christen sie erobern wollen und dass das hier von höchster Stelle geradezu bestätigt werde. Und da wäre kein klärender Kontext, um es richtigstellen zu können, nur Dinge die an anderer Stelle stehen von anderen gesagt, deren Autorität möglicherweise nicht bekannt ist oder in Zweifel gezogen wird.
    Es gibt inzwischen wohl etliche Dutzend solcher Erklärungen zu zahlreichen Texten, die auf Papst Franziskus zurückgehen (verbal und schriftlich). Sie erreichen nicht die Verbreitung der Worte auf die sie sich beziehen und werden - auch infolge der uneinigen Lager innerhalb der Kirche - als persönliche Meinungen Einzelner ohne größere Relevanz gesehen.
    Relevanz ist sehr abhängig von der Position, die jemand innehat. Ganz besonders für die breite Öffentlichkeit.

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