Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Der Rhein fließt in den Tiber - 2: Diskussion über Liturgie und Kirche in der ersten Sitzungsperiode


Die erste Sitzungsperiode (11.10.-8.12.1962)
Es gab zehn Konzilskommissionen, zu denen. Je 16 Mitglieder wurden gewählt, 9 vom Papst bestimmt.
Es war Aufgabe des Konzils vorläufige Entwürfe, genannt Schemata) zu überprüfen, sie eventuell zu verbessern oder zu verwerfen. Die ersten 20 Schemata waren über ca. 3 ½ Jahre bis zur Konzilseröffnung erarbeitet worden. Drei Monate vor dem Konzil wurden die ersten 7 Schemata an die Konzilsväter versschickt. Die Themen waren  „Die Quellen der Offenbarung“, „Reinerhaltung des Depositum Fidei“, „Christliche Moralordnung“, „Keuschheit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit“, „Liturgie und zwei weitere. Auf eine Initiative von P. Schillebeeckx hin, wurde das Schemata zur Liturgie, das ihm das ausgereifteste erschien, zuerst behandelt.
Die Besprechung des Depositums begann mit Diskussionsbeiträgen darüber, ob das Latein weiterhin die zeitgemäße Sprache für alle laut gesprochenen Teile der Messe sein könne und solle. Zu diesem Zeitpunkt war es noch vollkommen selbstverständlich, dass die Worte des Hochgebets still gebetet wurde.  Insbesondere Missionsbischöfe schlossen sich dem Wunsch nach Verwendung der lokalen Sprache an, weil sie hier die Möglichkeit sahen, den Glauben einfacher zu vermitteln. Ihnen ging es auch darum,  Riten wie dem der Eheschließung symbolische Handlungen einfügen zu können, die den lokalen Traditionen stärker entsprachen und dem Empfinden der Menschen leichter zugänglich waren.
Bischof Naga aus Japan z.B. wollte Kniebeugen durch tiefe Verbeugungen ersetzt sehen, den Gebrauch des Kreuzzeichens und das Küssen von Gegenständen (Küsse galten dort generell als zu intim für die Öffentlichkeit) einschränken.
Bischof Duschak (Philippinen, Deutscher) regte an, eine „ökumenische Messe“, laut gesprochen, zum Volk hin, mit neuem Messformular zu entwerfen (der Beschreibung in etwa das, was wir heute als Ordo novus kennen – allerdings ohne die kreativen Zusätze, die dann üblich wurden).  Allerdings schwebte ihm dies als Zusatzform für den ökumenischen Einsatz vor – also in einer Art Brückenfunktion zur traditionellen Messe hin.
Schon vor Ende des Konzils waren drei solche Messformulare ad experimentum approbiert worden. Man versprach sich davon ein allgemeines Aufleben der Spiritualität.
Bei diesen Beiträgen – die Redezeit war auf 10 min beschränkt, die Anzahl der Redner war nicht beschränkt - kam es zu einem im nachhinein als durchaus unschön einzustufenden Vorfall. Der fast blinde Kardinal Ottaviani überschritt die Redezeit deutlich und war so in seine Rede vertieft, dass ihm schließlich das Mikrofon ausgeschaltet wurde.  Die meisten applaudierten. – Bereits hier wird der Zeitdruck deutlich, unter dessen Zwängen schließlich viele Entscheidungen nicht ausreichend diskutiert werden konnten.
Am 6. November wurde das Konzilspräsidium ermächtigt, eine Debatte per Abstimmung schließen zu lassen, wenn das Thema erschöpfend behandelt worden sei. Weniger wichtige Kapitel sollten gesammelt nicht einzeln diskutiert werden. Für Interessengruppen sollten nur noch Vertreter sprechen.
Diskutiert wurde auch, ob und wie das Breviergebet geändert werden sollte, von vielen wurde eine Reduzierung gefordert. Dies solle zugunsten von privatem Gebet und Frömmigkeitsübungen geschehen.
Es gab Vorschläge, den Ostertag fest auf den ersten Aprilsonntag zu legen. Bischof Pohlschneider von Aachen schlug vor, das Fasten in der Fastenzeit auf drei Tage zu beschränken, da es der moderne Mensch ohnehin nicht beobachte und auch der Klerus sich davon gewöhnlich dispensiere. Statt dessen solle jeder aufgerufen sein, „spezielle Opfer“ zu bringen. Auf Antrag von Bischof Cousineau wurde der Name des heiligen Josefs mit Gültigkeit ab dem 8. Dezember in den Messkanon eingefügt. Sechs Bände von Petitionen darum hatten bereits im März 1962 vorgelegen.
Das Schema über die „Quellen der Offenbarung“ wurde am 14. November vorgelegt. Zu diesem Zeitpunkt war unter den Konzilsvätern bereits ein Konkurrenzschema verteilt worden. Es ging auf die Bischofskonferenzen Österreichs, der Schweiz, Deutschlands, der Niederlande und Belgiens zurück und nahm für sich in Anspruch positiver und pastoraler zu sein. Es stellte sich heraus, dass diese Gruppe bei der Vorbereitung des offiziellen Schematas überstimmt worden war und nun so dafür sorgte, dass ihre Meinung allen vorgetragen wurde. Nach viel Empörung und stürmischen Diskussionen  wurde nach einem Appell von Bischof De Smedt (Belgien) für Sekretatariat des Rates für die Einheit der Christen, der im offiziellen Schema einen Mangel an ökumenischem Geist kritisierte, beschlossen die Diskussion zu unterbrechen. Der Papst entschied, das Schema vor der Neuvorlage durch eine neue Kommission revidieren zu lassen.
Nach schwerer Kritik am Schema „Über die Kirche“ wurde beschlossen, die Schemata „Über die Kirche“ und „Über den Ökumenismus“ mit den „Quellen der Offenbarung“ zu einem Schema zusammenzulegen.
Viele organisatorische Gründe führten dazu, dass eine zweite Sitzungsperiode erst am 8. September 1963 beginnen sollte.  Zum Ende der ersten Periode war noch kein Text approbiert worden

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