Es „verleumdet die Welt die hehre Gottseligkeit soviel sie nur kann; sie dichtet den Gottseligen ein widerliches, düsteres, grämliches Gesicht an, und schildert sie als Leute, voll von Melancholie und unerträglichen Launen. ... Die Welt sieht, wie die Gottseligen fasten, beten, Unbilden ertragen, Kranken dienen, Almosen geben, wachen, den Zorn unterdrücken, ihre Leidenschaften bändigen und ersticken, die sinnlichen Vergnügungen sich versagen und mehr Anderes der Art thun, was der Natur schwer und hart ist; aber die Welt sieht nicht die innerlich im Herzen verschlossene Tugend der Gottseligkeit, welche alle diese Werke angenehm, süß und leicht macht ... Auch die Gottseligen finden in den Werken der Abtödtung viele Bitterkeit; das bestreite ich dir, o Weltling, nicht; aber während sie dieselben ausüben, wird ihnen das Bittere süß und lieblich.“ Philothea I.2
Immer wieder betont Franz von Sales, dass die Gottseligkeit (heute würden wir vielleicht auch Entweltlichung dazu sagen) gerade im gleichzeitiger Hinwendung zu Gott und zu den Nächsten besteht. Dass die Vertiefung des geistlichen Lebens mit einer Verstärkung der caritativen Tätigkeit einhergeht und umgekehrt. Mangelt es an einem vom beiden, ist es eben keine „Gottseligkeit“ sondern jemand wählt nur den einen oder anderen Aspekt aus, um damit seinen Mangel an wahrer Liebe zu überdecken, was ihm gelegentlich auch in den Augen anderer gelingt. Franz von Sales nennt im ersten Kapitel der Philothea zahlreiche Beispiele dazu und schließt:
„Wie es demnach der Liebe eignet, alle Gebote Gottes ohne Ausnahme und ihrem ganzen Umfange nach zu erfüllen, so eigent es der Gottseligkeit, dieselben rasch und eifrig zu vollziehen.“
Schön, diesem Text wieder einmal zu begegnen! Vor vielen Jahren, auf dem Weg zu einer "normalen" christlichen Lebensgestaltung haben wir mit Gewinn Einiges dieses frommen Bischofs und Seelenführers gelesen (in durchaus moderner Schrift gedruckt..). Und eben habe ich eine recht gute Online Ausgabe von Philothea entdeckt: http://www4.desales.edu/~salesian/resources/virtual/deutsch/philothea.htm
AntwortenLöschenDas Grossartige bei Franz von Sales ist seine echte, und dennoch weltverbundene Frömmigleit!