Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 27. September 2012

Mariapfarr im 19. Jahrhundert: Wie man eine Wallfahrt systematisch zerstört

Blick in den hinteren Altarraum mit dem derzeitigen Gnadenbild in der Mitte des Altares

Nur um es vorwegzuschicken, die Wallfahrt nach Mariapfarr ist inzwischen wiederaufgelebt. Es kommen des öfteren Busse und auch Einzelbesucher aus dem deutschsprachigen Raum, was sicherlich mehreren Faktoren zu verdanken ist, u.a. der Tatsache, dass Joseph Mohr "Stille Nacht", wohl tatsächlich hier geschrieben hat (auch wenn es dort nicht zuerst in der Kirche gesungen wurde sondern nur in privatem Rahmen), dem Wallfahrts- und Pfarrmuseum, das einige Exponate aufzuweisen hat, die tatsächlich als Exponate von europaweitem Rang gelten und der Pfarrkirche selbst, in der sich sehr sehenswerte Zeugnisse der Kirchenkunst aus etlichen Jahrhunderten finden. Dennoch ist es ein schwacher Abglanz gegenüber der Bedeutung, die die Wallfahrt auf Pfarr im 13. bis 16. Jahrhundert hatte.

Es begann mit der Aufklärung und den Kriegen, bei denen französische Truppen auch in Österreich einmarschierten. Noch einschneidender waren die Anordnungen des Erzbischofes Hieronymus Colloredo; er beschränkte nicht nur die offiziellen Wallfahrtstage und Zahl und Durchführung der Bittprozessionen. Dramatischer war die Aufhebung des Kapuzinerklosters in Tamsweg, das die Wallfahrten von Mariapfarr und St. Leonhard mitbetreut hatte. Ab da fehlten die Prediger und Beichtväter. Eine Abordnung der Lungauer Bauern, die flehentlich baten, die Verordnungen zurückzunehmen, hatte keinerlei Erfolg.


Verheerender allerdings erwiesen sich dann die Moderniesierungsbemühungen mehrerer Pfarrer. So hatte man gegen 1873 begonnen, die fünf sehr wertvollen barocken Seitenaltäre zu entfernen - Neugotik hieß der aktuelle Modetrend, dem alles weichen musste. Man meinte, die neue Einrichtung passe besser zum gotischen Langhaus der Kirche. Gerettet werden Teile dieser Altäre von den Besitzern des Suppanhofes in Pichl, wenige Kilometer südlich von Mariapfarr; sie konnten Teile der zu vernichtenden Altäre abkaufen und errichteten auf ihrem Besitz eine eigene Kapelle dafür, in der die barocken Stücke noch immer zu bewundern sind:







20 Jahre später folgte dann noch der Hochaltar, dessen oberen Teil man noch im Wallfahrtsmuseum finden kann. (kein Bild)

Noch problematischer allerdings war, dass die Gnadenstatue aus dem Friedrich-Pacher-Altar von 1510 ihrer Schmuckgewänder und -ketten entkleidet wurde und sich herausstellte, dass sie stark beschädigt war. Man ließ sie neu vergolden, aber seitdem kursierten Vermutungen, es handele sich gar nicht mehr um das altbekannte Gnadenbild, das doch so anders ausgesehen habe. "Schlagartig hörten die Wallfahrten von auswärts auf und auch im Pfarrvolke ist die früher so hohe Verehrung Unserer Lieben Frau von Pfarr allmählich abgeklungen", schrieb Hw. Prof. Josef Schitter 1986 in einer Denkschrift. Man vermutete, es sei nur eine ebenfalls neugotische Nachahmung. Tatsächlich ist aber unter der Vergoldung von 1894 die tatsächliche Entstehungszeit (1510) dokumentiert.

Auch akutell gibt es Kontroversen um die bauliche Gestaltung, wenn auch wesentlich geringfügigerer Art; es geht um das Kirchengitter, das den Altarraum vom Kirchenschiff abtrennt, hier ein Blick darauf:



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