Gestern abend war eine Bekannte bei mir. Die arbeitet an einer Schule, die den Namen von Bischof Ketteler trägt. Fast eines der ersten Dinge, die sie sagte war: „Weißt du noch von dem Gottesdienst, zu dem unsere Schule in Mainz beordert war? Ich wünschte, ich wäre nicht da gewesen.“
Was war passiert?
Das Ordinariat hatte angeordnet, dass alle katholischen Schulen, die den Namen Ketteler tragen, an diesem Tag nach Mainz kommen. Statt Unterricht war die Teilnahme an einer heiligen Messe und am Rahmenprogramm Pflicht. Es handelt sich um sehr verschiedene Schulen mit jungen Menschen aller Altersklassen und religiösen Zugehörigkeiten, d.h. es waren jede Menge Nicht-Glaubende, Muslime, nicht-katholische Christen, nicht praktizierende katholische Christen und natürlich auch der eine oder andere aktive Gläubige anwesend. Zur Kommunion gegangen sind sie alle. Vielleicht wurde auch jemand übersehen, aber eine Gruppe von Erzieherinnen befahl selbst den Zweitklässlern im Vorkommunionalter nach vorne zu marschieren. Meine Bekannte war als Kommunionhelferin eingeteilt. Sie hat beobachtet, wie verschiedene Kinder keine Ahnung hatten, was sie denn überhaupt mit der Hostie tun sollten, damit gestikulierend durch die Kirche liefen.
Eine Ansage vor der Kommunion, wie man sich verhalten könne, hatte es nicht gegeben. Auch keine Informationen über oder Vorbereitung auf den Gottesdienst.
Meine Bekannte meinte, ihr sei jetzt noch übel, wenn sie daran denke. Aber was habe sie tun sollen. Sie sei doch nicht verantwortlich gewesen. Ich habe ihr vorgeschlagen, nächstens bei solcher Gelegenheit, schlicht die Ausübung des Kommunionhelferdienstes zu beenden, statt an so etwas mitzuwirken. Dazu kann man schließlich nicht gezwungen werden.
In der Kirchenzeitung stieß ich dann heute auf die folgende Darstellung des Geschehenen:
„Mehr als 1600 junge Menschen ... feierten in Mainz ein Fest zu Ehren von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, dessen 200. Geburtstag dieses Jahr begangen wird. Fünf Schulen aus dem Bistum, die Ketteler gründete oder die seinen Namen tragen, feierten einen Gottesdienst im Dom, besuchten eine eigens errichtete Ausstellung im Kreuzgang und widmeten sich einigen Projekten, die sich mit dem Leben und Werk Kettelers befassten. In der Predigt betonte Weihbischof Neymeyr die bis heute spürbare Bedeutung Ketterlers für die sozialen Errungenschaften der deutschen Arbeitnehmer.“
Zwei Berichte.
Vielleicht ist noch zu vermerken, dass es sich bei einer der Schulen um eine Lernhilfeschule handelte, deren Schüler mit der Ausstellung und der sozialen Bedeutung Kettelers relativ wenig anfangen konnten.
*schluck*
AntwortenLöschenWirklich übel!
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