Heute habe ich den Artikel der DT vom Dienstag über die deutsche Gemeinde im türkischen Antalya gelesen. Zweimal. Um sicherzugehen, dass ich das wirklich lese. Da hat ein von der DBK unterstützter Prälat mit den türkischen Behörden Bemerkenswertes ausgehandelt: Der Zutritt zur Kirche steht jedermann frei, er darf religiöse Schriften führen, eigene publizieren, Deutschsprachige in Krankenhäusern und Gefängnissen besuchen und jeden Sonntag Gottesdienst halten. Dafür kann man ihn und die türkischen Behörden nur loben. Wenn er mal nicht da sein kann, sorgt er dafür, dass möglichst zur Aushilfe der evangelische Pfarrer aus Teheran anreist, um einen Wortgottesdienst zu halten. Denn das Angebot des Sonntagsgottesdienstes in Antalya ist nicht konfessionsgebunden, d.h. es findet auch wenn der Herr Prälat da ist, nur eine Wortgottesfeier statt, ohne Kommunionausteilung, denn einen Tabernakel gibt es nicht. Hört sich alles in allem ganz passabel an.
Aber dann komme ich irgendwie nicht ganz mit. Der Mann ist katholischer Priester und verbringt Wochen und Monate in Antalya, ohne auch nur den Wunsch zu verspüren, die Messe zu feiern? Denn wenn er sie, z.B. an einem Sonntag, was sich ja anbieten würde, z.B. früh vor dem Haupt-Wortgottesdienst feiern würde, dann müsste es doch möglich sein, dass Touristen vor Ort da dazu kommen, oder? Aber offenbar nicht. Denn bis auf wenige Ausnahmen sei „eucharistisches Fasten“ angesagt.
Gut, dass Text nicht wirklich ein Ansteigen der Lautstärke wiedergeben kann. Denn an dieser Stelle möchte ich doch einmal fragen: WER IN ALLER WELT HAT JEMALS DIESEN HIRNVERBRANNTEN IN SICH WIDERSPRÜCHLICHEN BEGRIFF GEPRÄGT?
Schauen wir uns doch einmal diese zwei Elemente an:
a) Fasten: Ich enthalte mich bewusst und freiwillig von Dingen, die mir nicht lebensnotwendig sind, sondern die einen gewissen Luxus darstellen oder sogar für einen begrenzten Zeitraum von Dingen, die mir eigentlich notwendig sind, und ich tue das nicht einfach so, sondern letztendlich um von dem freier zu werden, das mir hilft Gott nahe zu sein. – Das also ist Fasten.
b) Eucharistie: heißt bekanntlich Danksagung. Hier handelt es sich um einen Gott geschuldeten Akt der Anbetung und des Dankes in Gehorsam zu seinem Wort.
Wie kann es also „eucharistisches Fasten“ in dem Sinn geben, dass die Eucharistie nicht stattfindet?
Denn derart definiertes„eucharistisches Fasten“, das hieße doch folgerichtig: um Gott näher zu kommen, unterlasse ich es bewusst und freiwillig, seinem Wort zu gehorchen und Ihm in angemessener von Ihm festgesetzter Form Anbetung und Verehrung entgegenzubringen.
Wie niedrig muss der IQ denn sein, um nicht zu erkennen, dass das ein wirklich unvereinbarer Widerspruch ist? Wie lange lassen wir es noch durchgehen, dass jemand den Begriff Fasten so missbraucht?
Oder lassen uns durch die Pseudofrömmigkeit einschüchtern, die hier von uns verlangt wird.
Klar gibt es eucharistisches Fasten, aber das hieße, dass ich auf alles (Mögliche) verzichte außer der Eucharistie, so wie gewisse Heilige.
Der Begriff des eucharistischen Fastens ist gar nicht neu erfunden. Nur wird das ieiunium eucaristicum im Deutschen immer mit "Eucharistische Nüchternheit" übersetzt. Gemeint ist der Brauch, eine gewisse Zeit vor dem Empfang der Eucharistie zu fasten. Seit der Alten Kirche ist das in etwa so der Vorabend oder auch der Morgen vor dem Gottesdienst. So vage ist es heute noch bei den Russen - die Griechen fasten m.W. gar nicht mehr.
AntwortenLöschenSpäter wurde es dann im Westen präzisiert: ab Mitternacht. Nach der Einführung der Abendmesse durch Pius XII. während des II. Weltkriegs gab es dann die Erlaubnis, das Fasten auf 3 Stunden zu verkürzen - also am Nachmittag nichts zu essen und zu trinken. Diese Regelung ist dann auf eine Stunde abgemildert worden - gilt aber auch heute nach wie vor. Nur daß man es sich nicht mehr traut, so etwas laut zu sagen, der netten Seniorentruppe, die noch die Kuchenkrümel im Gesicht haben, wenn sie zur Messe gehn... oder oder oder.
@Karl
AntwortenLöschenDanke, ja das kann eucharistisches Fasten nennen. Der Missbrauch, der mit dem Wort getrieben wird, ist, dass diese zwei Worte gebraucht werden für ein Ausfallenlassen der Eucharistiefeier. Da wäre also interessant zu wissen, wer das angefangen hat.
Der Begriff Eucharistisches Fasten geht meines Wissens auf den Liturgiewissenschaftler Prof. Harnoncourt zurück. Er ruft dazu auf, solange die getrennten Kirchen nicht zusammen Mahl halten können, bei ökumenischen Treffen auf Eucharistiefeiern verzichten. Ein gemeinsames Fasten sei ein deutlicheres Zeichen der Gemeinschaft als das Feiern an getrennten Tischen. So ist das Fasten ein Buß- und Trauerfasten, denn die Trennung der Kirchen widerspricht eindeutig dem Willen Christi.
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