Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 16. Juni 2011

"pro multis" - übersetzt oder gedolmetscht

Heute abend kam das Thema mal wieder auf. Ein netter Mensch verfocht, wie schrecklich es sei, wenn da wieder die alte Übersetzung in die Messbücher solle. Die Runde enthielt Verfechter vieler kirchlicher Lager und es war anderes zu diskutieren. Darum habe ich dem Betreffenden nur einen Zettel geschrieben:

Das ist eines der wenigen wortwörtlichen Zitate, die wir von Jesus haben, und er hat "viele" gesagt. Ein Übersetzer hat nicht das Recht den gesagten Text zu verändern. Denn der Sprecher hat sein Wort bewusst gewählt. - Wer sind wir denn, dass wir den Herrn zensieren könnten?

(in etwa so: Also, Herr Jesus, du hast dich da etwas missverständlich ausgedrückt, als du diesen Befehl da gegeben hast. Jemand könnte sich dadurch ausgegrenzt fühlen. Da ich die Menschen etwas besser kenne als du, korrigiere ich mal deinen Fehler.)

Worüber sich viele nicht klar sind, ist der Unterschied zwischen "übersetzen" und "dolmetschen". Übersetzen muss ganz exakt sein, dolmetschen überlässt einiges der Kreativität des Dometschers. Ich habe schon in beiden Bereichen gearbeitet. Dolmetschen ist relativ einfach, wenn man die Zielsprache gut beherrscht. Übersetzen kann äußerst vertrackt sein, da kann es schon vorkommen, dass eine Passage mehrfach zur Korrektur zurückgeschickt wird, wenn der Autor des Originaltexts Kenntnisse in der Zielsprache hat. Denn er weiß schließlich, was er ausdrücken wollte, der Übersetzer muss raten.
Ein Dolmetscher berücksichtigt, dass der Sprecher Gegebenheiten in der Zielsprache nicht kennt und ergänzt mit seinem Wissen - und seinen Annahmen.

Ich bin der Meinung, Worte unseres Herrn Jesus verdienen eine exakte Übersetzung, auch wenn sie zum Stolperstein werden für den einen oder anderen. Sie zu verdolmetschen und mit unserer Interpretation zu verbessern, ist dahingegen reichlich anmaßend, insbesondere, wenn dadurch die originalen Worte ganz verdrängt werden.

Aber da die Rechthaberei und Besserwisserei in deutschen Landen lange Tradition hat, werden wohl auch die Worte Jesu noch ihr Opfer sein, wenn alle Welt sonst ihre Übersetzungsfehler verbessert hat.

2 Kommentare:

  1. "Wenn jemand nicht zuerst das Wasser kennt, kennt er nichts. Denn was nützt es ihm, wenn er darin getauft wird? Wenn jemand nicht weiß, wie der wehende Wind entstanden ist, wird er mit ihm hinweggeweht werden. ...Jemand, der nicht kennen wird die Wurzel der Schlechtigkeit, ist ihr kein Fremder."

    Jesus von Nazareth (nicht in der Bibel zu finden)

    "Unser Geld bedingt den Kapitalismus, den Zins, die Massenarmut, die Revolte und schließlich den Bürgerkrieg, der erfahrungsgemäß mit unheimlicher Schnelligkeit zur Barbarei zurückführt. ...Wer es aber vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen, statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen..."

    Silvio Gesell (Geld oder Krieg)

    Es gibt Kindergarten-Diskussionen und Diskussionen für Erwachsene. Erstere beschäftigen sich mit der a priori sinnlosen Frage, ob es noch eine andere Möglichkeit für das zivilisierte Zusammenleben geben könnte als die Natürliche Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft = freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus), die der Sozialphilosoph Silvio Gesell bereits 1916 vollständig und widerspruchsfrei beschrieben hatte (alle "Gegenargumente" basieren auf Vorurteilen und Denkfehlern) und die Ludwig Erhard noch nicht durchsetzen konnte, weil ihm die "katholische Soziallehre" in die Quere kam; letztere behandeln die überaus interessante Frage, warum es Kindergarten-Diskussionen sogar noch im 21. Jahrhundert gibt (wobei die "hohe Politik", so genannte "Wirtschaftsexperten" und der "hohe Journalismus" noch nicht einmal bis zum "Niveau" der Kindergarten-Diskussionen vorgedrungen sind).

    Wo wir heute vielleicht schon sein könnten, wäre die ideale Makroökonomie bereits nach dem ersten Weltkrieg verwirklicht worden (womit sich der zweite Weltkrieg - zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten - erübrigt hätte), kann bestenfalls erahnen, wer die "Großen Vier" (Heinlein, Asimov, Lem, Clarke) vollständig gelesen hat. Wo die Menschheit aber heute wäre, hätte es die "heilige katholische Kirche" nicht gegeben, sprengt jedes Vorstellungsvermögen: http://www.deweles.de

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  2. ?????
    @Freiwirtschaftler
    Das scheint eine Meinungsäußerung zu sein, was Sie da sagen. Mit dem Thema des Posts hat sie allerdings rein gar nichts zu tun. Denn hier wurde eine rein sachliche Anmerkung zum Unterschied zwischen Dolmetschen und Übersetzen gemacht und welchem Anspruch sich ein Dolmetscher oder Übersetzer zu stellen hat.
    Die Ideen von Lem et al. näher zu besprechen, kann durchaus sehr interessant sein, ist aber nicht Anliegen meines Blogs. Genausowenig wie die Weltwirtschaft.

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