Während heute auf einigen Blogs von Ritenstreit die Rede ist (wobei es seltsamerweise nur um einen Ritus geht, nämlich den römischen in älterer und neuerer Ausführung), kehre ich mit diesem Post in eine Gemeinde zurück, die ganz selbstverständlich wie alle (viele?) in ihrer Stadt und dem Umland tatsächlich einen anderen Ritus feiert, nämlich den ambrosianischen.
Im ambrosianischen Ritus gibt es etwas andere Messtexte als im römischen, andere Tagesheilige, andere Lesungen, einen anderen Ablauf der Liturgie (manchmal etwas verwirrend für Gäste, besonders der Friedensgruß zu Anfang des eucharistischen Teils des Gottesdienstes).
Aber obwohl das in Mailand alles anders ist, kommt keiner auch nur auf die Idee, das könne der Anfang einer Spaltung sein. Schließlich feiert man schon seit Jahrhunderten ambrosianisch die Messe und hat immer noch kein Schisma mit Rom.
Und keiner bekommt die Krise, wenn mal der römische Ritus gefeiert wird. Das passierte bei der Konferenz in der vergangenen Woche, als Erzbischof Rino Fisichella zu Gast war; seine Predigt war nämlich auf die Lesungen des römischen Ritus ausgerichtet und er bat darum, den auch ganz zu verwenden. Kurze Hektik, dass die Übersetzung die richtigen Lesungen bekam und damit hatte es sich. Gerade für Sant'Eustorgio bedeutete es sogar eine größere Umstellung, da dort sehr viele Laien kleine Dienste in der Liturgie übernehmen, die in keinem Messbuch stehen.
Was aber so manches Gemeindemitglied von Sant'Eustorgio schon betrübt hat, hörte ich in Privatgesprächen außerhalb der heiligen Messe. In Deutschland da sei das schon traurig. Wie da verbissen um Ämter in der Messe gerungen werde und verbittert auf Rom geschimpft. Wie wenig Freude die Gemeinde an der Liturgie selbst habe. Dass man ständig über Strukturen diskutiere statt das Wort Gottes mit Freude aufzunehmen. Und wie unwürdig da oft die Liturgie gefeiert werde. Wie schwer es da zu vermitteln ist, dass das Gebet die Basis bildet, auf der man andere Menschen erreicht. Traurig!!
Und das sagen Leute, die alles andere als traditionell sind, sondern die in Bezug auf Liturgisches oft sogar sehr innovativ sind. Deren Basis für alles das Dokument Evangelii nuntiandi ist und die es schaffen, eine Liebe auszustrahlen, wie sie sonst kaum zu finden ist. (Klar gibt es auch mal Streit dort. Aber der Gesamteindruck ist doch eine überwältigende Freude und Liebe.)
Weil ich die Sache mit dem harmonischen Dasein dieses Ritus neben dem römischen schon gut 10 Jahre kenne, war ich völlig erstaunt, als wegen der alten Messe neben der neuen Messe - beides wie gesagt römischer Ritus - bei einigen Leuten eine Panik auszubrechen schien. Für mich absolut NICHT nachvollziehbar. Schließlich besuche ich selbst normalerweise Messen in der neuen Form und genieße es gelegentlich auch in die alte zu können, würde mir sogar mehr davon wünschen. Aber ich bin auch mit jeder andächtig und würdig gefeierten Messe in der neuen Form glücklich. Nur dass die eher rar sind!!!
In Mailand war es entlastend ohne Aufhebens zu verursachen, die Mundkommunion empfangen zu können. Zuhause verzichte ich darauf, weil einige Leute daraus ein Politikum machen!!
Ich sehe hier in Deutschland einfach einen gewaltigen Mangel an Katholizität, d.h. an Offenheit auch von der eigenen Meinung Abweichendes stehen zu lassen. (Wohl gemerkt Meinungen und persönliche Auffassungen!) Aber bitte keine Abweichungen von dem was katholische Glaubenslehre und verbindlich ist. Nur, werden hier gerade von denen, die sich für besonders modern halten, oft Meinungen, die von der ihren abweichen, sehr intolerant verfolgt, während dieselben Menschen sehr großzügig damit sind, ihr eigenes Lehramt zu sein.
Das ist das Problem.
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