Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Gemeindeleben Wurstelheim: Wie man Menschen in Krisensituationen anspricht am Beispiel einer Regelung zu Trauerfeiern

Heute beginnen wir also mit Episoden aus einer Gemeinde der Blogözese. Wir wollen sie Wurstelheim nennen, gelegen im Dekanat Weinland-Mitte unseres deutschlandumfassenden Internetbistums. Wir begeben uns mitten hinein in die Ereignisse, die natürlich schon eine längere Vorgeschichte haben, aber irgendwo muss der Anfang schließlich gesetzt werden.
Die Wurstelheimer Katholiken sind völlig normale Menschen, falls sich also irgendwann eine Gemeinde anderen Namens in einigen Details wiederzuerkennen glaubt, sei darauf verwiesen, dass solche Zusammentreffen ganz unvermeidbar sind in der weiten Blogözese. Denn auch wenn die Wurstelheimer in manchen Angelegenheiten ein besonderes Geschick beweisen, an Angelegenheiten heranzugehen, sie sind ganz sicher nicht die einzigen, die über so viel Kreativität und Einfallsreichtum verfügen und können daher nicht einfach Anspruch auf diese denkerischen und anderen Leistungen erheben.
Den Pfarrgemeinderat (PGR) von Wurstelheim und auch dessen Pfarrer, den hochwürdigen Herrn Peter Schlau, beschäftigt seit einigen Monaten ein Problem: der Gottesdienstbesuch in Wurstelheim liegt noch deutlich unter dem Durchschnitt des Dekanats Weinland-Mitte und scheint stetig im Sinken begriffen zu sein. Diese alarmierende Situation hatte schon zu einschneidenden Maßnahmen geführt. Seit Ostern stand fest, dass es für die erschreckende Entwicklung nur eine Erklärung geben konnte, nämlich, dass etwas nicht stimmt an der Sonntagsliturgie der Gemeinde. Wenn es gelänge, genau zu ermitteln, was es ist, könnte man die dringend nötigen Änderungen vornehmen und würde endlich wieder steigende Besucherzahlen erreichen. Aus diesem Grund rief Hochwürden Peter Schlau zu einer Liturgiewerkstatt auf, in der die nötigen Änderungen andiskutiert werden sollten.
Nun sind Pfarrgemeinden oft etwas träge Gebilde und so kam es in den nächsten Wochen erst einmal zu keinen Wortmeldungen der so freundlich in Predigten und Pfarrbriefen zu mehr Elan ermutigten Gemeindemitglieder. Ihrer großen Verantwortung bewusst, ließen sich die Verantwortlichen dadurch aber nicht beirren. Da jedes Managementseminar, wie es heutzutage jeder kirchlich Interessierte wenigstens einmal besucht haben sollte, darauf hinweist, dass man Dinge konkret werden lassen muss, wurden zwei feste Termine für die Werkstatt angesetzt, jeweils im Anschluss an einen der Familiengottesdienste der Gemeinde. Denn es war ganz klar, die engagiertesten Gemeindemitglieder und insbesondere die Zukunft der Gemeinde besucht ja ausschließlich solche Gottesdienste, denen übrigens die unflexibleren Mitglieder weitgehend fernbleiben.
Allerdings konnte den Wurstelheimern wirklich kein Vorwurf gemacht werden, andere Gruppen ausgeschlossen zu haben. Jeder hatte und hat noch immer die Möglichkeit, Zettel mit Meinungsäußerungen den in Gruppenarbeit erstellten Sammlungen von Vorschläge hinzuzufügen. Die Wurstelheimer sind nette Leute. Ungünstig ist nur, dass so allmählich eine Sammlung von Meinungen zusammenkommt, die nicht zu vereinbare Dinge verlangt.
Während also die Meinungen noch gesammelt und sortiert werden, hat sich die Wurstelheimer Gemeindeleitung anderen Konfliktpunkten zugewandt, deren Bereinigung sicherlich zu einem gesunden Gemeindewachstum beitragen wird. Einer der absoluten Brennpunkte in letzter Zeit war der Themenkomplex: Beerdigung und Requiem.
Wurstelheim ist trotz allem immer noch eine recht große Gemeinde, auch wenn die Kirche gewöhnlich sehr leer ist, und es begab sich, dass in den vergangenen Wochen je mehrere Gemeindemitglieder pro Woche verstarben. Unglücklicherweise war Hochwürden Schlau in dieser Zeit mehrfach verhindert vor Ort zu sein. Die Gemeindereise, die von ihm organisiert und begleitet wurde, und die Herbstferien folgten etwas unglücklich aufeinander.
Das war nicht weiter schlimm, es gibt ja vor Ort einen Diakon, der auch die Beerdigungen halten kann. Außerdem bot er Wort-Gottes-Feiern an. Nur, wie das eben so ist, die Angehörigen der Verstorbenen bestanden wider alle Vernunft auf Requiemmessen. Eine Familie war sogar so uneinsichtig, einen Pfarrer von außerhalb kommen zu lassen, der einer Beerdigung vorstand und dann – ein echter Schlag ins Gesicht – das Requiem in dessen Pfarrkirche halten zu lassen, da vor Ort bei so viel Unverstand keine Erlaubnis dazu erteilt werden konnte.
Das erforderte ein entschiedenes Durchgreifen. Daher wurden an diesem Sonntag die Regelungen zur Bestattung Angehöriger in Abwesenheit des Pfarrers offiziell erlassen. Unmissverständlich wurde darauf hingewiesen, dass der Diakon Bestattungen, Trauerfeiern und Wort-Gottes-Feiern abhält. Das Dokument schloss mit dem Satz: „Einen auswärtigen Priester zur Feier des Requiems am Beerdigungstag zu bitten ist nicht erwünscht.“
Wir können alle zuversichtlich sein, dass diese klaren Worte alle Gemeindemitglieder zu Begeisterungsstürmen hinreißen werden. Hoffentlich ist für die nächsten Sonntage eine Kirchenbesucherzählung angesetzt. Denn solche liebevollen Worte können doch nicht anders, als Menschen, die bisher zögerten zu kommen, in die betreffende Gemeinde zu ziehen. Wo sonst findet man Gemeinschaftssinn und Eingehen auf die Bedürfnisse Trauernder so wunderbar vereinigt? Es steht zu erwarten, dass auch andere Gemeinden dieses Modell, dessen Genialität uns sprachlos lässt, bald aufgreifen werden.
Bis zum nächsten Bericht aus Wurstelheim!

2 Kommentare:

  1. ähem, ich trau mich ja fast nicht zu fragen, aber: Ist der Hintergrund dieses köstlichen Beitrags echt, und hast du nur gnädigerweise die Namen geändert? Oder ist das alles - realitätsnahe - Phantasie?
    Jedenfalls: Wurstelheim ist überall! Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Bericht aus unser aller Pfarrei, äh, pardon: Gemeinde.

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  2. Habe ich ebenso "live" im Bistum Limburg erleben müssen - während meines Studiums. *traurig, das*

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