Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 26. Februar 2012

fragliche Umfragen: ein Beispiel

Dass jede Umfrage nur so gut ist, wie die Fragen, die darin gestellt werden und jede Statistik, das bestätigt, was der will, der sie "gefälscht" hat, ist ja eigentlich bekommmt.

Da stand also diese KNA-Meldung: "Mehr als 50% der Deutschen nimmt nach einer Studie ihre zehn Millionen behinderten Mitbürger nicht wahr. Jeder Dritte hat gar keinen Kontakt zu Behinderten."

1) 10 Millionen Bundesbürger, d.h. so um die 15%. Wie wahrscheinlich ist es, dass da egal wer tatsächlich keinen davon kennt. Ich würde behaupten, das ist nur möglich, wenn man sich in seiner Wohnung einschließt und nicht aus dem Fenster sieht.
Was also ist da geschehen?

2) Vermutlich wurden für die 10 Millionen alle gezählt, die einen Behindertenausweis haben, d.h. ein großer Teil aller Mitbürger über 60 Jahre. Und alle die, die diesen Ausweis einmal bekommen haben und auch bei Besserung der Erkrankung großen Wert darauf legen, ihn zu behalten, weil er eine Menge Vorteile verschafft. (Mal ganz abgesehen von den völlig Gesunden, die die Ausweise von nichts mehr den Verkehr nutzenden Familienangehörigen zu eigenen Zwecken gebrauchen ....)

3) Die meisten der Inhaber eines solchen Ausweises würden sich wahrscheinlich selbst nicht als "Behinderter" bezeichnen. Noch würden ihre Bekannten und Freunde sie so sehen.
Also haben bei der Umfrage so ziemlich alle an schwer geistig oder körperlich Behinderte gedacht, die ständige Fürsorge brauchen und ausgesagt, dass sie so jemanden nicht näher kennen.
Wäre stattdessen die Frage gestellt worden: Kennen Sie Inhaber eines Behindertenausweises wäre das Ergebnis völlig anders ausgefallen. Vermutlich hätten über 90% der Befragten mit Ja geantwortet.

4) Was ist also das Ergebnis der Studie: Nicht etwa, dass in irgendeinem Grad Behinderte völlig ausgegrenzt sind, sondern dass viele der offiziell und auch tatsächlich Behinderten so stark integriert sind, dass sie gar nicht als "Behinderte" wahrgenommen werden, sondern als Freunde und Bekannte, die eben die eine oder andere Erkrankung haben.

5) Die Statistik ist sowieso nicht sehr sinnvoll. Nehmen wir dazu ein privates Beispiel: Mein Vater hat aufgrund einer schweren Arbeitserkrankung, die einen Teil seiner Lunge zerstört hat einen Behindertenausweis. Niemand, wirklich niemand würde von ihm je als "Behinderter" denken. Er erledigt Arbeiten, die ich bei bester Gesundheit nicht geschafft hätte und hat eine unglaubliche Kondition; von Kraft ganz zu schweigen. - Ich dagegen habe eine rheumatische Erkrankung, Polymyositis. Ich versuche es zu vermeiden, dass jeman mich beobachtet, wenn ich mit einer Last eine Treppe hinaufgehe, denn dann sieht man, wie mühsam das ist. Ansonsten merkt das keiner. Vielleicht bekäme ich so einen Behindertenausweis, wenn ich wollte. Dennoch würde auch ich mich nicht als "Behinderten" bezeichnen sondern nur als jemand, der durch eine Erkrankung für erst einmal unabsehbare Zeit stark eingeschränkt ist. Da ich es bisher geschafft habe trotzdem noch Gipfel zu erklimmen (es war mehr Arbeit, brauchte etwas Technik und Planung), käme auch sonst niemand auf die Idee, ich sei behindert (außer er sieht mich mit einer 5-Kilo-Tasche eine Treppe hinaufgehen).

Was also soll oben genannte Umfrage taugen. Sie geht völlig an unserer Lebenswirklichkeit vorbei und bestätigt die Unfähigkeit der Fragesteller oder ihre bewusste Absicht zu manipulieren. Ihre Folgerungen sind jedenfalls mit Vorsicht zu betrachten.

1 Kommentar:

  1. Naja, das "Fälschen" geht ja schon damit los, dass man in der KNA-Meldung "Deutsche" und "Mitbürger" verwurschtelt. Es gibt in Deutschland 81.8 Mio. Einwohner, aber nur 74.7 Mio. Deutsche. Oder wurden da etwa explizit nur Deutsche befragt? :-)

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