Wie erlangt man in der deutschen katholischen Kirche die Bezeichnung einer Art Randgruppe, einem "Flügel" anzugehören. Ganz einfach, indem man öffentlich darum bittet, dass:
- (angehende) Priester ermutigt werden, den Zölibat zu leben
- Theologen den Glauben argumentativ unterstützen
- Theologiestudenten Seelsorger finden, die nicht gegen den Papst polemisieren
- die Liturgie ordentlich gefeiert wird
- das Sakrament der Ehe gefördert wird
- ein Dialog stattfindet, der alle Gläubigen mit einbezieht und nicht auf nicht-repräsentative Gruppen und Vertreter der Bischofskonferenz beschränkt bleibt
- Bischöfe klar Stellung beziehen, wenn katholische Glaubensüberzeugungen öffentlich in Frage gestellt werden
Das oben Genannte sind die Bitten der Petition Pro Ecclesia an die Bischöfe gewesen.
Wie anders soll ich es verstehen, wenn Erzbischof Zollitsch Folgendes sagt?
" Er finde sich derzeit in der paradoxen Situation, dass er zwischen den verschiedenen Flügeln innerhalb der katholischen Kirche - etwa den Anhängern des reformorientierten Theologenmemorandums und der dagegen gerichteten „Petition Pro Ecclesia“ - vermitteln müsse, damit sie miteinander sprächen."
Sind ganz normale Katholiken (zumindest das, was überall sonst in der Welt so bezeichnet werden würde, denn -ernsthaft- wer kann sich diesen Bitten denn nicht anschließen?) in Deutschland nur nur ein "Flügel"?
Und wieso verdient die Forderung (!), die katholische Sexualmoral aufzugeben, alles als potentiell vorbildhaft zu bezeichnen, bei dem es zu einvernehmlichen sexuellen Beziehungen kommt, dazu noch mehrere Sakramente ihres bisherigen Inhaltes zu berauben (Ehe, Priesterweihe, Eucharistie, Bußsakrament) und sich offen gegen eine Entscheidung zu stellen, die der jetzige und der derzeitige Papst klar als bindend bekräftigen
das Etikett "reformorientiert"?
Und auch: Da die Unterzeichner der Petition ja darum baten, dass sie bitte in das Gespräch mit einbezogen werden, kann es eigentlich nicht sie meinen, wenn der Erzbischof hier sagt, er müsse vermitteln, damit die "Flügel" miteinander sprächen. Ist dies also eine indirekte Mitteilung, dass der "reformorientierte Flügel" (also die meisten Pastoraltheologen, Religionslehrer etc.) es für indiskutabel halten, nicht-studierte Theologen und Theologen, die anderer Meinung sind, auch einmal zu Wort kommen zu lassen?
Rätsel über Rätsel. Oder aussagekräfig?
Danke für diesen treffenden Artikel. Ich wundere mich auch nur noch. Erzbischof Zollitsch, zum Ober-Sheriff mutierend?
AntwortenLöschenIch stimme von Herzen in diesen tiefen Stoßseufzer ein.
AntwortenLöschenAm 8./9. Juli ist die Auftaktveranstaltung zum Dialogprozeß geplant. Bislang sehe ich noch keine Bestrebung die Vertrer, Unterstützer oder Unterzeichner der Petition pro Ecclesia in den Prozeß einzubinden, nicht einmal als Flügel.