Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 2. September 2012

Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral (2)



Wir setzen unsere Serie der Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral fort.

„ Noch immer ist das Image unserer Kirche zu sehr mit der Drohbotschaft verbunden, die das Leben der Menschen einengt. Obwohl die junge Generation eine gesunde Abwehrhaltung gegen diese unterdrückerischen die Freiheit beeinträchtigenden Überzeugungen besitzt, die das Lehramt noch immer gegen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verteidigen versucht, werden auch junge Menschen gelegentlich von Zweifeln befallen, ob sie es wirklich wagen dürfen, ihr eigenes Leben zu leben. Da war zum Beispiel Lara M., eine engagierte junge Mitarbeiterin, die regelmäßig als Lektorin und Kommunionhelferin tätig wurde, wozu ich sie stets ermutigt hatte. Eines Tages bat sie um ein Gespräch und teilte mir mit: „Herr Pfarrer, ich habe mich nach längerem Überlegen dazu entschlossen, mit meinem muslimischen Mitarbeiter zu schlafen. Eine Heirat kommt für uns aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, aber ich sehe das als Liebe meines Lebens.  Allerdings möchte ich mich an die Regeln halten und zumindest nicht mehr als Kommunionhelferin tätig sein.“
Kann man es glauben?  Ich habe mein bestes getan, ihr diesen Unsinn auszureden: ‚Lara, Sie sind eine unserer Besten. Was Sie da tun, ist doch eine völlig private Entscheidung und hat nun wirklich rein gar nichts mit Ihrem Dienst hier in der Kirche zu tun! Sie wollen sich doch nicht von so ein paar Heuchlern einschüchtern lassen! Solches Pharisäertum dulde ich nicht in meiner Gemeinde! Sie werden gleich morgen wieder Kommunion austeilen! Und Sie werden dabei KEIN schlechtes Gewissen haben. So etwas tut man einfach in Ihrem Alter. Sie haben hier meine volle Unterstützung.“ Leider konnte ich Frau M. nicht völlig überzeugen. Sie übte ihren Dienst nur noch wenige Monate aus, bevor sie nicht mehr kam. 

In anderen Fällen bin ich erfolgreicher. Jugendliche, die im Zweifel sind, ob es tatsächlich kein Problem ist, nur gelegentlich (alle paar Wochen) einen Gottesdienst zu besuchen. Natürlich, versichere ich ihnen, das ist doch viel häufiger, als andere es tun. Außerdem gibt es ja auch selten Angebote, die wirklich für sie passen. Das sogenannte Kirchengebot, das den sonntäglichen Kirchgang fordert, ist völlig antiquiert und überholt und der Lebenswelt des modernen Menschen in nichts mehr angemessen.  Zum Glück kennen das die meisten Jugendlichen ohnehin nicht.
 Es geschieht nur gelegentlich, dass sie an religiöse Eiferer geraten, die ihre völlig überzogenen Praktiken, sich am Katechismus (!) – stellen Sie sich das vor, die haben einen Katechismus (!!!) und lesen gelegentlich da drin, diese reaktionären  rechtskonservativen Elemente! –orientierend, auch jungen Menschen nahebringen wollen und diese dabei in entsetzliche Gewissenskonflikte stürzen. Aber damit räume ich schnell auf. In den meisten Fällen haben sie danach keine Probleme mehr, mit ihrem Freund oder ihrer Freundin zu schlafen, wann immer sie das für richtig halten. Sonst wären sie ja  völlige Fremdkörper in ihrem Umfeld! Und ich sehe sie auch nur die normalen zwei- bis sechsmal jährlich in der Kirche. Das ist unsere Zukunft, junge Leute, die in ihrem Umfeld ihre christlichen Werte leben, in Freiheit und ohne Zwänge, und die so der ganzen Welt ein Zeugnis geben, was es heißt, katholisch zu sein. Sie wurden von mir nicht verurteilt, nun verurteilen auch sie niemanden, gleich, wie der die Liebe leben möchte. Nur so sieht wahre Pastoral aus."

Sie lasen einen Auszug aus Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral von Hochwürden Peter Schlau
Die Serie wird fortgesetzt.

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